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Resident Evil 2 Remake – Mr. X Gon’ Give It To Ya

von am 6. Februar 2019
DETAILS
 
Für Fans von:

Resident Evil, Silent Hill, Dead Space

Amazon-Link:

amzn.to/2UN2LWp (WERBUNG)

Pluspunkte

+ intuitives, spaßiges Gameplay mit verbesserter Steuerung
+ fantastische Atmosphäre
+ tolle Grafik
+ purer Horror

Minuspunkte

- "nur" ein Remake
- eher uninteressante Storyline für Nicht-Fans der Reihe
- relativ kurze Spielzeit

Editor Rating
 
GAMEPLAY
10

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
10

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
9.0

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Zusammenfassung
 

Das Resident Evil 2 von 1998 ist ein Kind seiner Zeit und hatte mit all den Designentscheidungen zu kämpfen, die Kompromisse aufgrund technischer Limitierungen so mit sich bringen. Klobige Steuerung, schwierige Kameraperspektiven und pixelige Charaktermodelle. Wenn diese Kompromisse allerdings zu klassischen Merkmalen des eigenen Franchise werden, ist es dementsprechend schwierig, ein solches Spiel neu aufzusetzen, ohne es bis zur Unkenntlichkeit zu verstümmeln. Aber Resident Evil 2 geht diesen Hochseilakt mit einer selbstverständlichen Konsequenz, dass mir nichts Anderes übrigbleibt, als meinen Hut zu ziehen. Capcom erschafft ein vollkommen neues Spiel und trotzdem genügt ein einziger Blick, um es als Resident Evil zu identifizieren. Und als alter Veteran der Reihe dachte ich, dass mich nichts mehr schockieren kann, aber dieses Remake ist das gruseligste, was ich seit langer Zeit gespielt habe. Selbst Resident Evil 7 verlor irgendwo auf dem Weg sein Schockmoment, aber die unberechenbare Natur dieses Remakes gibt einem das Gefühl, immer und überall verwundbar zu sein und schafft es somit, konstant die Spannung zu halten, jedoch ohne frustrierend zu werden. Fans der Reihe kriegen ein perfektes Remake, Fans des Genres kriegen ein wirklich sehr gutes Survival-Horror Game. Ein absolutes, ausnahmsloses, definitives Muss für jeden Horror-Fan.

 

Lesezeit: 7 MinutenEs war für mich sehr schwierig einzuschätzen, wie viel ich mindestens gespielt haben muss, um eine solche Review guten Gewissens schreiben zu können, ohne mich wie ein Blender zu fühlen. Aber immerhin wartet (zum Zeitpunkt dieser Review) noch ein Stream auf mich und der ganze Spaß an der Sache ist ja, dass ich nicht weiß, was mich noch alles erwartet. Aber ich habe das Gefühl, ich bin weit genug gekommen, um mir eine Meinung bilden zu können. Sollte sich aber irgendetwas an meinen Ansichten zu dem Game im Laufe des Spiels ändern, werde ich das hier natürlich anpassen. Bislang punktet das Spiel in allen Bereichen. Und das ist kein kleiner Erfolg, denn Resident Evil hat eine alteingesessene, sehr loyale Fanbase. Und es gibt nichts, was loyale Fans so sehr hassen, wie schlechte Remakes. Aber bislang herrscht in allen Kreisen Konsens (und ich schließe mich an): Resident Evil 2 ist ein echt dickes Ding.

Es geht bergauf

Vor knapp 21 Jahren erschien Resident Evil 2 in Europa für die PlayStation. Seitdem hat das Franchise so manche Talfahrt durchgemacht. Von repetitiven Railshootern, über schlecht programmierte Multiplayer-Games bis hin zum katastrophalen Resident Evil 6. Natürlich fanden sich in dem Sud aus fehlgeschlagenen Innovationsversuchen auch so manche verborgene Schätze, wie das mittlerweile legendäre Resident Evil 4 oder das sehr gute Remake des ersten Teils, aber von da an schien es deutlich abwärts mit dem Franchise zu gehen. Erst mit dem siebten Teil der Reihe schien Capcom den Schneid längst vergessener Tage wiedergefunden zu haben. Ein kompaktes, spannungsgeladenes Horrorspektakel mit einem frischen, innovativen Plot. Es wirkte, als durchlebte das Franchise seine ganz persönliche Renaissance, doch dann begann Capcom, uninspirierte DLCs an ihr neues Meisterwerk zu hängen, was meine Hoffnung auf einen anhaltenden Erfolg der Reihe leicht trübte.

