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Knytt Underground – Ein Metroid tanzt den Limbo

von am 31. Januar 2013
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Lesezeit: 4 MinutenWas haben die Mumins mit Knytt Underground zu tun? Der Name Knytt entstammt dem schwedischen Kinderbuch “Vem ska trösta Knyttet?” von Mumins-Autorin Tove Jansson. Der erste Absatz ist kaum rum und schon haben wir wieder was gelernt! Aber mal davon abgesehen: Kann das Ein-Mann-Projekt Knytt Underground von Nicklas Nygren spielerisch begeistern oder ist der seltsame Titel so schnell wieder vergessen, wie er sich anhört?

Was soll das eigentlich alles?

Das Spiel wirft euch gleich mitten ins Geschehen: Eure Figur steht auf einem Plateau und wartet auf die ersten Eingaben des Spielers. Wohin soll es gehen? Derer Wege gibt es gar viele. Wählt ihr den richtigen Weg, lauft ihr schließlich durch einen Titelbildschirm und danach in ein Level-Hub. Kopfkratzend stürzt ihr euch in den “Kapitel 1”-markierten Weg und werdet auch lange Zeit danach nicht wirklich schlauer. Eure Hauptfigur “Mi” begiebt sich auf eine wundersame Reise durch eine ebenso seltsame 2D-Welt, die sich mir auch nach über fünf Stunden Spielzeit nicht wirklich erschlossen hat. Später könnt ihr euch auch in einen Ball verwandeln und werdet von zwei vorlauten Feen begleitet. Warum? Keine Ahnung. Irgendwie macht so ziemlich nichts Sinn in Knytt Underground, aber letztendlich geht es hier nicht um eine epische Geschichte, sondern vielmehr um nahezu grenzenloses Erkunden.

Metroid-Spaghetti mit Castlavania-Soße

Warum soll man ein neues Spielkonzept entwickeln, wenn es schon eine perfekte Vorlage gibt? Auch wenn es nicht besonders innovativ ist, das in alle Richtungen offene 2D-Konzept von Metroid zu klauen, geschadet hat es noch keinem Spiel. So lebt auch Knytt Underground von einer (für 2D-Verhältnisse) gigantischen Spielwelt. Im Gegensatz zu ähnlichen Genrevertretern könnt ihr jedoch schon nach kurzer Spielzeit praktisch jeden Weg einschlagen, da ihr nicht erst Extras wie einen Doppelsprung finden und/oder freischalten müsst. Genre-Anfänger könnten sich daher schnell überfordert fühlen: “Ich lauf mal weiter nach rechts… Obwohl… Hier geht’s nach oben. UND nach unten. Huch, im nächsten Bildschirm kann ich ja auch nach oben. Was ist denn oben? Oh… Ich kann hier auch noch weiter hoch. Oder nach links. Oder rechts. Ähm… Wo soll ich nochmal hin?”

Fummel, fummel, kotz, kotz

In unregelmäßigen Abständen findet ihr Leuchtkugeln, die euch zum Beispiel horizontal oder vertikal in eine Richtung fliegen lassen und Teil der zahlreichen Rätsel innerhalb des Spiels bilden. Im Spielverlauf trefft ihr nämlich des Öfteren auf NPCs, die euch fast immer mit “Hol mir dies und jenes”-Quests versorgen. Dummerweise liegen die gewünschten Gegenstände immer an den unmöglichsten Orten. Für den Erfolg ist neben eurer Ball-Verwandlungsfähigkeit, auch das Zusammenspiel mit der Umgebung und eventuellen Leuchtkugel-Extras nötig. Als Ball könnt ihr zwar höher springen, euch aber nicht an Wänden festhalten. Als normale Spielfigur ist Letzeres aber kein Problem. Da ihr auf Knopfdruck eure Form ändert, müsst ihr immer wieder waghalsige Tastenmanöver absolvieren, was bei der fummeligen Steuerung viel zu oft in Frust mündet. Obwohl ihr bei einem Ableben im selben Bild respawnt, wird euch die viel zu sensible Steuerung und hektische Laufgeschwindigkeit schnell in den Wahnsinn treiben. Die wenigen, eher langweiligen, Gegnertypen gibt es übrigens nur selten zu sehen.

Das perfekte Spiel für Yoga-Übungen

Überhaupt werdet ihr schnell merken, dass Knytt Underground ein ziemlich ruhiges Spielchen ist. Nicht selten flitzt ihr durch zehn Bildschirme, ohne das irgendwas Aufregendes auf dem Weg passiert. Was bei anderen vergleichbaren Titeln ein absolutes No-Go ist, wirkt hier als spielerisches Element: Knytt Underground ist ein prima Spiel, um mal in sich zu gehen und einfach die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Dies gelingt dem Spiel vor allem aufgrund des Art-Stils und dem ganzen Ambiente.

Im Land der Pepperoni-Tannen

Riesige Pilze, winzige Häuschen in einer Höhlenlandschaft, quirlige Ranken und im Wind wehende Pepperoni bilden den grafischen Hintergrund des Spiels, während der Vordergrund des Spiels ausschließlich in schwarz gehalten ist. Die verspielten Fotomontagen im Hintergrund bilden einen merkwürdigen Kontrast zum spartanischen Vordergrund, der irgendwie aber auch schön anzusehen ist. Die Ähnlichkeiten zu Limbo sind nicht von der Hand zu weisen. Geradezu hässlich sind die Charakterzeichnungen ausgefallen. Ein Charakter ist hässlicher und uninspirierter als der Nächste. Selbst im Kindergarten findet man bessere Figurenzeichnungen als das hier Gebotene.

When the Wind Blows

Soundtechnisch fällt der ruhige Ton des Spielkonzepts sofort auf: Windrauschen, das Plätschern eines Wasserfalls, Höhlengrollen, dazu eure stets tappsende Spielfigur… ab und zu ertönt verspielte Ambient-Musik und rundet das meditative Spielerlebnis perfekt ab. Wer auf der Suche nach einem perfekten Chillout-Spiel ist, wird hier definitiv sein El Dorado finden.

Fazit

Wie gerne hätte ich dieses Spiel Lieben gelernt, doch die Makel sind einfach unübersehbar. Trotz bewährtem Metroid-Prinzip wird man hier einfach nicht warm. Durch die viel zu früh im Spiel frei begehbare Welt wirkt man schnell verloren. Die für Genreverhältnisse riesige Welt hat sich einen großen Teil des Umfangs zudem durch streckenweise unspektakuläres Level- und Gegnerdesign erkauft. Für Fans des 2D-Explorer-Genres ist das Spiel aber dennoch einen Blick wert. Wer schon alle “Metroidvania”-Spiele abgehakt hat und mal eine etwas ruhigere Gangart im Limbo-Stil einschlagen möchte, wird nicht enttäuscht, auch wenn man ständig das Gefühl nicht loswird, das hier irgendetwas fehlt. Ein klassischer Fall von Style over Substance.

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