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Von Killerspielen, Kinderpornos und politischem Selbstmord

von am 3. April 2009
 

Lesezeit: 3 MinutenJeder von uns erinnert sich an die schrecklichen Ereignisse von Winnenden im März dieses Jahres. Es dauerte keinen halben Tag da riefen diverse Politiker unterschiedlichster Parteien, Experten, Kriminologen, Verbände und besorgte Eltern erneut lautstark nach einem Verbot von sogenannten “Killerspielen”.
Mir als Spiele-Redakteur bereitet allein das Wort “Killerspiel” leichte Kopfschmerzen und ein Gefühl des Unwohlseins in der Magengegend.

Aber zurück zum aktuellen Spektakel und der Profilierungswut einiger Politclowns und der nichtvorhandenen Medienkompetenz von Regierungsmitgliedern.

Der Fall Joachim Herrmann
Joachim Herrmann (CSU) ist Innenminister im Kabinett des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer.
Bereits kurz nach der Tat von Winnenden stand er in vorderster Reihe derjenigen Politiker, die nach einem Vertriebsverbot von Spielen mit Gewaltinhalten gerufen haben.
Zur selben Zeit, als in München der “Deutsche Computerspielpreis” verlieren wurde, leistete sich Herr Herrmann – via Pressemitteilung – jedoch eine äußerst dumme Bemerkung, als er seine Verbots-Forderung noch einmal bekräfitgen wollte.

“Ich fordere die Computerspielbranche auf, den schönen Worten endlich Taten folgen zu lassen und auf Herstellung und Vertrieb von Killerspielen in Deutschland zu verzichten. Killerspiele gehören bislang zu den intensiv beworbenen Hauptumsatzträgern der Branche. Mit derartiger Tötungstrainingssoftware, die zum Beispiel von der US-Army zur Vorbereitung von Soldaten auf Kampfeinstätze verwendet wird, dürfen in Deutschland keine Geschäfte mehr gemacht werden.”

Weiter sagte der bekennende Gegner einer Verschärfung des Waffengesetzes:
“Killerspiele widersprechen dem Wertekonsens unserer auf einem friedlichen Miteinander beruhenden Gesellschaft und gehören geächtet. In ihren schädlichen Auswirkungen stehen sie auf einer Stufe mit Drogen und Kinderpornografie, deren Verbot zu Recht niemand in Frage stellt.”

Die Reaktion von Thomas Jarzombek
“Ein solcher Vergleich ist vollkommen unangemessen und zeugt davon, dass Medienkompetenzdefizite auch in Regierungen zu finden sind. Wer solche Vergleiche zieht, disqualifiziert sich für die weitere Diskussion über Jugendmedienschutz in Deutschland. Gewaltmedien gehören nicht in unsere Kinderzimmer, daher haben wir in Deutschland den strengsten Jugendmedienschutz weltweit. Das ist richtig und muss auch ausgebaut werden, denn offenbar gelangen nach wie vor Jugendliche an Computerspiele und Filme, die nicht für ihr Alter freigegeben sind. Es ist unsere Aufgabe, die bestehenden Rechtsnormen auch wirklich durchzusetzen. Wer nun auf solche Weise die sachliche Diskussion verlässt, hilft niemandem.”
Diese Worte stammen von Thomas Jarzombek, medienpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion NRW.

Die Branche fordert eine öffentliche Entschuldigung von Herrmann
Diese Pressemitteilung rauschte heute in zig-tausende Email-Postfächer:

In seiner Pressemeldung von Dienstagabend vergleicht der bayerische Innenminister Herrmann
Ego-Shooter mit Kinderpornografie und Drogen. In aller Deutlichkeit fordern die deutschen
Spieleverbände hiermit eine offizielle Entschuldigung des Ministers für diesen völlig überzogenen,
sachlich falschen und unnötig polemischen Vergleich.

Stephan Reichart, Hauptgeschäftsführer von G.A.M.E. (Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V.):

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Olaf Wolters, Geschäftsführer BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e. V.):

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Frank Sliwka, Geschäftsführer ESB (Deutsche eSport-Bund e. V.):

ACHTUNG SPOILER Aufklappen

In der Zwischenzeit hat die bayerische FDP eine erneute Bundesratsinitiative aus Bayern zum Verbot von Spielen mit Gewaltinhalten beendet.
Bereits Mitte März machte die FDP dem Koalitionspartner CSU klar, dass es mit der FDP ein solches Verbot nicht geben werde.
Damals sagte die FDP-Generalsekretärin Miriam Gruß:
“Wir als gesamte Gesellschaft müssen uns intensiver mit Jugendlichen auseinandersetzen, sie ernst nehmen und in gesellschaftliche Prozesse einbinden.”

