Steht die Wii U am Abgrund? – Seite 3

 

Lesezeit: 7 Minuten LINK: IGN Deutschland

IKYG: Die wichtigste Frage vorweg: Hast Du eine Wii U daheim und wieviele Freunde/Bekannte von Dir haben eine Wii U?

Tino Hahn: Ja, ich besitze eine eigene Wii U, auch wenn einer meiner Scherzkeks-Freunde „LOL“ in den Staub darauf geschrieben hat. Der Staub ist aber jetzt dank Donkey Kong Country: Tropical Freeze wieder weg. In meinem Freundes-/Bekanntenkreis gibt es drei Personen, die eine Wii U besitzen – gut möglich aber, dass sich weitere Besitzer noch nicht geoutet haben.

IKYG: Kannst Du Dich noch daran erinnern, was Du dachtest, nachdem die Wii U und das Gamepad vorgestellt worden waren?

Tino Hahn: “Viel Glück, ihr werdet es brauchen.”

IKYG: Wo steht Deiner Meinung nach die Wii U derzeit? Kurz vor dem Abgrund, kurz vor der Kehrtwende oder einfach nur im Schatten von Xbox One und PS4?

Tino Hahn: Nintendo begeht momentan ähnliche Fehler, wie sie Microsoft begangen hat: Verwirrende Produkt- und Marketingpolitik und es wird viel zu lange an einem Geschäftsführer mit unklaren Visionen festgehalten. Nintendo-Chef Iwata ist sicherlich nicht allein verantwortlich für die aktuell angespannte Lage, aber es gelingt ihm seit mehreren Quartalen nicht, das Ruder rumzureißen.

Trotzdem ist die Schwarzmalerei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch leicht übertrieben. Die Wii U steht zwar eindeutig im Schatten von Xbox One und PS4, aber Nintendo verfügt über einen längeren Atem, als dem Konzern allgemeinhin zugetraut wird. Momentan fehlt es aber an neuen Ideen und die Verantwortlichen hatten genug Zeit, ihre vorhandenen Visionen umzusetzen – sofern sie denn welche hatten.

IKYG: Was ist Deiner Meinung nach der größte Fehler den Nintendo zum Start der Konsole und in der Zwischenzeit gemacht?

Tino Hahn: Der Name ist meiner Meinung nach der größte Fehler, weil er potenziellen Käufern ohne Hintergrundwissen nicht deutlich genug signalisiert, dass es eine komplette neue Konsole ist. Nintendo ist es außerdem im Vorfeld niemals gelungen, die Vorteile der Wii U im Vergleich zur Wii eindeutig zu formulieren und zu präsentieren – wenn selbst die Fachpresse und ambitionierte Gamer ratlos sind, wie soll dann die wesentlich größere Masse der “Ottonormalverbraucher” erkennen, warum sie sich eine Wii U holen sollen?

IKYG: Batman Arkham Origins, Call of Duty Ghosts, Assassin’s Creed 4… Immer mehr Multiplattform-Titel streichen in Sachen DLC die Segel auf der Wii U. Woran liegt das Deiner Meinung nach?

Tino Hahn: Keine Aussichten auf relevante Verkaufszahlen bzw. Bedenken bei den Publishern, dass sie ihre Investitionen in die Entwicklung nicht durch die Verkäufe decken können.

IKYG: EA produziert fast nichts mehr für Wii U, Ubisoft könnte mit Watch_Dogs nun auch der Wii U den Rücken zu drehen. Andere Publisher haben überhaupt nichts für Nintendos Heimkonsole in der Pipeline. Was glaubst Du, ist der Grund, dass Nintendo in Sachen Software ziemlich alleine da steht?

Tino Hahn: Das klassische “Software sells Hardware”-Problem: Wenn genügend gute Spiele da sind, verkauft sich auch die Hardware. Aber die Hardware muss sich zunächst verkaufen, ohne dass genügend gute Spiele da sind, was wiederum dazu führt, dass sich die Hardware nicht so gut wie gewünscht verkauft, sodass viele Publisher keine Spiele entwickeln, weil sie nicht genügend Exemplare verkaufen könnten, was dazu führt, dass sich die Hardware nicht verkauft usw…

Fehler, die beim Start-Lineup und der Produkteinführung begangen werden, lassen sich kaum noch korrigieren. Und Nintendo hat es versäumt, ausreichend eigene Titel zum Start zu bringen, von eindeutigen Systemsellern oder einem gelungenen Marketing ganz zu schweigen.

IKYG: Kann Nintendo mit seinen Marken alleine die Wii U am Leben erhalten?

