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The Talos Principle – Cogito ergo sum

von am 10. November 2015
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Für Fans von:

Portal, Super Meat Boy,

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Zusammenfassung
 

Talos. Der eherne Riese aus der griechischen Mythologie. Durchzogen durch ein einziges Blutgefäß im Körper soll er heute verdeutlichen, dass selbst der größte Philosoph nicht ohne Blut leben kann. The Talos Principle geht dieser Idee auf dem Grund und entführt euch in eine Welt, die von Elohim beherrscht wird. Eurem Gott, der euch das ewige Leben verpsricht, solltet ihr all seine Rätsel lösen. Ihr merkt jedoch schnell, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht und beginnt alles um euch herum zu hinterfragen. Nicht nur nur im Spiel sondern auch als Spieler. Ihr fangt schnell an euch zu fragen, ob ein freier Wille nur Illusion ist. Trotz unorthodoxer Lösungswege wundert ihr euch doch darüber dass sie erstaunlich eingeschränkt wirken. Gibt es keine andere Lösung? Und warum nicht? Wenn ihr Lust habt euch tiefe, philosophische Fragen zu stellen, motivierende Rätsel zu lösen euch eine eingeschrenkt frei erkundbare Welt mit vielen Easter Eggs zu erschließen, dann investiert ruhig einmal in dieses etwas andere Rätselvergnügen

 

Lesezeit: 8 MinutenDieses vielleicht etwas angestaubte Zitat von René Descartes beschreibt wahrscheinlich am besten einen der Grundgedanken, die hinter der Philosophien von The Talos Principle stecken könnten. Die Serious Sam-Macher werfen euch nämlich keine schleimigen Aliens vor die Flinte, sondern eine, zum Nachdenken anregende Story, ein paar (fast) frei erkundbare und schöne Set-Pieces, einige harte Kopfnüsse, sowie ein Kätzchen auf Boxart und Title-Screen vor euren Cortex.

„Am Anfang…

…waren die Worte. Und die Worte erschufen die Welt. Ich bin diese Welt. Ich bin diese Worte, die Worte sind alles. Wo die Worte aufhören, hört die Welt auf. In der Abwesenheit von Raum kann man nicht Vorwärts gehen.” Diese bedeutungsschweren Worte wirft euch Elohim (der sich in The Talos Principle als euer Erschaffer und Gott präsentiert) immer dann in einem Loop vor die Nase, wenn ihr versucht, die Grenzen einer Welt zu überschreiten.

Doch eins nach dem anderen. Nachdem ihr eine Reihe von Befehlen und Computer-Screens über den Bildschirm habt flimmern sehen (ahh das weckt doch schöne Erinnerungen an Mega Man X), erwacht ihr einer netten Ruine inmitten eines wunderschönen Gartens, wo ihr plötzlich die Stimme Gottes (namentlich Elohim) vernehmt, der euch auffordert zu seinem Tempel zu gehen und dort eure Aufgabe anzunehmen, an deren Ende nicht weniger als das ewige Leben auf euch wartet. Der Weg zum Tempel dient euch auch gleichzeitig als Tutorial, welches euch die grundlegenden Spielmechaniken näherbringt und wenn man so tut als wäre man ein naives Kind, wirklich spaß machen („ouuuhh was ist das denn für eine große schwebende Kugel? Oh? Warum leuchtet sie denn rot? Nein Wie hübsch! Und jetzt kommt sie auch auf mich… BOOOOM!“).

Ihr braucht aber keine Angst zu haben das Zeitliche zu segnen. Ziemlich schnell stellt sich nämlich heraus, dass ihr Prince of Persia – Like die Zeit zurückspulen könnt wenn ihr irgendwo festhängt oder in 1000 kleine Elektroteile zerlegt werdet. Euer digitales Alter Ego ist nämlich ein Androide, welcher anscheinend über ein Bewusstsein verfügt, welches über die Dauer des Spiels immer wieder getestet wird. Oder besser… sollte.

The Talos Principle Deluxe Edition -- Story Trailer | PS4

Freie Welt und freie Entscheidung?

Das Spielprinzip von The Talos Principle ist relativ schnell erklärt. Ihr befindet euch in einer Welt voller Rätsel, Tore und Teleportern. Wenn ihr weiter kommen wollt, müsst ihr die Rätsel in den Welten lösen, um Siegel zu erlangen, mit denen ihr durch Tore zu neuen Welten und Rätseln gelangen könnt. Diese bestehen meist daraus, mittels limitierten Ressourcen einen Weg durch ein abgegrenztes Areal zu finden. Innerhalb dieser Areale könnt ihr dann Schalter drücken, Laserstrahlen umleiten, Energiefelder oder explodierende Seek-&-Destroy-Kugeln ausschalten.

