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Shift 2: Unleashed – Ausgebremst auf der Zielgeraden

von am 2. Mai 2011
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Lesezeit: 7 MinutenElectronic Arts ist dafür bekannt, große Töne zu spucken. Shift 2: Unleashed soll in Punkto Fahrauthenzität Maßstäbe setzen. Die Vorzeichen stehen nicht allzu schlecht, schließlich bot der erste Teil schon brisante Rennaction. Doch haben die Slightly Mad Studios die zwei Jahre genutzt, um die Shift-Serie auf einer Stufe mit Gran Turismo und Forza zu katapultieren?

Ins kalte Wasser geworfen

Ohne große Umwege geht es ins Cockpit. Nicht in irgendein Cockpit: Wir sitzen im Nissan GTR Spec V. Vaughn Gittin Junior gibt uns die letzten Anweisungen. Die Ampel schaltet auf Grün und wir treten auf das Gaspedal. Zwei Runden auf der Rennstrecke Suzuka. Alles läuft gut. Die erste Runde testen wir uns an dem Wagen und der Strecke heran. Unsere Fähigkeiten werden getestet, damit das Spiel dementsprechend anpassen kann, welche Fahrhilfen für unser Können hilfreich sind, und welche getrost ausgeschaltet werden können.

Eigentlich eine tolle Sache, die im zweiten Rennen konsequent fortgeführt wird. Dieses Mal allerdings mit KI-Kontrahenten auf der Strecke. Je nachdem, wie gut wir uns anstellen, wird der Schwierigkeitsgrad der Gegner angepasst. Allerdings werden nur die üblichen Auswahlmöglichkeiten angeboten. So richtig auf die Fähigkeiten wird nicht eingegangen, die künstliche Intelligenz reagiert leider nicht auf die Stärken und Schwächen unserer Fahrweise.

Karriere machen im großen Stil

Natürlich will jeder professionelle Fahrer hoch hinaus. In diesem Fall in die FIA GT Meisterschaft. Doch bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg, der einiges an Erfahrung kosten wird, denn nur wer genügend Erfahrung gesammelt hat, schaltet neue Events frei. Von normalen Meisterschaften, über Zeit- bis zu Eliminations-Rennen reicht die Palette. Auch die Driftevents sind wieder dabei, genauso anspruchsvoll zu spielen wie schon im ersten Teil, aber nicht zwingend notwendig erforderlich beim Erklimmen der Karriereleiter. Glück gehabt. Wer Need For Speed: Hot Pursuit gespielt hat, wird schon die Bekanntschaft mit dem Autolog-System gemacht haben. Sozusagen ein Social Network für Rennfreunde. Wenn einer aus der Freundesliste eine neue Bestzeit auf einer Strecke ergattert, werdet ihr sofort darüber informiert und habt die Möglichkeit, seine Zeit zu schlagen. Das schürt den Wettbewerbsgeist. Man will immer auf Platz Eins in seiner Freundesliste sein. Außerdem kann man natürlich Bilder und kurze Videos posten. Auch wenn man alles in der Karriere erreicht hat, hält einem das Autolog-System bei der Stange. Vorausgesetzt sind natürlich Freunde, die auch ab und zu mal das Spiel spielen.

Kampf um jeden Zentimeter

Der Beruf eines Rennfahrers ist kein Zuckerschlecken, dass ist die Botschaft, die EA mit Shift 2 vermitteln möchte. Dazu bedienen sie sich einiger Kniffe: Zum ersten ist da das Fahrerfeld an sich: Bis zu 15 Gegner kämpfen bisweilen zeitgleich auf einer Strecke um Podiumsplätze. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nein, ernsthaft. Das ist keine simple Phrasendrescherei. Jeder kleinste Fahrfehler wird bestraft. Nicht zwingend, weil die Spur nicht gehalten werden kann, sondern weil ein anderes Fahrzeug euch gnadenlos von der Strecke schiebt. Eine kleine Anti-Agressionstherapie hätte der KI ganz gut getan. Oder ob das einfach nur eine Vorbereitungen für Multiplayergemetzel ist? Man weiß es nicht so wirklich.

