Lesezeit: 5 Minuten…als sie selbst zu spielen.
Es ist schon manchmal komisch. Wenn mich jemand fragt ob ich Horrorspiele spiele, muss ich sagen: nein. Wenn mich aber jemand fragt ob ich Horrospiele mag, dann antworte ich mit einem ganz klaren: ja! Denn ich mag Horrorspiele/Gruselspiele/Zombiespiele etc.pp.. Ich spiele sie nur nicht gern (ausgenommen vielleicht ein paar gelegentliche, kurze Runden Zombieschnetzeln in Left4Dead und Co.; aber zählt das überhaupt als Horrorspiel? Eine generelle Frage zu der wir später wieder so ein Bisschen zurückkommen werden), auch wenn ich es durchaus ein paar Mal versucht habe.
Meine Erlebnisse mit Resident Evil 4 (zugegeben, ich rede hier vom alten, eher nicht so geilen PC-Port) waren nicht berauschend, was weder etwas mit der Story, noch der Atmosphäre des Spiels zu tun hat, sondern daran lag, dass ich eigentlich permanent mit dem Gameplay im Clinch lag. Nicht gleichzeitig laufen und schießen zu können war einfach absolut nicht meins, zumal man am PC auch nicht mit der Maus zielen konnte, was das Ganze gleich noch frustrierender machte. Als Chucky vor gar nicht allzu langer Zeit Resident Evil 4 gestreamed hat, habe ich das Spiel jedenfalls wesentlich mehr genossen als damals als ich versuchte selbst zu spielen; und so konnte ich wenigstens endlich einmal die Story auch bis zum Ende verfolgen.
Ich bin deswegen auch sehr froh, dass Chucky gerade Alan Wake streamt, denn das Spiel besitze ich zwar, würde es aber (obwohl ich dabei immerhin nicht mit Steuerungsproblemen rechne) vermutlich so schnell nicht selbst durchspielen; dabei steht es eigentlich schon seit es 2010 herauskam auf der (zugegeben sehr langen…) Liste an Spielen, die ich gern spielen möchte. Aber… obwohl mich da, genauso wie in vielen anderen Spielen des Genres durchaus die Story reizt, motiviert das Spiel an sich mich nicht genug um es anzufangen. Was überhaupt ein Knackpunkt zu sein scheint und meinen Mangel an “heute spiele ein Gruselspiel Momenten” erklären könnte: Ich rette einfach lieber die Welt (hallo BioWare RPGs) als nur den Horror zu überleben. Das ist abzugrenzen von so Baukasten Survivalgames wie Minecraft, oder Ark Survival Evolved, was ich doch gelegentlich spiele und durchaus als reizvoll empfinde (wenn auch in der Regel nicht auf Dauer).
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Wann ist ein Spiel eigentlich ein Horrorspiel?
Was ist Horror? Wann empfinde ich etwas als gruselig? Das sind Fragen, die ich mir oft stelle wenn ich mit „Gruselspielen“ konfrontiert werde. Denn… wenn ich ehrlich bin, finde ich die meisten irgendwie nicht gruselig. Resident Evil 4 empfand ich zum Beispiel weniger als gruselig, als vielmehr als Action-Spiel – wenn ich mir Let’s Plays von späteren Teilen der Reihe ansehe, dann hat sich daran auch nicht so richtig was geändert. Auch F.E.A.R. 3 das ich vor ein paar Jahren mal angespielt habe… hat mich überhaupt nicht gegruselt; es war halt ein Egoshooter, und statt auf Terroristen oder so zu schießen, schoss man halt auf Monster/Geister/etc.pp. – damit, also dem Mangel an “grusel”, bin ich allerdings nicht allein, wenn ich mir mal so Reviews von dem Spiel ansehe (es liegt also nicht immer nur an mir).
