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New Tales from the Borderlands – Ein Adventure ohne Telltale?

von am 10. Dezember 2022
DETAILS
 
Spieldauer:

~6-7 Stunden
mehr fĂĽr alle Endings

FĂĽr Fans von:

Adventure Games, Telltale Games
Borderlands

Accessibility-Optionen:

Untertitel
Quick-Time-Event Einstellungsmöglichkeiten
Einstellen der Textgeschwindikeit und Sichtbarkeit

Pluspunkte

+ technisch Einwandfrei
+ gute neue Ansätze im Gameplay
+ viele Einstellmöglichkeiten bezüglich Quick-Time-Events
+ beinhaltet ein vollkommen ĂĽberflĂĽssiges aber irgendwie lustiges Minispiel

Minuspunkte

- Humor kommt nicht durch und/oder zu kurz
- nicht die stärksten Charaktere
- zu ĂĽberhastet

Editor Rating
 
GAMEPLAY
7.0

 
GRAFIK
8.0

 
SINGLEPLAYER
6.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
7.0

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Zusammenfassung
 

New Tales from the Borderlands hat es nicht leicht die großen Schuhe des Vorgängers zu füllen. Mit guten Ansätzen für das Gameplay aber leichten Einbrüchen bei der Story stellt New Tales from the Borderlands ein eher mildes Abenteuer dar. Beizeiten schwächelt der serientypische Borderlands Humor sehr stark und auch die drei Protagonisten haben es nicht in mein Herz geschafft. Hier und da scheint aber dennoch der Charme der Reihe durch, seien es durch Nebencharaktere und die ein oder andere witzige Situation.

 

Lesezeit: 6 MinutenDie Borderlands-Reihe überzeugte Spielerinnen und Spieler bislang mit ihrem Serien-typischen Humor und dem Looten und Leveln Gameplay, dem bekannten Cell-Shading-Look und einer ganzen Menge Geballer. Dass die Reihe aber mehr hergibt, bewies uns im November 2014 Telltale Games mit ihrem interaktiven Adventure Tales from the Borderlands. Hier ging es mehr um den Humor und die erzählte Geschichte als um die Bazillionen Waffen. Jetzt, acht Jahre später, erscheint mit New Tales from the Borderlands ein spiritueller Nachfolger. Dieses Mal übernimmt jedoch nicht mehr Telltale Games die Produktion des Adventure Games, sondern Gearbox Software legt selbst Hand an. Aber schafft es das Studio mit Shooter-Erfahrung ein gutes Adventure auf die Beine zu stellen? Ist der Charme und der Humor des ersten Teils noch vorhanden? Als Fan der Borderlands-Reihe habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den neuen Eintrag der Serie genauer unter die Lupe zu nehmen. Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr hier erfahren.

Worum geht es?

New Tales from the Borderlands spielt nach den Geschehnissen in Borderlands 3 und erzählt eine komplett eigene Geschichte mit neuen Figuren. Somit ist der zweite Teil der Tales of-Reihe eher ein spiritueller Nachfolger.

Wir folgen drei Protagonisten auf ihrem ganz persönlichen Abenteurer auf dem Planeten Promethea. Dort gehen alle drei Protagonisten ihrem ganz normalen Alltag nach und sind praktisch gesehen “Niemande”. Als der Planet jedoch Ziel einer Invasion wird, treffen die drei nach einigen Hindernissen zueinander und stolpern zusammen in ein Abenteuer. Dabei treffen wir auf neue verrĂĽckte Charaktere und Orte. Allerdings wäre es natĂĽrlich kein Borderlands, wenn es nicht auch um eine Vault und ihre riesigen ReichtĂĽmer gehen wĂĽrde. Aber schauen wir erstmal, um wen es hier geht.