Zweitens das eigene Fahrverhalten. Eins vorweg: Ich bin kein Rennsportatheist. Ich bin bewandert in der Kunst des Gran Turismos und der Forza-Fahrerei. Und ich brettere relativ sicher über die Rennstrecken, auch wenn Traktionskontrolle, Bremshilfe und Co. ausgeschaltet sind. Aber bei Shift 2 sind sämtliche Rennsport-Erfahrungen wertlos. Die Wagen reagieren dermaßen sensibel, dass Schweißausbrüche vorprogrammiert sind. Auch wenn man so vorsichtig wie möglich in die Kurve lenkt, nachdem man ausgiebig auf die Bremse getreten ist und erst am Scheitelpunkt wieder beschleunigt, hat man keinen Freifahrtschein. Die Wagen übersteuern nach wie vor mit größter Freude.

Klar, die Hardcore-Simulanten werden jetzt sagen “Dann kauf dir doch ein Lenkrad, dann hast du solche Probleme auch nicht”. Das ist richtig, danke für den Tipp. Besonders da man auch die kleinsten Details in den Steuerungsoptionen einstellen darf. Aber erstens hat nicht jeder die Kohle, sich ein gescheites Lenkrad ins Haus zu stellen, oder vielleicht auch keine Lust, oder einfach keinen Platz. Und die werden an Shift 2 nicht sonderlich viel Freude haben. Wieso kann ich in GT5 oder in Forza 3 meine PS-Boliden präzise über die Pisten fegen, wenn ich bei Shift 2 Schreikrämpfe bekomme, wenn ich mein Auto nur minimal in der Spur korrigieren möchte? Das ist bitter.

Manch einer wird sich sogar gezwungen sehen, Fahrhilfen einzuschalten, was für ein beschämtes Gefühl in der Fahrerseele sorgen wird. Und abschließend sei da noch die überarbeitete Helmperspektive erwähnt. Die hat es richtig in sich. Es rappelt, es wackelt, die Sicht wird durch die Umrandungen des Helms noch weiter eingeschränkt, bei hohen Geschwindigkeiten verschwimmt das Armaturenbrett, der Tunnelblick sagt leise Servus! Auch neu ist die Tatsache, dass der Blick nicht nur stur geradeaus geht, sondern in jede Kurve reingeblickt wird. Am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, dient es doch nicht nur der Übersicht, ist sondern ist auch noch authentisch.

Und plötzlich wurde es Zappenduster

Die Anspannung während eines Rennens wird ungleich potenziert, wenn die Sonne untergeht, denn Nachtrennen haben es in Shift 2: Unleashed geschafft. Dann hat man zusätzlich noch damit zu kämpfen, dass man schlichtweg nichts sieht. Nur das kleine Bisschen, was die Scheinwerfer vor die Linse bekommen. Ansonsten lautet die Devise, auf die Reaktion und die Streckenkenntnis zu setzen. Die Rennen werden nicht leichter, aber so spannend und dramatisch wurden die Nachtausflüge noch nie inszeniert. Um so trauriger ist es, dass sich die Entwickler des Slightly Mad Studios so krampfhaft darauf gestützt haben. Es gibt weder einen dynamischen Tag und Nachtwechsel – was vielleicht ganz nett bei den Ausdauerrennen gewesen wäre – und auch von unterschiedlichen Wetterverhältnissen fehlt jede Spur. Es scheint immer die Sonne und nein, die paar grauen Wolken auf der Nordschleife zählt nicht. Wenn ein Spiel schon so auf Realismus setzt, dann hätte man das ja ruhig mit einbeziehen können.

So authentisch wie möglich, so realistisch wie nötig

Ach, Realismus… da war doch was. Die Rennwagen steuern sich anspruchsvoll. Shift 2 ist in dem Sinne kein Need for Speed. Dennoch kommt EA nicht an die physikalische Sorgfalt etwaiger Konkurrenten ran, was nicht so schlimm gewesen wäre, hätten die Entwickler doch nur ein paar Features eingebaut, die in einer Rennsimulation zum guten Ton gehören. So fehlt zum Beispiel jeder Spur vom Verschleiß der Reifen oder Benzinverbrauch. Dass es somit auch keine Boxenstopps gibt, sollte niemanden überraschen, was nicht heißt, dass so was nicht schmerzlich vermisst wird. Dafür wurden an Details wie Schmutz abseits der Ideallinie oder Ölflecken auf der Windschutzscheibe gedacht.

