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gamescom 2021 – Unsere persönlichen Highlights

von am 3. September 2021
 

Lesezeit: < 1 MinuteDie gamescom 2021 ist vorbei. Oder wie man auch sagen könnte: “War da was? Was war da? Und war das was, was da so war?” Leider musste die – gemessen an den Besucherzahlen – größte Gaming-Messe des Planeten auch im Jahr 2021 auf eine Online-Version reduziert werden. Wir, Sebbelsby und Daniel, haben die Messe von unseren heimischen Rechnern aus verfolgt und fassen unsere Gedanken zu einzelnen Aspekten dieses Events zusammen.

Wie fandest Du die Opening Night Live?

(Sebbelsby): Die gamescom hatte es noch nie so richtig mit Neuankündigungen oder verrückten Reveals. Frischen Wind bekam die Messe dann durch die Opening Night Live. Auf einmal gab es doch Neuankündigungen von Relevanz auf der gamescom und die Messe hat sich für mich internationaler angefühlt. Seitdem schaue ich mir ich die Eröffnungsshow sehr gerne an.

Dieses Jahr waren für mich aber nicht allzu viele Knüller dabei. Call of Duty: Vanguard wurde vorher schon angekündigt und Saints Row hat mir auch nicht ganz so gut gefallen. Andere Trailer waren wiederum sehr interessant oder überraschend. Der Park Beyond und der Halo InfiniteOpening Night Live liefen dieses Mal leider etwas schleppend, wurden aber zum Glück durch die Trailer aufgefrischt. Im Vergleich zur Summer Games Fest-Präsentation zieht die Opening Night Live dieses Jahr aber den Kürzeren. Dennoch war das Event ein guter Einstieg in die gamescom2021.

(Daniel): Die Opening Night Live ist – seit ihrer Installation – ein wichtiges Element der Messe. Eines, das man im Rahmen der Messe lange Zeit unterschätzt hat. Es ist die Overtüre zu MEHR. Zu einer Woche voller Games, voller Neuankündigungen. Hier sieht man kurz, was man in den darauffolgenden Tagen noch ausführliicher zu sehen oder sogar zu spielen bekommt. Normaler Weise… Denn, wie schon im letzten Jahr ist eine Messe ohne Messe, eben nur die halbe Wahrheit. Wenn überhaupt. Sowohl für Fachbesucher, wie auch für die Spielenden selbst.

Und so ist die Opening Night Live nur eines von vielen Online-Events dieser Tage und rennt dem eigenen Vor-Pandemie-Zauber hinterher. Nicht zuletzt dadurch, dass namhafte Hersteller eine virtuelle gamescom 2021 eben nicht begleiten. Daher beschränken sich meine Eindrücke ein paar Tage nach dem Event tatsächlich beinahe auf die meines verehrten Kollegen Sebbelsby. Halo Infinite, Call of Duty: Vanguard… Schönes Event. 2022 bitte wieder mit richtigem WUMMS.

Bester Blockbuster

(Sebbelsby): Als bekennender Fan von Taktik-RPG Spielen wie XCOM oder Desperados war ich sofort Feuer und Flamme, als zur E3 2021 Gerüchte über ein Marvel-XCOM von Firaxis kursierten. Ich war interessiert und gespannt, wie so etwas aussehen könnte.

Auf der Opening Night Live war es dann endlich soweit und Marvel‘s Midnight Suns wurde angekündigt.
Wir sehen bekannte Helden wie Ironman und Wolverine gemischt mit den weniger bekannten Helden des Marvel-Universums wie zum Beispiel Blade oder Magik. Zusammen mit der neu entworfenen Heldin mit dem Namen „Hunter“ bekämpfen die Helden in Strumpfhosen, Dämonenkönigin Lilith.

Vorlage für Marvel’s Midnight Suns ist eine aus den 90ern stammenden Comicreihe, in welcher düstere Helden wie Ghostrider und Blade sich um übernatürliche Gegner kümmern. Im MCU und den bisherigen Marvel-Videospielen wurde das Okkulte und übersinnliche bislang aber eher weniger beleuchtet. Leider wurde im Trailer noch kein Gameplay gezeigt. Das soll aber am 01. September nachgeholt werden.

