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Lynnes erste Gamer-Schritte

von am 8. Juli 2009
 

Lesezeit: 8 MinutenAls Daniel mich nach meinen ersten “Zocker-Erfahrungen” fragte, war ich sofort Feuer und Flamme, denn ich erinnere mich noch sehr gut wie alles begann und mein “Spieltrieb” geweckt wurde. Lodernd genug, um sie hier einmal aufzuschreiben und damit meinen ersten Beitrag zu IKYG.de zu leisten und mich denen von euch, die mich noch nicht kennen (was vermutlich die Mehrheit ist), kurz vorzustellen.

Die knappen Eckdaten vorweg für diejenigen, die auf Fakten abfahren: Lynne, 26 Jahre, weiblich. Liebt Computerspiele. Süchtig nach MMOs.

Ich gebe ja zu, ich bin nicht die Sorte Zockerweibchen, das Counter-Strike spielt, auf LANs abhängt und sämtliche Konsolen zu Hause stehen hat. (Letzteres hat aber auch nur bisher ausbleibenden überdurchschnittlichen Geldsegen als Grund!) Ich bin mehr der PCler, zum anderen haben meine ersten Zockererfahrungen mich zu einer besonderen Spezies der Gamer werden lassen – dem “MMO’ler”. Aber zum Anfang…

Meine ersten unbewussten, aber süchtigmachenden Berührungen mit Videospielen hatte ich in frühster Kindheit mit einer verstaubten Spielekonsole meines großen Bruders, deren Namen ich heute nicht mehr weiß. Dicke Einsteckmodule gab es dafür und große Joypads. Drei der vier Spiele waren defekt als ich die weiße Plastiktüte mit großen, verwunderten Augen irgendwann im Keller hervorkramte. Aber ein Spiel war noch funktionstüchtig und lies sich auf dem (in meiner Erinnerung überdimensional großen) Röhrenfernseher zum Laufen bringen. Es war ein schwarzer Bildschirm mit zwei weißen Balken, je einer rechts und links, und in der Mitte einem sich hin und her bewegenden weißen Kästchen. Dazu ein rythmisches Klack-Klack… oder eher Ping-PONG!

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Ich habe diese Annäherung mit der Videospielwelt dann aber noch ein, zwei Jährchen wieder erfolgreich verdrängt bis die nächste Verlockung auftauchte – und zwar in Form des zugegeben zu der Zeit auf dem Markt nicht mehr ganz brandneuen NES, aber brandneu genug für unser Dorf. Meine beste Freundin kam in den Besitz von Nintendos kultiger “Daddelmaschine”, und so begannen sie und ich immer wieder Ice Climber zu spielen, Topis, Vögel, Eisbären und rutschige Eisflächen zu bezwingen. Ich musste immer der Blaue sein, was mich damals total angrätzte. Und auch, dass sie oder ihre Schwestern dank klarem “Heimvorteil” immer gewannen (immerhin war es ihre Konsole) und ich mir dann bis zum Ende angucken musste bis auch sie nach Level um Level gegen den Computer endlich Game-Over gingen. Nette Anekdote am Rand: Mangels Englischkenntnisse zu dieser Zeit nannten wir das Spiel auch stets “Eis Klimmber”, anstatt der korrekten, englischen Aussprache des Titels. So hatte ich wirklich Jahre und Jahre später als ich begann mich intensiver mit Videospielen auseinander zu setzen am Anfang ernste Probleme, dieses komische “Ice Climber” zuzuordnen… “Was sagst du? ‘Eis Kleimber’ für NES? Nee, kenn’ ich nicht’, sorry. Kenn’ nur ein ‘Eis Klimmber’, aber das wird ja wohl was anderes sein dann.”

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Es folgte ein kurzer Ausflug zum 386er PC meiner anderen sehr guten Freundin damals. In dieser Zeit hat sich das animierte Accolade-Logo förmlich in mein Hirn gebrannt. Gespielt wurden Bar Games bis zum Umfallen. Wenn ich rückblickend betrachte, welchen vollbusigen Pixelschönheiten mit dem ein oder anderen frivol-neckischen Spruch auf dem roten, zweidimensionalen Mund wir uns in dieser Zeit gegenüber sahen, laufe ich heute Gefahr, eine leichte verschämte Röte in meinen Wangen aufsteigen zu fühlen. Aber da die Sprachausgabe der Bar Games damals ausschließlich auf Englisch war, haben wir von den pixeligen Flirt-Versuchen ohnehin nichts verstanden und unser Schönheitsideal wurde auch nicht negativ beeinträchtigt.

