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Through the Woods – Norwegischer Indie-Horror

von am 11. Februar 2017
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Lesezeit: 4 MinutenThrough the Woods ist das Debut-Horrorspiel der norwegischen Indie-Entwickler Antagonist Games. Auf der gamescom 2016 haben wir bereits ein Interview mit den Entwicklern geführt und einen Part des Spieles anspielen können, schaut doch bei Gelegenheit auch bei diesen Artikeln vorbei.

Das Spiel beginnt an einem sonnigen Herbsttag. Wir spielen Espen, einen kleinen Jungen mit rot-orangener Jacke, der mit seiner namenlosen Mutter ein Wochenende in einer Hütte in einem wunderschönen Wald am See verbringt. Sie ist allerdings dort, um zu arbeiten und Espen soll sich lediglich die Zeit vertreiben, da er nicht wie geplant bei seinen Großeltern unterkommen konnte. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ist schwierig. Wir erfahren, dass die Mutter Probleme hatte, eine emotionale Bindung zu ihrem Sohn aufzubauen und daran schließlich ihre Ehe und diverse Freundschaften zerbröckelten. Als die Mutter nach einer durcharbeiteten Nacht am Morgen erwacht, liegt von Espen nur eine Notiz auf dem Tisch, er sei draußen spielen weil Mama immer nur schläft. Sie geht raus um ihn zu suchen, und sieht noch in letzter Sekunde wie ihr Sohn Espen in einem Boot mit einem fremden Mann sitzt und sich vom Steg entfernt. Der Versuch, ihnen hinterher zu schwimmen, bleibt erfolglos, sie findet sich nach minutenlangem Schwimmen an einem mysteriösen Ufer wieder, und die Suche nach unserem gekidnappten Sohn beginnt.

An diesem fremden Ufer findet die Protagonistin eine heruntergekommene Hüttensiedlung, die seit Ewigkeiten verlassen zu sein scheint. In diesen Hütten finden wir mehrere Tagebücher mit “Geschichten der Dorfbewohner”, in denen unter anderem alte norwegische Mythen wiedergegeben werden, wie die über den ‘Alten Erik’, der böse Kinder verschleppt. Außerdem finden wir immer mehr Besitztümer von Espen: die Reflektoren, die er so gerne sammelte oder seine auffällige rot-orangene Jacke. Ab diesem Punkt ist es wirklich leicht mit der Mutter mitzufühlen, vorallem durch ihren inneren Monolog, in dem sie verzweifelt die Geschehnisse Revue passieren lässt. Außerdem erfährt man durch sie wichtige Storyelemente und Hintergrundinformationen über sie und ihre Familie.

Die Geschichten der “Dorfbewohner” tragen deutlich zur Atmosphäre bei, denn der Wald wirkt lebendig und unberechenbar. Nicht selten habe ich mich minutenlang durch den dichten Wald gewuselt und habe verzweifelt nach dem Weg gesucht. Unterwegs stößt man auch auf Hinkelsteine, die mit türkisen Zeichen und norwegischen Inschriften aufleuchten. Diese dienen als Speicherpunkt, denn falls euch im tiefen Wald eines der nordischen Fabelwesen auf die Schliche kommt, könnt ihr es ab diesem Punkt noch einmal probieren.

Das Mysterium und die Neugier über den verschollenen Sohn und die zahlreichen Geschichten, die wir unterwegs erfahren, sind definitiv der Antrieb dieses Spiels, daher möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter auf den weiteren Verlauf der Story eingehen. Die Atmosphäre und die nordische Mythologie, die das norwegische Entwicklerteam in die Geschichte implementiert haben, sind deutlich das Herz und die Seele dieses Horrortitels. Leider war ich überrascht, dass dieser vielversprechende Titel für mich persönlich überhaupt nicht unheimlich oder gruselig war und ein großer Teil des Spieles nur aus “gehen” und “suchen” besteht. Dazu kommt, dass das Spiel mit unter drei Stunden Spielzeit wirklich sehr kurz geraten ist.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Synchronisation. In der englischen Sprachausgabe hört man einen sehr starken norwegischen Akzent und ein sehr simples und langsames Englisch. Daraufhin wechselte ich auf die norwegische Sprachausgabe, in der alles glücklicherweise etwas authentischer klingt, allerdings könnte die Synchronsprecherin kaum noch unmotivierter, monotoner und gelangweilter klingen. Das beeinträchtigte für mich sehr stark die Bindung zur Mutter, die ich als sehr unsympathisch empfand und die allgemeine emotionale Bindung zu den Charakteren, die ich schlichtweg nicht zu spüren bekam, da ich niemandem die Authentizität “abkaufen” konnte. Zum Anderen wären da die sehr merkwürdigen Gesichter der Charaktere und Animationen; allerdings möchte ich da gar nicht zu kritisch sein, denn es ist der erste Titel dieses Indie-Entwicklerstudios.

Aus Trailern und spielbaren Passagen wirkte Through The Woods auf mich wie ein Hauptgewinn. Leider muss ich zugeben, dass ich etwas enttäuscht wurde. Die Atmosphäre, das Setting, die Idee, der Aufbau zum Horrorteil: alles Top. Es steckt sehr viel Potential und Liebe hinter diesem Spiel. Allerdings kommt die Geschichte nicht auf ihren Höhepunkt, an dem man erwarten würde, dass es Grusel-technisch richtig los geht. Dazu eine unsympathische Protagonistin, mit der ich mich absolut nicht identifizieren konnte, verschlechtern das Horror-Erlebnis leider sehr. Wer allerdings Lust auf ein kurzlebiges atmosphärisches Horrorspiel hat, kann sich Through The Woods durchaus mal anschauen… aber vielleicht lieber wenn es im Sale ist.

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