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Horizon Forbidden West – wie viel Open World soll’s sein?

von am 10. Juni 2022
DETAILS
 
Spieldauer:

25-40 Stunden

Für Fans von:

Horizon Zero Dawn

Accessibility-Optionen:

Gameplay-Hilfe-Einstellungen, Vibrationssteuerung, erweiterte Untertitel, Linkshänder-Unterstützung

Pluspunkte

- hübsche Spielewelt
- exzellente Vertonung
- verbessertes Kampfsystem
- flüssiger Animationen
- Maschinen-Streit!

Minuspunkte

- ermüdende Ubisoft-Formel
- Story schlechter als beim Vorgänger
- viele Sammelquests
- phasenweise ideenlos
- Entscheidungen ohne wirklichen Einfluss

Editor Rating
 
GAMEPLAY
8.0

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
5.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
9.0

Gesamt-Wertung
6.5

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User Rating
 
GAMEPLAY
9.4

 
GRAFIK
9.8

 
SINGLEPLAYER
7.8

 
MULTIPLAYER

 
SOUND
9.6

User-Wertung
5 ratings
9.2

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Zusammenfassung
 

Horizon Forbidden West ist ein technisch einwandfreies, spielerisch flüssiges und zeitgleich innovationsarmes Sequel zum PS4-Vorgänger. Aloys Geschichte ist weniger fesselnd und die mittlerweile ausgeleierte Open World Formel hat sich selbst überlebt. Sollte ein dritter Teil folgen, dürfen die Entwickler gerne mehr ins Risiko gehen.

 

Lesezeit: 5 MinutenBevor ich mit meiner Review zu Horizon Forbidden West beginne, wollte ich nur ein paar Zeilen zu Dying Light 2 verlieren: ich hätte eigentlich das Spiel auch sehr gerne getestet, aber die Selbstzensur auf den letzten Metern durch Techland für den deutschen Markt hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich dachte wirklich, dass wir diese Phase endlich in der Spieleindustrie hinter uns hätten und es uns volljährigen Gamern selbst überlassen würde, welche Inhalte für uns geeignet sind. Aber dennoch weine ich dem Test nicht so sehr hinterher wie ich dachte, denn die von mir erworbene PEGI-Version bot mir ein unterhaltsames, aber gemessen an meinen Erwartungen doch leicht enttäuschendes Erlebnis. Daher meine Kurzreview zu Dying Light 2: gut, hätte besser sein können, Protagonist blasser als Druckerpapier, Zombie wegtreten macht weiterhin Spaß – 7/10. So, zurück zum Hauptevent.

Eine Welt von vielen

Horizon Forbidden West ist der lang ersehnte Nachfolger zum PS4-Hit aus dem Jahre 2017 – so könnte man eine typische Hype-Review anfangen, aber von Hype halte ich nicht viel. Und ich habe auch das Gefühl, dass meine typische Zusammenfassung des Plots an dieser Stelle sich redundant anfühlen würde. Und wer zum Teufeln liest sich einen Test zu einem Teil 2 an, ohne vorher Teil 1 gespielt zu haben? Wir alle kennen und lieben unsere (weiterhin etwas blasse) Aloy, wir befinden uns weiterhin in der Post-Apokalypse, die die Menschheit wieder in die Steinzeit zurückgebracht – jedoch nebenbei ein paar Roboter-Dinosaurier hinterlassen, welche es abzuschlachten gilt. Ja okay, ohne Vorwissen klingt die Zusammenfassung wirklich krude, aber ich möchte in diesem Test einem etwas Ansatz verfolgen. Denn ich stellte mir beim Zocken mehrfach die folgende Frage: ist Open World im AAA-Segment innovativ bankrott?

Denn in den letzten Jahren und vor am Ende der letzten Konsolengeneration hat die Menge an Videospielen mit der bewährten Ubisoft-Formel spürbar zugenommen (diplomatisch ausgedrückt) bzw. den Markt komplett geflutet (weniger diplomatisch ausgedrückt). Und Horizon Forbidden West folgt – ähnlich wie der Vorgänger – auf vielen Ebenen diesem mittlerweile bekannten Korsett. Die offene Welt ist riesig und wunderschön, es gibt verschiedene Regionen, Städte, Stämme und Rebellenlager. Die Weltkarte ist zu Beginn noch komplett verborgen, wird aber nach und nach aufgedeckt, sodass man erkennt, in welchen Gebieten welche Städte, Stämme und Rebellenlager zu finden sind. Es wieder diese Formel, die unseren natürlichen Jagd- und Sammeltrieb aktiviert und uns fast schon konditioniert hat, diesem in digitaler Form nachzugehen. Die Akademiker nennen es instinktives Game Design. Nein, tun sie nicht – ich wollte nur meinen Punkt unterstreichen.

Alte bekannte Pfade

Ihr merkt, diese Review geht einen etwas anderen Weg. Doch mit jeder weiteren Stunde, die ich in der Welt von Horizon Forbidden West verbracht habe, wurde ich im Angesicht aller bereits bekannten und hundertfach erlebten Mechaniken immer kritischer, ich wurde quasi zum wahren Kritiker. Und das ist wirklich ungewöhnlich für mich – nicht, dass ich Müll nicht erkennen kann , doch in meinen letzten Ausflügen habe ich bei Open World Titeln bemerkt, dass der kurzfristige Spaß mittelfristig dem Questlog gewichen ist. Bei Far Cry 6 zwar weitaus häufiger, doch auch Aloys Schicksal hat mich nach den ersten zehn Stunden nicht mehr so gefesselt wie zu Beginn oder wie beim Vorgänger. Der Spaß wich irgendwann der Pflicht – was auch zu dieser verspäteten Review geführt hat. Meine Motivation über das Spiel zu schreiben lag noch unter dem Level meiner Motivation das Spiel zu beenden.