(Daniel): Tja. Als alter CoD- und Shooter-Fan, der mit dem ganzen Hype rund um Battle Royale nicht wirklich viel anfangen kann, muss ich gestehen, dass ich mich sehr geärgert habe. Geärgert darüber, dass man die Ankündigung zu Call of Duty Vanguard nicht ein paar Tage länger hätte aufheben können, um auf der gamescom 2021 einen wirklich geilen und große Reveal zu machen. Schade, dass man der Messe – ja früher war das mal eine Messe – nicht diese große Blockuster-Anküdigung gegönnt hat.

Darum erhebe ich den WWII-Shooter jetzt einfach mal zu meinem persönlichen Blockbuster-Highlight der gamescom 2021. Das gezeigte Ingame-Material wirkt wie ein gutes altes Call of Duty, mit den heutigen Grafik-Möglichkeiten. Wenn dann noch das Gameplay stimmt, kann die Story von mir aus 0815-Helden-Prosa-Diddeldidudamdiddeli sein. Ich hatte sofort Flashbacks, als ich das Geräusch eines leergeschossenen Repetiergewehr-Clips hörte.

Bester Indie-Kracher

(Sebbelsby): Auf der gamescom 2021 wurden deutlich mehr Indie-Titel hervorgehoben als je zuvor. Die Wahl eines Favoriten fällt da nicht einfach. Letzten Endes konnte ich die Auswahl auf wenige runterbrechen.

Da wäre einmal Terrorbane ein verrücktes RPG, in dem das Brechen der vierten Wand und der eine oder andere Bug nichts Ungewöhnliches sind. Erinnert etwas an Spiele wie Pony Island, wie ich finde. Auch Hypercharge: Unboxed steht ganz oben auf meiner gamescom-Wishlist. Als Actionfigur verteidigt man sich vor Wellen von feindlichem Spielzeug. Schlachtfelder sind dabei Kinderzimmer, Spielwarenläden oder Sandkästen.

Mein absoluter Indie-Kracher ist dieses Jahr aber One Lonely Outpost. Man könnte sagen, dass es sich hier um eine Art Stardew Valley im All handelt. Der Spieler kann Landwirtschaft betreiben, Nutzpflanzen modifizieren und Robokühe halten. Das allein reicht mir schon, um es super zu finden. Es gibt dem Genre der Farmsimulation einen neuen Twist und macht es für mich damit noch interessanter.

(Daniel): Ich mag ja an Indiegames, dass die Macher hinter diesen Spielen freier agieren können und daher oftmals in Sachen Storytelling, Worldbuilding oder Look&Feel ganz eigene und mutige Wege gehen. Oftmals sind es eben nicht die glattgebügelten Welten und Charaktere der AAA-Titel, die mich reizen, sondern die, die das gewisse Etwas haben. Eine faszinierende Welt, schräge Charaktere, gerne etwas düster und von mir aus auch gerne wie ein gutes Märchen aus alter Zeit.

Da sollte es niemanden wundern, dass mich Lost in Random richtig abgeholt hat. Tatsächlich hatte ich diesen Titel einfach so überhaupt nicht auf dem Radar. Dass er nun bereits im September verfügbar sein wird, ist ein Bonus, den ich gar nicht hoch genug einsortieren kann. Das ist ein Spiel nach meinem Geschmack. Um einen Essens-Vergleich zu ziehen: Manchmal hat man einfach Bock auf salziges Lakritz!

Interessanteste Neuankündigung

(Sebbelsby): Die für mich interessanteste Neuankündigung ist DokeV. Das ziemlich bunte und auf den ersten Blick etwas unübersichtliche Game kommt von den Black Desert-Machern Pearl Abyss aus Südkorea. Meine Gedanken nach dem ersten Trailer waren: “Wow, das ist mal ‘ne Grafik”.