Tino Hahn: Da müssten wir zunächst definieren, was genau “am Leben erhalten” bedeutet – Patienten im Wachkoma werden auch am Leben erhalten, aber ob dieses Schicksal für die Wii aus Nintendos Sicht zufriedenstellend ist? Mit Super Mario, Donkey Kong und Co. bleibt der Wii U dieses Schicksal aber erspart. Das eigentliche Problem sehe ich darin, dass die im Vorfeld versprochene Unterstützung durch Drittentwickler inzwischen nahezu vollständig weggebröckelt ist, was das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Wii U extrem schwächt.

IKYG: Wie lange wird Deiner Meinung nach die Wii U durchhalten müssen, bis Nintendo mit einer neuen Konsole startbereit ist.

Tino Hahn: Ah, eine Kristallkugel-Frage, bei der man entweder als treffsicherer Wahrsager punkten kann oder völlig daneben liegt 🙂 Nintendo wird noch ein paar Jahre an der Wii U festhalten, denn die Ankündigung einer neuen Konsole würde die Verkaufszahlen der Wii U völlig zusammenbrechen lassen. Stattdessen wird es Nintendo auf dem Software-Weg versuchen, seine Hardware attraktiver zu machen, anstatt sie in Rente zu schicken.

IKYG: Was wünscht Du Dir von Nintendo für die Zukunft zum Thema Heimkonsolen?

Tino Hahn: Mehr Mut an den richtigen Stellen. Nintendo muss wieder Trends setzen, anstatt Hypes hinterherzuhecheln.

LINK: rockabyte.de

IKYG: Die wichtigste Frage vorweg: Hast Du eine Wii U daheim und wieviele Freunde/Bekannte von Dir haben eine Wii U?

Björn Baranski: Ja, ich habe eine Wii U daheim und grob geschätzt vier bis fünf Bekannte und Freunde besitzen ebenfalls eine.

IKYG: Kannst Du Dich noch daran erinnern, was Du dachtest, nachdem die Wii U und das Gamepad vorgestellt worden waren?

Björn Baranski: Ich dachte, sie versuchen wieder zwanghaft beim Controller innovativ zu sein. Aber ich habe es gelassen gesehen und sah dem Ganzen neutral entgegen.

IKYG: Wo steht Deiner Meinung nach die Wii U derzeit? Kurz vor dem Abgrund, kurz vor der Kehrtwende oder einfach nur im Schatten von Xbox One und PS4?

Björn Baranski: Nintendo steht leider momentan im Abseits. Sie sind mit ihrer “Blue Ocean”-Strategie ins Leere gelaufen. Der Casual-Markt ist in der Hand von Mobile Devices und um zu Hause zu Punkten braucht man viel mehr Online-Kompetenz.

IKYG: Was ist Deiner Meinung nach der größte Fehler den Nintendo zum Start der Konsole und in der Zwischenzeit gemacht?

Björn Baranski: Sie haben mit einem 2006er Konzept (Wii) versucht einen 2012er Markt zu erobern. Wenn man gegen Microsoft, Sony, PC, iOS und Android bestehen will, dann muss man mindestens auf Augenhöhe mitspielen. Natürlich sind die Spiele von Nintendo weiterhin Weltklasse. Aber es gibt zwei große Haken. Zum Einen zeigen die ständig gleichen Spiele (Mario 3D, Mario Kart, Mario Sport, Zelda, Pokemon usw.) langsam Abnutzungserscheinungen und zum Anderen bieten alle anderen Plattformen runde Onlinekonzepte.

Ein einfaches Beispiel: Wenn ich Super Mario 3D World mit meinem Spielstand bei meinem Kumpel spielen will, dann muss ich meine komplette Konsole mitschleppen oder viel Aufwand betreiben. Warum? Weil ich mein Online-Profil nicht einfach auf einen USB Stick kopieren kann, mein Save-Game aber an mein Profil gekoppelt ist. Bei der Xbox logge ich mich einfach beim Kumpel ein, nutze den Spielstand aus der Cloud oder packe mein Profil samt Save-Game auf einen USB Stick und los geht’s!

Überhaupt gibt es erst seit Kurzem ein einheitliches Online-Profil / Konto (Nintendo ID) für den 3DS und die Wii U. Nun aber direkt die nächste Frage: Warum muss ich dann Super Mario Bros. 3 NES (Virtual Konsole) auf 3DS und der Wii U separat kaufen? Warum gibt es nicht sämtliche VC-Games die es auf dem 3DS gibt zeitgleich und ohne Zusatzkosten auf Wii U? Das gesamte Onlinekonzept von Nintendo ist auf dem 2005er Stand der Konkurrenz. Von iOS- und Android-Möglichkeiten von CrossPlay und Streaming auf Apple TV etc. möchte ich gar nicht anfangen.

