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For Honor – Das uneheliche Kind zweier Spiele

von am 27. Februar 2017
DETAILS
 
Für Fans von:

Hack 'n' Slay, Souls-Spielen

Pluspunkte

+ taktische Kampfgefechte
+ spannende Duelle
+ tief gehendes Kampfsystem
+ detaillierte Charaktermodelle
+ viele Individualisierungsmöglichkeiten

Minuspunkte

- hohe Lernkurve
- sehr schwache Kampagne
- Multiplayer-Modus teilweise instabil
- Onlinezwang

Editor Rating
 
GAMEPLAY
9.0

 
GRAFIK
9.0

 
SINGLEPLAYER
3.0

 
MULTIPLAYER
9.0

 
SOUND
8.0

Gesamt-Wertung
8.0

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Zusammenfassung
 

Mit For Honor hat Ubisoft ein neues Eisen in den Ofen der kompetitiven Multiplayerspiele geworfen. In einer fiktiven Welt bekämpfen sich Ritter, Wikinger und Samurai. Was nach einer spannenden Einzelspielerkampagne klingt, entpuppt sich aber schnell als aufgeblasenes Tutorial für die einzelnen Klassen. Zum Glück überzeugt der fordernde Mehrspielermodus, in dem ihr euch in fünf Modi gegenseitig auf die Mütze hauen könnt. Durch das tief gehende Kampfsystem ist auch jedes Duell spannend, sofern ihr euch die Zeit nehmt die Techniken zu verinnerlichen. Wer zu ungeduldig ist, wird hier leider mit Frustration bestraft, alle anderen können sich auf einen tollen Multiplayer-Titel freuen.

 

Lesezeit: 6 MinutenNachdem For Honor auf der E3 vor bald zwei Jahren erstmals angekündigt wurde, war ich nicht sicher, was ich von dem Titel halten soll. Eine Welt, in der sich Ritter, Wikinger und Samurai gegenseitig bekriegen klingt zwar interessant, kann aber auch schnell eintönig werden. Als ich dann auf der letztjährigen gamescom selbst Hand anlegen konnte und ordentlich auf die Mütze bekam, war das Interesse noch gedämpfter. Die Runde beim Ubisoft-Event im Dezember konnte ich dann aber dennoch nicht ausschlagen. Immerhin gab es irgendwas, das mich reizte. Und spätestens seit der Closed Beta war ich mir sicher, dass mich dieser Titel fesseln würde. Und das, obwohl ich eigentlich die absolut falsche Zielgruppe bin.

For Honor spielt sich wie ein Spiel, das das uneheliche Kind zweier anderer Spiele ist. Genauer gesagt wie das Kind von Dark Souls und Street Fighter. Warum gerade diese zwei Spiele? Ganz einfach, weil das Kampfsystem an eine Mischung aus genau diesen beiden Titeln erinnert. Zum einen gibt es das Angreifen und Blockieren ähnlich wie in Dark Souls. Ihr müsst eure Gegner immer genau beobachten und gleichzeitig auch eure Ausdauer im Blick haben. Greift der Gegner von oben an oder doch von der Seite? Je nach Ausgangslage müsst ihr treffend handeln, um nicht ins virtuelle Gras zu beißen. Gleichzeitig könnt ihr mit bestimmten Tastendrücken mächtige Kombos entfesseln, die euch die Oberhand geben. Allerdings nur, sofern ihr diese beherrscht, denn ansonsten endet der Kampf in einem simplen Button Mashing, wie bei einem Street Fighter.

Und genau da kommen wir auch schon zum Kern der Sache. Das Kampfsystem ist nicht so einfach, wie es den Anschein hat. Natürlich habt ihr die Basics schnell drauf, doch selbst dann dauert es noch lange, bis ihr wirklich gut seid. Ich als Person, die noch nicht mal bei Street Fighter bewusst Kombos erzeugen kann, bin bei einem Spiel wie For Honor eigentlich an der komplett falschen Adresse. Dennoch gibt es etwas, das mich fesselt, etwas das mich dazu bringt weiterzumachen. Und wir reden hier nicht vom bekannten Dark-Souls-Masochismus. Vielleicht liegt es einfach am Setting. Immerhin hat doch jeder schon mal drüber nachgedacht, was passieren würde, wenn diese drei Kulturen aufeinandertreffen würden. Schade nur, dass die Geschichte nicht so spannend ist, wie die Fantasie.