Dabei suggeriert einem das Spiel, das man immer Herr der Lage ist und man sich selbst überlegen muss, wie man am besten durchkommt. Und auch, wenn man das Gefühl bekommt, häufig besonders innovativ und unorthodox auf eine Lösung gekommen zu sein, bleibt trotzdem der Resteindruck, als wenn es nun doch nur eben diese EINE Lösung gibt. Diese ist nur so clever verpackt, dass wir das Gefühl bekommen, wir wären drauf gekommen und nicht etwa die Programmierer. Und jetzt, lieber Leser, wird’s interessant. Wir befassen uns hier immerhin mit einem Spiel, dass das Prinzip des Selbstbewusstseins und des freien Willens diskutieren möchte und genau das tut es… glaube ich.

Wir befinden uns also in einer Welt (und was ich jetzt sage, sage ich, ohne zu spoilern, da dies ziemlich früh im Spiel klar wird), die innerhalb einer Computersimulation dargestellt wird. Wir sind ein Programm, dem die Form eines humanoiden Roboters gegeben wurde und Elohim… nun… wer ist das eigentlich? Gott? Unser Erschaffer? Das müsst ihr selbst herausfinden, denn bekanntlich ist ja auch immer die Reise das Ziel.

Jedenfalls, dieses Spiel stellt euch vor die fundamentalen Fragen: “Wer bin ich?“ und „Was macht eine Person aus?“ Gleichzeitig suggeriert es eine frei erkundbare Welt (in dem Sinne, dass ihr die Welten und Rätsel, die ihr bereits mittels der Siegel entsperrt habt entdecken könnt), die jedoch auf dem zweiten Blick nicht nur klare Grenzen hat sondern auch… beängstigend… sinnleer ist.

Nur einer von vielen?

Im Laufe eurer Quest wird euch Elohim immer wieder ansprechen. Das ihr an ihn glauben sollt. Wie toll ihr seid, diese ganzen Aufgaben zu meistern, usw. Immer bleibt er vage, wenn er Hilfe anbietet oder euch Mut zu spricht (Götter eben). Aber abgesehen von der Sache, dass ihr „unsterblich“ werden sollt, gibt es für keine wirkliche Motivation all das zu tun. Tatsächlich findet ihr immer wieder verteilt QR-Codes (anscheinend von euren Vorgängern), die Elohim entweder himmelhoch preisen (no Pun intended) oder ebenfalls anfangen das alles zu hinterfragen.

Dazu kommt noch, dass ihr überall in The Talos Principle auf Computer-Terminals trefft. Meist enthalten sie nur mehr oder minder interessante Trivia zum Hintergrund der Simulation. Andere Male fangt ihr an euch mit einer dritten und vierten Entität innerhalb des Spiels zu unterhalten (sehr zu Elohims Missfallen), welche eine ums andere Mal interessante (und unwiderrufliche) Gespräche zum Thema freier Wille und Bewusstsein liefert. Zwar sind die Antwortmöglichkeiten hier etwas beschränkt, jedoch lockern sie das Spielgeschehen immer wieder mal auf. Sie können aber genauso komplett ignoriert werden, wenn ihr wirklich nur zum Puzzlen hergekommen seid.

Jedenfalls, was ich vorhin schon angesprochen habe, zeigt sich auch hier wieder deutlich. Für ein Spiel, dass sich so viel Mühe gibt in solch philosophische Tiefen einzutauchen, wie es The Talos Principle nun mal tut, gibt es vergleichsweise wenig freie Entscheidungen. Ihr werdet in eine Welt gesetzt, die nach Regeln läuft, die ihr nicht ändern könnt, egal was ihr tut. Ihr könnt auch nicht einfach nur rumsitzen und nichts tun, weil das Spiel dann nicht weiter geht. Ihr könnt nicht so weit in den Welten herumgeistern wie ihr wollt, da ihr sonst wieder zurück an den Startpunkt gesetzt werdet. Und selbst wenn ihr eine Welt komplettiert habt und euch Elohim sagt ihr seid jetzt die Herrscher dieser Welt… Nichts. Ihr könnt euch da umschauen aber das wars. Die Liste kann nun endlos so weiter gehen, aber ich denke ihr versteht was ich meine, oder?

