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rain – Tripp, Trapp, Tropp, kleiner Regen…

von am 2. Oktober 2013
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Lesezeit: 4 MinutenNach der Präsentation und der kleinen Anspiel-Session von rain auf der gamescom 2013 war sich die IKYG-Redaktion einig: Da kommt was großes Kleines auf uns zu! Jetzt ist es soweit. Der Regen ist gefallen, ich bin durch die nasse, düstere Welt von rain gestolpert und kann nach dem Einspannen des Regenschirms endlich berichten, ob ihr die Gummiestiefel aus dem Kleiderschrank holen solltet.

Der Junge, das Mädchen, die Monster und der Regen

Minimalistische, in Wasserfarben gemalte Bilder, erzählen im Intro die Ausgangslage von rain: Ihr steuert einen kleinen Jungen durch dunkle, regenverhangene Gassen einer europäisch anmutenden Altstadt. Schnell werdet ihr feststellen, dass ihr nicht allein seid. Unheimliche Gestalten schleichen durch die Straßen, aber auch ein mysteriöses Mädchen irrt verloren durch die Gegend. Wie seid ihr hier gelandet? Warum sind alle Geschöpfe inklusive uns und dem Mädchen unsichtbar? Wo soll unsere Reise hingehen und mit welcher Motivation jagen uns die finsteren Gestalten der Nacht? Auf all diese Fragen werdet ihr mehr oder weniger offensichtliche Antworten bekommen, wenngleich nicht jede Lösung offen ausgesprochen wird.

Das virtuelle Kinderbuch

Schon die ersten Spielminuten machen klar, was rain so besonders macht. Eure Spielfigur bleibt über das ganze Spiel tatsächlich unsichtbar und der Spieler kann sich nur anhand der Regentropfen-Silhouette, Fußspuren oder etwa plätschernden Pfützen orientieren. Durch die ruhige, auf das Kind gerichtete, Kameraführung bekommt man aber sehr schnell ein gutes Orientierungsgefühl. Zusammen mit den ins Spielgeschehen schön eingebundenen Texteinblendungen erzählt sich die Geschichte quai beim Durchschreiten der Umgebung. Das Spiel ist nicht besonders schwer und außer durch die Gegend laufen, springen und hier und da eine kontextsensitive Aktion gibt es nur ein paar Stealth-Passagen und seichte Rätsel zu bewältigen. Einzusammeln gibt es (beim ersten Durchlauf) nichts, so dass ihr ziemlich straight die vorprogrammierten Wege beschreiten könnt. Auch wenn es sich schlimmer anhört, als es ist, spielt sich rain manchmal fast schon von selbst. Hierdurch enstehen jedoch glücklicherweiese kaum Längen. Ein Spiel für Kinder ist rain trotz kindlichem Hauptcast, simpler Spielmechanik und Kinderbuchtexten aber nicht unbedingt. Tatsächlich ist rain teilweise gruseliger, als ich es zu Beginn vermutet hätte…

Mr. Pointy Finger

Ein romantischer Spaziergang im Regen sieht anders aus. Schon nach wenigen Spielminuten tauchen die ersten Gefahren auf, die auf eurem Weg lauern. Im Verlaufe des Spiels werdet ihr auf verschiedene Gegnertypen stoßen, die euch aber nur im Regen orten können. Dadurch gewinnt das Spiel eine Stealth-Komponente, in der ihr mit der Umgebung einher gehen müsst. Sobald ihr im Trockenen (und unsichtbar seid), wenden sich eure Widersacher ab, so dass ihr weiterschleichen könnt. Pfützen machen natürlich laute Geräusche, wenn man rennt, daher müsst ihr auch auf solche Details achten. Ein besonders hartnäckiger Vertreter wird euch dabei ständig auf die Nerven gehen. Er schleift einen mutierten Arm hinter sich her und zeigt stets mit seinem Zeigefinger suchend in eure Richtung. Ich habe ihn liebevoll “Mr. Pointy Finger” genannt und kann euch versprechen, er macht Nemesis aus Resident Evil 3 alle Ehre. Über das ganze Spiel hinweg bekommt ihr es mit ihm zu tun, müsst euch verstecken oder vor ihm abhauen. Auch über seine Beweggründe wird dem Spieler bis zum Schluss nicht viel verraten, wobei man mit etwas Interpretationsvermögen eigentlich recht schnell hinter das große Geheimnis der Story kommt.

Rennen, Verstecken, Knobeln

Stealth-, Renn- und Puzzlepassagen wechseln sich über die recht überschaubare Spielzeit von drei bis vier Stunden gut ab, so dass bis zum Ende keine Langeweile aufkommt. Da der Lösungsweg fest vorgegeben ist, bleibt es wohl bei den Meisten aber beim ersten Durchspielen. So richtig fordernd ist das Spiel nie, zumal nach einer Weile sogar Hilfestellungen angeboten werden. rain möchte eben durchgespielt und nicht “nur” gespielt werden. Aus spielerischer Sicht könnte man rain in wenigen Worten als Mixtur aus Journey und Ico zusammenfassen, wobei das Gesamterlebnis nicht ganz an die großen Vorlagen heranreicht. Dies liegt auch der Tatsache geschuldet, dass manche Bildschirmtode dann doch eher dem Spiel als dem Unvermögen des Spielers zugeschrieben werden müssen. Ein altes Problem bei Stealth-Spielmechaniken, aber nach wie vor frustrierend. Das ist umso ärgerlicher, da rain fast über die gesamte Spielzeit so angenehm rund bleibt, dann aber auf solch unnötige Ecken stößt wie die genannten “Warum…?”-Tode oder aufploppende Trophy-Meldungen zwischen ruhigen Momenten.

rain™ Launch Trailer

Das perfekte Spiel für lauschige Herbstabende

Durch das Zusammenspiel seiner grau-nassen Optik, den immerwährenden Regensounds und einem schönen, Chopin-artigen Soundtrack entfaltet rain seine größte Stärke. Atmosphärisch landet das Spiel eine Dreipunktlandung und kann über manch spielerische Schwäche hinwegtrösten. Natürlich könnte die Grafik vielleicht etwas detaillierter und die Polygon-Modelle üppiger aufgebaut sein, aber darum geht es hier nicht. Die verlassenen Gassen, die ruhige Orchestermusik, das dramatische Szenario rennender Kinder im Regen auf der Suche nach dem Heimweg… so melancholisch schön können Videospiele sein!

Fazit: Am Ende des Regenbogens

Für 12,99 € im PSN-Store hat die Gutenacht-Geschichte zwar etwas wenig Spielzeit zu bieten, wird sich aber in euer Gedächtnis einbrennen. Ohne viel Grafik-Getöse hinterlässt rain einen bleibenden Eindruck durch Setting, Soundkulisse und Erzählweise. Lasst am Besten die Rolläden runter, dreht die Anlage auf (das Spiel unterstützt übrigens auch dts-Mehrkanalton) und hängt das Telefon für einen Abend aus. Am Besten spielt man rain in einem Rutsch durch, was aufgrund der überschaubaren Spielzeit machbar ist. Sony Japan ist mit rain ein schöner, kleiner Titel gelungen, der euch zwar nie fordern, aber emotional packen wird.

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