Krieg, Krieg und noch mehr Krieg

Die Einzelspielerkampagne von For Honor setzt einige Jahre vor den Ereignissen des Mehrspielermodus ein und erklärt nicht nur, warum sich die drei Fraktionen im Krieg befinden, sondern dient auch als verlängertes Tutorial. So spielt ihr durch alle drei Kulturen und jede der einzelnen Klassen und erfahrt, dass die Herrscherin Appollyon als eine Art Kriegsbringerin agiert und absichtlich alles ins Chaos stürzt. Ihre Beweggründe sind dabei relativ oberflächlich. In mehreren Missionen lernt ihr also nicht nur die einzelnen Klassen besser kennen, sondern auch einiges über die Welt von For Honor. Damit auch eine Langzeitmotivation besteht, habt ihr die Möglichkeit die Geschichte auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen durchzuspielen. Auf der höchsten Stufe müsst ihr euch einer realistischen Herausforderung, komplett ohne Bildschirmanzeigen und ohne zweiten Versuch, stellen, erhaltet dafür aber auch mehr Erfahrungspunkte. Aber For Honor ist definitiv kein Einzelspielerspiel. Das wird nicht nur aus dem Onlinezwang klar, sondern auch durch die Kürze der Kampagne.

Der Mehrspielermodus verspricht zwar keine direkte Geschichte mehr, dafür aber viel Spielspaß in mehreren Spielmodi. In aktuell fünf verschiedenen Modi könnt ihr euch alleine oder in Teams gegenseitig auf die Nase hauen. Von simplen 1vs.1 und 2vs.2 abgesehen, versprechen vor allem Elimination, Skirmish und Dominion abwechslungsreichen Spielspaß. In Elimination müsst ihr in einem Viererteam gegen ein anderes antreten, wobei das Team verliert, das zuerst keine lebenden Helden mehr hat.

Skirmish und Dominion sind ebenfalls 4vs.4-Modi, wobei hier der Unterschied darin liegt, dass die Spieler respawnen können und zudem KI-Gegner mitkämpfen. Weiterhin gewinnt hier das Team, das zuerst 1000 Punkte erreicht hat. Diese können durch das einfache Ausschalten von Feinden erlangt werden oder im Falle des Dominion-Spielmodus auch durch die Einnahme von strategischen Punkten auf der Karte. Vor allem bei Dominion kann das Match in der Endphase sehr spannend werden, da die strategischen Punkte jederzeit das Ruder herumreißen können. Nimmt nämlich das zurückliegende Team einen dieser Punkte ein, verliert das führende Team 100 Punkte und fällt im Zweifel unter die 1000-Punkte-Marke, sodass ein Respawn wieder möglich wird.

Grundsätzlich bietet der Mehrspielermodus sehr viel mehr Spielspaß, einfach durch die Unberechenbarkeit der menschlichen Spieler. Doch gerade dort liegt irgendwo auch der Knackpunkt für Spieler, die neu bei For Honor sind. Die Frustrationsrate kann sehr hoch sein, vor allem, wenn das Matchmaking euch mit stärkeren Spielern paart. Durch die hohe Lernkurve der Kombos, ähnlich wie bei Beat ’em Ups, kann schon einige Zeit vergehen, bevor ihr mit den guten Spielern mithalten könnt. Die Möglichkeit eigene Matches zu eröffnen und mit KI-Spielern zu füllen, ermöglicht euch allerdings in seichteren Gewässern zu üben, bevor ihr euch ins Tiefe wagt.

Die Qual der Wahl mit dem Stahl

Optisch weiß For Honor durch seinen hohen Detailgrad, gerade bei den Rüstungen, zu überzeugen. Ubisoft hat hier ganze Arbeit bei der Recherche geleistet, da jeder Charakter und jede Rüstung individuell aussieht. Weiterhin muss ich positiv herausstellen, dass die weiblichen Charaktere keine absurd luftige Ausrüstung tragen, wie es gerade in vielen JRPGs der Fall ist. Stattdessen sind auch die Damen gut gepanzert und es fällt teilweise gar nicht auf, dass ihr gerade gegen eine Kriegerin und nicht einen Krieger kämpft. Damit sich die Spieler im Hinblick auf die Individualität noch mehr austoben können, ist es möglich eigene Wappen zu kreieren, Rüstungsgegenstände aufzubessern und auszutauschen oder sie mit Emblemen und Farben zu verzieren und sogar ihr Aussehen zu verändern. Weiterhin gibt es verschiedene Emojis, die ihr im Kampf anwenden könnt. Natürlich ist das alles nicht gratis und verlangt eine gewisse Anzahl an Stahl, der Spielwährung.

