Street Fighter, Marvel vs. Capcom, Mortal Kombat, Super Smash Bros.
+ bunt - laut - schrill - schön
+ solides Gameplay und Single-Player Story
+ zugänglich für Profis als auch für Neueinsteiger
+ sehr ausführliches Tutorial und Missionen
+ endlich wieder mit Mega Man X
+ Figuren Switch + "Infiniy-Stones" = spektakuläre Kombos!
- keine (durch spielen) freischaltbaren Figuren
- Season Pass ca. 60 € für 12 Kämpfer
- Gameplay beschränkt sich auf ein Minimum
- Story ist ok, von Capcom und Marvel kann man aber mehr erwarten
- keine spielbaren X-Men
- zu lange Ladezeiten für ein Current-Gen-Beat 'em Up
Machen wir es kurz. Wir haben mit Marvel vs. Capcom: Infinite einen soliden Prügler, der hübsch anzusehen ist, einen halbwegs vernünftigen Story-Modus bietet und sich gut spielen lässt. Schade ist, dass sich Capcom anscheinend darauf ausruht, weil mehr einfach nicht kommt. Plus die Pay-Wall hinter der sich Figuren verstecken, ist eigentlich eine ziemliche Frechheit. Aber an sich macht das Spiel sowohl alleine als auch mit Freunden spaß und kann für einige Abende unterhalten.
Lesezeit: 5 MinutenDieser Monat stellt wirklich ein besonderes Ereignis dar. Denn mit Marvel vs. Capcom: Infinite ist dies nun schon mein zweites Beat ‘em Up in nicht mal vier Wochen (für meinen Test zu Pokémon Tekken DX klickt einfach hier). Und das ist auch gut so. Denn von Marvel vs. Capcom: Infinite können gerade Neulinge wie etwa Pokken einiges lernen. Was genau und wo noch Verbesserungsbedarf besteht, erfahrt ihr aber natürlich auch hier.
Marvel vs. Capcom: Infinite – Zwei-Welten-Konvergenz
Erst mal vorne weg. Ich muss Marvel vs. Capcom: Infinite wirklich einmal dafür danken, tatsächlich so etwas wie einen Story-Modus zu haben. Und im Vergleich zu etwa Pokémon Tekken DX taugt dieser sogar halbwegs. Also. So sehr ein Story-Modus in einem Beat ‘em Up eben taugen kann.
Die Prämisse ist dabei relativ einfach. Sigma und Ultron, die beiden, den Menschen eher abgeneigten, Roboter aus dem Marvel, respektive Capcom Universum, haben sich zu einem Übertaschenrechner mit Gottkomplex, namentlich Ultron Sigma verbunden. Dabei haben sie gleichzeitig die beiden Universen miteinander verschmolzen und suchen nun die sechs “Infinity-Stones” um als unangefochtener Herrscher über diese neue Realität zu regieren. Das ganze “Verschmelzungsereignis” nennt sich Konvergenz und ist, während der Story Modus von Marvel vs. Capcom: Infinite einsetzt, bereits über 80 tage her. Zeit genug also, dass sich ein Widerstand aus beiden Universen gebildet hat.
Und das wars eigentlich auch schon. Die ganze Story ist in coolen Cutscenes erzählt, es gibt hier und da ein paar Wendungen und man ist gute vier Stunden mit der Kampagne beschäftigt, in der man auch regelmäßig die Figuren gewechselt bekommt. Diese spielen sich auch alle recht unterschiedlich, was zwar gelegentlich zu einiger Umgewöhnung führt, den eigentlichen Spielfluss aber nicht weiter behindert. Trotzdem, auch wenn es nicht direkt mit dem Story-Modus zu tun hat, aber eine Sache, die mich unglaublich nervt, muss direkt am Anfang gesprochen werden. Die teils überdurchschnittlich langen Ladezeiten. Das Spiel wird schon extra installiert, ich muss 3 Stunden auf ne Update Datei warten UND es läuft als “gewöhnliches” Beat ’em up auf einer Current-Gen-Konsole. Sorry, aber das geht wirklich nicht. Jetzt aber weiter im Teext, denn…
Hübsch ist es ja
Eines muss man Marvel vs. Capcom: Infinite auf jeden Fall lassen. Es sieht wirklich gut aus und die Steuerung ist sehr präzise und eingänglich. Frei nach dem Prinzip: Leicht zu lernen – Schwer zu meistern. Anfänger können ohne Tutorial theoretisch gleich in die Kämpfe um den Storymodus eintauchen und drauflos dreschen. Eine Move-Liste, sowie Controller-Tastenbelegung sind wie immer auf Knopfdruck in jedem Kampf abrufbar.
