Reviews
0 Kommentare

Gravity Rush 2 – Hals über Kopf

von am 5. Februar 2017
DETAILS
 
Pluspunkte

+ große und hübsche Welt
+ sympathische Hauptprotagonistin
+ viel zu tun
+ interessante Nebencharaktere
+ Liebe zum Detail

Minuspunkte

- hakelige Kamerasteuerung
- Schleichmissionen
- fehlende Rätsel
- wankender Schwierigkeitsgrad

Editor Rating
 
GAMEPLAY
7.5

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
9.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
7.0

Gesamt-Wertung
8.0

Hover To Rate
User Rating
 
GAMEPLAY

 
GRAFIK

 
SINGLEPLAYER

 
MULTIPLAYER

 
SOUND

User-Wertung

You have rated this

 

Lesezeit: 4 MinutenAh, 2012. Welch ein wichtiges Jahr, welch ein Meilenstein für Videospiele es doch war! Spec Ops: The Line hat den 3rd Person Shooter auf eine neue Ebene befördert, XCOM: Enemy Unknown gilt bis heute als das beste Remake aller Zeiten (psst!), Microsoft hat nach einem Jahr gemerkt, dass Kinect nicht deren Top-Idee war – und es bei der Xbox One dennoch wieder versucht –  und die Wii U… naja, sie kam halt. Und auch Sony brachten mit der PS Vita nach vielen Jahren einen mehr als potenten Nachfolger zur PSP raus. Zu meinem persönlichen Bedauern nahm die Gamerlandschaft diesen großartigen Handheld so herzlich auf wie einen leicht übergewichtigen rothaarigen Stiefcousin, der immer nach altem Fleisch roch. Nun ja, vielleicht war 2012 doch kein so großer Meilenstein.

Einer der bemerkenswertesten Titel auf der PS Vita war Gravity Rush von Japan Studio, einem Sony-exklusiven Entwicklerstudio.  Es erzählte die interessante und etwas sehr verwirrende Story von unserer Hauptprotagonistin Kat, einem Shifter, welche die Gravitation um sich herum aussetzen und sich dadurch frei in der Luft bewegen konnte. Es war ein vor Innovation strotzendes Spiel, welches das Potential der PS Vita und deren Steuerungsmöglichkeiten gut präsentierte und nebenbei eine Menge Spaß gemacht hat. Umso mehr freute ich mich, als Anfang letztens Jahres eine Remastered Edition für die PS4 erschien, welche die perfekte Vorbereitung für den zweiten Teil war.

Wer braucht denn schon einen roten Faden?

Im zweiten Teil schlüpft man wieder in die Rolle von Kat und ist erst mal komplett verloren. Warum ist sie in dieser Bergbaukolonie? Wo sind ihre Kräfte? Was ist mit Hecksville passiert? Es sind drei Jahre vergangen? Wer den ersten Teil nie gespielt hat, wird nicht mal mit einer Rückblende am Anfang versorgt, Gravity Rush 2 wirft einen direkt in die Action. Daher empfehle ich Neulingen, die kein Interesse am Durchspielen des ersten Teils haben sich zumindest den von Sony kostenlose ins Netz gestellten Anime anzuschauen, welcher als Brücke zwischen den beiden Spielen dient. Dieser schließt zwar nicht alle Wissenslücken, doch ist er handwerklich sehr gut gemacht und unterhaltsam.

Überhaupt sollte man die Story erst beim zweiten oder dritten Durchgang wirklich versuchen zu verstehen, denn sie ist ähnlich abstrus wie im Vorgänger. Kat – der Shifter – hat ihre Kräfte verloren – wird nicht erklärt – doch erlangt sie diese nach kurzer Zeit wieder. Nun hilft sie der vorhin schon erwähnten Kolonie beim Abbau von Juwelen – der Währung in dieser Welt – welche sich allerdings auf einer Ebene unterhalb der fliegenden Kolonie befinden. Ach ja, in der Welt von Gravity Rush schwebt nicht nur Kat, sondern die gesamte Welt lebt in der Luft. Stellt euch einfach Columbia aus Bioshock Infinite als kompletten Kontinent vor – mit weniger Rassismus. Doch nun wird die Kolonie unterdrückt von einem korrupten… ach so, er ist nun auf unserer Seite. Aber jetzt sind wir mitten im Konflikt dieser Handelsstadt, Arm gegen Reich… ach jetzt greifen Monster die Stadt an. Hab ich vergessen zu erwähnen, dass es Monster gibt? Jedenfalls attackiert uns nun ein Riesenmonster, was aus verschiedenen Städten besteht – fragt nicht – und wir müssen in den Kern, denn eine gute Freundin wurde ebenfalls von diesem Monster verspeist und aaaaah! Kurzfassung: (Anime + französischer Film Noir + Lovecraft Fantasien) x 9000 –Stringenz.

