Lesezeit: 2 MinutenWenn es um die Einteilung von Games in Genres und Gattungen geht, waren die Grenzen vor zehn oder zwanzig Jahren noch wesentlich weniger verschwommen als heute. Obwohl es auch 2015 noch reichlich First Person Shooter gibt, deren strategische Komponente nicht über Ducken und Schleichen hinauskommt, sieht die Regel mittlerweile doch anders aus. Vor allem die Open World Games setzen die Entwicklung von Strategien voraus, die weniger mit strategischen Brettspielen als mit dem echten Leben zu tun haben.
Per Definition ist ein Strategiespiel, ob analog oder digital, ein Spiel, in dem eine langfristige Planung des Vorgehens über Sieg und Niederlage entscheidet. Das Paradebeispiel ist Schach – das Spiel der Könige, dessen Regeln man zwar innerhalb weniger Minuten erlernen kann, dessen strategische Tiefe jedoch so enorm ist, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um das Spiel, das auch als Kunstform und Sportart gilt, wirklich zu beherrschen. Im Übrigen wurde Schach bereits in den ausgehenden 70er Jahren für die First-Gen-Videokonsolen wie das Atari 2600 adaptiert und existiert in tausend unterschiedlichen Formen auf den Konsolen, dem Heimcomputer und sämtlichen mobilen Endgeräten. Im Videospielbereich gelten die Echtzeit-Strategie-Klassiker, die vor etwa 20 Jahren die Historie der Videospiele bereicherten, als Synonym für das Taktikspiel. Als stumpf und eklektisch verschrien sind indes die Ego-Shooter. Aber ist diese Sichtweise wirklich noch zeitgemäß?
Strategie in Shootern und Action-Titeln
Mit der zunehmenden Varianz im Ablauf moderner Games nehmen auch die Möglichkeiten zum Taktieren zu. Außerdem gibt es nun schon eine ganze Reihe von Spielen, in denen die Entscheidungen der Spieler das Spielerlebnis beziehungsweise die Handlung eines Games maßgeblich beeinflussen. Aber gilt das auch für die Shooter? Wer einfach nur schnelle, unkomplizierte Action will, entscheidet sich meist für einen Titel wie Call of Duty oder Battlefield – beide findet man zum Beispiel hier. Auch wenn der Spieler im Multiplayer-Modus nicht dazu gezwungen ist, irgendeine Taktik zu verfolgen, ist das Verbünden mit anderen Mitspielern in Squads und klassische Verteidigungs- und Angriffsstrategien (wie zum Beispiel Gabeln, Ablenkungsmanöver und strategische Opfer – die es ja auch beim Schach gibt) gang und gäbe. Dennoch steht das rasante Gameplay und das schnelle Erfolgs- oder Verlusterlebnis selbstverständlich im Vordergrund.
Shooter ist allerdings nicht gleich Shooter: In vielen Games, in denen man früher oder später eine Schusswaffe in die Hand nimmt, stehen andere Aspekte im Vordergrund. Ein Beispiel sind die Zahlreichen Open World Survival Games, in denen man in einer unwirtlichen Welt oder zumindest auf einem postapokalyptischen Kontinent mit nicht viel mehr als der eigenen Unterwäsche beginnt und sich Schritt für Schritt Überlebensstrategien überlegen muss. Dabei ist die Interaktion mit anderen Spielern ein ganz neuer Aspekt des virtuellen Taktierens. Die Herausforderungen und Möglichkeiten werden zukünftig weiterwachsen.
Bild: © istock.com/gremlin