Philosophisches Dilemma

Letztendlich kommt ihr euch mehr wie eine Laborratte vor, die innerhalb ihres Labyrinths tun kann was sie will, aber auch nur, solange die Wissenschaftler dies gut heissen. All das Gerede, warum das Projekt Talos getauft wurde (ja, The Talos Principle beruht auf einem Projekt innerhalb des Spiels, eines wissenschaftlichen Institutes, welches kurz IAN heisst, wissentlich anspielend auf IAN MALCOLM, innerhalb welches dieses Projekt auf den Namen Talos getauft wurde), verliert quasi auf diese Art und Weise irgendwie seine Bedeutung.

Aber… vielleicht ist es genau das, was die Entwickler wollten. Vielleicht wollten sie ebengenau DAS… simulieren und vermitteln. Vielleicht… vielleicht wollten sie, dass wir uns selbst hinterfragen. Was bedeutet es zu leben? Was bedeutet es eine Person zu sein? Wie weit kann man in einem Computerprogramm gehen? Wie weit kann man Entscheidungsfreiheit simulieren, bis jemand merkt, dass das alles nur Illusion ist? Ist unsere eigene Sicht der Welt nur eine Illusion, die uns einen freien Willen suggeriert? Ich glaube, auch wenn The Talos Principle auf den ersten Blick so wirkt, als würde es alles tun um zu zeigen, wie fein Selbstbewusstsein sein kann und wie wichtig ein freier Wille ist, steckt es auf dem zweiten Blick viel mehr Energie auf einen gegenlaufenden Subtext par excelence. Was wenn wir eben NICHT Herren unserer Handlungen sind? Was, wenn wir uns im Rahmen eines riesengroßen simulierten Raumes befinden und nur das erreichen, was wir erreichen sollen?

Es gibt natürlich philosphische Theorien zu diesem Thema (zur Abwechslung mal nicht Wikipedia) und wenn ihr Interesse daran habt, dann nutzt jetzt die Chance euch im Rahmen von The Talos Principle mal etwas schlau zu machen (soll mal einer sagen, Videospiele wären platt).

Für einen Moment: Let’s Talk Game

Aber genug philosophiert. Zwar könnte ich jetzt noch Seitenweise darüber schreiben, was der Sinn der Entwickler hinter The Talos Principle ist, aber ich denke deswegen seid ihr nicht hier. Ihr wollt wissen, ob ihr euer teuer erschnorr…erarbeitetes Geld in diesen Titel stecken sollt, deswegen noch einmal ein paar Dinge, die die Spielmechanik und die Umgebung betreffen.

Die Grafik ist nett und zweckmäßig. Jede Welt wirkt weitläufig, hat eine wirklich schöne Atmosphäre zu bieten und auch wenn man sich länger in einem bestimmten Areal aufhält bestaunt man dieses trotzdem noch, statt des Eindruckes überdrüssig zu werden.

Die Steuerung ist wirklich sehr gut portiert. Euer Androide reagiert auf jeden Knopfdruck und jede Joystick Bewegung zuverlässig und präzise. Auch könnt ihr euch aussuchen, ob ihr das Spiel aus der Egoperspektive spielen wollt, oder ob ihr die Kamera Links, bzw. rechts über die Schulter eures Protagonisten platzieren wollt. Leider nur etwas umständlich über das Optionsmenü zu handeln, aber das ist jetzt meckern auf hohem Niveau. Ich empfehle aber auch, die Kamera immer mal wieder umzustellen, da euch sonst in der Egoperspektive schnell mal übel werden kann, da ihr die ganze Zeit euer Sichtfeld zum rotieren bringt.

Die Rätsel sind herausfordernd und motivierend. The Talos Principle weiß genau wie viel Frust es euch abverlangen kann und wann ihr einfach mal nur euer Gehirn ausschalten und runterfahren müsst, um „nur noch dieses eine Level“ zu schaffen. Und auch wenn in einigen Fällen, die Schwierigkeitskurve rapide ansteigt, fühlt ihr euch nie überfordert, sondern eher motiviert. Die Rätsel wirken nie unfair und man sucht tatsächlich mehr den Fehler bei sich, statt beim Level-Design wenn etwas nicht klappt. Ärgerlich ist eben nur, dass man die Rätsel nur um der Rätselwillen löst. Das ist etwas schade, könnte man mit dem vorrankommen im Spiel doch noch so viel herausholen, aber das bespreche ich nachher etwas eingehender.

