Lesezeit: 8 MinutenUnsere Artikelreihe “Das erste Mal”, in der wir euch davon zu erzählen, wie wir zu Videospielen kamen, geht in die dritte Runde. Im ersten Teil ging es um die ersten Schritte in Sachen PC-Gaming. Im zweiten Teil um das Konsolen-Gaming. Heute geht es um das kompetitives Gaming, also das Spielen von Videospielen gegen andere Spieler. Mit welchen Games haben wir erste Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht? Haben wir mal an LAN-Parties teilgenommen? Spielen wir lieber Offline oder Online gegen andere Spieler? Diese und andere Fragen beantworten Sophia, André, Chucky, David und Daniel hier und jetzt.
Was sind eure Go-To-Spiele für kompetitive Gaming-Sessions
Sophia – Soul Blade
Wie immer ist meine Erinnerung schleierhaft, aber einer meiner ersten kompetitiven Titel war Soul Blade. Und die Reihe zieht sich bis heute durch mein Leben, kam kürzlich endlich Soul Calibur VI auf den Markt. Soul Blade habe ich damals auch mit, bzw. gegen, meinen Vater gespielt. Damals hatte ich noch keine Chance. Das Duell Mitsurugi (Papa) und Seong-Mina (ich) ging immer zu seinen Gunsten aus. Doch irgendwann wurde der Schüler zum Meister, mittlerweile komme ich mit so gut wie jeder Figur auf dem Roster zurecht und kann die Kämpfe für mich entscheiden!
André – Mario Kart 64 / Pokémon-Stadium
Tatsächlich kann ich mich gar nicht genau daran erinnern, welcher der beiden oben genannten Titel zuerst Freundschaften auf die Probe gestellt und für Schreikrämpfe gesorgt hat. Was feststeht, ist, dass diese beiden Titel mein erster Ausflug in den Bereich des kompetitiven Spielens war. Von damals eher weniger strategischen Matches in Pokémon Stadium, über Wutausbrüche, weil man den Regenbogenboulevard runtergestoßen wurde, bis hin zu unvergesslichen Nachmittagen, war alles dabei. Gerne denke ich auch an die Minispiele in Pokémon Stadium zurück oder an die Ballonbalgerei in Mario Kart 64. Das waren die Modi, in denen zwar weniger auf dem Spiel stand, der kompetitive Geist aber umso größer war. Mittlerweile bin ich natürlich weiser und plane meine nächsten Schachzüge, außer jemand kickt mich in Mario Kart 8 wiedermal den Regenbogenboulevard runter, wenn ich am Gewinnen bin. Dann ist die Freundschaft sofort vorbei!
Chucky – Hearthstone
Im September 2013 schickte ein Studienkollege mir eine Einladung zur Closed Beta des damals neuen Kartenspiels aus dem Hause Blizzard. Ich hatte nie Warcraft oder World of Warcraft gespielt und hatte eigentlich nicht einmal Interesse an einem öden Kartenspiel. Junge, Junge, wie falsch ich da lag. Zu Beginn spielte ich nur die Standard-Decks, versuchte mich schließlich aber auch an eigenen Kreationen und scheiterte und scheiterte und scheiterte. Mein Studienkollege gab mir Tipps, erklärte mir Deck-Typen (Aggro, Control, Tempo, Zoo, Miracle, OTK-Decks usw.), dann erklärte er mir, was es mit Ressourcen-Management und Manakurven auf sich hatte. Ich probierte mich weiter an eigenen Decks und gerne erinnere ich mich an meinen ersten eigenen RNG-Mage. Ein Deck, das fast ausschließlich aus Karten bestand, deren Effekte vom Zufall (RNG = Random Number Generator) abhingen. Hatte ich also Glück, zerstörte ich mit dem Deck jede/n Widersacher*in. Hatte ich hingegen Pech, war mein Deck vollkommen nutzlos. Irgendwann begann ich, den Kanälen von den Profis auf YouTube zu folgen. Kripparian, Amaz, Trump (nein, nicht der Trump) und viele andere erfolgreiche e-Sport-Champions erklärten mir auf meinem Screen das Spiel und ich lernte Tag für Tag dazu. Nach knapp fünf Jahren gelang es mir dann endlich, auf kompetitivem Niveau zu spielen und ich kann mit Stolz behaupten, unter den europäischen Top 1000 gestanden zu haben.