Das Schadensmodell folgt dem Leitsatz “Außen hui, innen pfui”. Ja, eine Karambolage sorgt bisweilen dafür, dass der Wagen verbeult ist. Fährt man frontal mit 320 Stundenkilometer gegen eine Wand, ist das Rennen sogar unter Umständen (Schadenssystem = Simulation) vorbei. Dazwischen passiert aber nicht so viel. Ein wenig verringerte Motorleistung hier, ein wenig Links- bzw. Rechtsdrall da. Das wars auch schon.

Für Bastler und solche, die es werden wollen

Was machen Autofanatiker am Liebsten neben dem Fahren? Schrauben! Das kann man in Shift 2: Unleashed auch ganz gut. Die Autos werden ähnlich wie in Forza Motorsport 3 in Leistungsklassen eingeteilt. Wenn bessere Teile in das Automobil gebaut werden, verändert sich auch der Leistungsindex. Einerseits kann man so aus jedem der gut 100 Fahrzeuge echte Rennmaschinen zaubern, andererseits muss auch ein wenig überlegt werden, in welchen Bereichen Hand angelegt wird, damit das Auto nicht wohlmöglich die erforderliche Klasse überschreitet. Wer nicht so die Ahnung von der Technik hat und eher eine kreative Ader besitzt, kann sich auch in diesem Bereich austoben. Unterschiedlichste Lack-Arten, Felgenanbieter, Vinyls und Aufkleber warten auf Papas Blechkutsche. Das ist zwar alles nicht so detailreich wie bei Forza 3, lässt aber dennoch genügend Freiraum, um Unikate zu erstellen.

Online wird dir nichts geschenkt

Die wahre Kunst des Wettbewerbs findet nur online statt, da sich nur dort echte Gegner aus Fleisch und Blut tummeln. Mit bis zu elf weiteren Rammböcken geht es dann auf die Piste. Zur Not können KI-Fahrer rekrutiert werden. Aber das macht keinen Unterschied, denn in den meisten Fällen verwandeln sich die Rennen in echte Schlachten. Kaum eine Kurve vergeht, ohne dass man von der Strecke fliegt. Während man bei Forza Motorsport 3 die Kollisonsabfrage ausschalten kann, um die Stockcar-Rennen vorzubeugen oder wenigstens den Schaden voll einschaltet, damit die Multiplayererfahrung nicht völlig zerstört wird. Aber das geht leider nicht. Von dem Strafsystem ganz zu schweigen.

Rücksichtsloses Verhalten wird toleriert, aber minimalste Abkürzungen bestraft. Ärgerlich. Das heißt natürlich nicht, dass man online mit Shift 2: Unleashed keinen Spaß haben kann. Natürlich finden sich auch Fahrer, die tatsächlich versuchen, als erster die Ziellinie zu erreichen, ohne jeden von der Strecke zu prügeln. Dafür stehen neben dem normalen Rennen auch wieder die bekannten Zeitfahren zur Verfügung, außerdem kann man noch an Aufholjagden teilnehmen oder Fahrerduelle austragen.

Fazit:

Ich bin ein wenig enttäuscht. Shift 2: Unleashed wurde so vollmundig angekündigt, kann aber im Endeffekt nicht an die Vorschusslorbeeren anknüpfen. Die Autos schlittern zu sehr und lassen sich mit einem Gamepad nur sehr schwer bändigen. Auch der fehlende Reifenverschleiß sowie Benzinverbrauch und das daraus resultierende Fehlen der Boxenstopps stößt sauer auf. Dafür geht es auf der Strecke actionreich zur Sache, was besonders an der coolen Helmkamera liegt. Doch Vorsicht vor der KI: Die computergesteuerten Fahrzeuge nehmen eher selten Rücksicht. Und so findet man sich auch oft im Kiesbett wieder. Shift Nummero 2 ist ein ganz gutes Rennspiel geworden, nur leider nicht das, als was es angekündigt wurde. Vielleicht im nächsten Jahr.

Shift 2: Unleashed hat euer Interesse geweckt? Dann bestellt euch das Spiel doch gleich auf Amazon.de!

Kommentare
 
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  • 7. Mai 2011 at 11:17

    Ehm, der Output an neuen NFSs ist unheimlich. Erst im Dezember das neue NFS Hot Pursuit bei dir angezockt, jetzt kommt schon der aktuellere Teil, wobei gleichzeitig der neue Trailer zum kommenden NFS enthüllt wurde. Ist ja schlimmer als bei FIFA, wenn WM/EM ist.


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