Es hing also einiges vom Erfolg des neuesten Resident Evil ab. Sollte Resident Evil 7 wieder nur die positive Ausnahme zur zutiefst enttäuschenden Regel gewesen sein? Aber Capcom hatte wohl die Schnauze gestrichen voll vom Ruf seines geliebten Zombie-Babies, denn der Trailer bzw. die Demo zum Resident Evil 2 Remake schlug ein wie eine Bombe.
Atmosphärisch, düster und mit einer dicken Ladung Nostalgie lockte uns die Aussicht auf ein Remake des 1998er Klassikers endgültig zurück in Capcoms Arme. Doch kann die Neuauflage die hohen Erwartungen der Fans überhaupt erfüllen?

Ein erster Einblick

Das Resident Evil 2 Remake verschwendet keine Zeit, sondern startet sofort mit einer (in Ermangelung eines besseren Wortes) wunderschönen Cutscene für ein wenig Exposition. Zombies in Raccoon City, oh Schreck! Fans der Reihe erwartet dort zunächst einmal nichts Neues.

Nach der Cutscene geht es direkt los. Entweder als Claire, die ihren Bruder Chris sucht, oder als Leon, der neue Frischling beim RPD, halten wir an einer Tankstelle und werden innerhalb von Sekunden in ein Höllenszenario geworfen, das von Anfang an klarmacht, dass das Spiel nicht vorhat, sich in irgendwelchen Belangen zurückzuhalten. Wir merkten schnell, dass Munition rar und wertvoll ist, nachdem wir knapp vier Kugeln im Kopf eines Zombies versenkt haben und dieser sich dennoch weigerte, liegenzubleiben. Damit hatten wir die Hälfte unserer Kugeln bereits verballert und auf dem Weg nach draußen wartete eine Horde Zombies auf uns. Panisch zwängten wir uns also an den Untoten vorbei und retteten uns mit Hilfe von Claire bzw. Leon aus der Tankstelle. Die ersten zehn Minuten des Spiels – sozusagen das Tutoriallevel – zeigten uns also, wie die Steuerung funktioniert, worum sich der Plot dreht und dass wir uns auf gar keinen Fall zu sicher fühlen sollten, nur weil wir eine Waffe haben.

In Raccoon City angekommen, werden Leon und Claire natürlich getrennt und wir machen uns auf zur Polizeistation, um dort die Lage zu erkunden. Und sofort schwemmt eine Welle an Nostalgie über uns hinweg. Eine Schreibmaschine zum Speichern, eine Truhe zum Verpacken unserer Sachen und jede Menge Türen, die irgendein wahnsinniger Schlüsselmeister gebaut hat, um den Alltag für die hiesige Polizei so kompliziert wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig wirkt alles neu und unerforscht, wie ein gigantischer Escape-Room, der als Spielplatz für Fans von Rätseln und überkomplizierten Türmechanismen dient. Es ist fast so, als hätte Capcom sich in einer kleinen Runde zusammengesetzt und eine Liste mit allen Negativpunkten des Klassikers aufgestellt, um jeden einzelnen Fehler konsequent auszuradieren. Anstelle der verwirrenden Kameraperspektive (die zwar zum Charme der alten Spiele gehört, aber nicht gut gealtert ist) haben wir eine Over-The-Shoulder-Perspektive wie in Resident Evil 4, die sich sowohl mit Controller als auch mit Maus und Tastatur sehr intuitiv anfühlt. Es gibt eine optionale Zielhilfe für all’ diejenigen, die wenig bis gar nichts mit Shooter-Games anfangen können und die Kopfschüsse sehr viel einfacher macht, ohne aber zu viel vom Horror wegzunehmen. Schließlich fehlt es uns immer noch an Munition.

