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Harvest Moon: Das verlorene Tal – Putziger Farmspaß mit Macken?

von am 14. Juli 2015
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Lesezeit: 7 MinutenIch verbinde sehr viele gute Erinnerungen mit Harvest Moon. Das Spiel für’s SNES hatte ich damals von einer Schulfreundin über die Sommerferien ausgeliehen und dann dementsprechend für die sechs Wochen, während es zu heiß zum rausgehen war, wie besessen gespielt. Und während die ersten paar Spieldurchgänge eher so mittelmäßig waren, hatte ich bald den Dreh raus, wie ich meine Farm in kürzester Zeit so auf Fordermann bringen konnte, dass ich noch im ersten Jahr (das Spiel war auf zwei Jahre Spielzeit begrenzt) heiraten konnte, damit das Kind vor Spielende noch geboren wurde. Auch wie man jede der möglichen Heiratskandidaten umwirbt habe ich nach dem mehrmaligen Durchspielen gewusst – heute schaut man einfach bei Ushi no tane nach, um nachzulesen was andere Leute bereits herausgefunden haben. In meiner pre-Internet Zeit war ich wesentlich motivierter das selbst herausfinden; allerdings hatte ich als Kind auch wesentlich mehr Zeit dafür zur Verfügung.

Bis auf ein paar wenige Titel habe ich bisher dementsprechend – immer noch den tollen Erinnerungen nachhängend – alle Harvest Moon Spiele, an die ich herankam und für die ich die nötige Hardware hatte, gespielt. Lediglich von den Rune Factory-Ablegern habe ich bisher die Finger gelassen (aber Rune Factory: Oceans wird demnächst bei mir eintrudeln). Von der puren 2D-Perspektive der 16-bit Ära auf dem SNES bis hin zu der späteren eher isometrischen Perspektive der DS- und frühen 3DS Spiele habe ich also schon alles gesehen. Den ersten “richtigen” 3D Titel Harvest Moon – A new Beginning habe ich allerdings nicht gespielt, weshalb ich mich umso mehr auf Harvest Moon – Das verlorene Tal gefreut habe, welches ebenfalls komplett 3D ist und an der Minecraft-Krankheit leidet. Bei Wired gab es erst kürzlich einen Artikel dazu, betitelt: wird von jetzt an jedes Videospiel wie Minecraft aussehen? Was ich mir beim Spielen auch hin und wieder gedacht habe. Da ich persönlich daran aber nichts weiter Schlimmes finde, hat es mich nur bedingt gestört, da es dem Anbau von Feldfrüchten in Harvest Moon: Das verlorene Tal vor allen Dingen sehr wünschenswerte Komplexität verlieht (dazu später mehr).

Die Erntegöttin braucht Hilfe!

Die Geschichte von Harvest Moon: Das verlorene Tal ist verhältnismäßig simpel – aber neu in der Harvest Moon Spielereihe. Wir verirren uns in einem Schneesturm in einem Tal in eine kleine Hütte, zu der ganz ordentlich Land gehört. Und von den Erntewichteln unterstützt bleiben wir da und bauen eine Farm auf. Die Crux dabei: im Tal herrscht immerwährender Winter und die Erntegöttin kann ohne Hilfe die verschiedenen Jahreszeiten nicht zurückbringen. Es liegt also an uns den Frühlings-, Sommer- und Herbstkristall zu besorgen, damit der Winter sich endlich mal wieder verzieht und das Tal eben nicht mehr “verlassen” ist. Sobald das gelungen ist, sehen wir den Abspann laufen, obwohl das Spiel zu diesem Zeitpunkt längst noch nicht so richtig zu Ende ist, aber die Storyline ist dann abgeschlossen. Bis auf den Herbstkristall sind die Kristalle alle ohne allzu viel Mühen zu bekommen, und dennoch muss man sich ganz schön anstrengen um im ersten Jahr mehr zu erleben als 4 mal 30 Tage Winter.

Die Geschichte rund um die Erntegöttin, die uns auch nach und den Bewohnern des sich in der Nähe befindlichen Dorfes (wir können das Dorf nicht besuchen, aber die Dorfbewohner kommen zu uns auf den Hof) näher bringt, ist sehr putzig gemacht und hat Spaß gemacht durchzuspielen – ist allerdings sehr kurz und setzt erzählerisch keine neuen Maßstäbe. Außerhalb von der Geschichte oder speziellen Events sind die Monologe der Dorfbewohner leider sehr eintönig und oberflächlich – das ist an sich nichts Neues, aber nachdem ich mir extra noch mal Harvest Moon: Geschichten zweier Städte angeschaut habe muss ich sagen, dass es diesmal doch in den meisten Fällen wesentlich belangloser ist was die NPCs dir zu sagen haben; angesichts dessen was in einigen anderen Spielen mittlerweile allerdings in Sachen NPC Dialog möglich ist kommt es einem daher ziemlich… mager und leicht rückständig vor, da hier doch sehr viel Tiefe fehlt. Auch außerhalb der Storyline, nachdem man die Jahreszeiten wiederhergestellt hat, dann bleiben einem immer noch genügend andere Dinge zu tun. Zum Einen können uns die Dorfbewohner ihre eigenen Anliegen vortragen (in der Regel wollen sie dass wir ihnen eine bestimmte Anzahl an Feldfrüchten, oder anderen Materialien bringen), zum Anderen werden mit dem Wiederkehren der Jahreszeiten auch die unterschiedlichen Festivals freigeschaltet an denen wir teilnehmen können, und natürlich können wir auch in Harvest Moon: Das verlorene Tal wieder Heiraten und eine Familie gründen.

