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Total War Saga: Thrones of Britannia – Lang lebe der König!

von am 17. Mai 2018
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Für Fans von:

Total War, Civilization

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amzn.to/2GveyG7

Pluspunkte

+ schöne Strategiekarte
+ verbessertes Rekrutierungssystem
+ jede Fraktion mit eigenen Ereignissen
+ toller Soundtrack
+ Koop-Kampagne
+ historisch sehr gut recherchiert

Minuspunkte

- nach der Anfangsphase viel zu leicht
- miserable KI
- nicht alle neuen Ideen zünden
- Armeen bewegen sich zu langsam
- Schwächen der Vorgänger übernommen
- zwar normale Gefechte, aber keine historischen Schlachten mehr

Editor Rating
 
GAMEPLAY
8.0

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
7.0

 
MULTIPLAYER
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SOUND
7.0

Gesamt-Wertung
7.0

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GAMEPLAY
9.0

 
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SINGLEPLAYER
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MULTIPLAYER
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SOUND
8.3

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8.6

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Zusammenfassung
 

"Total War Saga: Thrones of Britannia" ist ein tolles Rundenstrategiespiel, welches auf Grund einiger technischen Schwierigkeiten und missglückten Ideen nicht ganz auf das Niveau von den Vorgängern kommt - dennoch ist es absolut zu empfehlen!

 

Lesezeit: 5 Minuten“Endlich wieder ein Total War, welches mich interessiert!” war mein erster Gedanke, nachdem ich den Ankündigungstrailer zu Total War Saga: Thrones of Britannia gesehen habe. Zwar wurden die beiden Warhammer-Spiele von der nationalen und internationalen Presse wie wild gefeiert (und wurden von der Community definitiv besser aufgenommen als Dawn of War 3), doch konnte mich persönlich das Fantasy-Setting nie wirklich packen. Daher war ich schon sehr gespannt auf den Ausflug in das dunkle Zeitalter Britanniens. Ob sich dieser “kleine” Teil vor seinen großen Brüdern verstecken muss, erzähle ich euch in den nächsten Zeilen.

Total War Saga: THRONES OF BRITANNIA

 

Dunkles Land, dunkle Zeit

Wir schreiben das Jahr 878 n. Chr. – nach dem Zerfall des römischen Reichs schlagen sich die noch nicht vereinten Briten nicht nur wegen jeder kleinen Provinz die Köpfe ein. Nein, nun sind sogar noch die Wikinger im Oster gelandet und mischen kräftig mit. Nun muss ein König unter ihnen emporkommen und das Reich vereinen! Okay, die Sache mit dem Vereinten Königreich sollte noch einige Hundert Jahre dauern, doch soll das den  Spieler in Thrones of Britannia nicht davon abhalten, es in fiktiver Art und Weise etwas zu beschleunigen und diese primitiven Skandinavier in die Schranken zu weisen. Wobei man bei aller Fairness sagen muss, dass alles im 9. Jahrhundert recht primitiv war.

Echtzeitschlacht_TotalWar

Thrones of Britannia ist kein “vollwertiger” neuer Titel. Es basiert auf der mittlerweile drei Jahre alten Engine von Attila – Total War und erinnert auch vom grundlegenden Design an den Vorgänger. Man kann es am besten mit der exzellenten Stand-Alone-Erweiterung Shogun 2: Fall of the Samurai vergleichen, welches ebenfalls auf dem Hauptspiel basierte und das ganze Geschehen sehr erfolgreich in das 19. Jahrhundert katapultierte. Im Vergleich zu diesen Teilen fällt Thrones of Britannia allerdings recht klein aus. Wie der Name schon verrät, erobert man nicht mehr ganz Europa, sondern tobt sich auf der britischen Insel aus. Historisch betrachtet fällt natürlich alles etwas kleiner aus: die Provinzen und Städte sind überschaubarer und auch die Größe der Truppen wurde reduziert. Erwartet also keine Schlachten mit 10.000 Mann auf beiden Seiten.

Auch Schwächen sind eine Tradition

Beim letzten Satz wird wahrscheinlich bei jedem Total War-Veteranen die Hoffnung aufgekeimt sein, dass eventuell durch das Management von potenziell weniger Truppen die KI besser zu beherrschen wäre. Diese Hoffnung muss ich leider direkt zerstören. Es nimmt zwar niemals die katastrophalen Ausmaße von Rome 2: Total War an, einen feuchten Händedruck bekommt Creative Assembly für die künstliche Intelligenz definitiv nicht. In den Feldschlachten agieren und reagieren die Einheiten einigermaßen kompetent, doch bei Belagerungen fällt der IQ auf Zimmertemperatur. Egal, wie groß die angreifende Armee ist – jedes Mal konnte meiner Meistertaktik “Alle Bogenschützen in Tornähe platzieren” die Schlachten gewinnen. Die gegnerische Armee kommt zu keinem Zeitpunkt auf die Idee, mehr als zwei Punkte gleichzeitig zu attackieren und ist somit fast immer problemlos abzuwehren. Da hilft auch der Schwierigkeitsgrad “legendär” nicht weiter – zumal auf der Strategiekarte die KI selten auf die Idee kommt, seine Armeen für einen gemeinsamen Angriff zu bündeln.

