Lesezeit: 6 MinutenVor vielen Jahren, es war glaube ich um 2007, gab es eine neue Grafikkarte für meinen PC und als spielerische Dreingabe legte Nvidia eine Testversion von Der Herr der Ringe Online bei. Nachdem ich Stunden (oder besser Wochen) mit den Herr der Ringe-Filmen und den Büchern verbracht hatte, musste ich natürlich die Online-Version ausprobieren, die damals noch kostenpflichtig war. Also Hobbit als Charakter ausgewählt und los ging es in die Welt von Frodo, Gandalf und Elron.
Mein Ausflug in die Onlinewelt war kurz. Das lag gar nicht an der Dauer der Testversion, sondern an meinem fehlenden Verständnis für MMOS und meiner Unlust, mich damit näher zu befassen. Ich hab damals gerade mal so das Tutorial beendet und damit war das Spiel auch wieder vergessen. Seit November 2010 ist Der Herr der Ringe Online free-to-play und mit den Veröffentlichungen der Hobbit-Filme 2012 und 2013 wurde ich an das Spiel erinnert. Hier also mein Selbstversuch, mich mit erneut mit diesem MMO zu beschäftigen und zu sehen, wie und ob sich irgendetwas im Genre verändert hat.
Aller Einstieg ist schwer
Wie bei vielen MMOs ist man relativ auf sich allein gestellt, was den Einstieg betrifft. Zwar gibt es ein Tutorial, das je nach Charakterauswahl in eine andere Geschichte eingebettet ist, doch viele Grundlagen muss man sich selbst erarbeiten. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Grafik, die zwar okay, aber definitiv nicht gut gealtert ist. War ich damals vom Aussehen der Onlinewelt recht beeindruckt, musste ich aufpassen, dass ich mich davon nicht abschrecken lasse. Als Charakter lassen sich die bekannten Rassen aus den Büchern auswählen: Zwerg, Elb, Hobbit etc. Egal, was wir wählen, die Handlung hat nur indirekt mit Tolkiens Geschichte zu tun, spielt aber zur selben Zeit. Während wir also durch unser Heimatland wandern, haben Frodo und Sam ihres schon lange verlassen und sind auf dem Weg zu Sauron.
Was den erfolgreichen Einstieg ebenfalls erschwert, sind Punkte, die mir MMOs nicht so richtig schmackhaft machen können. Dazu gehören die obligatorischen “Töte 10 davon”-Aufgaben, damit lockt man doch niemanden aus Hobbiton. Viel zu häufig muss man folgendes abarbeiten: Quest angenommen, NPC A schickt mich zu NPC B, der macht erst etwas für mich, wenn ich bei NPC D war. D schickt mich zu Charakter C. Danach zurück zu B, dann zu E, und nach unheimlich vielen abgelaufenen Metern dürfen wir endlich zu unserem Ausgangspunkt zurück. Der Herr der Ringe Online übertreibt es teilweise genau mit diesen Missionen. Klar, ich lerne so mehr Figuren kennen und auch die Umgebung, aber das ist Design direkt aus der Hölle von Mordor. Nachdem wir schon die Welt angesprochen haben, machen wir auch weiter, denn sie ist riesengroß. Keine Frage, das ist ein positiver Effekt … aber auch von großem Nachteil. Ist jemand von euch schon mal 20 km zu Fuß durch eine offene Spielwelt gelaufen? Ich sag euch, das macht keinen Spaß. Man kann an bestimmten Plätzen hin und wieder Pferde ausleihen oder andere Spieler fragen, ob sie einen mitnehmen, aber optimal ist das vor allem auf niedrigem Level nicht. Ich hab die Reise einmal auf mich genommen und natürlich hat mich kurz vor dem Ziel der Tod erwischt. Respawn-Punkt war dann auch noch 22 km vom eigentlichen Ziel entfernt. Mein erster und letzter Versuch, die Gegend zu erkunden. Aber auch ein lehrreiches Beispiel dafür, dass das Charakterlevel schon seine Richtigkeit hat und Gegner nicht unterschätzt werden dürfen.
Free-2-Play als Lösung?
Der Herr der Ringe Online startete als Abomodell. Vor etwas drei Jahren überarbeitete Entwickler Turbine das System und wandelte es in ein Free-To-Play-Modell um und erreichte so mehr Spieler. Dagegen ist prinzipiell überhaupt nichts einzuwenden, das MMO kann ohne den Einsatz von Echtgeld gespielt werden und für Herausforderungen erhält man als Belohnung Turbine-Punkte, die man im Shop einlösen kann. Und glaubt mir, die Punkte verfolgen euch durch das komplette Spiel, denn der Entwickler verpasst keine Möglichkeit euch daran zu erinnern. Das nervt leider. Klar muss Geld verdient werden und ja, es gibt dem Spieler schnell Verbesserungen, aber der Shop ist viel zu omnipräsent. Quests leiten den Spieler hin und wieder bewusst in Gegenden, die interessant aussehen, aber erst gespielt werden können, wenn man sich die Erweiterungen kauft. Zwar glaube ich nicht, dass irgendjemand plötzlich ohne Aufgaben dasteht, dafür gibt es viel zu viele, Abwechslung kostet aber am Ende.
Wo sind die Gefährten?
