Specials
0 Kommentare

Top 10 – Die Lieblingsspiele aus Rainers Jugend

von am 29. Dezember 2015
 

Lesezeit: 7 MinutenObwohl es wahrscheinlich so klingt, als würde ich mich profilieren wollen, muss ich zugeben, dass ich mich an meine ersten Videospielmomente kaum erinnere. Die passierten einfach zu früh. Erst als ich im letzten Jahr mit meinem Vater telefonierte und mir eine chronologische Zusammenfassung der Heimcomputer geben ließ, die in den 80ern durch unseren Familienbesitz wanderten, konnte ich meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Mein Einstieg war ein sogenannter Amstrad CPC, hierzulande auch bekannt als Schneider PC, auf dem man – damals war „daddeln“ noch politisch korrekter Jargon – spielen konnte. Wenn ihr im Übrigen glaubt heutige Spiele haben lange Ladezeiten, dann probiert mal eine Kassette als Datenträger. Das ist schlimmer als sich Schmuddelbilder mit einem 56k-Modem herunter zu laden. Mein Schicksal besiegelte sich jedoch erst, als mein Vater den ersten 286er mit einem MS-DOS Betriebssystem anschleppte. Doch etwas stimmte nicht. Obwohl ich mit den PC-Spielen dieser Ära sehr viele schöne Momente verbracht habe, spürte ich einen inneren Konflikt, der sich über die nächsten Jahre verfestigen sollte. Nach der Jahrtausendwende begriff ich langsam, warum ich mich mein ganzes Leben lang unvollständig fühlte. Schon immer hatte ich demütig auf Konsolenbesitzer geschielt, sprachen mich deren Spiele einfach mehr an. Meine Eltern verweigerten mir jedoch diesen Besitz. Ich war im Körper eines PC-Spielers gefangen, fühlte mich jedoch mit Fortschreiten der Zeit immer mehr den Konsolen zugehörig. Auch ein Gameboy, an den sich meine ganze Hoffnung auf Genesung klammerte, sollte mir nur vorübergehenden Trost spenden. Mit dieser Randinformation über mein gespaltenes Leben schicke ich euch in meine Jugendzeit zurück, in der Hoffnung, dass diese Vorgeschichte die merkwürdige Zusammenstellung aus ungewöhnlicher Nostalgie und orientierungsloser Verwirrung im Vorfeld erklärt.

Platz 10: Commander Keen: Goodbye, Galaxy!

Viele wissen heute gar nicht mehr, dass frühere PC-Spiele kein Sidescrolling konnten und diesbezüglich gegen Konsolen kein Land sahen. Warum sonst läuft man in „Prince Of Persia“ von Bildausschnitt zu Bildausschnitt? Tja, jetzt wisst ihr’s! Ein junges, aufstrebendes Genie mit dem Namen „John Carmack“ setzte dem jedoch ein Ende. Mit „Commander Keen“ brachte er Konsolenfeeling auf die Heimcomputer in Form von Bill Blaze, einem 8-jährigen Tüftler, der mit selbstgebauten Raumschiffen Abenteuer im Weltraum erlebt. „Goodbye, Galaxy“ beinhaltet die Episoden vier und fünf der insgesamt 6-teiligen Reihe, die alles bieten, was man als Kind so mochte. „Commander Keen“ hat eine Strahlenpistole, trägt zum Schutz einen Footballhelm und überwindet größere Hürden mit einem Pogostick, während Süßigkeiten und Limonaden eingesammelt werden. Heute ist der Commander leider von der Bildfläche verschwunden und konnte nie den Bekanntheitsgrad seiner Konsolen-Kollegen erreichen. Dennoch haben viele PC-Spieler in den 90ern dutzende von Stunden mit dem sympathischen Abenteurer zugebracht, und das zu Recht!

Platz 9: Braindead 13

„Braindead 13“ ist ein spielbarer Cartoon auf den Spuren von „Dragon’s Lair“ und „Space Ace“. Während „ReadySoft“ lediglich für das Publishing beider Titel für damals gängige Heimcomputer zuständig war, wagte man 1995 mit „Braindead 13“ einen Selbstversuch. Das Spiel hat weder den nostalgischen Charme der 80er oder ein eigen-innovatives Gameplay, noch die Epicness eines Don Bluth. Aber gleichzeitig ist es derart abgedreht, brutal und witzig, dass ich regelmäßig an dieses Spiel denken muss. Es geht um Dr. Nero Neurosis, einem eingelegten Supergehirn mit Augen, welches die Weltherrschaft erlangen will. Da ihm leider der Computer abstürzt, wendet er sich an den Informatiker Lance, der zwar Abhilfe schaffen kann, jedoch mit seinem vorlauten Mundwerk die Intelligenz des Hirns beleidigt. Der schickt daraufhin seinen hakenhändigen Leibeigenen Fritz hinter ihm her, der Lance durch die komplexe Architektur des Anwesens jagt. Im Vergleich zu „Dragon’s Lair“ kann Lance sich tatsächlich frei durch das Schloss bewegen und stößt dort auf zahlreiche skurrile Gestalten, denen er sich stellen muss. Ich liebe einfach den Zeichenstil und die lustige Gewaltdarstellung ala „Ichy und Scratchy“. Mittlerweile gibt’s das Spiel sogar für iOS-Geräte. Leider hab ich keins und weiche daher auf die DosBox aus.