Fraktionen_TotalWar

Apropos Armeen: eine neue, wirklich großartige Mechanik ist das komplett überarbeitete Rekrutierungssystem. Es müssen keine Kasernen, Ställe, Bogenschützenplätze etc. gebaut werden. Vielmehr rekrutiert der General in der Ortschaft die Einheiten direkt. Der Kniff dabei ist, dass es zwar (bei vorhandener Bevölkerung) möglich ist, gleich mehrere Verbände gleichzeitig auszuheben, doch müssen diese über mehrere Runden aufgefüllt werden.  Die Einheitenverstärkungsrate rückt dadurch in den Fokus und das vorrausschauende Planen bei Truppenbewegung ist nun mehr denn je Pflicht. Außerdem ist Erforschung neuer Einheitentypen mit der Rekrutierung gekoppelt – man muss zum Beispiel 10 Einheiten der einfachen Speerkämpfer rekrutiert haben, um gepanzerter Speerträger erforschen und letztendlich rekrutieren zu können. Leider ist das eine der wenigen Mechaniken, die den Anspruch anhebt – fast alles andere arbeitet dagegen.

Gute und schlechte Ideen zugleich

Zum Beispiel die Nahrungsversorgung. In der Theorie wieder eine gute Idee, die zum Anspruch und Realismus hätte beitragen können, in der Praxis allerdings gelingt dies nur bedingt. Zum einen ist in den Städten durch die Entfernung der Ausbildungsgebäude nun weitaus mehr Platz für Nahrungsproduktionen freigeworden. Zum anderen kann man die Getreideproduktion durch Steuererhöhung problemlos mitanheben. Was? Das führt zu einer unzufriedenen Bevölkerung? Kein Problem, einfach ein paar Gaststätten bauen und eine Truppe in der jeweiligen Hauptstand der Provinz platzieren und man wird zu keinem Zeitpunkt mit Rebellionen rechnen müssen. Zudem sorgt das dafür, dass niemals eine Nahrungsknappheit entsteht, was ebenfalls die Bevölkerung aufrühren könnte.

Fähigkeitenbaum_TotalWar

Überhaupt wurde die Wirtschaft extrem simplifiziert. Auch fallen Kultur, Religion (welche lediglich zur Zufriedenheit beiträgt) und das Bevölkerungswachstum vollkommen weg. Das mag man als einsteigerfreundlich bezeichnen – Veteranen der Serie werden sich aber über ebenfalls entfernten Agenten ärgern. So kann man keine Meuchelaufträge mehr vergeben oder einen Agenten in eine feindliche Siedlung schicken, um dort die Einwohner gegen die Besetzer aufzubringen. Hochzeiten laufen nun fast automatisch ab und die diplomatischen Möglichkeiten wurden auch enorm beschnitten. Anscheinend kann man entweder in Frieden nebeneinander leben oder sich bis zum Tod bekriegen. Solange man selbst Geld und Nahrung im Blick hat, kann dem Spieler während der – angenehm langen – Kampagne quasi nichts passieren. Das konstante Gefühl der Unterforderung begleitet und von Anfang bis Ende.

Eine Sache, die es im Gegensatz zu anderen Total-War-Teilen nicht gab: Leerlauf! So leicht die Kampagne ist, sie beschäftigt und dennoch dauerhaft. Es gibt immer was zu bauen, Truppen auszuheben und zu bewegen, Vasallen zurechtzuweisen und Provinzen zu überrennen. Auch gibt es bei (fast) jeder Fraktion ein paar sehr interessante Ereignisse, in denen wir folgenreiche Entscheidungen fällen müssen. Ebenfalls positiv zu erwähnen sind die aus Empire: Total War wiederkehrenden Siegestypen. Man kann zum Beispiel fast komplett friedfertig herrschen und durch Ruhmespunkte den Sieg holen oder die ultimative Kampagne spielen und alle Wikinger von der Insel vertreiben! Allerdings wäre das Siegesgefühl etwas erfüllender, wenn die KI sich wenigstens die Schuhe zubinden könnte. Nervig ist auch die KI, wenn sie mit einem kleinen, aber nervigen Trupp durch unser Land marschiert und nacheinander die meist ungeschützen Orte ausraubt. Wenn man keine Armee in der Nähe, wird es ein langwieriges Katz-und-Maus-Spiel, weil sich die Truppen viel zu langsam bewegen.

Strategiekarte_TotalWar

Die fehlgeschlagene Entschlackung

Da war mehr drin! Total War Saga: Thrones of Britannia ist in keiner Weise ein schlechtes Spiel – es ist wie die anderen Total War Teile ein absoluter Stundenfresser und wird auch Fans für Wochen wieder fesseln können, wenn sie über die typischen Schwächen wie die zuweilen inkompetente KI hinwegsehen können. Die Strategiekarte ist liebevoll gestaltet und der Soundtrack wie immer absolut passend und immersiv. Einige Ideen wie das Rekrutierungssystem sind wirklich gut durchdacht und müssen in die Nachfolger übernommen werden. Doch krankt der Titel an einer Fron ungemein: Der Schwierigkeitsgrad! Selbst mit dem “schwächsten” Volk schneide ich nach einiger Zeit wie ein Messer durch durch die Buttermassen der Feinde. Und wenn dann die KI noch einen Komplettausfall hat und die verfeindete Fraktion seinen König samt 200 Mann gegen meine 1500 Kämpfer antreten lässt kann man nur noch den Kopf schütteln. Trotz aller Kritik werd ich Total War Saga: Thrones of Britannia sicherlich noch viele Stunden spielen – immerhin konnte ich bisher die Koop-Kampagne auf “legendär” noch nicht ausprobieren!

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