David – Age of Empires
Im Prinzip müsste ich zwischen zwei Arten des kompetitiven Spielens unterscheiden. Natürlich gab es Mario Kart, Rock and Roll Racing, Golden Eye, Soul Edge, Tekken und Konsorten im heimischen in Umfeld. Dies unterscheidet sich für mich aber gravierend vom Online-VS-Gaming. Und hier liegen meine Wurzeln ganz klar bei der Age of Empires-Serie. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele tausend Stunden ich in diese Spiele gesteckt habe. Und das auf beiden Seiten. Angefangen von den einfachsten stümperhaften versuchen gegen Computergegner, bis hin zu Clanwars. Als Spieler/Leader eines Clans der aktiv an Ligen teilgenommen hat, war man quasi immer am Zocken. Wenn auch sicherlich nicht in dem Ausmaß des heutigen eSports. Zudem war ich Administrator in einer Liga für Echtzeitrategiespiele und somit auch hinter den Kulissen am kompetitiven Spielbetrieb beteiligt. Sicherlich folgte danach andere Titel, aber Age of Empires, allem vor Age of Kings war für mich in dieser Hinsicht sicherlich das prägnanteste Spiel.
Daniel – Mario Kart
Die ersten Spiele, bei denen ich mich mit meinem Bruder messen musste, waren zweifellos die bereits hier erwähnten California Games, Summer Games und Winter Games. Danach kamen Spiele wie R.C. Pro-Am (hier erwähnt) und schließlich auf dem C64 ein Spiel, dass ich leider nicht namentlich nennen darf. Es folgten jede Menge Brawler und Beat’em Ups auf diversen Konsolen, ehe Shooter und Strategiespiele über Netzwerk-Karten zum “Ding” wurden. Stronghold, Star Trek Voyager: Elite Force wurden rauf und runter gespielt. Bei jeder Gelegenheit und gerne Nächtelang. Und dann kam Mario Kart Double Dash. Hier zeigte sich, dass ich ein gewisses Talent hatte, das mit Mario Kart DS schließlich seinen Höhepunkt hatte. Auf den GIGA-Busfahrten zur GC in Leipzig wurde das bis zum Erbrechen gespielt und ich hatte mir schnell einen gewissen Ruf erarbeitet. Wer mir nicht glaubt, darf sich gerne bei ehemaligen GIGA-Kollegen erkundigen. Noch heute habe ich einen gewissen Ruf, weswegen Mario Kart 8 Deluxe-Sessions heute selten mehr als zwei Cups anhalten. Danach will niemand mehr mit mir spielen. Schnüff.
Habt ihr schon mal an einer LAN-Party teilgenommen?
André
Mehrere Male sogar, tatsächlich, wobei ich sogar einmal selbst der Gastgeber einer kleinen LAN-Party unter Freunden war. Ich erinnere mich gerne an CoD: Modern Warfare, Halo, Unreal Tournament, Garry’s Mod und Counter-Strike zurück. Auch diverse absurde Fun-Maps und -Modi bei Spielen wie Counter-Strike oder Warcraft 3 durften nie fehlen. Einmal haben wir sogar ein Strategiespiel, wie Age of Empires oder so gespielt. Ich erinnere mich noch gut daran, weil es keine 20 Minuten dauerte, dass jeder seinen toten Punkt erreicht hatte. Gut, dass es immer noch genügend Shooter gibt, um das Blut wieder in Wallungen zu bringen.
Sophia
Kurz und schmerzlos: nein.
Chucky
Ja und ich könnte jede Menge Geschichten darüber erzählen. Aber glücklicherweise habe ich das bereits in einem “Chuck My Life”-Artikel getan, weshalb ihr einfach nur hier klicken müsst, um mehr über die exzessiven Ausschweifungen meiner Jugend zu erfahren.
David
Früher oft, gerne und ausgiebig. Eine gute Gelegenheit sich nicht nur mit den Kollegen aus dem eigenen Clan zu treffen, sondern eben auch mit Spielern, die man sonst nur unter einem Nickname kannte. Irgendwann war das Ganze mehr eine große eingeschworene Gemeinschaft und auf den Lans wurde fast weniger gespielt als gefeiert. Ebenfalls in guter Erinnerung geblieben sind zwei kleine aber feine Home-Lans bei denen die Bude zwar aus allen Nähten Platze, aber die Gaudi war um so größer.