Wie vermutlich bei fast jedem meiner Altersklasse, war meine erste, richtige bewusste Videospielerfahrung dann mit dem guten alten Tetris auf dem Gameboy der ersten Generation. Ich habe den Handheld zum Geburtstag geschenkt bekommen, nachdem ich wochen- und monatelang den von meiner Freundin unter Beschlag hatte, und fortan war nicht nur ich mit dem Tetris-Fieber befallen, sondern auch meine ganze Familie auf der Jagd nach dem langen Balken, der gleich vier Reihen auf einmal zum Verschwinden bringen konnte – vorausgesetzt man hat die Klötzchen geschickt aufgetürmt.

Doch es blieb nicht nur bei Tetris. Ein italienischer Klempner mit Schnäuzer und sein Bruder infiltrierten die Kinder- und Klassenzimmer und natürlich wurde auch ich nicht vom Hype um die “Mario-Brüder” verschont, also kam das zweite Gameboy-Spiel: Super Mario Bros. Er folgten die Ninja Turtles, Super Mario Land 2: The Six Golden Coins sowie Wario Land: Super Mario Land 3, Tiny Toons und sogar ein Fußballspiel!

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Die Liebe zum Gameboy hielt lange an (und er ist immer noch funktionstauglich!), aber irgendwann wurde es bei mir dennoch wieder ein wenig ruhiger und das junge Gamer-Gen legte sich. Der PC hielt auch in unserer Familie Einzug, irgendwann hatte ich dann sogar einen eigenen Computer und sicher spielte ich mal das ein oder andere Kreuzworträtsel-Spielchen an, aber richtig “gezockt”, was man eben so darunter versteht, habe ich nicht.

Doch mit einem Mal wurde ich auf ein Spiel aufmerksam, welches zu dem Zeitpunkt bereits eine Weile erschienen war – Vampire – The Masquerade: Redemption. Vampire? Rollenspiel? Was ist genau Rollenspiel? Ah, so etwas wie DSA (Das Schwarze Auge), wovon ich früher schon mal etwas gehört hatte und die Idee total toll fand, aber nie jemanden fand, der einer sogenannten “Pen-und-Paper-Runde” angehörte. Das also für den Computer? Super! Wo kann ich das kaufen?

Ja, wie ich oben bereits erwähnte, war das Spiel schon eine ganze Weile draußen. Kaufen im Laden war nicht mehr ohne weiteres möglich. Also wurde das erste Mal via Ebay etwas ersteigert. Hui, aufregend! 3-2-1-meine… Das Spiel landete dann tatsächlich ordentlich, wenn auch gebraucht, in meinem Postfach. Aufgeregt blätterte ich das Handbuch durch, las die tollen Texte und bestaunte die noch tolleren Bilder, bis ich schließlich versuchte die Installation durchlaufen zu lassen. “Ihr Computer erfüllt nicht die erforderlichen Systemvorrausetzungen. Möchten Sie die Installation jetzt abbrechen?”

Nein, verdammt! Wer hat etwas von Systemvoraussetzungen gesagt?! Frustriert versuchte ich die Installation meinem alten Möhrchen aufzuzwingen, ich wollte doch endlich ein Vampir sein! Aber Spiel oder Rechner (wie man es betrachten möchte) blieben unerbittlich und so sollte Vampire – The Masquerade: Redemption erst einmal in meiner Schublade verschwinden.

Bis ich einen neuen Rechner bekam! Und plötzlich fiel mir an einem langweiligen, verregneten Wochenende in meiner ersten eigenen Wohnung (ich war gerade ganz frisch von Zuhause ausgezogen und süße 18 Jahre alt) ein: Da war doch was?!

Kurze Zeit später war ich in der Welt von Vampire – The Masquerade verloren und hatte mein erstes, virtuelles Rollenspielerlebnis. Ha! Wozu Pen & Paper, wenn es auch so ging? Ich hatte gesiegt! Nein, besser! Ich war unsterblich!

Nach einigen Wochen hatte ich das Spiel also durchgezockt. (Irgendwie kam ich zum Glück auf den Trichter, dass es so etwas wie Komplettlösungen via Google geben würde, wie ich zugeben muss.) Ich blätterte verträumt und beseelt durch das Booklet. Multiplayer… Multiplayer? Die Schaltfläche hatte mir nicht wirklich etwas gesagt, aber das Game war durchgespielt, doch der Spielspaß und die Euphorie über diese tolle Story noch so riesig. Also was hatte es mit Multiplayer auf sich? Sollte das etwa möglich sein? Im Internet (über Modem *hust*)? Mit anderen Leuten…?

