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Unter dem Radar – Osu! Tatakae! Ouendan!

von am 10. Februar 2012
 

Lesezeit: 3 MinutenSchmeisst eure Plastik-Gitarre aus dem Fenster, schmelzt euer Rockband-Instrumenten-Set ein, heute stelle ich euch die bis dato vielleicht beste Musikspiel-Reihe für den Nintendo DS vor: Osu! Tatakae! Ouendan! “Osu….was??” Die Chancen, dass ihr noch nie, also wirklich, noch NIE was von diesem Kleinod japanischer Videospielkultur gehört habt, stehen nicht schlecht. Doch wie steht es um den DS-Titel Elite Beat Agents?

Aha, da hebt zögerlich jemand seine Hand in der letzten Reihe. Na gut, in der Klasse besteht wohl noch Nachschulbedarf. Aaaaalso, Elite Beat Agents war eigentlich nur die auf den westlichen Markt angepasste Version von „Osu! Tatakae! Ouendan“, was auf gut Deutsch übersetzt so viel heißt wie „Hey! Kämpft! Anfeuer-Trupp“. Storytechnisch geht es im japanischen Original um ein männliches Cheerleader-Trio (was in Japan nicht unüblich ist), welches in Japan umherzieht und Menschen in Notsituationen durch flottes Anfeuern hilft.

J-Pop vom Feinsten

Die zugegeben abstruse Hintergrundstory wird wohl nicht alleiniger Grund gewesen sein, warum Osu! Tatakae! Ouendan nicht einfach portiert wurde und der Westen eine völlig andere Version mit international bekannteren Songs spendiert bekommen hatte: Im ganzen Spiel knallen dem Spieler J-Pop-Songs erster Güteklasse um die Ohren – vieles davon Evergreens in Japan, welche sich für uns jedoch natürlich völlig neu und erstaunlich eingängig anhören. Selbstredend ist es Geschmackssache, ob man die Musik letztendlich mag oder nicht, aber wer mit japanischen Bands wie Pizzicato 5 oder den Katamari-Soundtracks was anfangen kann, wird seine helle Freude mit der Songauswahl haben.

Osu! Tatakae! Ouendan Nintendo DS Trailer - Trailer Video

Warum der Touchscreen die vielleicht größte Bereicherung im Musikspiel-Genre ist

Gespielt wird ausschließlich mit Touchpen – während im Hintergrund und oberen Bildschirm in schönen Manga-Zeichnungen die verschiedenen Hintergrundstorys ablaufen, ist es die Aufgabe des Spielers, die auf dem unteren Bildschirm erscheinenden Nummernfelder im richtigen Moment anzutippen. Ausschlaggebend ist hier nicht nur die Zahl auf den Feldern, sondern die schmalen Ringe, die sich immer mehr um die Ziffern verengen – im Optimalfall berührt der Spieler beim „Impact“ zwischen Ring und Rand der Zahlenfelder das gewünschte Feld. Daneben gibt es auch Felder, die wie beim „Heißer Draht“-Spiel durch eine Bahn gezogen werden, um das bloße Antippen ein wenig aufzulockern. Während dieser Spielphase verliert ihr permanent „Anfeuer“-Energie, natürlich je nachdem wie gut ihr euch anstellt. In festgelegten Stellen im Song dürft ihr aber den Touchpen um eine Art Wirbelfläche kreiseln lassen um wieder Energie aufzutanken.

Die Erkennung funktioniert absolut fehlerfrei – wenn ihr Mist gebaut habt, seid ihr auch wirklich selber schuld. Und die Chancen, den Song zu verhauen, stehen zumindest in den höheren Schwierigkeitsgraden nicht schlecht: Werdet ihr anfänglich noch schön gemächlich in das Spielkonzept eingeführt, verlangen die Songs auf den beiden Höchsten von vier Schwierigkeitsgraden von euch scharfe Konzentration. Nur mit sturem Auswendiglernen der stets komplexer werdenden Patterns wird man auch auf der höchsten Stufe (übrigens nur hier mit weiblichen Cheerleadern) erfolgreich durch die Songs kommen – durchgeschwitzter Touchpen inklusive!

Sprachbarriere? Anyone?

Ich kann jedem Musikspiel-Fan, der kein Problem mit J-Pop hat, meine bedenkenlose Empfehlung aussprechen: Sowohl der erste also auch der mittlerweile erschienene zweite Teil können auch ohne Japanisch-Kenntnisse gespielt werden. Die Geschichten sind zumindest im ersten Teil so einfach, dass man der Handlung nur über die Zeichnungen ohne Weiteres folgen kann. Bei Teil Zwei kann man zum Verständnis auch untertitelte Youtube-Videos oder FAQs mit englischer Übersetzung zur Hilfe nehmen, spielerisch wird man in beiden Fällen jedenfalls keine Probleme bekommen – simple Menüführung sei Dank. In Sachen Song-Umfang spielen beide Teile zwar sicherlich nicht in der Oberliga mit (15 Songs in Teil 1, 19 Songs in Teil 2) – dafür reicht kein anderes Musikspiel sowohl unterhaltungs- als auch Suchtfaktor-technisch dieser kleinen abgedrehten Reihe das Wasser. Bis ihr alle Songs auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad gepackt habt, werden einige zerkratzte Touchscreens, zerkaute Pens und gotteslästerliche Ausdrücke vergangen sein – dafür werdet ihr am Schluss mit unendlicher Genugtuung belohnt und eine Menge Spaß dabei haben, es immer und immer wieder zu probieren bis es endlich klappt.

Und wo bekomme ich jetzt ein Spiel her, das ich nicht mal aussprechen kann?

Die beiden Osu! Tatakae! Ouendan-Teile von 2005 bzw. 2007 findet ihr eigentlich in jedem gut sortierten Videospielhandel mit Import-Angeboten aus Nippon – dank Internet sollte es kein Problem sein noch ein Exemplar aufzutreiben. Handheld-Typisch laufen auch Import-Spiele auf einem deutschen DS, insofern gibt’s hier zumindest keine Ausrede – wer jedoch nicht sicher ist, ob er mit der J-Pop-Mucke klar kommt, kann sich erst mal mit Elite Beat Agents warmspielen – allerdings gilt dies unter Fans auch als der schwächste Teil.

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