Daniel
Ich kann das nur mit einem lauten “JA” beantworten. Die Anfänge liegen bei gemeinsamen Nullmodem-Kabel-Schlachten in Doom (sowie anderen aber indizierten Ego-Shootern) und Command & Conquer: Alarmstufe Rot, die in den Party-Kellern der Eltern von Freunden abgehalten wurden. Sehr bald wurde aus dem 1 vs. 1 dank eines BNC-Hubs schnell mehr und ehe wir uns versahen, war das Internet plötzlich bezahl- und erreichbar und eröffnete völlig neue Möglichkeiten. Jedi Knight II: Jedi Outcast, HalfLife und diverse andere Spiele wurden nun gemeinsam im Netz gespielt. Und dann kam das Jahr 2007 und mit ihm am Ende Call of Duty 4: Modern Warfare. Das spielten ab 2008 dann eine Reihe von Freunden des Bruders eines GIGA-Arbeitskollegen einmal die Woche in einer sehr umfangreich gemoddeten Version. Das haben wir jahrelang so etrieben und einmal im Jahr haben wir sogar ein LAN-Party abgehalten. In einem der Häuser der Teilnehmer. Mit den üblichen Getränken und viel fettreichem Essen. Man muss ja schließlich bei Kräften bleiben. Ach was waren das für wunderbare Zeiten.
Spielt ihr lieber Online oder Offline gegen andere SpielerInnen?
André
Bei mir ist das sehr abhängig von meiner Laune, würde ich sagen. Lieber spiele ich offline mit Freunden, aber wenn Mal wieder niemand Zeit hat, wage ich mich auch online. Oft ist das aber ein folgenschwerer Fehler. Immerhin ist das Skill-Level der Online-Community meistens um einiges höher, als mein eigenes und ohne gutes Match-Making endet das Ganze nur in unnötigem Frust. Dann doch lieber mit Freunden auf der Couch und sich drüber aufregen, dass die anderen immer bei mir Sterne klauen müssen, wenn wir mal Mario Party spielen. Und fangen wir gar nicht erst von Super Smash Bros. an.
Sophia
Da geht es mir ähnlich wie André, dass ich lieber auf der Couch mit Freunden spiele, statt online gegen Fremde. Gerade eben auch aus dem genannten Frust-Moment, dass Gegner online oftmals einen weit höheren Skill mit sich bringen. Wenn es jedoch darum geht, mit anderen zu spielen, dann spiele ich auch gerne online mit Personen, die ich nicht kenne.
Chucky
Das ist eine gute Frage. Ein Teil von mir möchte sagen, dass ich lieber herausragende Singleplayer-Kampagnen spiele, als mich online mit 14-jährigen Trolls (also Menschen meines Schlages) zu messen. Aber mein Spieleverhalten der letzten Monate zeigt deutlich, dass ich momentan lieber kompetitive Multiplayer-Games zocke. Ich genieße aber beides, sofern das Spiel meinen Geschmack trifft. Leider schrecken mich Triple-A Singleplayer-Games in letzter Zeit sehr ab. Vielleicht fehlt mir auch einfach die Zeit, mich in riesigen Fantasywelten zu verlieren. Erwachsen sein ist kacke.
David
Schwierige Frage. Auf der einen Seite ist es natürlich angenehm, sich einfach in Jogginghose vor den Rechner zu gammeln und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen. Auf der anderen Seite ist genau dies auch das Problem. Das Verhalten vieler Spieler, sowohl in Sachen Umgangsformen, als auch dem Verhalten der Mit- und Gegenspieler gegenüber ist schon mehr als grenzwertig. Da macht es die Anonymität des Internets leider leicht, sich vollkommen daneben zu benehmen und anderen den Spaß zu rauben.
Daniel
Mittlerweile muss ich gestehen, dass sich mein fortschreitendes Alter auch in meiner Schnelligkeit am Controller und der Maus bemerkbar machen. Ich komme tatsächlich nicht mehr online mit. Bei Spielen die frisch auf dem Markt sind brauche ich eine Weile, um zurechtzukommen, während deutlich jüngere Spieler sich schon mit den Kniffen und Spezialitäten der Games auskennen. Für mich steht der Spielspaß im Vordergrund. Auch ist das Zeitkontingent, das ich zum zocken zur Verfügung habe nicht mehr so groß, wie es das früher einmal war. Während ich also “nur spiele”, haben meine Kontrahenten schnell tiefgreifende Erkenntnisse über das Spiel erlangt und spielen mich an die Wand. Daher spiele ich tatsächlich inzwischen lieber Offline gegen andere Spieler. Das gilt für Sportsimulationen (FIFA), aber auch für Shooter. Einzig und allein Rennsimulationen (wie zum Beispiel Forza Horizon 4 sind noch im ständigen Repertoire der Titel, die ich Online gegen andere ZockerInnen spiele.
