Lesezeit: 3 MinutenWenn man an tolle Exklusivtitel für die erste Xbox denkt, fallen einem vielleicht erstmal außer den Halo-Spielen kaum Titel ein. Doch da täte man dem alten Klotz von Konsole unrecht! Denn auch wenn das Exklusiv-Paket nicht so üppig ausfällt, wie bei der Playstation 2, konnte der ein oder andere Titel sich doch einen sicheren Platz im Herzen der Xbox-Only-Gamer sichern. Heute stelle ich euch einen streng genommen eher durchschnittlichen Titel vor, der jedoch durch das gebotene Gesamtpaket immer noch einen recht einzigartigen und unter Fans geschätzten Kultstatus genießt: Breakdown vom japanischen Entwickler Namco.
First Person Overload
Bevor ich mit der Story loslege, möchte ich euch erstmal DAS Feature von Breakdown näherbringen: Die Ego-Perspektive. Es mag sich vielleicht seltsam anhören, aber Breakdown sorgte vor allem durch die konsequente Nutzung der Ich-Perspektive damals für offene Münder. Sind spektakuläre Action-Szenen aus dieser Sicht heutzutage dank Call of Duty und Konsorten längst Standard, so waren im Jahre 2004 die Weichen eines Shooters noch anders gestellt. Doch selbst heute kann Breakdown in Sachen innovative Perspektiven-Nutzung überzeugen und so manch anderem Genre-Vertreter eine Hake verpassen, im wahrsten Sinne, wie ihr später feststellen werdet…
First Person Story
Gleich zu Beginn des Spieles findet ihr euch im Kopf von Derrick Cole wieder und werdet durch seine Augen ein halsbrecherisches Action-Abenteuer in bester Anime-Ästhetik erleben! Amnesie, die schreckliche Krankheit, die jeden 2. Hauptprotagonisten eines Videospiels plagt, hält auch hier seinen Einzug. Er wacht mitten in einem Labor auf und wird nach einem kleinen Tutorial-Ausflug auch noch von Soldaten heimgesucht, die ihn abknallen wollen. Heiliger Bim-Bam, das geht ja gut los! Gut, dass die knackige Soldatin Alex aus der Zukunft herbeigeeilt ist, um euch zu retten. Offenbar gehen in dem riesigen Krankenhaus-Komplex mehr komische Dinge vor, als Derrick lieb ist. Ihm wurde ein Serum injiziert, welches aus Menschen Supersoldaten machen soll. Und tatsächlich zeigt der Zaubertrank schnell erste Wirkungen: Derrick entwickelt übermenschliche Kräfte und kann ganz schöne Backpfeifen verpassen.
First Person Fighter
Hier trennt sich der Spreu vom Weizen: Breakdown ist kein reinrassiger Shooter, sondern in erster Linie ein Kampfspiel aus Ego-Sicht. Keine Bange, genügend Schießeisen werdet ihr im Verlaufe des Spiels auch noch finden. Jedoch werdet ihr euch über lange Strecken nur auf eure Fäuste verlassen müssen, was aber nicht weiter schlimm ist. Dank eurer geheimnisvollen Serum-Power merkt ihr schnell: Euer Körper ist in Breakdown die mächtigste Waffe. Über die Spielzeit hinweg lernt ihr immer wieder neue Schlag/Tritt-Kombomöglichkeiten, Griffe und Konter dazu. In Breakdown werdet ihr zur First Person-Kampfsau!
First Person Gameplay
Leider laufen die Nahkämpfe oft nicht so rund ab, wie man sie sich erhofft. Schwerfällig wie ein Mech holt ihr zum Schlag aus und ziellos wackelt die Kopf-Kamera irgendwo zwischen Gegner, Decke und Boden hin und her. Nach einer Weile hat man zwar den Dreh in etwa raus, so richtig sauber wirken jedoch die wenigsten Gefechte in Breakdown. Auch der Einsatz von Waffen gestaltet sich holpriger als bei der Konkurrenz. Auch wenn das Kampfsystem irgendwo zwischen “geht so” und “katastrophal” seinen Platz findet: Die Inszenierung und das Gesamtpaket gleicht vieles wieder aus.
First Person Action
Gerade die Story-Cutscenes wurden trotz dem Defizit einer freien Kamera perfekt durch Derricks Augen eingefangen. Alleine das Einblenden eurer Arme in Action-Szenen wirft euch immer mitten ins Geschehen. Auch wenn dieses Detail heute in Zeiten von Call of Duty lächerlich erscheint: Damals war in Shootern üblich, außer der gehalten Waffe rein gar nichts von der Spielfigur zu sehen. Spannend ist zudem, dass die Story auch euer Gameplay stellenweise clever beeinflusst. Ich muss es leider spoilern, aber die Idee ist zu gut um unerwähnt zu bleiben: Im Verlaufe des Spiels lernt ihr, dass alles bis dato Gespielte nur eine virtuelle Nachahmung der längst eingetroffenen Ereignisse gewesen ist. Eure Aufgabe ist es, dies zu ändern. Aber da ihr das vorher nicht wusstet, habt ihr euer HUD für ein selbstverständliches Videospielgut gehalten. Außerhalb der Simulation gibt es aber kein HUD, weswegen ihr den Rest des Spieles genau darauf verzichten müsst. Ziemlich konsequent, aber genial.
First Person Technik
Obwohl der Titel Xbox-exklusiv war, lässt die Grafik sehr zu wünschen übrig. Die Charaktermodelle sehen zwar ganz gut aus und das Spiel läuft weitestgehend flüssig, die Umgebungsgrafiken sind jedoch häufig von tristen Texturen geplagt. Dies ist wohl auch dem kühlen Krankenhaus-Setting geschuldet. Ihr huscht von einem Labor ins Nächste und werdet mit immergleichen Wand- und Bodentexturen begrüßt. Jeder Szenarien-Wechsel wird dankbar angenommen, doch viel zu oft besticht das Spiel nur durch unterschiedliche Grautöne. Der Soundtrack ist glücklicherweise besser gelungen und macht stellenweise richtig Spaß. Zum Beispiel wenn euch eine kritische Frage gestellt wird und die Musik inne hält, bis ihr eure Antwort ausgewählt habt.
First Person Fazit
Breakdown wurde seinerzeit von Seitens der Kritiker aufgrund des unausgewogenen Gameplays und der schwachen Technik auseinandergenommen. Der Userschaft waren diese durchaus berechtigten Kritikpunkte jedoch weitestgehend egal. Die packende und teils echt clevere Inszenierung hob das Spiel wohltuend vom Rest der Gaminglandschaft ab und funktioniert auch heute noch. Wenn ich mich nach zig wenn nicht gar hunderten von Shootern immer noch an bestimmte Stellen in Breakdown mit einem wohlwollenden Lächeln zurückerinnern kann, hat dieses Spiel viel richtig gemacht. Was meint ihr?