Darf ich vorstellen

Da wäre zum einen die Wissenschaftlerin Dr. Anuradha Dhar oder kurz Anu. Sie ist zwar ein Genie, hat aber in sozialer Interaktion einige Defizite. So bekommt sie nicht selten Panikattacken oder agiert hektisch und unentschlossen. Sie verabscheut Gewalt und forscht daher auch an einer Lösung, dem Töten in der Galaxie Einhalt zu gebieten.

Ganz anders dagegen ist ihr Adoptivbruder Octavio. Dieser träumt von einer Zukunft als Medien-Mogul und wichtiger Persönlichkeit. Davon ist er dermaßen überzeugt, dass es ihn nicht selten in schwierige Situationen befördert.

Dritte im Bunde ist Fran Miskowicz. Sie besitzt einen Imbiss, in dem sie Frozen Joghurt verkauft. Ihr Imbiss wurde im Verlauf der Borderlands 3-Geschichte von einem gigantischen Laser stark beschädigt. Als temperamentvolle Frau, mit dem ein oder anderen Wut-Problemen, sinnt sie nun auf Rache und/oder Entschädigung. Mit ihrem Multifunktions-Hoverchair sollte man sie sicherlich nicht unterschätzen.

Schwächelnde Story

Die drei finden also zusammen und beschließen kurzerhand auf die Suche nach einer legendären Vault zu gehen. Was dabei herauskommt, will ich hier nicht verraten. Die Geschichte wird in fünf Kapiteln erzählt, wobei jedes ein anderes Setting besitzt. So finden wir uns auf der Planetenoberfläche wieder, begeben uns durch ein Kanalisationsnetz oder besuchen ein Fernsehstudio.

Die Settings sind dabei sehr abwechslungsreich und beinhalten interessante Figuren und den bekannten Borderlands-Humor. Wohingegen bekannte Figuren im ersten Teil eine große Rolle gespielt haben, beschränkt man sich hier auf neue Figuren und gelegentliche Cameos. Zieht man hier den Vergleich zum ersten Teil, sind die Figuren und der Humor nie so ganz auf demselben Level. Auch Cameo-Auftritte wie der von Rhys sind schnell vorbei und wirken irgendwie unbefriedigend.

Zusätzlich geht der Story, so abwechslungsreich die Kapitel auch sein mögen, beizeiten ein wenig die Luft aus. Gerade in Kapitel drei und vier merkt man das sehr stark. Hier wirkt ein Großteil überhastet und auch ein wenig lieblos.



How to Play

Kommen wir aber endlich zum Gameplay. Hier hat sich Gearbox Software sehr stark an dem Telltale Games-Original orientiert. Einen Großteil der Zeit verbringen wir mit Dialogen, in denen wir unter Zeitdruck eine Auswahl aus mehreren Multiple-Choice-Antworten wählen. Hier sollten wir immer im Hinterkopf behalten, dass diese Auswahl Auswirkungen haben kann und womöglich Konsequenzen mit sich bringt.

Ob dies aber wirklich der Fall ist, verrät uns das Spiel erst einmal nicht. Es gibt zwar viele offensichtliche Entscheidungen, jedoch ebenso viele subtile. Ob wir in der Kanalisation aggressiv oder eher passiv vorgehen, hat direkte Auswirkungen auf die nächsten Szenen. Reagieren wir auf eine Bemerkung zustimmend oder ablehnend, bekommen wir nicht viel Information, ob und welche Auswirkungen das Ganze haben kann. Letzten Endes führen unsere Entscheidungen zu fünf verschiedenen Endings, die ich hier natürlich nicht verraten werde.

Deutlich genauere Informationen bekommen wir aber ganz woanders. Schließen wir einen Abschnitt des Spiels ab, geht es nämlich an das Ranking.