Der Controller ist schön und gut. Aber er ist technisch einfach nicht konkurrenzfähig und stinkt gewaltig gegen Retina iPad, Android und PSVita ab.

IKYG: Batman Arkham Origins, Call of Duty Ghosts, Assassin’s Creed 4… Immer mehr Multiplattform-Titel streichen in Sachen DLC die Segel auf der Wii U. Woran liegt das Deiner Meinung nach?

Björn Baranski: Third Partys haben bis auf Ausnahmen noch nie den Zusammenhang von schlechter Software und schlechten Verkäufen verstanden. Wenn man Spiele raus bringt, die auf anderen Konsolen schon seit Monaten auf dem Markt sind, und technisch auf gleichem Niveau: Wer soll die bitte kaufen? Natürlich die paar Nintendo-Only Fans, die bisher noch keine PS3 oder Xbox 360 zu hause hatten und – jetzt kommt die zweite Einschränkung – sich für diese Art von Nicht-Nintendo-Spielen interessiert. Und diese Schnittmenge ist nun mal nicht so groß. Natürlich ist die Hardwarebasis zusätzlich momentan auf der Wii U noch so gering, das selbst vorbildliche Projekte, wie ein zeitnah veröffentlichtes Assassin’s Creed 3 oder Batman: Arkham Origins etc. ebenfalls darunter leiden. Dazu kommt die oft starke Konkurrenz von Nintendo-eigenen Spielen, die immer eine große Konkurrenz sind. Man kann halt nicht dieselben Verkäufe erwarten wie auf einer Xbox 360, die seit 8 Jahren im Markt ist. Warum nun gerade an DLC gespart wird, eine virtuelle Ware, die günstig zu produzieren und gewinnbringend zu verkaufen wäre, kann nur auf einen kurzsichtigen und pfennigfuchsenden Publisher zurückzuführen sein.

IKYG: EA produziert fast nichts mehr für Wii U, Ubisoft könnte mit Watch_Dogs nun auch der Wii U den Rücken zu drehen. Andere Publisher haben überhaupt nichts für Nintendos Heimkonsole in der Pipeline. Was glaubst Du, ist der Grund, dass Nintendo in Sachen Software ziemlich alleine da steht?

Björn Baranski: EA muss sich nicht wundern, das Line-Up war ein Witz. Ein veraltetes und abgespecktes FIFA, wo der Nachfolger für Xbox 360 und PS3 in den Startlöchern stand. Ein sicherlich gut umgesetztes Mass Effect 3, welches zeitgleich die Mass Effect-Triology als Konkurrenz auf den anderen Systemen hatte – wohl gemerkt inklusive Teil 3 – ein veraltetes Need for Speed usw. usw.
Was kann man von einem solchen Line-Up erwarten? Wenn man bedenkt, dass der Großteil der Verkäufe von neuen Spielen in den ersten vier bis acht Wochen nach Release stattfinden und danach kaum mehr nennenswerte Mengen verkauft werden, kann EA noch froh sein über die abgesetzte Menge. Das gute Spiele auch auf der Wii U zu Millionensellern werden können, haben andere bewiesen.

IKYG: Kann Nintendo mit seinen Marken alleine die Wii U am Leben erhalten?

Björn Baranski: Ja können sie. Man muss nur mal an den Gamecube zurückdenken. Und nach dem Gamecube kam ja bekanntlich die Wii. Nintendo hat die Marken und die finanziellen Reserven auch diese Durststrecke zu überstehen.

IKYG: Wie lange wird Deiner Meinung nach die Wii U durchhalten müssen, bis Nintendo mit einer neuen Konsole startbereit ist.

Björn Baranski: Nintendo könnte sicher zeitnah eine neue Konsole releasen, sie werden dies aber nicht Hals über Kopf tun. Die Wii U wird brav ihre vier Jahre Minimum am Markt aussitzen und dann von einem hoffentlich starken und vermutlich abwärtskompatiblen Nachfolger ersetzt werden. Zu früh aufzugeben, würde die treuen Nintendo-Fans verärgern, die sich erst kürzlich eine Wii U geleistet haben.

IKYG: Was wünscht Du Dir von Nintendo für die Zukunft zum Thema Heimkonsolen?

Björn Baranski: Zunächst mal, das Sie die WiiU noch durch kluge Schachzüge und gute Spiele zu einem Achtungserfolg führen.
Danach, eine technisch starke Nachfolgemaschine, die mit einem ausgereiften Online-Konzept daherkommt und sich mit einem neuen Nintendo-Handheld kombiniert betreiben lässt. Die Fusion von Mobile und Home, was Spielekompatibilität, Vernetzung und Informationsaustausch angeht.

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