Final schob nun der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) der Verbotsforderung den Riegel vor:
Mit den Worten “Verbotsforderungen sind ein Zeichen der Hilflosigkeit,” betonte er, dass nicht jedes Problem eine gesetzliche Regelung bedarf.

Kommentare
 
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  • L3XUS
    3. April 2009 at 05:33

    ich würde mal sagen Joachim Herrmann hat sich seine zukunft verbaut…^^

    aber das kann es halt echt nicht sein,so auf uns Gamern rumzuhacken,wobei die Schläger und Assis auf den Straßen rumhängen(großteil) und nicht vor dem Pc.

    naja ich kauf in österreich,da ich an der Grenze wohne^^


  • André
    3. April 2009 at 11:03

    Tja was soll mann zu dem Herrn Hermann noch sagen ??*Autsch*
    Aber die FDP hat das Problem schon fast durchschaut und hat wenigstens gemerkt , dass ein generelles Verbot rein garnichts bringt .
    DAS IST POLITIK !!!


  • Bratwurscht
    3. April 2009 at 11:07

    Moin,

    ich spiele auch oft mit “Tötungstrainingssoftware” aka Killerspiele aber ich hatte noch nie das Bedürfnis mir ne Waffe zu besorgen und zu Killern. Ich könnte auch mit keiner Waffe umgehen, wie denn auch wenn man nur Maus/Tastarur oder nen Gamepad in der Hand hat.
    In kranken Köpfen mag es sein das “Killerspiele” einen Anteil in solche Aktionen wie in Winnenden haben aber getötet wird immer noch mit Waffen und nicht mit Spielen.
    Naja wurde schon viel gesagt oder geschrieben das dauert noch bis sich die Meinungen ändern

    PS. bei Wiki steht der Vergleich auch schon drin.

    MfG


  • AlastorD
    3. April 2009 at 11:22

    Sagen wir mal so, einerseits mussten Politiker schon den Hut nehmen weil sie sich falsch ausgedrückt haben, allerdings ist es ja nicht das erste mal das vergleiche mit Kinderpornographie aufgestellt wurden.
    Bin gespannt welche Auswirkungen das haben wird, ich hoffe das seine Aussagen keinen Zuspruch in der breiten Öffentlichkeit finden.


  • 3. April 2009 at 11:37

    Mal ernsthaft. Wie viele Einnahmen werden den mit “Killerspielen” *kotz* gemacht. VERDAMMT VIELE! Und gerade der deutsche Staat kann es sich ja leisten, einen haufen Steuern einfach mal wegzulassen. Wer bekommt, wenn die Politik kapiert wie viel weniger Steuergeld sie einnehmen, wieder mehr Geld abgezogen? Die Steuerzahler. Die Wirtschaft in Deutschland sollte erstmal auf jeden Cent zählen.

    Meine sehr abstrakte Meinung dazu.


  • Maggi
    3. April 2009 at 12:44

    ach das kriegen die eh nich durch


  • 3. April 2009 at 14:09

    Ich glaube es auch das sie es nicht schaffen.


  • 3. April 2009 at 15:32

    sowas blödes…allein schon der begriff “killerspiel” geht garnicht….


  • Frank
    3. April 2009 at 21:09

    Dann müssen aber auch diese Killerspiele beendet werden, wo junge Männer mit scharfen Waffen beigebracht wird auf Menschen zu schießen. Nennt sich Wehrdienst.
    Mal ehrlich, wenn schon das Spielen von Ego-shooter Gewalt auslösen soll, müssten jedes Jahr hunderte von Wehrpflichtigen Amok laufen.
    Da wird doch wieder von Leuten, die keine Ahnung von der Materie haben, irgendetwas in den Raum geblökt nur um zu zeigen, das sie auch noch da sind.
    Wenn jetzt in Köln, in der U-Bahn ein First-Person-Skooter gefunden wird, war das noch am Einsturz des Stadtarchivs schuld.


  • Andreas
    3. April 2009 at 23:26

    Moin zusammen.

