~ 25 Stunden Story
~50 Stunden fĂĽr alles
Japanischer Kultur, Samurai, Open World
amzn.to/2WvDJh1 WERBUNG
+ Absolut wunderschöne Atmosphäre
+ Dezenter Soundtrack
+ Nicht zu viel und nicht zu wenig Gameplay-Elemente
+ Genug Collectables und Sidequests
Ein absolut gelungener Titel in so ziemlich allen Bereichen, die ein Spiel haben kann. Atemberaubende Atmosphäre, genug zu tun abseits der Main Quest, ästhetische Darstellung japanischer Kulturen, Bräuche und Sprache, um nur mal ein paar zu nennen. So vergehen schnell einige Stunden vor dem Fernsehr.
Lesezeit: 5 MinutenÜber die gesamte Zeit, von der Ankündigung bis zum Release, war man auf der Suche nach neuen Infos zu Ghost of Tsushima. Aber Sucker Punch hielt sich äußerst bedeckt, fütterte die Neugier nur hier und da und konzentrierte sich voll und ganz auf die Entwicklung. Und die kann sich mehr als sehen lassen. Riesige Open World und Katana-Schnetzelei sind dabei nur die Spitze des Eisberges. Wir sind ins 13. Jahrhundert gereist und haben die Invasion der Mongolen hautnah miterlebt.
Wenn Mongolen dreimal klingeln…
…dann steht es nicht gut um die Insel Tsushima. Die Invasion, die tatsächlich 1274 stattgefunden hat, beginnt und nur eine kleine Gruppe aus Clan-AnfĂĽhrern und Samurai kann ihnen entgegentreten. Was folgt, ist ein Blutbad und eine vernichtende Niederlage fĂĽr die Lokalmatadoren. Durch die Hilfe einer Fremden kommt Protagonist Jin Sakai wieder zu Kräften, nachdem er sein Ende auf dem Schlachtfeld bereits gesehen hat. Entschlossen, seine Familie, seine Heimat und dessen Bewohner zu retten, beginnt erneut ein Krieg – Der Krieg zwischen Mongolen und einem Geist.
Ghost of Tsushima – Eine absolute Augenweide
Nicht selten kommt es vor, dass sich Studios beratende Hilfe von aussen holen, um ihre Welt so authentisch wie möglich zu gestalten. Auch Sucker Punch ist diesen Schritt gegangen, um die japanische Kultur in Sprache und Kunst, sowie Flora und Fauna aus der Zeit rekonstruieren zu können. Dabei kommt eine absolute Sehenswürdigkeit heraus, verteilt über eine dreiteilige Insel, die in jedem Winkel mit ganz unterschiedlichen Elementen glänzt. Während das erste Gebiet noch mit viel Klippen, kleineren Gebirgen und weitläufigen Wiesen auf euch wartet, schlägt die Stimmung in Kapitel zwei rapide um. Verbrannte Lande, weitreichende Sümpfe, dunkle Wälder und lange Küstenlinien prägen das Bild. Aber gerade zu Beginn trumpft Ghost of Tsushima ganz groß auf und präsentiert sich in atemberaubender Farbenpracht und Lichtreflexen.
Es ist tatsächlich keine Übertreibung, wenn man betont, wie unfassbar schön Tsushima anzuschauen ist. Einige Titel haben ja mittlerweile einen Fotomodus etabliert, doch in Ghost of Tsushima habe ich ihn das erste Mal wirklich benutzt. Zu oft kommt ihr an Punkte, an denen man einfach mal kurz durchatmen und die Landschaft auf sich wirken lassen möchte.
Wenn Elemente und Geschichte sich die Hand reichen
Ghost of Tsushima gibt euch nicht nur eine spannende Kampagne, sondern fĂĽllt seine Welt mit allerhand Spielelementen. Einige davon bringen euer Wachstum voran, andere geben euch Aufschluss ĂĽber Einzelschicksale und die Geschehnisse der Welt. Was allerdings alle gemeinsam haben: Sie alle haben ihren Platz in der japanischen Kultur. HeiĂźe Quellen, die kleinen Inari-Schreine und groĂźen Shinto-Schreine und Orte, an denen ihr tiefgehende Haikus schreibt, sind dabei nur ein paar von Ihnen. Die Nebenquests bringen ebenfalls Abwechslung mit ins Spiel. Sie sind selten lang, geben aber dennoch reichlich Aufschluss ĂĽber das Verhalten der Menschen in Zeiten der Frustration und Verzweiflung.
Ein Katana und damit der ehrenvolle Kampf, zieren den Weg des Samurai. “Wir schauen unserem Gegner in die Augen” sagte Jins Onkel einst. Doch manchmal liegt die Lösung abseits des Weges. So erweitert ihr euer Arsenal mit Bogen, Kunai und Bomben, um euch der Mongolen und anderem Gesindel zu entledigen. Wer gänzlich lautlos bleiben möchte und sich nicht durch das Surren der Pfeile zu erkennen geben möchte, der zĂĽckt sein Tanto, die kleinste, der Samuraiklingen, und meuchelt sich durch die Felder Tsushimas.
