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Schätze aus dem Museum – Nintendos Heimcomputer AVS

von am 7. Dezember 2010
 

Lesezeit: 3 MinutenHabt ihr euch schon mal überlegt, warum das Nintendo Entertainment System – kurz NES – in Japan Famicom hieß? Schließlich stand die Abkürzung ja für “Family Computer”. Wir lüften dieses Geheimnis nun. Eigentlich ist es ja kein wirkliches Geheimnis, aber kaum jemand kennt die Bilder, die wir euch nun zeigen werden. Oder habt ihr schon mal einen Blick auf das AVS oder die Tastatur des Famicom geworfen?

Nintendo brachte das Famicom bereits 1983 in Japan auf den Markt, aber bis zu einem Release in den USA oder gar Europa gab es noch einige Dinge für den Konzern zu klären. Denn für Nord-Amerika wollte Big-N mit einem Pionier in Sachen Gaming-Computer und Konsolen zusammenarbeiten und streckte die Fühler in Richtung Atari aus. Gemeinsam wollte man ein komplett neues Gerät auf die Beine stellen. Hard- und Software sollten aus dem Hause Nintendo kommen, auf dem Gehäuse sollte aber Atari stehen. Vielleicht zu unser aller Glück, kam der Deal niemals zu Stande.

Plan B in Sachen Nord-Amerika war ein weitaus komplizierteres Stück Technik. Hier sollte der wirkliche “Family Computer” entstehen. Mit Keyboard, Datasetten-Deck, einem Joystick und einer Lightgun. Interessanter Weise sah der Plan schon damals vor, die Controller kabellos zu gestalten. Damals dachte man, dass der amerikanische Markt ein Gerät bevorzugen würde, dass möglichst alles kann und weit in die Zukunft weist.

Darum enthüllte man 1984 einen ersten Prototypen des AVS (Advanced Video System) auf der Consumer Electronics Show. Dieses Gerät hatte deutlich mehr von einem Computer, als von einer Videospielkonsole, tauchte jedoch nach seinem Debüt nie wieder auf, denn die Reaktionen der Amerikaner waren eher verhalten. Das Projekt AVS wurde fallen gelassen.

Stattdessen kehrte Nintendo im Juni 1985 mit dem Nintendo Entertainment System und dem Roboter-Kollegen R.O.B. zurück zur Consumer Electronics Show. Bereits im Oktober 1985 war das NES bereits für den Serienstart. Nach einem Testlauf in New York mit 50.000 verkauften Geräten startete das NES seinen Siegeszug in den ganzen USA.

Das Famicom Disk System

Nintendos Computer-Ambitionen waren jedoch noch nicht gänzlich begraben. In Japan sponn man die Idee noch ein weniger weiter und veröffentlichte das Famicom Disk System, einen Diskettenzusatz zum normalen Famicom. Es wurde über den Modulschacht mit dem Famicom verbunden und war so groß, dass man die eigentliche Konsole darauf stellen konnte. Der besondere Vorteil des “FDS” war, dass auf den Disketten endlich Speicherplatz für Spielstände war. Bis dahin wurden größtenteils ellenlange Passwörter beuntzt, um Spielfortschritte zu sichern und abzurufen. Der zweite Vorteil der 3 Zoll-Disketten waren die geringen Kosten für die Dritthersteller von Spielen. Damals reevolutionär war die Idee, dass sich Spieler eine leere Disketten kaufen und gegen Geld an “Disk-Writer”-Automaten die leere Diskette mit einem Spiel ihrer Wahl “befüllen” konnten. Leider war genau das der Grund, warum dem Famicom Disk System kein dauerhafter Erfolg beschienen war. Denn der Gewinn für die Dritthersteller von Spielen war auf dem “FDS” sehr gering. So blieb diesem Zubehör trotz 4,5 Millionen verkauften Einheiten in Japan der Sprung über den großen Teich oder nach Europa verwehrt.

Das AVS jedoch wurde nie weiterentwickelt oder veröffentlicht. Einen von wenigen Prototypen kann man heute im New Yorker Nintendo World Store begutachten. Man stelle sich vor, dass Nintendo das AVS weiterentwickelt hätte und nie das NES in Amerika veröffentlicht hätte. Wie hätte sich dann wohl der nach dem großen Crash der US-Gaming-Branche von 1983 brachliegende Markt entwickelt? Gäbe es Nintendo heute noch? Was meint ihr?

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