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The Perks of being a Hero – Teil 4 – Finale

von am 3. Februar 2018
 

Lesezeit: 8 MinutenOk Nerds. Wir haben es fast geschaft. Nachdem ihr nun aus den letzten Teilen wisst, was ihr auf dem Konto haben solltet, wie ihr euch körperlich und geistig auf das Abenteuer vorbereitet und was ihr in eurem Inventar mit euch schleppen solltet, nun das “Grande Finale”. Hier erfahrt ihr endlich, wie plausibel etwa Medi-Packs sind und ob es Alternativen dazu im echten Leben gibt.

Auf in die letzte Runde

Kommen wir also nun endlich zu dem Teil, auf den ich mich schon die ganze Zeit freue: Plausibilität von Ingame-Items. Power-Ups lassen wir dabei aber mal aussen vor, wir fokussieren uns auf Healing-Items. Wäre glaube ich auch nicht so cool, wenn ich anfange hier noch Drogen oder andere ungesunde, sĂĽchtig machende und schädigende Substanzen aufzulisten. Denn seien wir ehrlich: Zwar sind auf kurze Sicht genau solche Dinge etwas fĂĽr nen schnellen Stat-Boost, Fallout hat es ja schon vorgemacht, aber glaubt mir, die negativen Folgen, die dort aufgezeigt werden sind KINDERKRAM zu dem, was wirklich passieren kann, wenn ihr zugekokst, mit ‘nem Sturmgewehr im Anschlag durch den Urwald sprintet.

Fallout 4 ist aber auch eine gute Ăśberleitung. Denn auch, wenn ihr euch dort durch viele Medikamente und Drogen das virtuelle Leben leichter machen könnt, keines der Items ist so bekannt und hat so einen hohen Wiedererkennugnswert wie das Stimpak, das ihr nutzt, um verlorene Energie wieder herzustellen. Aber das ist ja eigentlich Quatsch nicht wahr? Naja… ja und nein. Nehmen wir mal an, ihr könntet hier und jetzt eure Fingerchen an diese nĂĽtzlichen Objekte legen. Was wĂĽrde das bedeuten und vor allem, wie wĂĽrde das funktionieren? Nun, praktischerweise hat der gute Austin von Game Theory (ehemals von Shoddy Cast) bereits ein Video dazu gemacht. Und ich sag euch eins. Die Ergebnisse sind… interessant. Aber fangen wir vorne an.

Is this real? – Stimpaks n shit

Zuerst mĂĽssen wir mal kurz eine gemeinsame Grundlage schaffen. Und zwar auf eurer Grundlage. Also unserer als Menschen. Oder besser: unserem Körper. Seht ihr, der menschliche Körper ist ziemlich erstaunlich. Vor allem in Verbindung mit unserem Gehirn. Klar, im Vergleich zu einem Gorilla oder einem Bären, stehen wir vielleicht etwas zerbrechlich da, aber Geist schlägt Körper, sonst wären wir nicht da wo wir sind. Jedenfalls, warum ist das wichtig? Nun, auch wenn wir etwas weniger robust sind, als unsere pelzigeren Mitbewohner auf dem Erdball, so verfĂĽgen wir doch ĂĽber einen vergleichsweise vernĂĽnftigen Heilungsprozess, was Wunden betrifft und eine psychisch relativ stabile Grundlage, wenn es um Schockzustände geht. So gut und stabil, dass es sogar schon chirurgische Eingriffe gab (wenn auch primitiv und brutal), lange bevor wir ĂĽberhaupt wussten, wie man “Penicillin” buchstabiert.

Wir halten es in relativ heißen und kalten Regionen aus. Kommen in trockenen und feuchten Gebieten zurecht, unsere Knochen können mit der richtigen Behandlung nach schweren Brüchen auch wieder halbwegs vernünftig zusammenwachsen und wir sind generell relativ resistent. Jedenfalls, auch unsere Selbstheilung hat Grenzen. Wie etwa, wenn uns eine Arterie platzt, der Blutverlust zu hoch ist, wir ein schweres Schädeltrauma erleiden, uns der Magen aus dem Bauch purzelt oder oder oder. Es gibt 1000ende Arten draufzugehen und wir Menschen sind Meister darin, diese zu entdecken.

