SAW – Bereit für den blanken Horror?
Lesezeit: 5 MinutenKopfschmerzen sind seine geringste Sorge. Als Detective Tapp in einem modrigen Verlies erwacht, das sein Grab werden könnte, wird ihm plötzlich Angst und Bange. Panische Schreie des Cops verhallen im Nichts. Kein Wunder, ist er doch an eine furchterregende Maske gefesselt, die einer Bärenfalle ähnelt. Zu allem Übel sind ihm auch noch die Hände an den Stuhl gebunden worden. Dann endlich durchzuckt ein Licht den Raum. Ein alter Fernseher schaltet sich ein und zeigt dem Gefangenen ein vertrautes Bild: Den perfiden Serienkiller namens Jigsaw. Mit verstellter Stimme erklärt jener, dass Tapp’s Überlebungskampf nun beginne. Die erste Prüfung stehe bevor. Leben oder Sterben, seine beiden Optionen. Willkommen bei SAW.
Gegen die Zeit
Wer die Kinofilme gesehen hat, weiß um den klassischen Einstieg, den die Schöpfer des SAW-Franchise auch im Spiel zelebrieren. In einer möglichst abgefahrenen Falle finden meist mehrere Protagonisten ihren schnellen Tod. Tapp droht selbiges Schicksal, wenn die Maske nicht zügig entfernt wird. Für das Prozedere sind eure Fingerfertigkeiten gefragt. Mit Hilfe der Analog-Sticks tasten wir uns langsam zum Mechanismus vor. Anschließend leuchtet ein Button auf, der betätigt werden muss. Zweimal muss das Ganze wiederholt werden, danach winkt die Freiheit. Ein Kinderspiel, gäbe es da nicht das knappe Zeitfenster von rund sechzig Sekunden, das euch zügige Entscheidungen abverlangt.
Gegen die Ruhe
Schon in den ersten Spielminuten wird klar, dass SAW nichts für harmoniebedürftige Naturen ist. Dabei beginnt Tapp’s Martyrium eigentlich erst noch. Wer sich auf die Spuren des wahnsinnigen Serienkillers macht, wird mit permanentem Stress konfrontiert. Zu den eben angesprochenen knappen Zeitlimits bei den Puzzles, gesellen sich schnell noch tödliche Trittfallen hinzu. Diese leicht in der Dunkelheit zu übersehenden Todbringer machen Tapp sofort um einen Kopf kürzer, sollte er einen falschen Schritt wagen. Nicht minder ungefährlich: Selbstschussanlagen an den Türen, bei denen man zur rechten Zeit den richtigen Button betätigen muss, um nicht sofort ins Gras zu beißen. Das hieße dann den letzten Spielstand neu zuladen. Glücklicherweise speichert SAW an fair platzierten Checkpoints automatisch.
Gegen Frieden
Als ob mörderische Fallen nicht schon genug wären, müsst ihr eure Haut auch noch gegen andere Gefangene verteidigen. Auch hier kommt reichlich Stress auf. Allerdings nicht, weil es an einsatzbereiten Waffen mangelt. Das Angebot reicht nämlich vom einfachen Tischbein, hin zu Rohren, Knüppeln, Schaufeln und weiteren Utensilien. Das höchste der Gefühle stellt ein geladener Revolver dar. Zur eben erwähnten Anspannung führt das Kampfsystem. Das wurde vom Entwickler Zombie Studios miserabel umgesetzt. Flüssige Manöver sind kaum möglich. Kommt es zu Auseinandersetzung müsst ihr meist stehend agieren und zu sehen, wie Tapp träge die Waffe schwingt. Schläge verpuffen dann oft ins Leere, da die Hitboxen der Gegner zu klein geraten sind. Ferner reagiert das Spiel oftmals nicht mehr auf eure Eingaben, etwa Blocken oder Konterangriffe, wenn die feindlich gesonnenen Schergen auf euch eindreschen.
Dieses nervtötende Manko scheint den Entwickler sehr wohl bewusst gewesen zu sein, weshalb sie glücklicherweise recht selten Gegner platzierten. Im Verlauf von SAW könnt ihr handfesten Konfrontationen auch auf Jigsaw’s Art und Weise begegnen. Mit Bauplänen und den dazu gehörigen Zutaten, lassen sich selbst tödliche Fallen herstellen, die eure Feinde direkt ins virtuelle Nirvana befördern.