Es empfiehlt sich zwar, gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden die Tutorials von Marvel vs. Capcom: Infinite anzugehen, aber man kann auch ohne einiges an Kombos austeilen. Wobei ich hier noch mal erwähnen muss, wie ausführlich das Trainingsmodul ist. Es gibt nicht nur Grundlagen für alle Techniken. Es gibt auch für jeden einzelnen Kämpfer noch einmal spezielle Trainings bzw. Missionen, die euch die Feinheiten des Kampfsystems näherbringen. Aus diesem Grunde beschwere ich mich diesmal auch nicht über ein fehlendes Booklet. Auch wenn ich die Steelbook-Edition zum Testen bekommen habe. Und ich sonst Vollpreis für nur eine Disc bezahlt hätte und… ich schweife schon wieder ab.
Marvel vs. Capcom: Infinite ist ein Partikelfest sondergleichen. Aber was erwartet man auch von einem Urgestein in Sachen Kampspiel? Wer Marvel vs. Capcom: Infinite kauft, bekommt eben Marvel vs. Capcom: Infinite. Das ist bunt, das ist laut. Das ist schnell und das ist einfach eine Wucht. Gerade die für die Serie bekannte Besonderheit, dass ihr immer in Teams kämpft, bei dem sich die Mitglieder auf Knopfdruck austauschen lassen, ist einfach unglaublich gut implementiert, läuft butterweich und ermöglicht großartige und spektakuläre Kombos. Dazu könnt ihr auch in jedem Modus die “Infinity-Stones” nutzen, um euch einen kurzen Vorteil zu verschaffen oder besondere Special-Moves zu verwenden.
Kratzer im Lack?
Bedientechnisch und auch grafisch, muss sich Marvel vs. Capcom: Infinite vor niemandem verstecken. Die Kämpferriege ist mit 30, von Anfang an verfügbaren, Figuren jetzt nicht überwältigend, aber man hat einiges an Auswahl. Wobei ich sagen muss, es ist etwas Schade, dass es keine freischaltbaren Figuren gibt. Wobei. Doch die gibt es, aber nicht so wie ihr denkt, aber dazu später mehr. Ihr bekommt zu jeder Figur insgesamt vier verschiedene Farbkombinationen, davon stehen zwei bereits ab Anfang zur Verfügung, den Rest müsst ihr freispielen. Auch sollte es einen Pre-Order/Steelbook-Bonus geben, in dem komplett neue Skins zu Thor, Ryu, Mega Man X und Hulk runtergeladen werden können.
Jedoch, so toll Marvel vs. Capcom: Infinite auch ist. Viele Kleinigkeiten dämpfen auf die eine oder andere Art das Spielgefühl. Denn wenn auch der Story-Modus recht solide ist und nicht nur als stumpfer Rahmen für die Kloppereien gesehen werden kann, komme ich nicht umhin zu bemerken, dass die Entwickler es sich aber mit dem Rest sehr einfach gemacht haben. Ich meine, wir reden hier von Marvel UND Capcom. Zwei DER Story-Riesen im Business. Die für ihre konvoluten und ausladenden Geschichten bekannt sind und mit Plot-Twists und Re-Writes um sich werfen, als wären es Bonbons. Da erwarte ich eigentlich nicht, dass die Geschichte nach vier Stunden auf einem Cliffhanger endet. Aber gut, Story bei ‘nem Kampfspiel. Ich versteh schon.
Was ich wirklich schade finde ist, dass das ganze Spiel eher etwas lieblos, fast schon (ich wills gar nicht sagen) “hingerotzt” wirkt. Alles wirkt bei Marvel vs. Capcom: Infinite nach Schema F abgearbeitet. Paar bekannte und unbekannte Figuren? Check! Hübsche Grafik und Partikeleffekte? Check! Einige nette Maps? Check! Vier Farben für jede Figur sowie freischaltbare Galerien und ne Enzyklopädie? DOPPEL CHECK! Es führt bis auf die “Infinity-Stone”-Sache nicht viel Neues ein. Keine zerstörbaren Umgebungen oder Hintergründe, die sich in die Kämpfe einbeziehen lassen wie etwa bei Mortal Kombat oder Injustice. Keine 3er oder sogar 4er Teams. Keine Unterhaltungen der Team-Mitglieder in Arcade-Kämpfen vor oder nach dem Kampf, kein nachtreten und vor allem keine Schadensmodelle.