Jetzt stellt euch also vor: Ihr latscht nichtsahnend durch die Botanik. Auf der Suche nach eurer Freundin oder El Dorado oder was auch immer. Plötzlich fliegt euch eine Kugel entgegen. PENG! Wie durch ein Wunder ĂĽberlebt ihr den Einschlag, könnt den Aggressor ausschalten und sogar eure Wunde irgendwie so gut verschlieĂźen, dass euch nicht zu viel Lebenssuppe rausläuft und ihr in nächster Zeit auch nicht “ins Licht laufen” mĂĽsst. Gratulation, ihr seid nun “Battlehardened” *achievement unlocked*. Blöd nur, dass euch so eine Schussverletzung, je nachdem wo sie getroffen hat, ziemlich lange auĂźer Gefecht setzen kann. Selbst, wenn die Wunde oberflächlich verheilt ist und sich nicht entzĂĽndet. Selbst wenn ihr nach ein paar Wochen wieder halbwegs zurechtkommt, das wären immer noch ein paar verlorene Wochen. Wie praktisch wäre es also, wenn ihr einfach eine kleine Spritze rausholt, euch diese irgendwo in den Körper jagt und WOOOSH! wieder fit wärt? Knaller oder?

Nun, das Problem ist leider, um es kurz zu machen, so funktioniert unser Körper nicht. “Wow”, denkt ihr euch jetzt bestimmt, “vielen Dank fĂĽr diese Weisheit, sag bloĂź.” Ja, aber lasst mich mal ausschreiben. Es funktioniert nicht, weil euer Körper ĂĽber einen gewissen Zeitraum den Heilungsprozess steuert und anders gar nicht in der Lage dazu wäre, euch zu heilen. Dazu sendet er Signale aus, fängt an zerstörtes Gewebe abzutransportieren und Nährstoffe fĂĽr Neubildung hinzukarren. Je nach Größe der Wunde klappt das mehr oder minder gut und schnell. Was hat das jetzt alles mit einem Stimpak zu tun? Naja: Alles.

Um eure Wunde zu verschließen und euch normal weiter machen zu lassen, muss diese zu ungefähr 80 % verheilt sein. Komplette Regeneration würde bis zu zwei Jahre dauern und ist auch nicht unbedingt nötig. Nach knapp drei Monaten ist eine Wunde komplett verschlossen und die Haut die sich dort gebildet hat, verfügt über die eben erwähnten knapp 80% Kraft der ursprünglichen Haut. Würde also reichen, um weiter zu machen. Wir müssten also quasi drei Monate der Regeneration in eine Spritze packen und uns in die Venen jagen. Klingt einfach oder?

Das Problem ist leider, dass in drei Monaten unglaublich viel Zeug durch den Körper gespĂĽlt wird. Wir brauchen nicht nur Nährstoffe und Blut; unglaublich viel Blut, weil es wird ja so ziemlich ALLES ersetzt was irgendwie in Wundnähe ist UND das ganze Zeug muss auch noch dahin kommen wo es gebraucht wird. Wir brauchen noch etwas, das den Nährstoffen sagt, wie und wo diese gebraucht werden. Sonst werden die einfach ungenutzt aufgenommen oder eben wieder ausgeschieden. Wozu wir später noch kommen. Jedenfalls, um euch die langweilige Mathematik zu ersparen, ein Stimpak, mit genĂĽgend Blut und Nährstoffen, Hormonen, usw. um EINE Schusswunde zu heilen, wĂĽrde ungefähr 52 kg wiegen. Soviel also zum Thema “leicht reisen”. Nicht zu vergessen: das Ding muss unter einem ungeheuren Druck stehen, um den ganzen Scheiss in euer System zu pumpen, plus die Größe der Nadel. Pfiuh viel GlĂĽck, dass es euch da nicht den Arm zerreiĂźt. Selbst ohne Blut, wĂĽrdet ihr immer noch gute 4-5 kg extra mit euch rumtragen. Aber gut. Wir können hier noch mal etwas zurĂĽckfahren. Sagen wir, es muss euch nicht instant heilen. Sagen wir, ihr mĂĽsstet ein paar Tage immer mal wieder so eine Spritze nehmen. Blutpäckchen, lassen sich vielleicht auch verteilen, wenn ihr zu mehreren unterwegs seid. Ok, gut spielen wir mit dem Gedanken. Ihr habt vielleicht sogar ‘nen Buddy mit, so dass jeder von euch etwas von dem auf mehrere Packs verteilte Gewicht tragen kann. Wisst ihr was richtig unangenehm wird?