Platz 8: Day Of The Tentacle

Natürlich funktioniert kaum eine Spieleliste der 90er ohne ein Lucasarts-Adventure, haben diese doch ein ganzes Genre revolutioniert und einen charmanten Mix aus lustigen Figuren und kreativen Geschichten geschaffen, die seiner Zeit weit voraus waren. „Day Of The Tentacle“ setzte seinerzeit diesem Leitsatz die Krone auf und schleuderte die drei schrillsten Videospielfiguren aller Zeiten in drei Zeitepochen, um letztendlich Rätsel auch über die vierte Dimension hinweg zu lösen. Das Ganze war gleichzeitig überaus schön anzusehen, unfassbar witzig und einfallsreich. Wer aufgrund des Geburtsjahres „Day Of The Tentacle“ verpasst hat, der sollte das kommende HD-Remake im Auge behalten.

Platz 7: Wing Commander IV: The Price Of Freedom

Uuhhhh, ein Full-Motion-Videogame? Gewagt, gewagt, Herr Schauder! Jeder weiß doch, dass diese Spiele meistens Mist waren, also Pseudo-Hollywood-Produktionen nur ohne Geld und talentierte Schauspieler. Die „Wing Commander“-Reihe war jedoch ein Franchise, welches sich stets von diesem Klischee lösen konnte. Teil 1 und 2 waren damals schon seiner Zeit voraus und während „Wing Commander 3“ den Vogel in Punkto Cineastik abschoss, ging Teil 4 im Jahr 1996 noch einen Schritt weiter. „Wing Commander IV“ löste sich von lieblosen Greenscreen-Aufnahmen, erweiterte den Inhalt auf 6 CDs und verbesserte die Bildqualität. Die Kombination aus Weltraum-Shooter und interaktivem Film hat damals die technischen Möglichkeiten eines PCs an die Grenzen getrieben. Ich vermisse diese Zeit und bin ziemlich bestürzt darüber, dass Wing Commander kaum noch Thema der Videospielkultur ist. Ebenso gefiel mir der Nachfolger „Wing Commander: Prophecy“, der eigentlich eine neue Trilogie einleiten sollte. Sollte also ein neuer „Wing Commander“-Teil auf einer E3 angekündigt werden, werde ich derjenige sein, der tränenaufgelöst vor der Kamera sitzen wird.

Platz 6: Resident Evil

Die Klassenkameraden zeigen sich begeistert als sie mir von einem neuen Playstation-Spiel berichten, welches sie die letzten Nächte vom Schlafen abhielt. Und wer kann mal wieder nicht mitsprechen? Klar, der Schauder! Also schalte ich auf ignorant und gebe mich zunächst unbeeindruckt von einem Spiel, welches letztendlich „eh nur Alone In The Dark kopiert“. Als jedoch wenig später die PC-Version von „Resident Evil“ erscheint und noch ein wenig später eine Budget-Version von „Virgin Interactive“ in den Regalen landet, schlage ich zu und freue mich, dass ich an der Kasse des lokalen Media Markts nicht um meinen Ausweis gebeten werde. Zuhause erlebe ich ein Spielkonzept aus Action und Adventure mit einer beklemmenden Atmosphäre, Unterlegenheit per Munitionsmangel und einigen Schockmomenten, die bis heute ein komplettes Genre geprägt haben. Wenn auch die Originalversion von „Resident Evil“ aus heutiger Sicht etwas eingerostet ist, bleibt das Gamecube-Remake bis heute unsterblich, nachholbar für alle, die sich für die Videospielgeschichte interessieren.

Platz 5: Quake

Auch wenn sich „Doom“ als Kultspiel mit etlichen Veröffentlichungen und Remakes bis auf die heutige Konsolen durchgesetzt hat, bleibt „Quake“ der „Evil Twin“ der 1st-Person-Shooter-Revolution. Eine düstere Kulisse zwischen mittelalterlichen Bauten und rostig-technisierten Alptraumkulissen, blutverkrustete Dämonen, grünliches Brackwasser und jede Menge Waffen formten diese Odyssee des Grauens, die gleichzeitig der Vorreiter für Polygongrafik war. Dazu kommt noch der Intro-Track und das Sounddesign von „Nine Inch Nails“-Mastermind Trent Reznor, dessen Logo sogar die Munitionskisten für die Nagelpistole zierte. Gesuchtet habe ich hauptsächlich die kostenlose Shareware-Version, bevor ich mit meinem damals besten Freund die letzten Groschen für die Vollversion zusammenkratzte, als wir mit der katholischen Jugendfreizeit in Frankreich waren. 66 Franc hat der Spaß gekostet und dafür gesorgt, dass ich es kaum abwarten konnte die Ferien zu verlassen und die CD in mein PC-Laufwerk gleiten zu lassen. Beste!

