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Dissidia Final Fantasy NT – Das leere Chaos

von am 12. März 2018
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Dissida... irgendwie

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amzn.to/2Hwb5mI

Pluspunkte

+ optisch und soundtechnisch ansprechend
+ viel Fanservice
+ 28 Kämpfer

Minuspunkte

- Kamera
- HUD
- oft unübersichtlich
- wenig Umfang
- schwache Story

Editor Rating
 
GAMEPLAY
4.0

 
GRAFIK
7.0

 
SINGLEPLAYER
3.0

 
MULTIPLAYER
5.0

 
SOUND
7.0

Gesamt-Wertung
4.0

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Lesezeit: 5 MinutenEndlich wieder ein Final Fantasy abseits der üblichen Reihe, was mal wirklich Spaß macht und mich bisher viele Stunden gekostet hat. Ein Spin-Off, welches sich nicht hinter den großen Geschwistern verstecken muss und – trotz vergleichsweise schwacher Story – einen unheimlichen Charme besitzt. Japp, ich habe richtig Freude an World of Final Fantasy für die PSVita! Und das Coolste daran ist… wie bitte? Ach so, das ist eine Review für Dissidia Final Fantasy NT für die PS4? Nun gut, das ist leider eine ganz andere Geschichte.

 

Zuckerbrot und Gunblade

Fangen wir ohne große Umschweife mit den wenigen guten Aspekten an: es sieht gut aus. Also wirklich gut. Es läuft wunderbar flüssig, selbst wenn der komplette Bildschirm in einem Meer aus Effekten untergeht gibt es keine spürbaren Framerate-Einbrüche. Zwar sind die Stages recht karg und wenig intuitiv gestaltet, doch die wirklich astreinen Charaktermodelle machen diesen Umstand fast komplett wett. Auch wenn Helden wie Zidane oder Cecil ein „Anime“-Makeover erhalten haben, passt es vom Stil her sehr gut zum Gesamtbild. Und mein persönlicher Favorit Squall sah seit dem Original Dissidia für die PSP nicht mehr so schick aus.

Man hat 28 Kämpfer (wo ist Vivi?!) zur Auswahl, die sich angenehm stark voneinander unterscheiden und wie bereits erwähnt mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet wurden. Und natürlich gibt es fanservicemäßig verschiedene Kostüme freizuschalten (nicht als DLC!), was für den ein oder anderen schon als Motivation reichen sollte, um sich weiter durch dieses Spiel zu quälen. Entschuldigung, ich bin kurz ins Negative gestolpert. Positiv zu erwähnen ist neben der optischen Präsentation die sehr gut gelungene Musik, die aus Remixen der bekannten Original-Songs der Reihe besteht und auch die Kampfeffekte drücken ordentlich durch die 5.1 Anlage. All dies sorgt in den ersten Momenten für ein FF-typisches Wow-Gefühl…

… welches schnell von den vielen Problemen weggefegt wird.

 

 

Bunte Hülle, nicht vorhandener Kern

Fangen wir mit der Story an. Dem Spieler wird eine Kampagne vorgegaukelt – vielmehr grindet man sich von Cutscene zu Cutscene, welche selten die Zwei-Minuten-Grenze erreichen und dazu (wenn auch optisch ansprechend) absolut uninteressant sind. Ihr habt richtig gehört – man muss sich die Cutscenes mit der Ingame-Währung erkaufen, was so demotivierend ist wie es sich anhört. Neben der Story kann man im Arcade-Modus weitere Stages, sowie Kostüme freischalten, was für diesen Spieltyp vollkommen in Ordnung geht. Doch nur eine Stage pro Serienteil? Bei dem gewaltigen Potenzial wäre da weitaus mehr drinnen gewesen. Doch das sind alles Dinge, die noch zu verzeihen sind.