Danach wurde mein Gehirn von den Skate-Einlagen der Charaktere eingefangen, bis ich merkte, dass man auch fliegen, gleiten, Jet-Ski fahren und sich auf andere Weisen fortbewegen kann. Man sieht farbenfrohe Kämpfe mit riesigen Hämmern wie bei Monster Hunter und Begleiter oder Monster wie bei Pokémon. Nach all’ diesen Bildern habe ich DokeV vorerst für etwas seltsam gehalten. Den gamescom-Bericht über das bunte Open-World-Action-Adventure habe ich mir dann aus Neugierde aber doch angeschaut.

Und ehrlich gesagt finde ich DokeV immer noch ein wenig merkwürdig, die Idee dahinter gefällt mir aber doch ganz gut. Es sieht nicht nur fantastisch aus, sondern allen Anschein nach gibt es auch echt viel zu tun.

(Daniel): Die Schnittmenge der Spiele, die während der Online-gamescom 2021 angekündigt wurden und die meine Aufmerksamkeit erregt haben ist überschaubar klein. Ja, Park Beyond ist interessant. Aber irgendwie kriegt es mich nicht richtig. Das gilt im selben Maße für Into the Pit und Stray Blade. Wobei… Letzterer Titel ist auf jeden Fall meine persönliche Nummer Zwei, wenn es um diese Kategorie hier geht. Ein schöner Prügeltitel mit ausreichend Tiefgang. Könnte was werden. Vor allem der Look… Aber ich schweife ab.

Überzeugt haben mich letztendlich Devolver Digital und das Studio Massive Monster mit ihrem Roguelike Cult of the Lamb. Dabei kann ich nicht mal genau sagen, was mich am Ende des Tages am ehesten abgeholt hat: der Look des Spiels, den ich sofort ins Herz geschlossen habe, oder die Gameplay-Möglichkeiten. Für mich aber auf jeden Fall die Anküdigung, die mich am meisten interessiert.

Dein “eher nicht so geil”-Moment

(Sebbelsby): Nach so viel Tollem und Interessantem kommt hier etwas, das mich sehr gestört hat. Viele, mir inklusive, haben große Ankündigungen oder Trailer zu Spielen, wie Battlefield 2042 oder Starfield vermisst. Ich finde es dann auch in Ordnung, enttäuscht zu sein oder einfach abzuschalten. Benehmen kann man sich aber trotzdem. Eine lange Zeit sah man im Chatverlauf der IGN-Übertragung nur noch Kotz-Emojis und Forderungen nach Battlefield 2042.

Es ist enttäuschend, sein Lieblingsspiel nicht auf einer Videospiel-Messe zu sehen. Persönlich habe ich mir auch etwas mehr erhofft. Man darf aber dennoch nicht vergessen, dass auf einer gamescom nicht nur AAA-Monster-Titel sind und man mit so einem Verhalten den anderen Leuten im Chat den Spaß verdirbt.

In nächster Zeit werden sicher weitere Informationen zu allen möglichen Spielen präsentiert. Wenn es also auf der gamescom kein Battlefield 2042 gab, dann ist das schade, aber non-stop zu Meckern und Emojis zu spammen ist nicht die feine englische Art.

(Daniel): Um ehrlich zu sein, hatte ich einen solchen Moment gar nicht. Es ist dieses Gefühl, als hätte ich eine Doku über ein cooles Event auf Youtube gesehen. Ein Event, bei dem ich gerne selber gewesen wäre. Aber weil das eben nicht geht, war da auch keine große emotionale Verbindung zu dem Geschehen. Und deshalb… auch keine große Enttäuschung oder eben kein “eher nicht so geil”-Moment.

Deine Meinung zum Online-Format

(Sebbelsby): So wie auch letztes Jahr finde ich die digitale gamescom eine gute Übergangslösung. Natürlich kann man es nie jedem Recht machen. Mir persönlich gefallen die einzelnen Shows der Publisher und Entwickler wie auf der E3 deutlich besser. Bei Interviews und kommentiertem Gameplay ist aber ein Format wie auf der gamescom sehr gut mit einzubringen.

Punkte wie Inklusion oder Fragerunden für Gamedevs mit reinzuholen ist meiner Meinung eine gute Entscheidung gewesen. Man kann aber sicherlich noch ein wenig am Zeitplan feilen und insofern möglich das Programm spannender gestalten.