Ich versuchte also den Multiplayer-Modus ans Laufen zu bekommen – und war erfolgreich. Kurze Zeit später, fand ich mich mit einer wunderhübschen Vampirin im alten Prag, das ich schon aus dem Spiel kannte, weieder – aber hey, da liefen ja plötzlich andere Charaktere mit komischen Namen auf dem Kopf rum. Und es gab eine Chat-Konsole?! Also tippte ich vorsichtig: “Hallo? Hello? Anyone there?” Keine 30 Sekunden später blinkte es auf: “Hey there! How are you? Want to join the RPG?”

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So erlebte ich mein erstes zaghaftes Rollenspiel auf einem fast ausgestorbenen Server in einem Spiel, das seinen Zenit schon weit überschritten hatte. Aber es war toll! Und ganz enttäuscht war ich, dass der Nachfolger Vampire – The Masquerade: Bloodlines keinen Multiplayer aufwies… (Das Spiel selber fand ich dennoch klasse, zumindest bis zu dem Punkt im Geisterhaus, denn weiter kam ich nie, weil ich mich so gegruselt habe!)

Ich war infiziert. Mehr Computerspiele wurden gezockt, ich sah mich immer wieder um, am liebsten waren mir natürlich RPGs. Ich war nicht lange bei meiner neuen Arbeitsstelle, da legten mir meine lieben Kollegen ein neues Spiel ans Herz, als ich einmal begeistert von Vampire – The Masquerade und dieser ganzen Rollenspiel-Geschichte sprach. Sie meinten, ich hätte da meine helle Freude an kleinen Elfen und Gnomen und könne dort, wenn ich wollte, “stundenlang durch den Wald laufen und bunte Blätter in die Luft werfen” – oder einfach mit ihnen mal ein paar “Mops kloppen”. Zufällig hatte einer von ihnen einen Gästepass übrig für 30 Tage Spielzeit in diesem faszinierenden Spiel und legte mir kurzerhand Installations-CD und Gästezugang eines schönen Tages direkt vor’m Wochenende auf den Schreibtisch. (Anmerkung der Verfasserin: An dieser Stelle ganz sinnfrei eingeschoben ein kleines Test, ob ihr überhaupt bis hierhin gelesen habt oder schon eingeschlafen seid! Ha! Welcher Tag der Woche war es?)

Drei Worte, die mich nur tiefer einsaugen sollten – World of Warcraft. (Darf man als ambitionierter Rollenspieler ja eigentlich heute gar nicht mehr allzu laut sagen.) Was soll ich sagen? Meine Kollegen hatte recht. Das war wirklich voll und ganz etwas für mich. Ich weiß nicht, wie das Wochenende rumging, ich war auf jeden Fall nicht anwesend sondern in Azeroth auf Entdeckungsreise mit meiner kleinen Nachtelfe mit lila Haaren. Von dem Spielerlebnis sogar derart geflasht, träumte ich nachts in der Pespektive des Spiele – inklusive UI, derBenutzeroberfläche!

In der World of Warcraft hielt es mich knapp ein Jahr. Es folgte Herr der Ringe Online, wo ich auch noch heute nahezu täglich anzutreffen bin. Dieses Spiel ist sehr einzigartig und ein absoluter Traum für Rollenspieler, die nicht nur PvE oder PvP

betreiben, sondern auch die Atmosphäre eines Spiels oder sogar eine eigene Charaktergeschichte erfinden und gemeinsam mit vielen Spielern weitererzählen möchten. Sämtlich andere MMOs wurden und werden dennoch alle von mir angetestet, sowohl auf RP-Qualitäten, als auch PvE- und PvP-Content, Balancing der Klassen, Spielmechanik etc. Tabula Rasa, WAR, AoC, Aion – you name it, I’ve been there. Und auch klassische Offline-Rollenspiele, wie beispielsweise Drakensang oder auch Sacred, werden genaustens beäugt.

Das war also ein grober Durchlauf von meinen allerersten “Zocker-Erfahrungen” bis heute. Aber ich bin nicht nur auf dem MMO- und PC-Trip. Mein Lieblingsspiel für die Konsole ist Assassin’s Creed. Findet ihr nicht auch, dass die Atmosphäre des Spiels der Stimmung und Optik in Age of Conan in Grundzügen ähnelt? Und ein weiterer Favorit ist Mirror’s Edge, aber das nur am Rande…

Soweit sage ich erst einmal vielen Dank für’s Lesen und weiterhin viel Spaß bei IKYG.de. Und jetzt würden mich natürlich auch zugegeben mal eure ersten Gamer-Schritte interessieren.

Eure Lynne

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