Was ist für euch der besondere Reiz dabei?
André
Beim Offlinespielen sind es definitiv die Emotionen. Ich habe erst vor kurzer Zeit mit ein paar Freunden zusammen Super Mario Party auf der Switch gespielt. Ein Spieler wurde grundsätzlich von der KI ausgewählt, wenn es um das Klauen von Sternen oder Münzen ging und das trotz Zufallsmodus. Es endete damit, dass ich einige der härtesten Beleidigungen gegenüber einem Gumba überhaupt gehört habe. Online ist dieser Spaß einfach nicht ganz so klasse, einfach weil du die Leute nicht kennst. Ach, und weil viele sofort persönlich werden müssen.
Sophia
Ich denke das wird das klassische „sich unter Beweis stellen” sein. Wer ist nun der beste in Soul Calibur? Wer der beste in Mario Kart? Um es im Anschluss seinen Mitspielern schön unter die Nase reiben zu können, wenn man gewonnen hat und Ausreden zu suchen, dass der Controller klemmte, wenn man selbst verloren hat.
Chucky
Bei Singleplayer-Games ist der Reiz ganz offensichtlich. Eine gut erzählte Geschichte, verpackt in flüssigem, spaßigem Gameplay, dazu eine Prise Optik und eine Prise Soundtrack und man hat das volle Unterhaltungsprogramm. Man muss nicht mit Menschen interagieren, sich nicht mit den Trivialitäten des Alltags herumschlagen und man muss keine Hose tragen. Videospiele sind schon was tolles. Aber bei Online-Games im Stile von Hearthstone, Overwatch und Counter Strike spielt all das keine Rolle mehr. Die Grafik wird auf ein Minimum heruntergeschraubt, um die Framerate zu optimieren, man verbringt Stunden über Stunden in Foren, um sich mit dem Meta-Game vertraut zu machen und die eigene Spielweise immer weiter zu verbessern und Plot und Lore werden plötzlich zur Nebensache. Es geht nur noch darum, sich zu messen und das gibt mir persönlich eine andere Art der Befriedigung. Insofern lassen sich Singleplayer-Kampagnen und Multiplayer-Games kaum miteinander vergleichen. Es ist mir egal, ob ich The Last of Us auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad durchgespielt habe, oder an einer Stelle zwanzig mal sterbe. Singleplayer-Games spiele ich zur Entspannung. Multiplayer-Games für das genüssliche Gefühl, dem Feind meine Überlegenheit in traditionellen Teebeuteleskapaden ins Gesicht zu drücken. Ihr denkt, ich bin ein Psychopath? Willkommen im Internet!
David
Für Spiele mit ausufernden Einzelspielerkampagnen fehlt mir leider einfach die Zeit. Vor allem mich in ein neues System einzulernen und Zeit zu investieren. Bei den gängigen Online-Titeln kann man doch mal eher 1-2 Stunden investieren. Klar spielt man dann nicht auf hohem Niveau, aber das Gefühl, wenn man gewinnt ist eben doch ein anderes, als wenn man einen Einzelspielertitel beendet.
Daniel
Ich glaube, beim Punkt “kompetitives Gaming” gibt es mehrere Ebenen. Das hängt stark davon ab, welches Spiel man spielt. Momentan messen wir uns im Freundeskreis sehr gerne in Mario Kart 8 Deluxe und Puyo Puyo Tetris. In ersterem freue ich mich, dass ich meine Drift-Fähigkeiten und die extrem guten Streckenkenntnis noch immer zu meinem Vorteil nutzen kann. Und bei Puyo Puyo Tetris? Da muss ich es einfach schaffen, die wüsten Attacken meiner besten Freundin Meike abzuwehren. Die brechen nämlich ab dem dritten oder vierten Swap zwischen den beiden Games wie eine der biblischen Plagen über einen herein und kübeln einem den halben Bildschirm voller Strafsteine. Irgendwann werde ich es schaffen! Ich weiß es!
In der kommenden Ausgabe von “Das erste Mal” erfahrt ihr mehr über unsere Anfänge im Bereich Handheld-Gaming.
Solltet ihr selbst Vorschläge oder Fragen zu diesem Format haben: immer raus damit. Wir freuen uns natürlich auch, wenn ihr die aktuellen Fragen selbst in den Kommentaren beantwortet. Schließlich interessiert uns auch, wie euer Erstes Mal war 😉