FĂĽnf Skateboards fĂĽr das Team

Das Ranking findet nach jedem der fĂĽnf Kapitel statt und zeigt uns eine kleine Zusammenfassung unserer Entscheidungen und unseres Teamworks. Die Interaktionen, die wir fĂĽr unsere drei Protagonisten entscheiden, haben Auswirkungen darauf, wie sich die drei untereinander verstehen. Im Ranking werden dafĂĽr als MaĂźeinheit die sogenannten Skateboard-Punkte benutzt. Warum auch nicht? Im groĂźen Ganzen hat unser TeamgefĂĽhl dann ebenfalls wieder Auswirkungen auf unser Spiel.

Ebenso finden wir hier eine deutlich genauere Auflistung unserer Entscheidungen und deren Auswirkungen. Überraschenderweise hatten manchmal selbst kleine Entscheidungen oder unausweichlich erscheinende Szenarios sehr unerwartete Folgen. Somit fördert das Ganze nicht nur den Wiederspielwert, sondern gibt dem Spieler das Gefühl, wirklich seine eigene Geschichte zu erschaffen. Dialog-Optionen sind aber nicht die einzige Art und Weise, das Spielgeschehen zu beeinflussen. Denn auch das restliche Gameplay kann deutliche Auswirkungen auf die Geschichte haben.

Schnell Entscheidungen treffen

Einer der wichtigsten Aspekte sind dabei Quick-Time-Events, die wir überall im Spiel verteilt wiederfinden. Das ist nicht wirklich etwas Neues. New Tales from the Borderlands schenkt uns jedoch ein wenig Abwechslung. Je nach Situation gilt es, eines von drei verschiedenen Arten an Quick-Time-Events zu bewältigen. Entweder müssen bestimmte Tasten gedrückt oder gehalten werden, schnell in eine Richtung gesteuert werden oder per Stick oder Mausklick ein Punkt oder Ziel auf dem Bildschirm anvisiert werden.

Dazu sei noch gesagt, dass ein Scheitern bei Quick-Time-Events nicht immer gleichzusetzen ist, mit einem schlechten Ergebnis oder sogar einem Game-Over. Vielmehr verändert sich der Verlauf des Geschehens. Vielleicht ist es also spannend, in manchen Situationen einfach mal gar nichts zu machen oder das nächste Quick-Time-Event absichtlich zu verlieren.

Allgemein haben sich die Entwickler bei den Quick-Time-Events ein wenig mehr Gedanken gemacht. Im Optionsmenü können wir daher eine Menge einstellen. Neben einem Schwierigkeitsgrad haben wir die Möglichkeit, Button Mashing auszuschalten, ein Zeitlimit für die Events zu bestimmen und noch viele weitere Faktoren der Quick-Time-Events zu beeinflussen.



Suche, Finden, Spezialfähigkeiten

Kommen wir aber noch zu ein paar Gameplay-Aspekten, die das Spiel ein wenig auflockern sollen. In jedem der Story-Kapitel kommen wir ab einem bestimmten Zeitpunkt in einen Free-Roaming-Modus, in dem wir uns frei bewegen und umschauen können. Hier interagieren wir mit verschiedenen Objekten oder führen ein Gespräch mit einem der vielen Nebencharaktere.

Wie wir es von Borderlands gewohnt sind, finden wir in Müllhaufen, Safes oder Kisten auch hin und wieder auf ein paar Moneten. Leider hat das Geld nur sehr wenig Relevanz, da wir lediglich Kostüme für unsere Protagonisten kaufen können und die Auswahl hier auch nicht wirklich die allergrößte ist.

In diesen Teilabschnitten nutzen wir allerdings die Spezialfähigkeiten unserer Helden. So scannen wir mit Anu und ihrer Technologie Objekte und Gebiete nach versteckten Hinweisen und Schätzen ab oder hacken mit dem guten Octavio und seiner Smartwatch verschiedenste Systeme, wo wir mit kleinen Minispielen konfrontiert werden. Diese Abschnitte haben mir eigentlich sehr gut gefallen. Leider gibt es nur sehr wenige davon im Spiel. Auch die Spezialfertigkeiten werden zu selten benutzt, womit diese für mich ziemlich irrelevant wurden.