Und auch wenn ich zum Beispiel das Parade Horrorspiel Amnesia anschaue… dann bin ich nicht sicher ob ich es gruselig finde, oder es einfach nur als eine Art Adventure wahrnehme, in dem komische Monster auch nur Steine darstellen, die das Spiel mir auf dem Weg zum Erreichen meines Ziels in den Weg legt, inklusive einiger Jump Scares. Und joa Jump Scares… finde ich einfach nicht so toll; klar man erschrickt sich – aber ist das grusel? Ich weiß nicht so recht.
Auch Zombiespiele wie Left4Dead sind jetzt in meinen Augen nicht unbedingt gruselig. Da hat das Szenario in The Division es mir kälter den Rücken runterlaufen lassen, als die ganzen Zombies. Und auch Layers of Fear, das ja sehr spannend war anzusehen als sich zunächst Henrik und dann auch noch #Phiene daran versuchten, hat bei mir nicht so das richtige Gruselgefühl ausgelöst.
Henrik sagte in seinem letzten The Evil Within Stream, dass Spiele nur dann gruselig sind, wenn man keine Waffe hat. In diese Kategorie würden ja dann Amnesia und Layers of Fear durchaus fallen; und ich schätze es ist auch einer der Gründe warum Amnesia so erfolgreich ist. Und in der Tat kann ich der Argumentation, dass es viel gruseliger ist wenn man keine Waffe hat, sodass man sich nicht zur Wehr setzen kann und der feindlichen Umgebung hilflos ausgeliefert ist, absolut folgen. Hat bisher bei mir nicht so gut funktioniert, weil ich mich auf die Szenarien irgendwie nicht so richtig einlassen kann – aber das kann sich ja durch VR vielleicht ändern, weil da die Immersion besser ist und die Atmosphäre sich noch bedrohlicher darstellt.
Andere Spiele, die einem als Horror verkauft werden, versuchen einen eher mit ekeligen, blutigen Dingen zu schocken. Aber wenn da zum Beispiel der Typ in The Evil Within durch knietiefes Blut watet… dann entlockt mir das gerade mal ein müdes Schulterzucken.
Wenn ich es also so betrachte… habe ich keine Ahnung was genau “horror” für mich ist und was mich im Endeffekt gruselt. Jumps Scares und potentiell zusätzlich eklige Splatterszenen tun es jedenfalls nicht; liegt vermutlich an mir. Wenn mich jemand allerdings kreischend über den Flur rennen sehen will braucht’s nur ‘ne Wespe… Und von Phobien mal abgesehen, läuft es mir dafür dann eher bei gewissen Ideen und Szenarien, die so in den Medien, seien es Bücher, Filme oder Spiele, präsentiert werden kalt den Rücken runter (zum Beispiel wie in The Division, Inferno (nicht das Filmende…) oder wenn es um AIs geht).
Und hier kommen sie ins Spiel: die Streams zum Fremdgruseln
Vermutlich ist dieser Mangel an Grusel wenn ich selbst spiele auch der Grund warum ich sehr gern Horrospiele im Stream oder Let’s play schaue. Nicht, weil es mich da mehr gruseln würde, das ist meistens jedenfalls nicht der Fall, sondern weil es dann wenigstens unterhaltsam ist dabei zuzusehen, wie andere Leute sich gruseln (oder eben auch nicht, Henrik ist jetzt ja auch nicht so der schreckhafte, einfach zu gruselnde Mensch). Manchmal unfassbar unterhaltsam. Mein Lieblingshorrorspielevideo (was ein Wort!) wird wohl auf ewig sein: Day9 plays Amnesia, die komplette Reihe. Es ist soooo witzig. Immer wenn ich extrem schlecht drauf bin lass ich das im Hintergrund laufen und amüsiere mich prächtig. Nicht vergessen darf man auch den Amnesia Klassiker: Amnesia WTF. Auch Caro’s Ausflug zu Anna hatte unterhaltsame Qualitäten, auch wenn es mich auch nicht wirklich gegruselt hat. Im Hintergrund laufen lassen ist übrigens auch so ein Stichwort: Streams kann man halt notfalls, wenn die Zeit nicht da ist, auch so nebenher laufen lassen und kriegt, selbst wenn man nebenher noch etwas anders tut immer noch genug davon mit um in der Regel der Story noch folgen zu können; selbst spielen wäre da eher schwierig. Das ist also ideal wenn man mit Zeitengpässen konfrontiert wird und gern sehen möchte was in Spiel xyz passiert, aber selbst einfach nicht dazu kommt es selbst zu spielen. (Story of my life…)
Und nicht zu vergessen: wenn Henrik The Evil Within spielt, oder wie vorher Silent Hill, und Chucky sich dann mit Alan Wake abmüht, dann hat man ja auch die Community im Chat, die das Horrorspiele-Erlebnis versüßt. Und gelegentlich gruselt es mich dann doch wenn es die Streamer erschreckt (einmal habe ich auch zusammen mit Day9 gekreischt, lol). Fremdgruseln halt.