Gegen jede Vernunft
Ein ausschlaggebender Grund für den Erfolg der SAW-Franchise dürfte der dramaturgisch gelungene Unterbau der Story sein, die bis zum Finale aufrecht erhalten wird. Die Videospielversoftung kann daran nur in begrenztem Maße anknüpfen. Das liegt zum einen am Protagonisten Detective Tapp. Er bleibt bis zum Abspann wortkarg und profillos, eine Identifikation mit der Figur bleibt aus. Keine Spur mehr vom abgebrühten Cop, den SAW-Kenner aus dem ersten Kinofilm kennen. Dass das durchaus zu Lasten der Atmosphäre geht, zeigt eine Schlüsselszene in einem Operationssaal. Dort soll er sich einen Schlüssel besorgen. Dumm nur, dass dieser im Körper eines von vier lebenden Menschen eingenäht wurde. Um an das begehrte Stück zu kommen, muss Tapp zum Skalpell greifen und den Brustkorb jener Wehrloser öffnen. Diese moralisch fragwürdige Szene wird von Tapp nicht mal eines Einzeilers gewürdigt, selbst dann nicht, als er selbst zur Tat schreitet und den Opfern das Skalpell in den Brustkorb rammt.
Ebenfalls unbefriedigend gestaltet sich der Spielablauf. Ohne große Überraschungen kämpft ihr euch durch gleichaussehende Korridore einer Irrenanstalt. Auf spannende Storytwists, wie sie zum SAW-Franchise gehören, wartet man vergebens. Ebenso darauf, dass neue Puzzles für Abwechslung sorgen. Im Spiel kommen sechs verschiedene Arten von Rätseln vor, die meisten erfordern Kombinationsgeschick unter Einhaltung eines Zeitlimits. Leider werden alle Puzzles bis zum Abspann immer und immer wieder recycelt. Wenn Jigsaw das zehnte Mal toxisches Gas in einen Raum umleitet und ihr versuchen müsst, die entsprechende Leitung zu kappen, kommt gähnende Langeweile auf.
Gegen die Sinne
Maßlos enttäuscht auch die grafische Präsentation. Das Potenzial der eingesetzten Unreal Engine 3 lässt SAW gänzlich unberührt. Die Animationen der Spielfiguren, besonders Mimik und Gestik, wirken hölzern und lassen nur wenig menschliches in den Figuren aufblitzen. Ferner prägen matschige, niedrigaufgelöste Texturen das Bild. Zumindest auf durchschnittlichem Niveau siedeln die Licht – und Schatteneffekte an. Ein Wort des Lobes richten darf man hingegen an die gelungene (englischsprachige) Synchronisation. Tobin Bell, Star der SAW-Reihe, leiht auch im gleichnamigen Spiel dem Serienkiller Jigsaw seine Stimme. Er ist der ganz klare Star des Spiels. Schade jedoch, dass es der typische Soundtrack aus den Kinostreifen nicht in die Versoftung geschafft hat.
Fazit
„Ich möchte ein Spiel spielen.“ Dem Wunsch des Serienkillers Jigsaw möchte man gerne nachkommen, doch ausgerechnet SAW kann man seinem kalten Herz nicht ans Herz legen. Der monotone Spielablauf mit seinem trägen Kampfsystem wäre ja noch zu verkraften, würde die Story mit den serientypischen Wendungen für Spannung sorgen. Doch auch hier enttäuscht die Versoftung aus dem Hause Zombie Studios maßlos. Warum man den (Anti-) Helden Tapp nicht näher beleuchtet, ihn während des sechsstündigen Horror-Trips kaum zu Wort kommen lässt, bleibt ein Rätsel, das selbst Jigsaw nicht zu lösen vermag. Dass SAW grafisch auch noch bieder präsentiert wird, verkommt dann nur noch zur Nebensache. Schade.
zum Spiel ich finde es auch sehr Monoton leider aber ich hatte schon vorher keine großen erwartungen an das Spiel weil an solch eine Filmreihe ein Spiel zu entwickeln das dem ruf alle ehre machen soll ist unmöglich.
zum Artikel ich finde den Aufbau sehr gut nur eins würde es perfekter machen und zwar eine Gesamtwertung
Wir arbeiten bereits an einem neuen Wertungssystem 😉