Wer Herr der Ringe-Fan ist, will sicherlich nicht nur seine eigene Geschichte erleben, sondern auch bewusst Hinweise auf die Gefährten und deren Abenteuer entdecken. Zumindest ging mir das so. Turbine hat auch daran gedacht und mit den sogenannten Epic-Quests eine Lösung gefunden. Nehmen wir diese Missionen an, haben wir die Möglichkeit, Aragorn zu treffen, Tom Bombadil zu helfen und auch unsere Zukunft von Galadriel vorhersehen zu lassen. Ich muss gestehen, dass genau diese Aufgaben dem Spiel mehr Reiz geben und deswegen hab ich mich schnell nur auf diese konzentriert. Zumal genau diese Quests unheimlich hilfreich beim Charakter-Leveln sind und recht gute Belohnungen abwerfen. Vielleicht ein Beispiel für eine Aufgabe, die zwar das Buch berücksichtigt, aber nicht 1:1 kopiert wird und Fans von Tolkien, Peter Jackson und Nicht-Fans zusammen bringen kann. Die Gegend um die Wetterspitze (Weathertop) ist genau das. Wir erreichen den Berg ein paar Stunden, nachdem Aragorn und die Hobbits dort waren und finden auf der Spitze eine Rune (die Umgebung sieht übrigens der des Films zum verwechseln ähnlich). Wir finden genau die Rune, die in der Nacht zuvor von Frodo entdeckt wurde und eine Nachricht von Gandalf ist. Wir können die Wetterspitze auch des Nächtens erklimmen und bekommen eine andere Quest, in der wir Orks und Goblins vernichten müssen. Diese sprechen die dunkle Sprache von Mordor und begrüßen uns mit “Ash nazg “, also “Ein Ring”. Das sind Kleinigkeiten, machen das Spiel aber interessant und vermitteln uns zumindest das Gefühl für die Gesamthandlung wichtig zu sein. Events gibts natürlich auch, so wurde Bilbos Geburtstag gefeiert. Man kann an Rennen teilnehmen, die daraus bestehen, dass man sich in ein Huhn verwandelt und das Ziel erreichen muss, ohne von Wölfen entdeckt zu werden. Das macht zweimal Spaß, dann ist aber auch wieder gut.
Man kann auch Teil seiner eigenen Gefährtengruppe werden und mit anderen Spielern für einen bestimmten Zeitraum Quests lösen. Das hat den Vorteil für Anfänger, dass sie mit Charakteren höheren Levels neue Gegenden erkunden dürfen, allerdings auch den Nachteil, dass man im Grunde nur daneben steht, während die besser ausgerüsteten Gruppenmitglieder mit Leichtigkeit jeden Gegner schon erledigt haben, bevor man selbst ihn erreicht hat. Meine ersten Erfahrungen mit MMOs waren vor allem geprägt vom Zusammenspiel mit anderen. Allerdings empfand ich hierbei immer einen gewissen Druck an Raids teilzunehmen, die anderen nicht zu enttäuschen und ganz ehrlich, ich hab die Terminologie, die für Chatgespräche verwendet wurde, überhaupt nicht verstanden. Bei Herr der Ringe Online wurde ich von mir selbst überrascht, denn genau meine Mitspieler waren ein guter Grund weiterzumachen. Ich bin sogar einer Gilde (hier Kinship) beigetreten, die genau meinen Erwartungen entsprach. Man hat zusammen etwas unternommen, sich gegenseitig geholfen, Haus und Belohnungen geteilt. Gleichzeitig war niemand beleidigt, wenn man mal etwas alleine tun wollte, weil man keine Zeit (und Lust) hatte, sich einer Gruppe oder Quest anzuschließen.
Fazit: Ein Spiel uns zu knechten?
Nach all den MMOs, die ich in den letzten Jahren ausprobiert habe, hat mir Herr der Ringe Online trotz der Probleme bereits 2007 im Prinzip gefallen, weil ich die Geschichte von Gut und Böse aus der Feder Tolkiens einfach liebe. Ich habe das Spiel jetzt sechs Wochen am Stück gespielt und es gefällt mir immer noch. Allerdings aus demselben Grund, ich mag die Handlung, das Genre der MMOs ist weiterhin nicht meines. Sie sind zeitintensiv und oft wird genau diese Zeit mit uninspirierte Aufgaben noch und nöcher verbracht. Wer die Bücher und Filme mag, sich an veralteter Grafik nicht stört, der sollte es definitiv mal ausprobieren. Mit der Hilfe von Mitspielern findet man sich schnell zu recht und die Welt bietet von grünen Wiesen der Hobbit-Welt bis hin zu düsteren Umgebungen, die an Mordor angrenzen, alles, was das Tolkien-Herz begehrt. Ich werde sicherlich immer mal wieder zurückkehren.
habe circa 3-4 Jahre hdro gezockt. Aber du hast es wirklich auf den Punkt gebracht warum ich damals aufgehört habe. (wobe ich es echt zu schlimm gezokkt habe). Alleine macht es nicht viel Spaß die öden Aufgaben durch zu gehen. Aber in der Sippe hat es umso mehr Spaß gemacht. Bis ich irgendwann echt keinen Sinn drin gefunden habe. Da macht man ewig dasselbe für ne Rüstung die man braucht um in nen Dungeon zu kommen.
Oh und richtig hat mich das Free-2-play geärgert. Nachdem ich etliche Euros ausgegeben habe, hatte ich im Prinzip den gleichen “Status” wie jemand der in der f2p-zeit einmal (!) 20 Euro ausgegeben hat. Unter Status meine ich die freigeschalteten Gebiete und Quests. Nur alle die ein lebenslängliches Abo sich gekauft haben, hatten ihren Spaß behalten.
Ich habe das auch für eine Weile gespielt, kurz nachdem es f2p geworden war. Allerdings krankte es für mich an dem gleichen Übel das andere MMOs für mich fast auch alle haben: alles schon mal gesehen, vor allen Dingen was das Kampfsystem angeht.
Dafür hat man halt mit der HdR-Welt ‘nen Storybonus. Auf Dauer war das aber nix für mich.