Lesezeit: 4 MinutenDas Jahr 2011 war ein Jahr voller Irrungen und Wirrungen, voller Enttäuschungen und Überraschungen, voller Tops und Flops, wenn man so möchte. Von langersehnten neuen IPs, enttäuschenden Sequels und herzzerreißenden Indie-Titeln war in diesem Jahr alles dabei. Und auch wenn ich kurz davor war, Duke Nukem Forever als meinen Titel für das Jahr 2011 zu wählen, allein schon, weil es beeindruckend ist, wie diese wirklich lang, lang, langersehnte Fortsetzung von den vielen involvierten Developer-Studios vor die Wand gefahren wurde, gab es in jenem Jahr doch auch einige Spiele, die es wert sind, mit wehmütigem Blick in die Vergangenheit geehrt zu werden. Da wären zum Beispiel großartige AAA-Titel wie Batman: Arkham City, Portal 2 und Battlefield 3, aber auch wundervolle Indie-Titel wie To The Moon, Bastion und Limbo.
Doch ein einziges Spiel ragt wie ein zorniger Gott über all diesen Titeln und tritt mit einem lauten Fus Ro Dah die Tür zur Games-Party 2011 ein. „Ich habe die Modding-Szene neu definiert.“, sagt es mit herablassender Miene und zeigt Dragon Age 2 den Mittelfinger. „Du nennst dich Sandbox-Game, Arkham City? Fünf Quadratkilometer groß ist deine Map? Süß. Boom! Hier habt ihr 37km².“ Währenddessen sitzt Dark Souls mit einem zynischen Grinsen an der Bar und murmelt „Verdammte Casuals.“ und irgendwo in der Ecke trinkt sich Dead Island weinend ins Koma.
Kein Spiel ist im Jahr 2011 so eingeschlagen, wie das legendäre The Elder Scrolls V: Skyrim. Mit über 30 Millionen verkauften Kopien befindet es sich auf Platz 13 der meistverkauften Spiele aller Zeiten und deshalb möchten wir diese Artikelreihe zum Anlass nehmen, das Spiel zum Abschluss des Jahrzehnts noch einmal gebührend zu feiern.
Willkommen in Skyrim
Wer sich für Videospiele interessiert, kennt die folgende Szene. Man sitzt auf einem Karren, der durch eine idyllische Waldlandschaft fährt. Man ist dabei in Begleitung von einigen anderen, traurigen, schmutzigen Gestalten, die wie man selbst darauf warten, zum Schafott geführt zu werden. Hier und da glitcht das Pferd durch den Boden, ein NPC verdreht den Körper wie eine dieser aufgepusteten Werbefiguren, die im Wind hin und her wehen und der Karren fliegt 20 Meter in die Luft, macht ein paar Umdrehungen und landet dann wieder auf der Straße. Willkommen in Skyrim!
Während man dann selbst zum Schafott trottet und den Kopf auf den Block legt, um mit einer dicken Axt über den Jordan gejagt zu werden, kommt ein riesiger Drache mit dem albernen Namen Alduin um die Ecke und verwandelt das lauschige Dörfchen Helgen in eine flammende Apokalypse. Nachdem man entkommt, erfährt man schließlich, dass man selbst ein Drachengeborener ist und daher mit der Sprache der Drachen mächtige Fähigkeiten entfesseln kann. Diese gilt es zu lernen, um Alduin zu besiegen, der laut einer Prophezeiung die ganze Welt zerstören wird, wenn er nicht aufgehalten wird. Nebenbei herrscht auch noch ein Bürgerkrieg zwischen den rebellischen Sturmmänteln, die Skyrim vom herrschenden Kaiserreich in Tamriel lossagen wollen und der imperialen Legion, die Skyrim eigentlich ganz gerne weiter beherrschen würde. Und man selbst steckt mittendrin. Das ist die Rahmenhandlung, aber anstatt der Hauptquest zu folgen, kann man private Schicksale von NPCs erfahren und ihnen mit ihren unzähligen Sidequests helfen, oder man erkundet einfach nur die gigantische Karte, denn an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und sei es nur ein Riese, der einen mit einem einzigen Schlag in die Stratosphäre knüppelt.
So viel zu tun, so wenig Zeit
Wie bereits erwähnt, ist Skyrim aber weniger durch sein großartiges „Vanilla“-Game bekannt, sondern mehr für seine Modding-Szene. Da kommt es auch schon mal vor, dass ein Pegasus aus My Little Pony oder auch Thomas, die kleine Lokomotive das Dorf mit kalten, toten Augen dem Erdboden gleichmacht. Es gibt mittlerweile sogar einigermaßen funktionierende Multiplayer-Mods. Eng damit verbunden ist natürlich auch der Skandal, den Valve damals lostrat, als CEO Gabe Newell verkündete, Mods von nun an kostenpflichtig auf der eigenen Plattform anzubieten. Der dadurch ausgelöste Shitstorm machte diesen Plan zum Glück sehr schnell zunichte, sodass man das gigantische Skyrim auch heute mit verschiedensten Mods noch sehr viel gigantischer machen kann.
Mit DLCs, Mods und einem so schon sehr großen Hauptspiel gibt es in Skyrim so viel zu sehen, zu entdecken und zu tun, dass Menschen mehrere tausend Stunden in dieses Spiel gesteckt haben. Außerdem wurde das Spiel mittlerweile auf so vielen Plattformen veröffentlicht, dass selbst Bethesda auf der E3 2018 scherzte, es würde irgendwann auch auf Pagern und Smart-Kühlschränken zu sehen sein. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Skyrim für PC, PS3, PS4, Xbox360, Xbox One und Nintendo Switch erhältlich, unter anderem auch als VR-Version.
Das Spiel des Jahres 2011
Es gibt also keine Ausrede mehr, sich das Spiel noch nicht angesehen zu haben. Ich selbst habe Skyrim nicht so geliebt, wie manch andere in der Redaktion oder in meinem Freundeskreis und trotzdem unzählige Stunden darin versenkt. Denn man muss The Elder Scrolls oder Bethesda was das angeht nicht lieben, um sehen zu können, dass Skyrim nicht nur im Jahr 2011 die Gaming-Welt revolutioniert hat.
Und auch wenn es grafisch nicht mehr beeindruckend ist, das Gameplay sich hier und da sehr klobig anfühlt und selbst nach unzähligen Patches an gefühlt jeder Ecke ein Glitch darauf wartet, das Game in einen Monty Python Sketch zu verwandeln, kitzelt Skyrim den Abenteuergeist seines Publikums so geschickt, dass man gar nicht merkt, wie tief man eigentlich schon drin ist. Und auch wenn es mir für From Software wirklich leidtut, weil ich persönlich eigentlich Dark Souls bevorzuge, öffnet Skyrim die Tore zu einer ganzen Welt voller Vielfalt, Leben und abenteuerlicher Neugierde. Also pflückt ein paar Schmetterlingsflügel, sammelt eure Käseräder und zieht euren Bogen (wir wissen, dass ihr doch eh nur wieder Stealth-Sniper spielt), denn auch 8 Jahre später ist es immer noch eine Mordsgaudi, eine Ziege vom Berg zu pusten.
Die Games des Jahrzehnts – Das Jahr 2010
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