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The Secret World – Dan Brown goes MMO

von am 4. September 2012
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Lesezeit: 7 MinutenIhr wolltet schon immer mal einer Geheimgesellschaft angehören? Gegen Zombies, Vampire, Werwölfe und diverse andere, bisher nur aus Sagen und Mythen bekannten übernatürliche Kreaturen kämpfen, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren? Und ihr liebt es Rätsel zu lösen, euch auf verrückte Schnitzeljagden nach dem nächsten Hinweis zu begeben, so wie Dan Brown‘s Protagonist Robert Langdon? Dann ist Funcom‘s/EA‘s The Secret World genau das richtige MMORPG für euch.

die Story: ziemlich episch

Geschrieben wurde die Storyline zu The Secret World von Ragnar Tørnquist, den der Eine oder Andere vielleicht als den Schreiber hinter dem preisgekrönten und story-technisch absolut epischen The Longest Journey kennt. Dementsprechend kann man sich auf eine dramatische, beeindruckende und gut erzählte Rahmenhandlung freuen. Dazu kommt noch der Umstand, dass sich die Schöpfer von The Secret World aus einer Unzahl an Urban-Legends, Mythen, Sagen und Verschwörungstheorien frei bedienen konnten, um eine faszinierende Welt zu schaffen, wie man sie bisher noch nicht in MMO’s gesehen hat. Denn The Secret World spielt in unserer ganz normalen Welt, mit dem kleinen aber feinen Unterschied… dass die meisten Dinge, die wir als dumme Geschichten oder Märchen abtun absolut real sind; Mulder würde sich wohl ein Loch in den Bauch freuen, wenn er zum ersten Mal einem Wendigo oder dem schwarzen Mann begegnet.

Aber fangen wir erst einmal von vorn an: Charaktererstellung. Ich habe zwar schon beeindruckendere Charaktererstellungsoptionen für Gesicht, Haare und Make-up gesehen (Aion), aber dafür reißt The Secret World es bei den Kleidungsoptionen heraus. Denn ähnlich wie in DC Universe Online wird das Aussehen des Charakters nicht durch die Ausrüstung, sondern durch den Spieler bestimmt. Allerdings muss ich sagen, dass es während der Beta noch wesentlich mehr Auswahloptionen direkt bei der Charaktererstellung gab; jetzt muss man das entweder ingame in Läden oder im echt-Geld Item-Shop kaufen… nicht cool Funcom, nicht cool.

Angenehm ist, dass wir außer der Fraktion, der wir angehören wollen (Illuminati, Dragon oder Templar – dazu später noch ein paar Details), nichts weiter festlegen müssen, vor allen Dingen keine Klasse. Dann geht es auch schon los, mit einem wirklich ansehnlichen cinematischen Intro, das zeigt wie wir überhaupt zum Augenmerk der Geheimgesellschaften wurden, bzw. wie wir dazu kamen “außergewöhnlich” zu sein: Zufall (bzw. eigentlich ist es ein Leuchtkäfer den wir im Schlaf verschlucken, aber hey, wenn ich Zufall sage denkt wenigstens keiner daran, dass man während seines Lebens durchschnittlich 12 Spinnen während des Schlafes verschluckt). Wir sehen also wie wir unsere Fähigkeiten entwickeln – und dabei unser Apartment ziemlich in Schutt und Asche legen, bevor wir es kontrollieren können und schließlich, je nach Fraktion werden wir rekrutiert und erleben eine rückblickende Vision zu einer Katastrophe in der Tokyoter U-Bahn (Tutoriallevel).