Weniger verzeihlich ist zum Beispiel das Gameplay. Es ist einfach nur schrecklich, anders kann ich es nicht sagen. Die grundlegende Steuerung ist anfangs konfus, wird aber schnell adaptiert. Doch das HUD ist so hoffnungslos überladen, dass es im Zusammenhang mit den omnipräsenten Effekten und der indiskutablen Kamera während der Kämpfe für viele Frust- und „Was zur…“-Momente sorgt. Das ist vor allem dem 3vs.3-Kampfprinzip geschuldet. Im Gegensatz zur den PSP-Vorgängern prügelt man sich in Dissidia NT stets in Gruppen von drei Helden. Was in der Theorie interessant klingen mag und im Online-Multiplayer – nein, es gibt keinen lokalen Koop-Modus – zuweilen funktioniert und sogar in seltenen Momenten für Spaß sorgt, fällt im Singleplayer komplett durch. Denn die KI ist – ähnlich wie der Spieler – genauso mit der Situation überfordert, Mitstreiter als auch Gegner sind strohdumm. Nach drei bis fünf Matches hat man ein ungefähres Schema erkannt und es kann es schamlos ausnutzen, um die Kämpfe so kurz wie nur nötig zu halten.

Dabei ist das Kampfsystem per se nicht schlecht: mit sogenannten Bravery-Attacks demoralisiert man zunächst den Gegner um ihn dann HP-Attacks Lebensenergie zu rauben. Dabei ist ein kluger Einsatz von beiden Attack-Arten für einen taktischen Vorteil wichtig… zumindest im Multiplayer. Im Singleplayer drischt man auf die viel zu passiven Gegner ein und erledigt sie in der Regel mit zwei bis drei HP-Attacks. Jedes Mal. Und man muss es auch selbst machen, denn zumindest während des Tests habe ich nicht einmal erlebt, dass ein Verbündeter den letzten Punch geliefert hat. Von geordnetem Vorgehen oder gar einer Strategie kann man hier nicht sprechen. Und dass man die Gegner mit den Schultertasten immer fixieren muss anstatt frei zu attackieren hilft auch nicht unbedingt weiter.

 

Knochen ohne Fleisch

Ich sollte an dieser Stelle über diese Spielmodi abseits der Story-Kampagne und dem Arcade-Modus sprechen. Bloß gibt es nicht zu erzählen, weil es keine weiteren Modi gibt. Überhaupt wurde der dritte im Gegensatz den Vorgängern massiv beschnitten. Wo sind die frei belegbaren Fähigkeiten-Slots? Stattdessen haben die Kämpfer drei vorgegebene aktive und passive Fähigkeiten. Und es gibt nur je einen Bravery- als auch HP-Attack pro Charakter. Einen. Das damals wirklich innovative Schmiedesystem aus Dissidia 012 hat in diesem Teil auch kein Comeback beschert bekommen. Und Limit-Breaks? Fehlanzeige. Stattdessen können verschiedene bekannte Esper beschworen werden, indem man auf zufällig erscheinende Kristalle einschlägt um genug Energie zu sammeln. Ist es soweit, gibt es die immer gleiche Cutscene je Esper – welche zudem eure gerade ausgeführten Attacken unterbricht – und diese unterstützt für eine gewisse Zeit das Team im Kampf. Wobei sie eher für noch mehr Chaos während des Kampfes sorgt als wirklich hilfreich zu sein.

Dissidia NT will seinen Arcarde-Wurzeln näher sein, das merkt dem Spieldesign an. Und der (mitunter unter schweren Lags leidende) Multiplayerfokus hat balancetechnisch wohl zur Entfernung aller RPG-Elemente gesorgt. Warum es keinen Splitscreen-VS-Modus gibt – die von mir erhoffte Neuerung gegenüber den PSP-Titeln – wird auch das Geheimnis von Square Enix bleiben.

Alle guten Dinge sind drei… oder?

Was ist hier passiert? Square Enix haben beim neuesten Dissidia-Titel designtechnisch fast durchweg auf das falsche Pferd gesetzt. Das Hardware-Potenzial der PS4 wurde nicht ansatzweise sinnvoll genutzt, vielmehr wird uns hier ein Spielhallen-Titel zum Vollpreis serviert, welcher für Singleplayer-affine Spieler nicht mal einen ersten Blick wert ist. Wesentliche Elemente der Reihe wurden entweder pervertiert oder komplett gestrichen und durch meist schlechtere Alternativen ersetzt. Klar, ganz selten macht es Spaß, seine geliebten Helden aufeinander loszulassen und die Kämpfe mögen für einen Zuschauen zuweilen episch wirken. Doch geschieht auf Kosten der Spielbarkeit und Tiefe. Final Fantasy Dissidia NT ist ohne weiteres dies erste große Enttäuschung des Jahres und bleibt nur zu hoffen, dass sich Square Enix bei einem eventuellen Nachfolger auf die Stärken der beiden exzellenten PSP-Teile berufen wird.

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