Gravity Rush: The Animation - Overture | Parts A & B

Tapfer und liebevoll

So konfus die Hauptstory wirken mag, sie wird niemals langweilig. Einen großen Anteil daran hat Kat, ein Videospielcharakter für die Ewigkeit. Sie ist ehrlich und herzlich, naiv aber motiviert und tut alles für ihre Freunde und für alle Menschen in der Not. Es macht einfach Spaß, mit ihr die wunderschöne und riesige Welt zu erkunden, kleine und große Geheimnisse aufzudecken und stundenlang in der Luft zu sein. Viele der Nebencharaktere sind für Videospielstandards überdurchschnittlich komplex, Raven und Syd aus dem ersten Teil bekommen viel mehr erinnerungswürdige Momente spendiert. Aber auch die Charaktere wie Dr. Braham oder der Schmuggler Vogo sind eine wahre Bereicherung und sorgen für ein hohes emotionales Investment des Spieler, auch wenn die Zeitsprünge in den Stories zuweilen abrupt sind und den Flow in Gravity Rush 2 etwas behindern. Auch sind die Motive der einzelnen Charaktere nicht immer schlüssig und sorgen auch noch nach dem Abspann für Fragezeichen.

Abseits der Hauptgeschichte gibt es ebenfalls viel zu tun. Es erwarten den Spieler viele Nebenmissionen, Schätze und Challenges. Leider schwankt die Qualität der Haupt- und Nebenmissionen teilweise stark. Manchmal erlebt man ein wahres Abenteuer, oft erledigt man allerdings mühsame und unnötig in die Länge gezogene Botengänge. Und dann gibt es auch  kleinere Nebenaufgaben wie einem kleinem Mädchen bei der Suche nach ihren Ballon zu helfen oder ein alter kranker Mann, der unbedingt ein paar Fotos von jungen Schönheiten benötigt, um seine Krankheit zu heilen, welche ich natürlich für ihn geschossen habe und… oh. Hm. Wie auch immer, wie schon im Vorgänger ist das Missionsdesign nicht immer gelungen. Vor allem die Schleichmissionen wirken deplatziert und nutzen in keiner Weise die enorme Bewegungsfreiheit.

Steuerung  – hui, pfui und wieder hui

Apropos Bewegungsfreiheit – Gravity Rush 2 darf sich dieses Wort dick auf die Burst tätowieren. Ob horizontal oder vertikal, hier sind dem Spieler (fast) keine Grenzen gesetzt. Lediglich Gravitationsanzeige, welche sich glücklicherweise viel schneller als im Vorgänger wieder auflädt,  muss dabei beachtet werden. Die PS Vita Steuerung wurde dabei fast 1:1 übernommen, was meiner Meinung nach nicht die beste Entscheidung war. Vor allem in hektischen Momenten – sprich Kämpfen oder Rennen – wirkt sich die hektische Bewegung in der Luft negativ auf die Präzision aus, was wiederum zu einigen frustrierenden Versuchen führt. All dies ist aber vergessen, sobald man eine gelungene Kombo ausführt und die Gegner um sich herum in alle Winde zerstreut. Dennoch empfehle ich im Menü die Sensibilität der Steuerung runterzusetzen.

Zwei weitere Neuerungen sind die Talismane sowie verschiedenen Kampfstile. Die Talismane entdeckt man bei den Grabungen bzw. Nebenaufgaben und  sie sorgen für kleine Buffs. Später kann man einzelne Talismane verschmelzen und dadurch mehrere Vorteile gleichzeitig ausrüsten. Eine nette Neuerung, aber es ändert das Spielgefühl nicht spürbar. Die beiden neuen Kampfstile sind zwar interessante Alternativen, doch habe ich mich dabei erwischt zu 90% meinem Standardstil treu zu bleiben und nutzte die anderen nur, wenn die Story es so vorgab.

Wie ein Nachfolger aussehen sollte

Gravity Rush 2 ist von allem mehr: Mehr Welt, mehr Charaktere, bessere Technik, aber auch mehr Fragen und fragwürdige Designentscheidungen. Nichtsdestotrotz kann ich bei aller Kritik nicht behaupten, dass ich nicht einen Heidenspaß hatte und gerne zurückkehren werde, um auch jedes noch so kleine Geheimnis zu entdecken. Kats Abenteuer mag nicht immer kohärent sein, doch unterhält und motiviert es ungemein. Und in einem Meer aus unendlich vielen uninspirierten Sequels sticht Gravity Rush 2 durch seine immersive und stimmige Welt heraus wie ein Wolkenkratzer. Absolute Empfehlung für jeden PS4 Besitzer.

 

Sei der Erste, der kommentiert!
 
Kommentiere »

 

Du musst eingeloggt sein zum kommentieren