Lesezeit: 4 MinutenWenn man heute an Erdbeben und Tsunamis denkt, wird man unweigerlich an die 3fach-Katastrophe in Japan aus dem vergangenen Jahr erinnert. Vorher war dies eher der Stoff aus Katastrophenschinken der 70er Jahre oder eben: Videospielen. Die Zettai Zetsumei Toshi-Reihe – übersetzt: The Desperated City – erlebte 2002 ihre Geburtsstunde auf der PS2 und ist seitdem Sony-Konsolen treu geblieben. Wir werfen in unserer Rubrik “UNTER DEM RADAR” einen Blick auf diese interessante Spielereihe.
In Amerika erschien 2003 der erste Teil unter dem Titel Disaster Report, bei uns kam das Spiel als SOS: The Final Escape auf den Markt. Trotz durchwachsener Kritiken erschienen zwei weitere Titel – der zweite Teil kam 2007 bei uns raus mit dem Titel Raw Danger!. Leider habe ich dieses Spiel zu dieser Zeit schon längst nicht mehr auf dem Schirm gehabt – meine PS2 hatte hier schon ausgedient.
Von der Realität eingeholt
Scheinbar verkaufte sich der zweite Teil außerhalb Japans wegen dem späten Release so schleppend, dass der dritte Teil erst gar nicht mehr lokalisiert und nur in Japan veröffentlich wurde – diesmal auf der PSP. Ausgerechnet dieser Teil gilt unter Fans dummerweise auch als der bislang beste Teil der Serie. Teil vier, Zettai Zetsumei Toshi 4: Summer Memories, für die PlayStation 3 sollte ironischerweise am 10. März 2011 erscheinen. Ein Tag vor dem Tōhoku-Erdbeben und den folgeschweren Katastrophen in Japan. Kurz vor Veröffentlichung des Spiels wurde es jedoch noch einmal auf den Frühling 2011 für den letzten Feinschliff verschoben – obwohl es praktisch fertig war, wurde das Spiel am 14. März aufgrund der tragischen Umstände restlos gestrichen. Dieses traurige Kapitel dürfte wohl der vorzeitige Schlussstrich der Reihe sein – auch wenn das Spiel von Fans sehnlichst erwartet wurde und vielleicht auch gut geworden wäre, ein unangenehmer Beigeschmack wäre geblieben.
Das Vermächtnis der Serie
Wir blicken jetzt also auf insgesamt drei Spiele zurück – ich werde hier jedoch nur auf den ersten Teil eingehen, da ich die anderen Spiele nie in die Finger bekommen habe. An einem lauschigen Herbstabend vor knapp zehn Jahren stöberte ich in einem Elektrogroßhandel herum und fand das Spiel SOS: The Final Escape auf dem Grabbeltisch. Für knapp 20 Euro wurde der Titel angeboten – das kam meiner schmalen Geldbörse gerade recht und das Spielkonzept hörte sich für jemanden, der mit Filmen wie Flammendes Inferno oder Erdbeben aufgewachsen ist, spannend an.