Manchmal sind Kämpfe allerdings unumgänglich und ihr seht euch einer Schar wütender Krieger entgegen, die mit Schwertern, Schilden, Äxten und Lanzen auf euch eindreschen. So müsst ihr im Kampf blitzschnell zwischen den Gegnern hin und her wechseln und euch des passenden Kampfstils und Arsenals bedienen, damit Tsushima befreit werden kann. Somit sind gerade die ausufernden Schlachten das, wobei Ghost of Tsushima richtig in Fahrt kommt und euch einiges abverlangt.
Ghost of Tsushima schafft es, all’ seine Spielemente mit den Beschaffenheiten der Welt in Einklang zu bringen. So erhöht das Ruhen in heiĂźen Quellen eure HP und gibt zeitgleich einen kleinen Einblick in die Gedanken von Jin. Wenn ihr einen besonders leuchtenden Baum findet, werdet ihr darunter einen Fuchsbau finden, dessen Bewohner euch zum nächsten Inari-Schrein geleitet. Dies ist allerdings mehr als nur eine nette Geste des Tieres, denn tatsächlich ist Inari auch die Gottheit der FĂĽchse.
Mit Entschlossenheit zum Ziel
Eine weitere Mechanik ist die Entschlossenheit, dargestellt mit goldenen Punkten am Bildschirmrand. Mit ihr habt ihr die Möglichkeit euch im Kampf zu heilen, einem Tod zu entgehen und verheerende Spezialattacken loszulassen. Auffüllen tut sich die Leiste bei erfolgreichem Kampf. Anfangs ist diese Leiste jedoch noch klein, kann aber natürlich ebenfalls erweitert werden. Und auch hier bedient sich Ghost of Tsushima mehr als nur einer simplen Mechanik. So sind überall auf Tsushima Bambusstände verteilt, die mit zunehmender Schwierigkeit zu zerschneiden sind. Eine Übung, genannt Tameshigiri, die auch heute noch in Dojos praktiziert wird.
Statt einem klassischen Levelsystem, bekommt ihr Fähigkeitspunkte, mit denen eure Kampfstile noch verheerender und eure Bomben noch gewaltiger werden. In den seltensten Fällen durchbrechen die Upgrades die Grenze zum Realen. So könnt ihr euch beispielsweise immun gegen die Druckwellen eurer Bomben machen. Ansonsten seid ihr in eurer Entfaltung als Samurai ganz auf euch gestellt und könnt euch so aufstellen, wie es zu eurem Stil passt. Weder das leise Abstechen noch die Einer-gegen-Alle-Situationen werden langweilig.
Ă„sthetik so weit das Auge reicht
Es lässt sich nicht leugnen, wie viel Mühe in das Spiel, speziell in die Spielwelt geflossen ist. Auf der PS4 Pro hält das Spiel einen für mehrere Stunden vor dem Fernsehr fest. Die Liebe zum Detail hebt das Spiel von vielem der aktuellen und vergangenen Titel ab. Das wehende Gras, die verschiedenen Schnitzereien und Gaben, die an den Tempeln warten, die erwähnten Lichtreflexionen und allgemeine die gesamte Atmospähre triefen nur so von japanischer Kultur.
Eine Tatsache, die sich auch im Soundtrack niederschlägt. GroĂźe Momente bekommen eine entsprechende groĂźe Untermalung. Abgesehen davon gibt es aber eher selten Klänge auf die Ohren, hier und da mal ein paar Akkorde vom Shamisen oder kurze Töne vom Koto, die das aktuelle Bild unterstreichen. Somit schafft Ghost of Tsushima es, auch ĂĽber längere Spielsession angenehm in den Ohren zu sein. Das Spiel versucht zu keinem Zeitpunkt zwanghaft zu signalisieren: “Schau mal, ich spiele 24/7 traditionelle, japanische Musik – voll ästhetisch, oder?”.
Ghost of Tsushima: Jetzt schon eine Legende
Wir haben versucht, diese Review so spoilerfrei wie möglich zu halten und lediglich die vorhandenen Mechaniken zu beleuchten. Aber selbst dabei ist es gar nicht so einfach, bei der Sache zu bleiben. Das Spiel sieht einfach unfassbar gut aus und die erzeugte Stimmung geht zu keinem Zeitpunkt verloren. Wir empfehlen natürlich, die japanische Synchro mit Untertiteln zu spielen.
Diese Rezension liest sich bis hierhin, als wäre das Spiel absolut Fehlerfrei und ja, das ist nicht mal weit gefehlt. Wirkliche Fehler konnten wir wirklich nicht festtellen. Natürlich wird die Core-Mechanik irgendwie redundant, aber die generelle Ausführung ist einfach absolute Oberklasse. Die Ländereien, die Kampagne, die Sidequests, Synchro und Soundtrack sind aus einem Guss. An keiner Ecke wird jemals gezweckt.
Wenn man sich ansieht, wieviele Spiele es gab, die versuchten, das feudale Japan auf die Konsole zu bringen, ist das eine beachtliche Leistung. Die vorhandene Technologie verpsricht uns zwar immer größere und immer bessere Spiele. Da ist es umso erfrischender, wenn ein ausgeschöpft geglaubtes Setting doch noch so ein Spotlight bekommt.
Keine Minuspunkte? Hmpf, dann werde ich es mir wohl holen mĂĽssen.