Nun, ich habe vorhin ja gesagt, der Körper regeneriert sich. Entfernt Gewebe, arbeitet, tauscht Zellen aus und so weiter. Nun. Jetzt wollen wir diesen Prozess, der mehrere Monate dauert, auf ein paar Stunden, bzw. im zweiten Falle, auf ein paar Tage verteilen. Was glaubt ihr denn, passiert mit dem ganzen verbrauchten und ĂĽberschĂĽssigen Material, das normalerweise Wochen und Monate hat euren Körper entspannt zu verlassen? Lasst es mich mal so ausdrucken. Kennt ihr das in Cartoons, wenn die Figuren auf ‘nen Gartenschlauch treten und den dann plötzlich loslassen? So ungefähr mĂĽsst ihr euch die brachiale Welle vorstellen, die sich aus eurem Rektum verabschiedet. Jedes—einzelne—Mal. Und ja. Das Meiste aus diesem Part meines Artikels, habe ich aus dem unten eingebetettem Video, welches ich euch auch ans Herz lege, wenn ihr etwas mehr in die Materie eintauchen wollt.

Gut. Also. Stimpaks. Möglich. Ja. Sollte man es nutzen… nicht, wenn man nicht genug Windeln und die Packkraft eines kräftigen Maultiers hat. Aber es gibt ja noch andere Dinge, die euch in Spielen wieder fit machen sollen. Dazu zählen rote, blaue und grüne Tränke. Und auch hier bin ich wieder im Netz fündig geworden. Der gute MatPat von Game Theory hat nämlich ebenfalls mal nach Real-Life-Äquivalenten gesucht. Hat er welche gefunden? Finden wir es raus!

Is that Real? – Rainbow Drinks

Fangen wir mit dem roten Trank an. Wer kennt es nicht? Ihr habt wenig Tinte aufem Füller, das letzte Herz pocht unter tosendem Geklingel und ein ganzer Haufen Gegner macht sich bereit, euch unangespitzt in den Boden zu rammen. Was tut also der clevere Held von heute? Richtig. Roter Trank raus, Energie auffüllen und Gegner von der Platte putzen. Doch wie funktioniert das bei uns? Nun, wir haben ja eigentlich schon mit den Stimpaks geklärt, dass eine so schnelle Heilung eher kontraproduktiv ist. Noch mehr, da ja Tränke auch nicht direkt über die Blutbahnen sofort in den Körper gelangen, sondern über den Verdauungstrakt langsam aufgenommen werden. Selbst wenn es also so etwas ähnliches im echten Leben geben würde, bei vielen Feinden, in Krisengebieten oder wo es sonst so schnell gehen muss, würden die noch weniger taugen, als die Diarrhö verursachenden, bleigefüllten Stimpaks. Ich denke also, dieses Thema können wir an dieser Stelle ruhen lassen.

Dann mal Richtung Grün. Dieses angenehm leuchtende Getränk wird in vielen Spielen genutzt, um eure Mana- oder Magieanzeige wieder aufzufüllen. Da wir so was im echten Leben (bis jetzt) nicht benutzen können, und in der Gaming-Welt unser guter, alter Freund Link einen grünen Trank auch schon mal benutzt um seine Ausdaueranzeige zu erhöhen, gehen wir doch einfach mal diesen Weg und schauen, ob sowas unbedingt in euer Inventar gehört.

Machen wir es kurz. Nein. Also, ja. Vielleicht am Anfang der Reise, wenn ihr alle Zutaten dafĂĽr da habt und vermengen könnt. Aber grundsätzlich: nein. Das Problem ist, dass ihr hier auf sehr spezielle Zutaten zurĂĽckgreifen mĂĽssten. Dazu gehören etwa Weizengras, Brokkoli und Spinat. Alles Sachen, die euch ĂĽber einen längeren Zeitraum mehr Energie geben können, aber diese alle mitzuschleppen und sich daraus täglich einen Smoothie zu mixen, während euch links und rechts Säbelzahntiger und Kugeln um die Ohren fliegen, ist Quatsch. Ihr wärt besser dran, euch ein paar Packungen grĂĽnen, schwarzen und Brennesseltee einzupacken und davon täglich ‘ne frische Tasse aufgebrĂĽht zu trinken. Oder ein paar Maden frisch aus dem Unterholz zu naschen. Das liefert alles mehr Energie und ist einfacher ranzuschaffen, als jeder grĂĽne Hipster-Shake. Plus, Wasser lässt sich einfacher kochen, als eine Steckdose in nem Baum fĂĽr euren Smoothiemaker zu finden. Schnappt euch lieber ‘ne ordentliche Portion Trockenobst und NĂĽsse und achtet darauf, immer gut hydriert zu sein.