Das Land bestellen mal anders

Und wenn man nicht sowieso schon alle Hände voll zu tun hat damit nur die Anliegen der Dörfler zu erfüllen, kann man sich auch mit Begeisterung auf die Landwirtschaft stürzen, denn durch die “tiefe” der Minecraft-mäßig aufgebauten Landschaft, wurde dem Anbauen der Feldfrüchte zusätzliche Komplexität verliehen. Zum Einen können wir jetzt unsere Umgebung frei gestalten, d.h. Berge abtragen oder erschaffen, Wasserwege anlegen, Ebenen ausbauen, Stallungen bauen wo wir wollen, und zum Anderen wachsen unterschiedliche Feldfrüchte unter unterschiedlichen Bedingungen besser oder schlechter und können auch zu neuen Arte mutieren. So wird aus normalem Kohl Rotkohl, aus einem rosta Stiefmütterchen ein Gelbes, oder ein Violettes und aus normalen Zwiebeln eine Frühlingszwiebel, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Bestimmend dafür wie schnell etwas wächst ist die “Höhe” auf der man es anbaut; für die Mutation zuständig ist aber vor allen Dingen die Nähe zu Wasser, soll heißen ob es trockener, gemischter, normaler oder sumpfiger Boden ist und welche Jahreszeit gerade vorherrscht, denn man kann alles jederzeit anbauen (allerdings wachsen Pflanzen in der zu ihnen gehörenden Saison wesentlich besser und bringen bessere Erträge).

Warum hat der 3DS noch mal einen Touchscreen?

Okay… hier muss ich etwas weiter ausholen. Als das erste Harvest Moon Spiel für den DS herauskam, war es quasi nur ein aufgebohrtes Gameboy Advance-Spiel und der Touchscreen wurde so gut wie gar nicht benutzt. Die späteren Spiele v.a. Harvest Moon: Mein Inselparadies und Harvest Moon: Sonnenscheininseln widerum nutzten den Touchscreen geradezu obsessiv. Ich persönlich fand das fast ein Bisschen zuviel, aber die Minispiele – beim Streicheln der Kühe etc. – waren schon echt putzig und liebevoll in Szene gesetzt. Nun sieht es so aus als wäre man für Harvest Moon: Das verlorene Tal wieder eher den Weg gegangen, dass man den Touchscreen wenig benutzt. Dort wird vor allen Dingen permanent die Karte der Farm angezeigt und auch die unterschiedlichen Menüs, zum Beispiel wenn man etwas kaufen oder verkaufen will, aber wirklich interagieren muss man da nicht mit der Touchoberfläche, da alles genauso schnell oder vermutlich schneller über das Steuerkreuz erledigt werden kann. An sich finde ich das so in Ordnung, aber es ist auch irgendwie ein wenig schade, dass die niedlichen Minispiele weggefallen sind, dadurch wirkt vor allen Dingen die Viehzucht lieblos. Auch von der Versandkiste, die ein fester Bestandteil bisher aller Harvest Moon Spiele war – also jedenfalls aller die ich bisher gespielt habe – hat man sich verabschiedet (was ich persönlich nicht schlimm finde) und die Inventarverwaltung etwas vereinfacht. Dinge werden zum Beispiel einfach automatisch ins Lager gesendet werden, wenn die Tasche mal zu voll sein sollte (was sie eigentlich ständig ist, vor allen Dingen weil man Dutzende unterschiedlicher Feldfrüchte und Blumen anbauen kann). Auch interessant finde ich das intelligente Menü, welches selbständig entscheidet welche Aktion ich an einer bestimmten Stelle am sinnvollsten ausführen sollte. Das funktioniert in der Regel ganz gut. Die einzigen Probleme die ich gelegentlich damit habe, sind dann wenn sich mehrere Dinge in unmittelbarer Nähe zueinander befinden, zum Beispiel wenn eine Person neben einem Baum steht kann es durchaus passieren, dass man statt mit der Person zu sprechen – was man eigentlich machen wollte – man den Baum fällt. Meist ist das nicht weiter schlimm, kann aber vermutlich durchaus auch ärgerlich sein. Alles in Allem finde ich das aber eine enorme Erleichterung, die den Spielfluss verbessert hat im Vergleich mit einigen früheren Titeln, wo man sich manchmal mit nur 2-4 ausgerüsteten Werkzeugen begnügen musste die man dann im Laufe des Tages wechseln gehen musste.