Katastrophen ohne Ende
Ihr übernehmt im Spiel die Rolle von Keith Helm, der einen neuen Job auf der künstlich erbauten Insel “Stiver Island” antritt und schon auf der Fahrt von einem Mega-Erdbeben überrascht wird. Als er das Bewusstsein wiedererlangt, findet er sich allein inmitten von Trümmern wieder und kennt nur noch ein Ziel: Lebend aus der Katastrophenhölle entfliehen. Dabei findet er auf seiner Reise mehrere Personen und darf kritische Entscheidungen treffen, die das Ende der Story beeinflussen. In diesem Spiel gibt es keine Kämpfe, euer Überleben ist Prio 1. Alltägliche Aufgaben wie Nahrungsbeschaffung und das Auffinden brauchbarer Trinkwasserquellen stehen hier im Vordergrund. Ein steigender Wasserpegel oder gelegentliche Nachbeben machen euch zusätzlich durch herunterfallende Stahlträger das Leben schwer. Hin und wieder wird das Spielgeschehen durch Action-Einlagen aufgelockert. Der Wii-Titel Disaster: Day of Crisis hat zwar ein recht ähnliches Setting, setzt dabei aber wesentlich mehr auf Action. Bei SOS: The Final Escape besteht die Action hauptsächlich – und wie der Titel schon andeutet – aus dem Entkommen. Das kann vor einem in sich zusammenfallenden Gebäude oder einer drohenden Flutwelle sein. Dies passiert aber erst gegen Ende häufiger, gerade am Anfang hat das Spiel fast schon Endzeitcharakter – ihr seid auf einer menschenleeren Autobahnbrücke und hört nichts außer dem Pfeifen des Windes… Hier sind die ersten Spielminuten zu sehen:
Ein spannendes Spielkonzept?
Ich möchte an dieser Stelle ganz ehrlich sein: SOS: The Final Escape ist kein besonders gutes Spiel. Die Steuerung ist recht hakelig gewesen, die Grafik schlichtweg hässlich und die Soundkulisse unspektakulär. Warum ich es trotzdem bespreche? Weil ich selbst zehn Jahre nach dem Spiel selten etwas Vergleichbares unter meine Fittiche bekommen habe. Ein Spiel wie I Am Alive kommt der Sache zwar relativ nah, ist aber doch nicht ganz das Gleiche. Obwohl das Spiel eindeutige Schwächen hat und dementsprechend niedrige Bewertungen eingefahren hatte (Metacritic: 66%), sticht es immer noch stark hervor und hebt sich wohltuend von der Masse an Videospielerfahrungen ab.
Was hat das Ganze eigentlich mit R-Type zu tun?
Erstaunlicherweise kommt das Spiel aus der Entwicklerschmiede Irem, die eigentlich immer für knallharte Weltraum-Action standen: R-Type. Dementsprechend ist SOS: The Final Escape auch kein leichtes Spiel, was aber leider auch oft an der arg schwammigen Steuerung liegt. Trotzdem muss man mal lobend anerkennen, dass sich ein etabliertes Entwicklerstudio nicht nur auf einer alteingesessenen Marke ausruht und so mal ein gewagtes Spielkonzept an Land zieht.
Keine Zukunft für Katastrophenspiele?
Wie Eingangs erwähnt, wird das Katastrophen-Trauma der Japaner schon alleine Grund genug sein, dass wir zukünftig kein Spiel mehr dieser Art bekommen werden. Auch wenn die Zettai Zetsumei Toshi-Spiele mittlerweile einen bitteren Beigeschmack haben, waren sie besonders – das kann man nicht bestreiten. Vielleicht bekommen wir wenigstens mal ein Remake der ersten drei Teile für die PS Vita, denn auf dem kleinen Display würde die schwache Grafik der Titel nicht so stark ins Gewicht fallen. Doch bis dahin wird es für uns Europäer nur die ersten beiden Teile für die PS2 geben – wer noch irgendwo eine eingestaubte PS2 rumstehen hat und mal wieder ein Spiel zocken möchte, welches mal total gegen jegliche Konventionen schießt – Bitteschön. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt: Die Spiele sind nicht besonders gut, aber eben extrem interessant! Zu guter Letzt kommt jetzt noch der Trailer zu Teil 4, welcher wohl niemals das Licht der Videospielwelt erblicken wird:
“Disaster: Day of Crisis” war ein ausgesprochen gutes Wii-Spiel. Eines meiner Lieblingsspiele für die Wii. Abwechslungsreich, mit vielen Ideen und einer plausiblen Steuerung, die das “Rumgehampel” mit Nunchuk und Wii-Remote sinnvoll eingesetzt hat. Ich habe direkt Bock das wieder auszupacken. Das habe ich damals bei GIGA\\Games sogar noch vorgestellt. Höhö