Dann nur noch blaue Tränke. In Spielen dienen sie meistens dazu, Energie und Mana zu regenerieren oder geben euch irgendeinen Stat-Boost oben drauf. Was Regeneration betrifft, das haben wir ja schon geklärt. Wenn ihr verletzt oder müde seid, achtet lieber drauf, dass ihr sehr nährstoffreich esst. Damit unterstützt ihr den Körper am besten bei der Regeneration. Der Körper benötigt dafür u.A. einen Haufen Aminosäuren, Vitamin A, C, D, E und Zink. Diese könnt ihr über Tabletten zu euch nehmen, die sich leicht transportieren lassen und günstig zu bekommen sind. Einige davon lassen sich auch in Wasser auflösen und färben es vielleicht blau. Dann hättet ihr sogar das.

Aber Spaß bei Seite. Es gibt tatsächlich eine blaue Tinktur, die man trinken soll, um sich über einen längeren Zeitraum besser zu fühlen. Das ist ein spezielles Silber-Tonikum. Es gibt Menschen, die darauf schwören, jedoch gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die das belegen können. Plus: Wenn ihr das über einen zu langen Zeitraum zu euch nehmt, und das ist kein Spaß, färbt sich eure Haut und vieles andere blau. Also ja, auch das können wir abhaken. Auch hier ist wieder gesagt: greift bei Verletzungen auf ein gutes Erste Hilfe-Set zurück, wisst welche Pflanzen Wundheilung fördern oder Entzündungen verhindern können und packt viele, lange haltbare Nährstofflieferanten ein.

But in the end it doesn’t even matter

So, ich hoffe, ich konnte euch nun einen kleinen Einblick in die Welt der Abenteurer geben. Ja zugegeben, es ist vielleicht nicht alles zu 100 % akkurat ausgetĂĽftelt, gemessen oder bereit fĂĽr eine Bachelorarbeit, aber dennoch hoffe ich, euch zumindest ein wenig Einblick in die Welt der menschlichen Gebrechlichkeit und Abenteuerlust gewährt zu haben. Und auch, wenn es wirklich stressig war, dies’ alles hier runterzuschreiben, hatte ich wirklich auch SpaĂź mich in die Materie reinzufuchsen. Ich habe selber viel gelernt und hoffe auch ihr konntet das Eine oder Andere mitnehmen.

Am Ende des Tages ist es ja nun auch so: Wenn ihr etwas wirklich wollt, dann macht ihr das auch. Bzw. dann mĂĽsst ihr das auch machen. Und wenn ihr wirklich fit fĂĽr ein Abenteuer werden wollt, dann seid ihr auch bereit, entsprechende Risiken einzugehen. Dann nehmt ihr Zeit und Geld in die Hand, denn, das ist euer Vorteil: Ihr könnt jederzeit anfangen. Ihr mĂĽsst nicht, wie viele Helden von heute auf morgen los. Man drĂĽckt euch nicht einfach ein Schwert in die Hand und sagt: “Da ist der Horizont, lauf darauf zu und töte den bösen Drachenoverlord.”
Ihr könnt euch die Zeit nehmen und lernen. Und Dinge ausprobieren. Dürft euch Fehler erlauben. Das Schicksal der Welt oder eurer Familie und Freunde lastet nicht auf euren Schultern.

Ihr könnt hinausgehen und tun, wonach euch der Sinn steht. Oder ihr könnt auch zu Hause bleiben. Eure Rechner und Konsolen anschmeiĂźen und mit euren Lieblingshelden zusammen Abenteuer erleben, die man sich als Normalsterblicher nicht mal vorstellen kann. Ohne irgendwelche dämlichen Limitierungen und “Realismus”. Und genau das ist das GroĂźartige an unserer Welt. Wir haben die Wahl. Ihr habt sie und ihr könnt euer Leben leben, wie ihr es fĂĽr richtig erachtet. Und dabei wĂĽnsche ich euch nicht nur alles Gute, sondern erst recht viel SpaĂź.

Christian

P.S.
Hier noch mal ein paar BĂĽcher und Videos, die ich euch empfehle, wenn ihr mehr zu den Themen und Dingen die ich angesprochen habe, wissen wollt:

BĂĽcher

  • Lexikon der Heilkräuter
  • Der Zombie Survival Guide
  • Fit ohne Geräte
  • Abitur Wissen Biologie
  • DtV-Atlas der Pyhsiologie
  • Alles was ein Mann wissen muss

Videos und Blogs

  • The SCIENCE! behind Stimpaks
  • Game Theroy – how to survive the Hunger Games
  • Game Theory – Zelda Potions and Power Bracelets
  • http://wetraveltheworld.de/weltreise-kosten-was-kostet-eine-weltreise/
  • https://www.overlandtour.de/kosten-einer-weltreise
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