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Gerichtsurteil in den USA – “Minderjährige haben Recht auf Gewalt-Spiele”

von am 28. Juni 2011
 

Lesezeit: 2 MinutenDie Vereinigten Staaten von Amerika sind speziell, wenn es um die Themen Jugendschutz und Gewaltdarstellung geht. Vergleicht man das Jugendschutzsystem der USA mit dem Deutschland, könnte man meinen, die beiden Länder würden auf unterschiedlichen Planeten liegen. Das höchste US-Gericht, der Supreme Court, hat jetzt in einem spektakulären Urteil Kindern das Recht zugsichert gewaltbeinhaltender Videospiele kaufen zu dürfen.

Was sich nach dem schlimmsten Albtraum deutscher Politikern und Jugendschützern anhört, ist ein perfides Beispiel für das US-amerikanische Rechtsystem und die Gesellschaft. Doch der Reihe nach. Am Montag Morgen erklärten die Richter am Supreme Court mit sieben gegen zwei Stimmen ein kalifornisches Gesetz aus dem Jahre 2005 für verfassungswidrig. Das Gesetz verbot den Verkauf oder den Verleih von gewaltbeinhaltenden Videospielen an Unter-18-Jährige!

Ähnlich wie in Deutschland, nur mit deutlich schwächerer Ausprägung, regelte das kalifornische Gesetz auch die Strafen für Verkäufer und Videotheken-Betreiber. So drohten im Fall von Verstößen Geldbußen von bis zu 1.000 US-Dollar.

Das Urteil vom Montag Morgen hebt nun dieses Gesetz komplett auf. Und die Begründung des Bundesberufungsgerichtes liest sich wie ein schlechter Witz: Denn im Kern kamen die Richter zum Schluss, dass es zwar richtig sei, wenn der Staat seine Jugendliche vor Schaden zu beschützen, aber dieses Recht beinhalte eben nicht die Befugnis Medien zu kontrollieren und Kindern und Jugendlichen bestimmte Inhalte vorzuenthalten.

Richter Anthony Scalia schrieb in seiner Erklärung, dass es nicht “Tradition” in den USA sei, speziell den Zugang von Kindern zu Gewaltdarstellungen zu limitieren. Der Richter verwies auf Märchen- und andere Kinderbücher, in denen es auch nicht an Blut und Gewalt mangeln würde. Schließlich hätten Hänsel und Gretel die Hexe in einem Backofen geworfen und lebendig verbrannt, Schneewittchen sei um ein Haar an Vergiftung gestorben, und die böse Stiefmutter habe als Strafe so lange in rotglühenden Pantoffeln tanzen müssen, bis sie tot umgefallen sei.

Wörtlich sagte er:
“Grimms Märchen sind in der Tat grimmig.”

Wichtig war Richter Scalia auch, dass die Industrie ja freiwillig ein Ratingsystem eingeführt hatte, mit dem sich sowohl die Verbraucher als auch die Ladenbesitzer einfach informieren können, welche Videospiele für wen geeignet sind.

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