die Fraktionen: Templar, Illuminati, Dragon

Die Art und Weise, wie wir zu dieser Vision kommen ist allerdings von Fraktion zu Fraktion von Grund auf verschieden. Ich habe die Intros zu allen Fraktionen durchgespielt und muss sagen, dass das von den Templarn im Vergleich das mit Abstand Langweiligste ist. Liegt aber vielleicht auch daran, dass die Templar (mit ihrem Hauptquartier in London), wie man es vielleicht nicht anders erwartet die eher rechtschaffenen, Regeln befolgenden und nur hintergründig manipulativen Bastarde sind; ein wenig spießig halt. Naja. Dafür blieb mir beim Dragon Intro gleich die Spucke weg: da wird man von gruseligen Mönchen mit zugenähten Mündern ausgeknockt und schließlich mit einem weißen Lieferwagen, der übrigens die schlechtesten Texturen hat, die ich je in einem 3D gerenderten Videospiel gesehen habe, in einer Straße in Seoul (Dragon Hauptquartier) abgesetzt, um in ein Hotel zu gehen und eine orgasmische Vision zu erleben (ich meine das absolut ernst mit dem orgasmisch). Die Illuminati tragen zwar nicht ganz so dick auf der WTF?!-Skala auf, sind aber am unterhaltsamsten. Denn da stolziert so ein großspuriger, großmäuliger Typ in unsere Wohnung, quatscht uns zu, sagt wir sollen nach New York fliegen. Und das machen wir dann auch und dort reden wir dann mit einem total paranoiden Typen der unter Verfolgungswahn leidet (der, wie sich zeigt überhaupt nicht paranoid sondern nur realistisch ist), und machen uns auf zu einer Schnitzeljagd um das Illuminati Hauptquartier zu finden. Dort werden wir auch erst mal ausgeknockt und wachen dann in einem Labor, angeschnallt auf einen Tisch auf, während ein halb-irrer Wisseschaftler mit Albert-Einstein-Gedächtnisfrisur irgendetwas von bewusstseinserweiternden Drogen und Visionen faselt.

So unterschiedlich wie die Intros, so sind auch die Herangehensweisen der Geheimgesellschaften. Während die Templar wie gesagt eher spießig sind, strebt der Dragon Klan nach Perfektion durch Chaos als Weltenordnung (“sie erstellen ein Modell des Universums, ein Tsunami nach dem anderen”) und die Illuminati sind die reichen, amoralischen Kapitalisten und Wissenschaftler (“die Illuminati sind auf Erfolg und Achievements fokussiert, so ein Bisschen wie XBox nur hardcore”, “der Zweck heiligt die Mittel”).

Questing

Quest- und story-erzähl-technisch ist klar woran man sich bei The Secret World orientiert hat, sobald man die erste Story-Quest angenommen hat: Star Wars: The Old Republic (denn was BioWare da geleistet hat, hat meiner Meinung nach ganz neue Maßstäbe gesetzt und ja, ich werde das vermutlich in jeder Review zu jedem MMO das ich mir anschaue wieder als Vergleich anbringen). Die größeren Quests – die man von NPC’s bekommt – haben alle dazugehörige Cutszenen in denen man etwas über den Hintergrund der Quest erfährt und um was es geht. Sehr schön, auch wenn es etwas seltsam ist, dass der Spielercharakter immer absolut stumm bleibt.

Es gibt mehrere Arten von Quests. Es gibt Quests die ich als “suche und finde” bezeichnen würde, das sind so die Standard-Quests in MMO’s: suche Charakter X, bringe X mal Gegenstand X, töte Z mal Monster A. Aber es gibt auch “Investigation”-Quests, die hundert mal cooler sind als der Rest. Denn das sind Quests in denen man sich auf verrückte Schnitzeljagden begibt und kryptische Hinweise entziffern muss. Damit man nicht vor Frustration zu schnell aufgibt ist the Secret World wohl das einzige MMO, das einen Internet-Browser direkt ins Spiel integriert hat. Ihr habt ganz richtig gehört: google ist euer Freund – eine Bibel hilf meistens auch. Und während es mittlerweile schon Walkthroughs für die meisten dieser Quests gibt, kann man tatsächlich versuchen sie selbst zu knacken und sich wie Robert Langdon in der Da Vinci Code fühlen.

Fähigkeiten oder: OMG es gibt keine Klassen UND keine Level?!

Ganz richtig. In The Secret World gibt es weder Klassen noch Level. Jeder kann spielen, wie er will. Denn das Fähigkeitensystem des Spiels ist ein wahres Monster. Es gibt verschiedene Hauptfähigkeiten (zum Beispiel Blutmagie, Hammer, Elementarmagie, Schusswaffen etc.), die jeweils in dutzende Unterpunkte – dabei sowohl Schaden anrichtende, als auch heilende – unterteilt sind. Für das Erledigen von Quests oder Monstern gibt es jeweils Fähigkeiten und Erfahrungspunkte, die man in die Fähigkeitenbäume verteilen kann. Damit es vor allen Dingen für Anfänger nicht so kompliziert ist, gibt es vorgefertigte “Decks” in denen ein bestimmtes Set an Fähigkeiten vorgegeben ist. Wenn man es schafft so ein Deck zu erfüllen bekommt man zusätzliche Boni.

