Non-Reviews
3 Kommentare

Der Scalebound-Cancel und warum er allen schadet

von am 16. Januar 2017
Details
 
Artikel-Kategorie
 

Lesezeit: 2 MinutenUnd schon wieder wurde ein Spiel, auf dass sich viele Menschen seit geraumer Zeit freuen, dem Erdboden gleichgemacht. Diesmal hat es Scalebound von Platinum Games erwischt. Das Projekt sollte ein Highlight des kommenden Jahres, sowie ein Segen für Rollenspiel-Fanatiker werden. Was übrig bleibt ist Enttäuschung.

Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hierbei um meine subjektive Wahrnehmung handelt oder ob wirklich immer mehr Spiele schon das Ende sehen, bevor man überhaupt die Disc eingelegt oder den Download gestartet hat. Ich denke dabei an Titel wie Silent Hills, Star Wars 1313 oder Prey 2. Auf der anderen Seite bleibt natürlich die Frage, wie viele Spiele wirklich “eingestampft” werden – nehmen wir zum Beispiel Prey 2. Dieses erhielt vor geraumer Zeit einen – meiner Meinung nach – ziemlich attraktiven E3-Trailer. Irgendwann entschied sich Bethesda dann dazu, den Titel wieder von der Bildfläche verschwinden zu lassen – nur um es dann als Reboot in der Form von Prey (ohne Zusatz) wieder neu vorzustellen. Kurzform: Spiel wird angekündigt, die Leute freuen sich drauf, man hört nichts mehr, Spiel wird gecancelt und schlussendlich neu vorgestellt.

Und warum ist das jetzt schlecht? Ganz einfach: es schürt falsche Erwartungen und Vorstellungen der Kunden und Investoren. In einer Zeit wo Test-Wertungen erkauft werden, Marketing wichtiger ist als eigentliche Qualität und Spiele teils über ein Jahrzehnt hinweg in Entwicklung sind, wird es immer wichtiger, wie man kommende Produkte darstellt und klar ansagt, was sie sein sollen.

Nehmen wir an, es wird ein neues Spiel angekündigt. Beispielsweise auf einer großen Messe wie der E3 oder der gamescom. Ich sehe den Trailer und baue Erwartungen auf. Vielleicht bestelle ich den Artikel vor, vielleicht sogar die Collectors Edition. Man beobachtet Reaktionen im Netz, die Stimmung scheint gut. Investoren, Geschäftsleute, Entwickler und andere Persönlichkeiten mobilisieren Ressourcen, um den Titel zum Erfolg zu machen. Und dann passiert etwas. Eventuell eine Präsentation der Entwickler gegenüber dem Publisher, den Producern oder was auch immer und man wird intern unzufrieden. Vielleicht wird falsch kalkuliert, ein Engine- oder Paradigmen-Wechsel oder ein völlig anderes Missgeschick trifft den Entwicklungsprozess. Endergebnis: das Spiel wird gecancelt und eingestampft.

Vorbestellungen verschwinden. Arbeit von Entwicklern, PR, Marketing bis hin zum Einzelhandel geht buchstäblich den Bach runter. Die Menschen sind enttäuscht und sowohl die Entwickler, wie auch der Publisher büßen einiges an Vorschuss bei der “Fanbase” ein. Und das Vertrauen schwindet weiter und weiter. Bis irgendwann wieder eine Präsentation stattfindet und die Leute im Netz nur noch mit “Jaja” oder anderen sarkastischen Tweets und Posts reagieren. Und all das, was ich im Vorfeld beschrieben habe, wird nun weniger. Weniger Vorbestellungen, weniger Vorschuss-Loorbeeren etc. Die Situation wird schwieriger für alle. Es wird schwieriger für Entwickler ihre Spiele an einen großen Publisher zu bringen und somit auch an den Endkunden. Fans beginnen daran zu zweifeln, was sie am Ende eines Titels wirklich kriegen oder überhaupt bekommen. Vielleicht bekommen wir etwas anderes, neues á la Prey. Oder ein neues Overwatch, wie es aus den Resten von Titan entstand. Vielleicht kriegt man aber auch ein Desaster wie bei No Mans Sky.

Und je öfter ein Titel angekündigt und nicht fertig gestellt wird, desto mehr wird sich die Gaming-Landschaft zum Negativen wandeln. Die kleinen Studios und Titel werden es immer schwieriger haben, während wir den nächsten Teil eines großen Franchises inklusive Vorbesteller-DLC und Season Pass kaufen werden.

Also, liebe Publisher. Liebe Microsofts, EAs, Ubisofts und Square Enix’ dieser Welt: kündigt Spiele bitte erst an, wenn ihr wirklich sicher seid, dass sie so rauskommen, wie sie vorgestellt werden. Ihr spielt mit unserem Vertrauen.

Herzlichsten Dank, eure Finanzierer.

Kommentare
 
Kommentiere »

 
  • MonkeyHead
    16. Januar 2017 at 15:22

    Ich denke Scalebound ist da nochmal ein speziellerer Fall, wenn man den Aussagen und Postings manchr Mitarbeiter an Scalebound glauben schenken darf, was Hideki Kamiya angeht.

    Was das Thema allgemein angeht, so hat das Thema zwei Seiten. Auf der einen Seite, freuen wir uns über Trailer zu neuen Spielen und es bildet sich schon vor Release eine Fangemeinschaft die dem Spiel entgegenfiebert. Manchmal über Jahre hinweg (Final Fantasy 15 oder The Last Guardian) und sie erfüllen die Erwartungen im Großen und Ganzen. Dann gibt es aber auch die Spiele auf die man lange wartet und die dann Mist sind (Duke Nukem Forever). Was bei einzelnen Spielen für eine Entwicklungsgeschichte hinter jedem einzelen Spiel steht, das steht auf einem anderen Blatt, aber so ist es eben auch ein individueller Grund warum manche Spiele released werden und andere nicht. Manchmal können Erwartungshaltungen, sei es aus künstlerischer Sicht oder aus finanziellen Gründen nicht erfüllt werden und Spiele werden eingestellt. Manchmal kommen auch äußere Einflüsse hinzu, zum Beispiel das der Publisher zu macht und das Spiel rumgereicht wird, wie es bei Homefront Revolution der Fall war und manchmal ist es auch einfach wie in einer Ehe, was am Anfang noch so wunderschön wirkte, weil man die risarote Brille aufgesetzt hatte, weicht mit den Jahren der Realität und man muss sich eingestehen, es funktioniert nicht mehr.


  • 20. Januar 2017 at 13:08

    War auch etwas enttäuscht, dass Scalebound eingestampft wurde. Heißt für mich, nur noch freuen, wenn man es auf Amazon auch bestellen und nicht nur vorbestellen kann. 🙂


  • Lu
    20. Januar 2017 at 21:56

    Gerade Scalebound ist halt krass, da es nciht einfach nur ein Multiplattformspiel war sondern ein Xbox One Exclusive. Ich kenne tatsächlich Leute, die sich damals deswegen für eine Xbox One statt eine Ps4 entschieden haben und nun mit leeren Händen da stehen. Parallel dazu werden auf der Xbox noch Phantom Dust und Fable Legends gecancelt und irgendwie fehlen die Killerapps als Alleinstellungsmerkmal und mein Vertrauen in MS singt auch gewaltig.
    Mal schauen was sie dieses Jahr auf der E3 zu bieten haben und hoffen wir mal, dass sie das dann auch abliefern…


Du musst eingeloggt sein zum kommentieren