Ein Satz mit X…

Danach hält sich das Spiel an die gute alte Formel früherer Titel des Franchise. Rätsel lösen, Zombies töten, Items finden und mit den neuen Items neue Rätsel lösen. Allein in der Polizeistation gibt es sehr viele Dinge zu entdecken und nach einer Zeit schleicht sich bei Veteran*innen der Reihe eine gewisse Routine ein. Zumindest solange, bis wir Mr. X begegnen. Wer mich kennt, der weiß um mein Resident Evil 3: Nemesis-Kindheitstrauma und dass ich seitdem eine tiefliegende Angst vor ungeskripteten, unbesiegbaren Gegnern in Videospielen habe. Und Mr. X hat dieses Prinzip perfektioniert, weshalb ich jetzt schon Sodbrennen kriege, wenn ich nur daran denke, weiterzuspielen. Ich habe genug gelesen (und das Original gespielt), um zu wissen, dass uns dieser Trenchcoat tragende Hüne durch alle Bereiche des Spiels verfolgt. So patrouilliert er (ab einem gewissen Punkt in der Story) die Gänge der Polizeistation und kündigt sich nur durch seine schweren Schritte an, anhand derer man einschätzen muss, wo er sich befindet. Außerdem folgt er den Geräuschen, die man macht. Sollten seine Schritte also in der Nähe zu hören sein und man steht einem gewöhnlichen Zombie gegenüber, sollte man sich genau überlegen, ob es der klügste Zug wäre, jetzt wild herumzuballern. Außerdem ist kein Areal, kein Raum, kein Kämmerchen sicher vor “Trenchie”, wie Leon ihn in anderen Medien liebevoll nennt. Das bedeutet, dass es klüger ist, ständig in Bewegung zu bleiben. Das gesamte Spiel über muss man also Rätsel lösen, Items finden, Mr. X aus dem Weg gehen, Zombies töten und gleichzeitig nie zu lange an einem Ort bleiben. Das Game besitzt also jede Menge Panikpotenzial und verspricht unterhaltsame Stunden für Gamer*innen wie Zuschauer*innen gleichermaßen.

Viel tiefer möchte ich gar nicht ins Detail gehen, da wir uns fast schon in Spoiler-Territorium bewegen und ich letztendlich sowieso nicht allzu viel zu kritisieren habe, weshalb es besser wäre sich das Spiel einfach selbst anzusehen.

Eine schöne Verpackung

Grafisch ist das Resident Evil 2 Remake vergleichbar mit Resident Evil 7. Die neue RE-Engine läuft fast komplett fehlerfrei. Hier und da glitchen die Zombies ein wenig, was aber dank der sowieso leblosen und unnatürlichen Bewegungen der Untoten nicht allzu negativ auffällt und mit ein paar Patches vermutlich schnell behoben wird. Die Umgebung ist auf eine schreckliche Art und Weise wunderschön und insbesondere die Lichteffekte tauchen das gesamte Spiel in die düstere Atmosphäre, die man sich von einer Survival-Horror-Experience wünscht.

Das Leveldesign wurde optimiert. So ist Backtracking zwar natürlich immer noch Teil des Spiels (ohne wäre es ja auch irgendwie langweilig), aber man fühlt sich nicht ganz so orientierungslos, wie beispielsweise im Remake des ersten Spiels. Das liegt in erster Linie auch an der optimierten Karte, die nicht nur Türen und Wege anzeigt, sondern auch wichtige Orte, an denen man bestimmte Items einsetzen muss. Zudem wird nicht mehr nur angezeigt, ob eine Tür offen oder verschlossen ist, sondern auch, welcher Schlüssel benötigt wird. Für jemanden wie mich, der im Remake des ersten Teils zwei Stunden lang durch die Raccoon City-Villa gelaufen ist, um die eine Tür zu finden, die man noch nicht geöffnet hat, ist das ein wahrer Segen. Auch hier volle Punktzahl für diese Neuauflage.

Außerdem hat Capcom den Gore-Faktor auf 11 hochgedreht und konfrontiert uns bereits in den ersten Momenten des Spiels mit jeder Menge Blut und Eingeweiden. Zartbesaitete Gamer*innen, die verstörende Bilder nicht gut vertragen, sollten daher vermutlich eher einen Bogen um das Spiel machen, aber wer das Blutbad in Resident Evil 7 mochte, wird auch hier nicht enttäuscht sein. Insbesondere das „Schadensmodell“ der Zombies hat mich positiv überrascht. Da schießt man einem Zombie mit der Pistole schon das gesamte Gesicht weg und er steht trotzdem nach einigen Sekunden wieder auf und fängt an, mit seinem bloßgelegten Kiefer das Fleisch von Claires Knochen zu nagen. Das ist ein Bild in meinem Kopf, um das sich meine zukünftige Therapeutin noch ein paar Sitzungen kümmern dürfen wird.