Leider vermisse ich, und das ist einfach ein „Design Flaw“ selbst wenn es so gewollt ist, die Möglihckeit zu kriechen oder zu klettern. Auch wenn suggeriert wird „finde deinen eigenen Weg“ und gerade wenn wir eine Maschine steuern, die über rudimentäre Logik und Problemlösungsstrategien verfügen und sich auch noch weiter entwickeln soll, ist es doch einfach nur…bitter…wenn sie weder kriechen noch über oder durch kleinere Hindernisse klettern kann. Aber vielleicht ist das auch wieder nur eine Art der Entwickler zu sagen „Freier Wille ist nur eine Illusion in einem Raum, den wir für euch erschaffen“. Either Way… hätte man sich sparen können.

Die Unterhaltungen, QR-Codes und versteckten Botschaften, sowie Easter Eggs und Referenzen sind wirklich unterhaltsam und können auf längere Sicht tatsächlich als Langzeit Motivation dienen, auch die besonders schweren Bonus-Rätsel und Passagen zu finden, die überall im Spiel versteckt sind. Jedoch gebe ich in dem Fall zu, nach 4 Stunden ägyptischen Wüstenrätseln, in denen ich gefühlte 40 mal von einer schwebenden Billardkugel in kleine Roboteile gesprengt wurde, fehlt mir dann doch etwas die Lust, mein Gehirn noch weiter zu verrenken, nur um ein paar nette Gesprächsfetzen o. Ä. zu finden. Aber das ist ja immer eine Geschmacksfrage.

Was man nicht erwarten sollte

The Talos Principle ist nun mal in erster Linie ein Puzzlespiel in bester Portal Manier. Nur eben ohne den ganzen Humor, dafür mit einer ordentlichen Portion „Deep Sh***nes“, wenn ich das mal so sagen darf. Es liefert wirklich haufenweise Rätsel, die zwar frustieren, aber trotzdem spaß machen und auch wenn man irgendwann merkt, dass man unterbewusst nur tut, was die Entwickler vorgesehen haben (wie bei vielen Point ‘n‘ Click Adventuren z.B.) hält das Spiel einen bei Laune.

Wenn man jedoch auch das Prinzip hinter dem ganzen Konzept akzeptiert, fängt man plötzlich an, viele Sachen mit ganz anderen Augen zu sehen. Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, man könnte theoretisch mehr aus dieser Thematik machen (wie etwa in dieser Techdemo zu KARA), muss ich gestehen, ist es angenehm zu sehen, dass man nicht immer eine Moral braucht, die einem in die Kauleiste geprügelt wird. Dass wir zur Abwechslung wirklich anfangen zu hinterfragen: “Was ist ein freier Wille? Was macht eine Person aus?” Statt dass uns das Spiel in Cutscenes die „Gefühle“ der Figur zeigt. In gewisser Weise stellt dieser Androide, unser Protagonist tatsächlich einmal uns dar.

Wir suchen aus den eingeschränkten Antworten aus. Wir entscheiden uns dafür, ob wir der Geschichte folgen möchten oder nur die Puzzle lösen wollen. Da kann es einen zwar wundern und man kann sich fragen, warum denn der Androide so blind dieser Aufforderung folgt, aber als Allegorie… bleibt uns keine andere Wahl. Es ist ein Slalom zwischen Immersion in ein neues Alter Ego und dem Rückruf, sich jedesmal zu fragen: „aber…was wenn ICH gemeint bin?“
Genau deswegen fällt es so schwer dieses Spiel so zu bewerten wie sonst auch. Aber probieren wir es mal trotzdem.

The Ton’s Final Thoughts

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal darum verlegen sein werde, ein Spiel vernünftig zu bewerten. Aber im Falle von The Talos Principle, fällt es mir tatsächlich nicht ganz leicht. Auf der einen Seite war ich etwas enttäuscht, dass es „nur“ ein Puzzlespiel war- Auf der anderen Seite, haben mich diese Puzzles auch gefesselt. Die Simulation freier Entscheidungen ist ebenso subtil wie eingeschränkt, aber die Gedanken zu diesem Thema und allem was damit zusammen hängt, habe ich so bei einem Spiel auch noch nicht erlebt. Ich glaube… ja…also…40€…inkl. DLC….mmmm…ja…Kätzchen… aach Verdammt! Schaut einfach rein. Außer ihr habt keinen Bock auf Puzzle Spiele. Aber wenn ihr mal wieder etwas gefordert werden wollt, holt es euch. Kein Pflichtspiel für die PS4, aber auch kein verschwendetes Geld. Wir haben hier ein solides Puzzle Spiel, das mit einigen netten Ideen aufwartet, aber leider an gewissen Stellen, bewusst oder unbewusst das Spielgeschehen zu Gunsten eines philosophischen Konflikts in den Hintergrund stellt, was leider zu sehr zu kognitiven Dissonanzen seitens des Spielers führt. Spaß macht es trotzdem.

P.S.
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