Zeit fĂĽr ein Duell

In der Welt von Borderlands sind bestimmte Figuren der Geschichte wie Roland, Claptrap oder sogar Vasquez aus dem ersten Tales from the Borderlands so bekannt, dass man Spielfiguren aus ihnen gemacht hat. Die sogenannten Vaultlander. Während des Spiels legen wir daher eine umfangreiche Sammlung an. Wollen wir diese vervollständigen, können wir die Vaultlander entweder finden oder in “glorreichen” Duellen gewinnen.

In solchen Duellen wählen wir unsere Spielfigur aus und schicken sie gegen die des Gegners. In Phasen greifen entweder wir oder unser Gegner an. Dabei ist das Duell nichts anspruchsvolles. Wir greifen mit einer Taste an und weichen mit einfachen Quick-time-Events den Angriffen des Feindes aus. Dass die Vaultlander alle unterschiedliche Stärke- und Verteidigungs-Stats besitzen, ist gänzlich irrelevant.

Mir hat das Minispiel aber trotzdem ganz gut gefallen, da es so schön blödsinnig ist. Dazu beigetragen haben auch ganz klar die Gegner, wie zum Beispiel der Tediore-Soldat, der sich anstatt zu schießen auf ein Vaultlander Duell einlässt und sich als Hardcore-Fan entpuppt.

Witze-Feuerkwerk oder FehlzĂĽndung?

Für die Borderlands-Reihe ist ein großes Verkaufsargument der serientypische Humor. Daher treffen wir auch hier auf bekloppte Figuren und witzige Situationen. Wer diese Art von Humor vornherein nicht mag, wird auch mit New Tales from the Borderlands nichts anfangen können. Dennoch sollte diese Phrase nicht als Entschuldigung gelten, wenn der Humor mal nicht zündet. Denn an vielen Stellen hat sich der ein oder andere schlechte Witz ins Spiel geschlichen. Gerade bei den Protagonisten wurde die Witze-Luft ein wenig dünner für mich. Das mag alles nur Präferenz sein, aber in meinen Augen haben Anu, Octavio und Fran für eher milde bis keine Lacher gesorgt.

Der Borderlands-Humor strahlt zwar bei den Protagonisten ein wenig seltener durch, als ich es mir gewünscht hätte, trotzdem gibt es noch witzige Momente. So ist der Assassinen-Roboter LOU13 oftmals ein Überbringer guter Pointen und auch die außerordentlich dummen Soldaten der Tediore-Corporation sorgen für einige Lacher.



New Tales from the Borderlands – Ein unentschlossenes Fazit

Hat es Gearbox Software geschafft, den Geist des Telltale Games-Vorgängers einzufangen? Auf der Seite des Gameplays in meinen Augen schon. Bei anderen Aspekten bin ich mir nicht ganz sicher. Leider hat die Story aus meiner Sicht einige Tiefpunkte und auch zwischen mir Anu, Octavio und Fran hat es nicht so ganz klick gemacht. Die Nebencharaktere sind für mich deutlich interessanter gestaltet. Technisch läuft New Tales from the Borderlands bis auf wenige Momente sehr stabil und auch an dem Serien-typischen Cell-Shading-Look ist nichts auszusetzen. Kommt New Tales from the Borderlands an den ersten Teil heran? Bei weitem nicht. Wahnsinnig schlecht ist es aber auch nicht. Daher bleibt es am Ende doch an Euch hängen. Könnt ihr etwas mit dem Humor anfangen und seit auch nicht sofort empört, wenn nicht jeder Witz zieht? Mögt ihr Quick-Time-Events und Entscheidungen? Oder seid ihr Langzeitfans und wollt einfach mehr im Borderlands-Universum erleben? Dann könnt ihr euch New Tales from the Borderlands gerne anschauen und auch genießen.

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