Das System an sich ist super. Leider auch relativ unübersichtlich und anfangs ein ganz klein wenig überfordernd. Aber es ist etwas Neues und es funktioniert erstaunlich gut. Was ich mir ja gewünscht hätte, wäre mal ein Fähigkeitensystem welches ganz ohne Skillpoints auskommt, sondern das es erlaubt eine Fähigkeit zu trainieren indem man sie einsetzt (so wie es in Skyrim zum Beispiel der Fall ist). Das gab’s auch schon in MMO’s und zwar in frühen Versionen von Fly For Fun, wurde aber dann leider in späteren Versionen entfernt.

Gameplay

Kommen wir zum eigentlichen Schwachpunkt des Spiels: Gameplay.

Auf der einen Seite haben wir eines der innovativsten Spiel-Interfaces zum Annehmen von Quests, das ich je in einem Spiel gesehen habe, denn es ist direkt als eine Art dynamisches Overlay integriert, abwechslungsreiche storybasierte Quests und ein faszinierendes Fähigkeiten- und Charakterprogressionsystem, das absolut ohne Level auskommt. Auf der Anderen das unangenehmste Kampfsystem das mir bislang untergekommen ist.

Es ist so als hätte man gewollt aber irgendwie nicht gekonnt. Denn obwohl das Spiel Hot-key basiert ist, kann man während des Ausführens von Skills herumlaufen und aktiv den Attacken der Gegner ausweichen… allerdings fühlt es sich schrecklich sperrig und unkomfortabel an. Meiner Meinung nach hätte sich ein Kampfsystem wie in DC Universe Online oder von TERA angeboten um das Ganze aktionreicher und spannender zu gestalten, stattdessen kann man zwar aktiv ausweichen, aber eine wirklich runde Sache ist es leider nicht. Gerade das Ausweichen ist suboptimal geregelt, denn es hat einen Cooldown, und während man theoretisch durch weglaufen und kyten den Angriffen der Monster ausweichen könnte, klappt irgendwie das nicht immer. Außerdem kommen einem die eigenen Angriffe und Heilfähigkeiten immer ein wenig schäwchlich und ineffektiv vor.

Ich war jedenfalls nicht beeindruckt.

Fazit: gutes MMO mit interessanter Story, coolen Quests und ansehnlichem Design aber mangelhaftem Kampfsystem

Setting, Design und Story, sowie die “Investigation”-Quests, machen The Secret World außergewöhnlich. Das Auskommen ohne Klassen und Level ist zudem ein interessanter Punkt. Die Serverstruktur ist außerdem äußerst faszinierend, denn es gibt nur einen einzigen Server für alle (US und Europa). Dieser Server ist weiter in unterschiedliche Dimensionen unterteilt, aber Gilden (genannt Kabale – wie aus Schiller‘s Kabale und Liebe) sind zum Beispiel Dimensionsübergreifend. Da es ja nur diesen einen Server gibt, sind Gildennamen und Spielernamen absolut einzigartig, unabhängig von der Dimension. Auch grafisch ist das Spiel – bis auf einzelne Totalausfälle der Texturen… – absolut ansprechend.

Die Kombination aus echt-Geld Item-Shop und monatlichen Abo-Kosten finde ich persönlich zwar absolut unverschämt (echt jetzt, Funcom?! außerdem ist es ja ne Sauerei, dass Euro Preise und Dollar Preise wieder einmal identisch sind!), aber eigentlich hätte ich The Secret World meine uneingeschränkte Empfehlung ausgesprochen. Wenn nicht das Kampfsystem gewesen wäre. So muss ich sagen: schaut euch den kostenlosen 3-Tages Trial an, seht ob ihr damit klar kommt und taucht danach in die Welt der Geheimgesellschaften und Kabale ein.

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