Generell sind die Zombies weitaus gruseliger als ihre Pendants aus 1998. So tragen sie verschiedene Kleidung, haben verschiedene Geschlechter und machen verschiedene Geräusche. Die Zombies sind nicht mehr einfach nur leblose Monster, die es zu vernichten geht. Ihre ehemalige Menschlichkeit ist viel deutlicher zu erkennen, was meiner Meinung nach den Horror hinter dem ganzen Zombie-Genre ausmacht. Gleichzeitig geben sie diese außerweltlichen Schreie von sich, die irgendeine archaische Urangst in mir auslösen, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Und das sind nur die 0815-Zombies von der Stange, von denen wir hier sprechen. Ich will gar nicht wissen, was da noch auf mich zukommt.

Should I Stay or Should I Go?

Was sich im Vergleich zum Original noch stark verbessert hat, sind die Kampfmechaniken. Nähert man sich einem Zombie, greift dieser nach einem. Kriegt er dann Claire oder Leon zu fassen, beißt er sich kurz fest, verursacht ein wenig Schaden und wird dann weggestoßen. Mit Hilfswaffen wie Messern oder Granaten lässt sich der Biss vermeiden, dafür bleibt das Messer im Körper des Zombies stecken und muss wieder eingesammelt werden. Es gibt allerdings auch Situationen, wo man plötzlich von einem Dutzend wandelnder Toter belagert wird. Dann muss man entscheiden, ob man wirklich Unmengen an Munition verschwenden möchte, oder ob man sich durch die Zombiemengen zwängt und ein paar Bisse einsteckt.

Und das macht den Horror von Resident Evil 2 wirklich aus. Viele Fans des Genres behaupten, dass echter Horror sich aus der Wehrlosigkeit ergibt, mit der man konfrontiert wird und Waffen daher die Furcht eher mindern, aber wenn man keine Waffen hat, dann hat man auch keine Entscheidungen zu treffen. Ohne eine Möglichkeit, sich zu wehren, bleibt einem nur die Option, zu rennen. Das heißt, es ist immer klar, was man zu tun hat. In Resident Evil 2 hingegen muss man ständig abwägen, wie zweckdienlich es wirklich ist, einen Zombie zu erledigen und ob es nicht klüger wäre, die Munition zu sparen, oder gar den Rückzug anzutreten. Und wenn einem nur wenige Augenblicke bleiben, um eine solche Entscheidung zu treffen, während man sich eventuell noch von einem Schreckmoment erholt, nur um dann hinter sich die schweren Schritte von Mr. X zu hören, dann kann der Puls auch schon mal auf 300 hochgehen. Und deshalb sind die Kampfmechaniken keineswegs hinderlich für den Horror von Resident Evil 2, sondern vielmehr fester Bestandteil der Experience.

Volle Kaufempfehlung

Resident Evil 2 beweist, dass Capcom noch immer in der Lage ist, sehr gute Horrorspiele zu entwickeln. Resident Evil 7 scheint somit nicht nur ein Glücksgriff gewesen zu sein, sondern der Beginn eines neuen Kapitels im Hause Capcom, das das gesamte Franchise zurück auf den Plan bringt. Offenbar haben die Developer zugehört und ihrer Zielgruppe ein rundum perfektes Remake geliefert, das kaum etwas zu wünschen übrig lässt.

Ich hätte mich gefreut, wenn es die Option gegeben hätte, in der Ego-Perspektive zu spielen, wie zuvor in Resident Evil 7, aber das kann und will ich dem Spiel nicht als Minuspunkt anrechnen. Stattdessen fürchte ich mich jetzt schon vor einem Remake des dritten Teils, denn wenn Capcom nur halb so viel Liebe in ein Remake von Nemesis steckt, wie in dieses Spiel, dann werde ich vermutlich nie wieder schlafen können. Dies ist nach Resident Evil 7 das beste Spiel des Franchise und auch wenn es gruseliger ist als sein direkter Vorgänger, hatte ich mir hier und da ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht. Dies ist natürlich der relativ getreuen Neuauflage des Originals geschuldet, aber Szenen wie die spielbaren Videokassetten, oder die ausgefallenen Bosskämpfe aus dem siebten Teil hätten diesem Remake sicher gut getan. Aber dabei handelt es sich um Jammern auf hohem Niveau. Wer nach dem besten Horrorspiel des Jahres sucht, kommt bei der Auswahl der Kandidaten jedenfalls nicht um Resident Evil 2 herum.

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