Fazit: putziger Farmspaß nicht nur für eingefleischte Fans der Serie

Während wir alle noch darauf warten, dass Stories of Seasons auch für Europa lokalisiert wird, werden eingefleischte hiesige Harvest Moon Fans ihre Zeit wohl mit Harvest Moon: Das verlorene Tal verbringen (was mit auch daran erinnert, dass ich auch nicht ansatzweise genügend Zeit in Harvest Moon: Geschichten zweier Städte gesteckt habe…). Auch für Neueinsteiger finde ich, bietet Harvest Moon: Das verlorene Tal einen sehr angenehmen, wenn auch besonders am Anfang etwas zähen Einstieg in die Spielereihe, da es im Vergleich zu einigen der Vorgänger durch das intelligente Fähigkeiten-Menü in diesem Aspekt spielerfreundlicher geworden ist. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die sehr chibi-lastige Grafik mit etwas überdimensionierten Köpfen wenn es um die Figurendarstellung geht, dafür sind Feldfrüchte und Landschaft sehr schön detailliert anzusehen (und Kühe und Co. sind gewohnt niedlich :)), vor allen Dingen die Viehzucht dafür etwas lieblos ausgefallen. (Der 3D Effekt des 3DS wird übrigens anscheinend überhaupt nicht genutzt, was ich persönlich nicht weiter schlimm finde, da ich den eh immer ausschalte.) Andere Aspekte – selbst verschiedenste Sorten Futter oder Dünger herstellen, Gebäude dort platzieren wo sie mir am besten in die Landschaft passen, sowie die Landschaftsbaulichen Optionen – fand ich dafür sehr angenehme Ergänzungen zum bereits Bekannten. Ein Bisschen “grinden” ist auch diesmal gefragt, aber je nachdem welchsen Aspekt man betrachtet weniger als in einigen der Vorgänger, in anderen Aspekten dafür etwas mehr (ich finde es sehr schade, dass es so nützliche Verbesserungen von Werkzeugen, mit denen man dann gleich mehrere Felder auf einmal bearbeiten konnte nicht mehr gibt). Auf jeden Fall ist Harvest Moon: Das verlorene Tal ein Zeitfresser, bei dem man erst gar nicht merkt wie schnell die Zeit doch vergeht, auch wenn man doch noch wesentlich mehr hätte daraus machen können.

(Anmerkung: Für das Spiel gab es bereits extrem negative Bewertungen – schon nach dem US Release, aber auch jetzt nach dem EU Release und sogar die amazon Bewertungen sind zweigespalten – die durchaus mit vielen ihrer Kritikpunkte nicht falsch liegen. Ich muss aber sagen: trotz der absolut vorhandenen Macken habe ich ordentlich Spaß an dem Spiel gehabt – und werde es wohl auch weiter haben, auch wenn einige andere der neueren Harvest Moon-Titel mir doch in einigen Punkten besser gefallen haben. Aber: was ich heute zum Beispiel als “lieblose Viehzucht” bezeichne, war in der SNES-Version von Harvest Moon Standard, erst durch die letzten paar Ableger der Serie sind die Spieler dahingehend anderes gewohnt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch bereits sehnsüchtig auf ein EU Release von Story of Seasons warte.)

harvest-moon-das-verlorene-tal-fazit

Kommentare
 
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  • unknown
    15. Juli 2015 at 01:01

    Als ebenfalls langjähriger Fan der Harvest Moon Spiele konnte mich Das Verlorene Tal leider nicht überzeugen. Ich finde, man merkt deutlich, dass es kein japanisches Spiel ist. Irgendwie fehlt das Herzblut. 🙁

    Falls du dich neben RF Oceans noch weiter an die Rune Factory Reihe heran trauen möchtest, empfehle ich dringendst Rune Factory 2 für den NDS.
    Meiner Meinung nach das Beste der Reihe bisher, vor allem da nach der Story nicht gleich Schluss (oder “sinnloses” Endgame) ist, sondern du in der zweiten Generation dein Kind weiter spielst und noch tiefer in die Geheimnisse der Welt eintauchst. Süße Charaktere, die Chance, zwei Mal zu heiraten, doppelt so viele Dungeons wie in den anderen RF Spielen.. ich kann dem Spiel wirklich nur Positives abgewinnen 🙂


  • 15. Juli 2015 at 12:14

    Ja, es stimmt, dass hier nur für den westlichen Markt produziert wurde merkt man schon deutlich – vor allen Dingen jetzt wo ich gerade Rune Factory Oceans gestartet habe, fällt doch auf wie groß der Unterschied ist; vor allen Dingen was die Charaktergestaltung angeht. Allerdings muss ich ja schon sagen, dass ich die Idee mit den vielen verscheidenen Pflanzen die man anbauen kann und dass das Terrain Einfluss auf das Wachsen und Mutieren hat, sehr gefallen hat.

    Danke für den Tipp mit RF. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten finde ich es ziemlich gut, sodass ich mir wohl auf lange Sicht sicherlich auch einige der NDS-Teile der Reihe zulegen werde.


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