Ich kann mich da Sam eigentlich nur anschließen. Mein größtes Problem bei Horrorspielen ist eigentlich, dass viele in ihrem Grundkonzept Shooter sind, und Shooter sind nunmal die Spiele die ich am allerwenigsten beherrsche und wenn ich dann eine Szene auf Grund von mangelnden Skills immer und immer wieder erlebe, dann verkommt der Horror schnell zum lästigen Beiwerk der auch gerne wieder gehen darf. NIchts ist für ein Horrorspiel so entscheidend wie die Atmosphäre. Diese wird jedoch in meinen Augen oft durch das Gameplay zerstört. Es ist nunmal einfach nicht gruselig, wenn der zehnte Gegner nacheinander auf dich zugeschlutft kommt und versucht dich in deine Einzelteile zu zerlegen.
Doch was ist mit diesen anderen Spielen, die mehr ein Erkunden einer mir feindlichen Umgebung darstellen und in denen ich nicht der starke Mann oder die starke Frau bin. Funktionieren die vielleicht besser für mich? Leider nein, oder sagen wir, zumindest nur sehr begrenzt. Denn diese Spiele setzen, meiner Ansicht nach auch oft nur auf die immer gleichen Effekte. Jumpscares. Und Jumpscares sind nunmal einfach nicht gruselig. Klar erschrecke ich mich, wenn ich unerwartet etwas sehe, aber ich habe keine Albträume davon. Ich habe deswegen keine Angst vor der Dunkelheit.
Nun könnte man jedem der so etwas schreibt vorhalten, dass es nochmal etwas anderes ist, wenn man selbst spielt, weil so die Verbindung zur Hauptfigur größer ist oder man einfach viel direkter involviert ist. Da möchte ich nun aber entgegenhalten, dass es dieses Problem bei Filmen für mich nicht gibt. Klar sind das Medien die sich nicht zu 100% vergleichen lassen, aber Spiele wollen filmisch sein, also müssen sie sich meines Erachtens diesen Vergleich gefallen lassen. Für mich funktionieren oft auch Horrorfilme nicht, leider. Du hast doch bloß noch nicht den richtigen Film gesehen! Du weißt doch gar nicht was richtiger Horror ist!, höre ich schon so manchen sagen. Mag sein, aber ich kann nur das beurteilen, was ich bisher gesehen habe.
Doch wie könne ein Spiel aussehen, was mich und alle denen es genauso geht, endlich einmal gruselt? Ich weiß es nicht. Alles was ich mir vorstelle hat ja irgendwo schon seine Wirkung verloren. Wie ein zu oft erzählter Witz. Vielleicht ist auch das Wissen, das es Horror ist das Problem.
Am Ende steht beim spielen ja auch eher der Spaß im Vordergrund, denn es soll ja Spaß machen sich zu gruseln und zu ämgstigen.