Stahl erhaltet ihr für das Erfüllen von speziellen Aufträgen. Diese könnten beispielsweise wie folgt lauten: “Tötet 300 KI-Krieger im Dominion-Modus.” oder “Beendet ein Duell (1vs.1) gegen einen Spieler, ohne einmal zu sterben.” Auch erhaltet ihr Stahl am Ende jedes Matches. Wem das zu langsam geht, hat natürlich auch die Möglichkeit echtes Geld zu investieren und somit euren Stahlbeutel aufzubessern. Bis zu 100 Euro könnt ihr gegen die Spielwährung eintauschen, um damit beispielsweise seltene Rüstungspakete zu kaufen oder einen Championstatus zu erwerben. Zuletzt genannter sorgt für den Erhalt von mehr Erfahrungspunkten, mehr Stahl und mehr Items nach Matchen, neben kosmetischen Boni.

For Honor - Launch Trailer

Meta-Game oder Meta-sinnlos?

Zuletzt möchte ich noch über den Faktionskrieg reden, ein plattformübergreifendes Meta-Game. Beim erstmaligen Starten des Spieles müsst ihr euch entscheiden, welcher Fraktion ihr euch anschließen wollt. Die Wahl beeinflusst zwar nicht, welche Klassen ihr im Multiplayer wählen könnt, dafür aber, für welche Fraktion ihr kämpft. Denn jeder Sieg und jede Niederlage geht in den Fraktionskrieg ein. Dieser ist der ständige Kampf der drei Völker um die Vorherrschaft über das Land. Beeinflusst durch den Fakt, welche Fraktion gerade stärker ist oder welche Fraktion mehr Kriegsressourcen verwendet. Durch das Investieren dieser Ressourcen könnt ihr den Ausgang der des Meta-Games aktiv mitbeeinflussen. Stärkt zwischen euren Matches eure Fronten oder eure Verteidigungen, denn alle 6 Stunden verändert sich die Weltkarte. Je nachdem, wie hoch der Einfluss einer Gruppierung in einer bestimmten Gegend ist, verändern sich auch die Karten, auf denen gespielt wird. Haben die Wikinger beispielsweise die Oberhand, wird auf eingeschneiten Karten gespielt, bei der Vorherrschaft der Samurai in Sumpfgebieten. Zudem erhalten Teilnehmer im Fraktionskrieg am Ende einer Runde (Dauer: 2 Wochen) eine Belohnung, je nach dem, wie gut sich die eigene Fraktion geschlagen hat. Nach ganzen 10 Wochen endet schließlich eine Saison des Fraktionskrieges und alle Teilnehmer erhalten Belohnungen. Anschließend wird der Fraktionskrieg zurückgesetzt und nach einer zehnwöchigen Pause geht er von vorne los.

Während das Konzept dieses Fraktionskrieges sehr interessant und spaßig ist, bezweifel ich, dass es langfristig motivierend sein wird, daran teilzunehmen. Abgesehen von einigen Achievements/Trophies und den genannten Belohnungen, hat die Teilnahme keinen wirklichen Einfluss auf das Spielerlebnis. Die Veränderungen der Karten sind rein kosmetischer Natur und verändern das Spielgefühl daher nur bedingt.

Dieses Fazit lebt ewig!

For Honor ist definitiv ein neues, heißes Eisen im Ofen der kompetitiven Multiplayer-Szene. Durch die Möglichkeit in drei Richtungen anzugreifen und drei Richtungen zu blocken haben wir hier kein simples Hack ‘n’ Slay in Ritter-Wikinger-Samurai-Look. Vielmehr seh ich hier das Potenzial eines eSport-Titels in der Anfangsphase. Ähnlich wie bei einem Street Fighter bringt euch Button Mashing nur wenig weiter und nach mehreren Niederlagen wollt ihr die Zeit investieren, die Kombos zu lernen. Ihr wollt besser werden. Darum trainiert ihr und spielt die vier Spielmodi und findet die Klasse, die am Besten zu euch passt. Während der Mehrspielerspaß somit im Grunde vorprogrammiert ist, fühlt sich der Einzelspielermodus fast schon gezwungen an. Die Geschichte ist nicht tief gehend und im Prinzip fühlt es sich durchgehend wie ein langes Tutorial, mit Storyeinschüben an. Hier wäre es vielleicht schlauer gewesen die Kampagne ganz zu streichen, da der Titel durch seinen Onlinezwang eh schon das Gefühl von Multiplayer-Spiel mit sich trägt. Als solches alleine betrachtet, wären aber vier Spielmodi wahrscheinlich zu wenig gewesen, weshalb Ubisoft sich für die vorliegende Variante entschieden hat. Wer also einen neuen Multiplayer-Titel sucht, in dem er anderen ordentlich auf die Mütze hauen kann, wird bei For Honor definitiv fündig werden. Einzelspieler sollten hier allerdings eher eine Kehrtwende machen.

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