Das liest sich bisher wie ein Verriss, ein Versuch den Metascore von 88/100 zu drücken. Doch abstrakter Weise kann auf rein technischer Ebene mich nicht beschweren. Das Spiel sieht (auf der PS5 im Performance-Modus) einfach nur wunderschön aus, jede zweite Sequenz bietet sich für einen Screenshot an. Die Farben von Flora und Fauna explodieren förmlich, es fühlt sich – vor allem in den menschenleeren Parts – unfassbar organisch und rund an. Der verbotene Westen legt im Gegensatz zum ersten Teil nochmal eine Schippe drauf. Auch die (Kampf-)Animationen sind flüssig und eine Augenweide. Der Sound steht dem Optischen in nichts nach – die deutsche und englische Synchronspur gehört zum Besten, was ich in dieser Konsolengeneration bisher hören durfte und der Soundtrack fügt sich in einer Homogenität ein, dass man der technischen Abteilung ihre Arbeit der letzten Jahre komplett abnimmt und nur wertschätzen kann. Natürlich gibt es noch ein paar Kinderkrankheiten wie zeitweise auftretendes Kantenflimmern oder gelegentliche Pop-Ups, doch sind diese so selten aufgetreten, dass sie den Spielfluss zu keinem Zeitpunkt gestört haben. Zudem haben mich die fast nicht vorhandenen Ladezeiten bei so einer massiven offenen Welt beeindruckt, man hat den Arbeitsspeicher optimal genutzt.

Premium für Augen und Ohren

Auch kann ich nicht wirklich was negatives über das Gameplay schreiben. Es macht ungemein Spaß, auf mechanischen Reittieren die Welt zu erkunden, die Stealth-Mechanik wurde nochmal etwas aufpoliert und die Kämpfe sind gleichzeitig herausfordernder und motivierender als noch bei Zero Dawn, da es neue und unheimlich gefährliche Gegnertypen gibt, welche Aloy sehr schnell auf die Matte schicken können. Zugleich wurde das Kampfsystem optimiert und sinnvoll um Moves und Waffen erweitert, sodass man schnell das Gegnerverhalten adaptieren und entsprechend agieren kann. Der Fertigkeitenbaum wirkt zu Beginn erschlagend, doch viele Haupt- und Nebenquests geben neben Erfahrungspunkte auch Skillpunkte, was zu einer schnellen Spezialisierung führt. Und habe ich schon das mini-Spiel “Maschinen-Streit” erwähnt? Ich bin nie mit Gwent in Witcher 3 warm geworden, konnte mit den meisten Final Fantasy Card Games nichts anfangen, doch Maschinen-Streit macht so viel Spaß! Das Sammeln von neuen Monsterfiguren, ihre Stärken und Schwächen, das Zusammenstellen vor jeder Partie – eins der besten Mini-Games der letzten Jahre!

Ihr seht, nicht alles ist schlecht in Horizon Forbidden West. Besser gesagt, es ist genau genommen kaum etwas wirklich schlecht. Es gab kaum frustrierende Passagen oder unnötige Cutscenes, die Nebenquests haben natürlich auch viel von der Ubisoft-Formel (“Sammle so und so viel von dem und dem”), doch steckt hinter den meisten auch eine sinnvolle Hintergrundgeschichte, die den Spieler zu genüge motivieren kann. Aloys Charakter war mir im ersten Teil sympathischer, als sie noch der ausgestoßene Underdog war, wohingegen sie in Horizon Forbidden West von allen Seiten als Retterin von Meridian gefeiert wird. Nicht, dass sie den Titel nicht verdient hat – doch fühlt sich ihr Schicksal im neusten Abenteuer weniger persönlich an. Zudem könnte man über einige Motivationen und Aktionen von einigen Nebencharakteren sprechen, doch möchte ich nicht im Spoilerterritorium landen.

Taugt es was? Ein Fazit

Also, was bleibt unterm Strich? Ein neues Abenteuer für Aloy, unterhaltsam und abendfüllend. Eine wunderschöne Welt, großartiges Voice Acting, durchdachre Spielmechaniken, flüssiger Animationen und ein leicht süchtig machendes Mini-Game. Wem das genug ist – und die Auflistung der Pros ist absolut zu würdigen, nicht jedes Studio kriegt ein so rundes Produkt ohne größere Probleme hin – dem kann ich hiermit eine Kaufempfehlung aussprechen. Auch PS5-Besitzer erhalten mit Horizon Forbidden West ein wirklich schickes Produkt, Fans der Serie sollten auch zufrieden. Doch hier komme ich als Partycrasher und sage, dass mich das Open World Prinzip von Horizon Forbidden West niedergerungen hat. Dass ich etwas mehr erwartet habe, als das gleiche Gericht der letzten 7-8 Jahre. Ein leckeres Gericht, ohne Frage und ich würde es fast schon als mein Comfort-Food bezeichnen. Doch kann man sich auch einem seinem absoluten Lieblingsgericht überfressen und die Toiletten für eine verlängertes Wochenende okkupieren. Horizon Forbidden West ist für mich der Happen zu viel. Lecker, jedoch viel zu viel.

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