Ja, ich weiss, das ist alles Meckern auf hohem Niveau. Vor allem, weil man auch argumentieren könnte, dass auf diese Weise, das Spiel einfach und leicht zugänglich und nicht überladen gehalten wird. Aber wir reden hier auch von einem DER Cross-Over-Prügler überhaupt. Klar, man kanns einfach halten. Man kann aber auch mal mehr einbauen und DANN vielleicht auch Optionen einfügen, in denen man all diese diese Sachen, oder zumindest das Meiste davon, eben an- bzw. ausstellen kann. Das Spiel hat schon drei Stunden zum Update runterladen gebraucht, dann könnte man auch etwas was für seine Zeit und sein Geld bekommen.
Aber gut, das sind natürlich hauptsächlich Luxusproblemchen. Kann man sich dran stören (so wie ich), muss man aber nicht. Was allerdings wirklich gar nicht geht, ist die DLC-Politik die Marvel vs. Capcom: Infinite fährt und sich leider als EINZIGES von Mortal Kombat abgeschaut hat. Ich meckere nicht darüber, dass es Figuren, wie Black Panther oder den Monster Hunter nicht zum Spielen gibt. Ich weiss ja nicht, ob die Figuren bereits zu Beginn mit einem vollen Moveset modelliert waren. Was ich jedoch unglaublich dreist finde, ist es, uns Ultron-Sigma, DEN Antagonisten vorzuenthalten, obwohl dieser bereits komplett im Spiel enthalten ist. Genauso wie den Original Sigma. Der ist zwar nicht als Gegner, gegen den man im Spiel antritt vertreten, jedoch sollte er als tragende Figur zumindest freischaltbar sein und sich nicht hinter einer “Pay-Wall” verstecken.
Tut mir leid Capcom. Aber 30 Euro für sechs Figuren (plus noch mal 30 Euro für weitere sechs im Laufe des Jahres), von denen MINDESTENS zwei im Spiel, zumindest freischaltbar sein sollten, ist einfach eine bodenlose Frechheit. Plus, ihr scheint euch ja dieses mal etwas mehr am Marvel-Cinematic-Universe entlanggehangelt zu haben, um auch diese Demografie noch mal besser abmelken zu können. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb ihr KEINERLEI X-Men ins Spiel eingebaut habt. Also abgesehen davon, dass man für diese vielleicht Story-unabhängig noch mal ein paar Euro aus den Verbrauchern quetschen könnte.
Viel ungenutztes Potential
Ich hätte jetzt natürlich weiter ranten können, aber ich denke, ihr versteht worauf ich hinaus will. Ob es aus Gier, Geiz, Faulheit oder künstlerischer Eingebung heraus passiert ist, dass ich den Eindruck bekomme, Marvel vs. Capcom: Infinite, wirke “hingerotzt”, weil man so viel mehr drauf hätte machen können. Es bleibt trotz allem ein solides, gut spielbares Beat ‘em Up, was euch auch eine Zeitlang beschäftigen wird. Aber mehr eben auch nicht. Die “Pay-Wall” hinter der sich einige Figuren verstecken (insgesamt ja dann auch zwölf, für knapp 60 Euro wohlgemerkt), ist einfach eine Frechheit. Hier hat Capcom einfach mal den Hals nicht vollbekommen und ich hoffe, dass ihr auf den Season-Pass verzichtet und ihnen so auch zeigt, dass es Dinge gibt, die einfach nicht cool sind. Denn davon abgesehen, könnt ihr mit dem Spiel auch so viel Spaß haben. Die Figuren sind gut ausbalanciert, die Effekte sind super, das Gameplay tight und die Präsentation auch solide. Ich bin zwar der Meinung, aus der aktuellen Konsolengeneration, ließe sich gerade auch bei Kampspielen mehr herausholen (gerade mit Blick auf die Ladezeiten), aber wer bin ich schon, sowas zu kritisieren?