Platz 4: Silent Hill 2

Den Weg, den „Resident Evil“ ebnete, hat „Silent Hill“ in Punkto Story, Atmosphäre und Rätseldesign aufgebort. Der zweite Ableger ist bis heute zu Recht ein absoluter Klassiker rund um James Sunderland, der einen Brief von seiner längst verstorbenen Frau erhält, die ihn auffordert in Silent Hill nach Antworten zu suchen. Was ist das denn schon für ein creepiger Einstieg? „Silent Hill 2“ hat mich zum ersten Mal blanke Angst in einem Videospiel erleben lassen. Ich habe mich über jede Tür gefreut, die sich nicht öffnen ließ und jede Tür gehasst, die mir einen neuen Abschnitt offenbarte, neue Monster auf den Leib hetzte und die verstörende Geschichte fortführte. Passend dazu der Soundtrack von Akira Yamaoka, geprägt durch sanft melancholische Gitarrenklänge und harte Industrial-Sounds. Dieses Spiel hat so viel für die Horrorkultur der Videospielbranche beigetragen, dass ich es für immer im Herzen tragen werde, auch wenn der Preis dafür ist, dass ich mich seitdem vor rauschenden Radios fürchte.

Platz 3: One Must Fall 2097

Lange vor „Gears Of War“ trieb sich auch „Epic Games“ – damals „Epic Megagames“ – in der Shareware-Szene herum und brachte ein Alternativprogramm Konsolenartiger Videospiele auf die Röhrenmonitore. Als Beat’m Up-Fan passte ein neues Prügelspiel dieser Spieleschmiede genau in mein Profil. In „One Must Fall 2097“ treten Meterhohe Riesenroboter in packenden Einzelkämpfen gegeneinander an. Die unterschiedlichen Robotertypen geben die verschiedenen Fähigkeiten und Moves vor, während die Piloten zudem Faktoren von Stärke, Ausdauer und Geschwindigkeit modifizieren. Das Ganze findet in riesigen Arenen statt, die sogar mit Fallen gespickt sind, atmosphärisch unterstützt von einem schönen Synthie-Soundtrack. Ein besonderes Schmankerl war jedoch der Karriere-Modus, in dem durch die Teilnahme an Turnieren Geld verdient werden musste, was wiederrum in Upgrades für den Roboter gesteckt wird. Schade, dass diese Franchise untergangen ist und der Nachfolger „One Must Fall: Battlegrounds“ absolute Grütze war. Mit einem Remake würde „Epic Games“ einen meiner sehnlichsten Träume erfüllen.

Platz 2: Turtles Fall Of The Foot-Clan

Dieses Spiel hat den Gameboy gerechtfertigt! Meine Eltern waren jedoch anderer Meinung. „Du hast doch schon ein Turtles-Spiel!“ haben sie gesagt. „Das ist sogar in Farbe!“ haben sie gesagt. Leider handelte es sich hierbei um die NES-Version der Serie, die bis heute von Fans des Cartoons gehasst ist. Die Gameboy-Variante von Konami hatte die Turtles, die Figuren der Serie, das Titellied der Serie und ein simples, aber packendes Gameplay. Auch wenn das Spiel theoretisch in 20 Minuten durchgespielt werden kann, war es absoluter Fan-Service der Spitzenklasse und immer mal wieder herauskrambar für die nächste Busfahrt um die Ecke.

Platz 1: Indiziertes Spiel

Tja…ich darf dieses Spiel leider nicht nennen, denn selbst ohne Text hätte ich es mit der Einstufung auf Platz 1 beworben, was somit illegal gewesen wäre. Und weil niemand bei der USK einen neuen Prüfungsantrag gestellt hat, was alle 15 Jahre möglich ist, muss ich nun auf eure Allgemeinbildung bauen, wenn ich euch von einem Beat’em Up erzähle, welches 1992 für damalige Heimkonsolen und –Computer erschien und reale Schauspieler für Sprites und Animationen verwendete. Von der damaligen TV-Werbung, über die Grafik, bis hin zu der Gewaltdarstellung hatte dieses Spiel etwas Magisches an sich. Es wirkte roh, verboten, kontrovers und war damals definitiv der Alptraum so mancher Eltern. Wie oft stand ich im Laden und hatte den Karton in der Hand, wissend, dass meine Eltern den Besitz dieses Spiels nie dulden würden. So musste ich mich nach der Indizierung auf die Diskettendealerei auf dem Schulhof konzentrieren, was auch funktionierte. Leider hatte die PC-Version einen Kopierschutz ala „Tipp das xte Wort im xten Absatz der xten Seite des Handbuchs ein“. Ohne Handbuch problematisch, aber nicht unlösbar. Zwei Tage lang probierte ich diverse Wörter aus – die ich auch heute noch kenne – bis ich den Schutz geknackt hatte. Das Gameplay finde ich übrigens besser als sein Ruf, auch im Vergleich zu den heutigen Spielen dieser Reihe. Es ist also kein Wunder, dass ich mit diesem Spiel sehr viele schöne

Sei der Erste, der kommentiert!
 
Kommentiere »

 

Du musst eingeloggt sein zum kommentieren