Auch das Angebot rund um die gamescom kann sich sehen lassen. Anstatt komplett vergessen zu werden, konnten Indie-Entwickler sich im “Summer Camp of Doom” der Indie Arena Booth präsentieren. Das alles gab es ja schließlich genauso auf einer physischen gamescom, warum also nicht auch im Online-Format?! Einzig und allein das Wegbleiben von großen Publishern hinterlässt bei mir einen faden Nachgeschmack.

(Daniel): Als Fachbesucher, der seit der GC 2005 in Leipzig Teil des wunderbaren Zirkus’ ist, denn die Branche Jahr für Jahr mit den Messen auf deutschem Boden abfeiert, bin ich natürlich kein Fan des Online-Formates. Natürlich ist es die “Besser als nichts”-Lösung in Zeiten, in denen uns eine Pandemie davon abhält wirklich in den Messehallen von Termin zu Termin zu hetzen, eine nette Sache. Vor allem für die normalen Besucher, ist es deutlich besser, Online-Präsentationen zu bekommen, als überhaupt nichts zu bekommen.

Aber für Fachbesucher ist die gamescom eben immer ein wenig mehr. Daher ist das Online-Format eine feine Sache, gefühlt aber eben kaum mehr als eine Reihe von Publisher-Präsentationen, wie ein Nintendo Direct oder ein State of Play.

Was wünscht Du Dir für die gamescom 2022?

(Sebbelsby): Auch wenn ich das Online-Format nicht schlecht finde, wünsche ich mir, dass es nächstes Jahr wieder so weit ist und die Online-Messe wieder eine Besucher-Messe sein wird. Für mich ist die gamescom Treffpunkt für Freunde und Bekannte, die Spaß an Games haben. Größter Charme der Messe ist das Testen neuer Videospiele und das direkte Zusammentreffen mit Entwicklern, wie es zum Beispiel in der Indie-Halle der Fall ist.

Ein wichtiger Punkt ist die Rückkehr der großen Entwickler. Für große Ankündigungen a´la E3 ist die digitale Version der Messe anscheinend nicht der beste Ort. Auch wenn Geoff Keighley mit der Opening Night Live meiner Meinung nach einen sehr guten Job macht. Die Messestände von Nintendo, 2K oder Microsoft sind immer wieder Highlights der physischen gamescom und machen den Mangel an großen Ankündigungen meiner Meinung nach wieder wett. Ich bin mir sicher, dass, sollte die gamescom 2022 wieder physisch stattfinden, die Firmen wieder volle Breitseite geben werden.

(Daniel): Ich habe ja schon ein wenig durchblicken lassen, dass mir – wie wahrscheinlich euch allen auch – eine echte Messe viel viel lieber ist. Das hat nicht so sehr damit zu tun, dass man mehr zu sehen bekommt, sondern vielmehr damit, dass eine Messe für einen Fachbesucher eben so viel mehr ist, als das, was die Online-Version einer Messe in der Lage ist zu leisten.

Die Termine, die wir in den letzten Jahren auf der gamescom wahrgenommen haben allein für sich genommen sind eine ganz andere Hausnummer. Vor Ort eine Präsentation zu bekommen, vielleicht selber Hand ans Spiel legen zu können, mit den Entwicklern sprechen zu können und vielleicht sogar ein Kamera-Interview mitbringen zu können… Das ist für einen Redakteur der wahre Grund auf diese Messe zu gehen. Sehen, spielen, erleben, hinterfragen.

Und davon abgesehen: Das Spektakel einer gamescom, so laut und heiss und anstrengend es jedes Jahr auch immer wieder war, so lohnend ist es auch. Drei Monate Vollgas! Vorbereitung, Messe und der Content danach. Das sind die drei Monate von denen man ein ganzes Jahr zehrt. Eine Flut an Inhalten, die uns in diesem und im letzten Jahr einfach fehlten. Und das Persönliche fehlt. Die Zusammenkünfte mit dem Team. Die zufälligen Begegnungen mit Kollegen und alten Weggefährten. Das alles fehlt mir sehr. Und das ist es, was ich mir für das nächste Jahr so sehr wünsche, wie nichts Anderes.

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