    Ich finde es auch erschreckend was für Vollpfosten bei uns in der Regierung sitzen darf. Aber selbst wenn der Mann aus der Politik heraus komplimentiert wird, wird es Leute mit ähnlich wenig Ahnung von der Materie geben, die diese Ideen aufgreifen (Der kriegt auch noch ne dicke Pension wenn der in Rente geht… wofür eigentlich). Ich wäre auch dafür, daß jeder Politiker sich mal 3 Monate lang mit der nötigen Materie beschäftigt, bevor er ein Amt übernimmt, um wenigstens eine rudimentäre Basis zu haben. Kann ja nich angehen, daß jemand einen Job macht, den er gar nicht kann.
    An anderer Stelle wurde übrigens bereits die berechtigte Frage aufgeworfen, wieso hier in Deutschland Shooter für Amokläufe verantwortlich sein können, wenn wir hier geschnittene Versionen von Spielen haben und dazu noch die ganze Altersabstufung. Der Punkt ist nämlich, daß in anderen Ländern ohne diese Bestimmungen/Beschränkungen folglich weit mehr Amokläufer unterwegs sein müssten. Da dies offensichtlich nicht der Fall ist hätte ich da gerne eine Begründung von diesem Herrn H. wie denn das sein kann. Aber eigentlich hätte ich gerne eine konstruktive Diskussion und keine Lügen, Ausreden und dummes rumgeblubbere.
    Ich persönlich spiele übrigens keine Shooter (ich mag das Genre irgendwie nicht), kenne aber haufenweise Leute, die das tun. Ich finde es unglaublich, daß einige Leute meine Freunde einfach so als potentielle Mörder, Kinderschänder oder Drogensüchtige betiteln dürfen.


  • 3. April 2009 at 23:52

    Ach ja, selbst in zig Jahren und nach 5 weiteren Amokläufen (was ich natürlich nicht hoffe) werden sie debbatieren und das Killerspiel-Verbot wurde immernoch nicht durchgesetzt^^

    Gerechtigkeit siegt, dumme Politik nicht!


  • donatboy
    4. April 2009 at 14:10

    Die FDP is gewählt^^


  • Icy
    4. April 2009 at 18:08

    also ich spiel ja auch ziemlich viel “Tötungtraningssoftware” aber mit einem Gewehr bin ich in richtigen Leben ziemlich mies, ich selbst kann nicht sagen das CoD4 oder ähnliche spiele den Umgang mit Waffen beibringen, denn eine Maus wackelt ja nicht und gibt auch keinen Rückstoß ab.

    Die Politiker sollten sich richtig mit der Branche ausernandersetzen, die meisten von ihnen haben sowieso keine Ahnung und selbst wenn die den Verbot rausbringen stürzen sie tausende Menschen, die daran beteiligt sind, in die Arbeitslosigkeit und meckern dann wieder warum die Arbeitslosenzahlen steigen.


  • cyberniko
    5. April 2009 at 05:43

    ich will mich eigentlich da nicht reinsteigern aber ich muss den joachim herman sollte man abklatschen wie poldi ballack


  • Javos
    5. April 2009 at 20:23

    Leute, die KRIEGEN das durch!

    Sie haben die Vorratsdatenspeicherung durchbekommen, sie haben das BKA-Gesetz durchbekommen, sie werden die Internetzensur in Deutschland einführen (dank Fr. von der Leyen).

    Und sie werden auch die ach so bösen „Killerspiele“ verbieten, glaubt mir.

    Versucht, zu demonstrieren, geht auf die Straßen, WEHRT EUCH! Und versucht nicht, es auszustehen, nur mit bloßem dasitzen und „Es wird schon nicht passieren“-Gerede!


  • André
    6. April 2009 at 10:51

    Ich frage mich immer eines :
    Die Killerspiele sind immer die bösen und werden nun sogar schon mit Kinderpornographie verglichen.
    Wieso gibt es dann aber in Deutschland eine Wehrpflicht ???


  • Janni
    6. April 2009 at 21:16

    wer sich wirklich an der äußerung joachim hermanns stört, der soll doch bitte einen beschwerde brief oder eine email an ihn oder die bayerische regierung schreiben. ich hab’s gemacht.

    je mehr (sachliche!) beschwerden die bekommen desto eher begreifen sie vielleicht, was für einen Unfug Leute wie Hermann erzählen und dass sie damit ptoentielle Wähler vergraulen.


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