Lesezeit: 5 Minuten
Es ist nicht leicht ein Echtzeit-Strategie Spiel herauszurbringen und erfolgreich auf dem Markt zu platzieren. Schließlich gilt es sich neben den Platzhirschen wie Blizzard‘s Warcraft III und der StarCraft Reihe zu positionieren, die vor allen Dingen auch die eSports Szene dieser Kategorie dominieren. Die Entwickler von Etherium haben es dennoch gewagt und ich werde euch zeigen wie gut ihnen das gelungen ist.
Immer mal was Neues
Da es quasi unmöglich ist wesentlich besser als die oben bereits genannten Spiele zu sein wenn es um Echtzeit-Strategie geht, ist die einzig valide Strategie von Entwicklern in der Regel etwas zu machen das neu und anders ist um Spieler dennoch anzulocken. Auch mit Etherium ist man diesen Weg gegangen indem man mehrere Grundideen miteinander verwoben hat.
Zum Einen gibt es da eine Art rundenbasiertes Schachspiel mit unserer Weltraumflotte als Spielfigure und darin eingebaut ist dann die Echtzeit-Strategie Schlachten. Gewonnen hat der der zuerst 12 Siegpunkte errungen hat – ähnlich dem Prinzip aus Die Siedler von Catan – oder, wenn niemand das schafft, dann gewinnt der, der nach XXX Runden die meisten Siegpunkte angehäuft hat. Um Siegpunkte zu erringen muss man Missionen erfüllen, die fangen dabei an eine bestimmte Anzahl an Territorien einzunehmen, eine zweite Raumflotte zu bauen oder eine fremde Raumflotte zu zerstören.
Das Spielprinzip: alt und neu zugleich
Kommen wir erst einmal zur Echtzeit-Strategie. Das Spielprinzip erinnert stark an das von Schlacht um Mittelerde I; man kann nur an bestimmten Stellen einen Stützpunkt errichten und dort dann auch nur eine beschränkte Anzahl an weiteren Gebäuden bauen. Außerdem gibt es lediglich eine einzelne Ressourche – das namensgebende Etherium – die man abbauen muss um Einheiten und Strukturen zu bauen. Und die meisten Einheiten die man baut sind automatisch in Gruppen von 5-10 zusammengefasst – nur besonders schlagkräftige Einheiten, oder solche mit besonderen Fähigkeiten (zum Beispiel ein Reparaturfahrzeug) existieren einzeln. Außerdem kann man, wenn dann Einheiten aus diesen Gruppen verloren gehen, diese wieder auffüllen, was sich besonders dann lohnt wenn die Einheitengruppe schon ein paar Stufen aufgestiegen ist was sie wesentlich effektiver macht.
Was etwas anders ist als man das in Schlacht um Mittelerde I kennt, ist das Einheitenlimit. Jede Einheit – egal ob einzeln existierend oder als Gruppe – nimmt einen Slot ein und man startet mit lediglich drei Slots. Indem man in seine Stützpunkte bestimmte Erweiterungen baut kann man diese Slots erweitern. Man kann in die Stützpunkte aber auch ganz anders geartete Erweiterungen einbauen, zum Beispiel Forschungslabore, die dann das verfügbare Technologielevel erhöhen, was weiter spezialisierte Einheiten verfügbar macht oder Kommunikationssateliten-Systeme die die Anzahl an verfügbaren Flotten-Interventionen erhöhen (solche nützlichen Dinge wie Schutzschilde oder orbital Strikes).
Einen ziemlich großen Technologiebaum kann man dabei auch ausbauen – immer wenn man in der rundenbasierten Phase wieder dran ist hat man weitere Technologiepunkt erhalten die man dann verteilen kann um neue Einheiten freizuschalten, die einem eine größere taktische Vielfalt erlauben. Die unterschiedlichen Planeten weisen zusätzliche Beosnderheiten auf: Klimaanomalien – Stürme, die in der Regel die Unterstützung durch die Flotte für eine gewisse Weile unterbinden; Vulkanausbrüche, die bestimmte Kartenareale unerreichbar machen etc. pp.. Das gibt der ein oder anderen Partie definitiv einen strategischen Kick, wenn man zum Beispiel einen Angriff plant.
Unausgewogenes Schwierigkeitsprofil
Auf der einen Seite haben die Entwickler von Etherium versucht ihr Spiel zugänglicher für die breite Masse zu machen (durch das zusammenlegen von Einheiten in Kompanien zum Beispiel, was den “mikroing”-Aspekt vereinfacht, sowie den beschränkten Möglichkeiten extremes “makroing” zu betreiben durch die begrenzten Einheiten-Slots und den eingeschränkten Basis-Bau da wir nur an vordefinierten Stellen bauen können) und es damit nicht nur auf die paar Leute zu beschränken die eigentlisch schon mit StarCraft II glücklich sind. Auf der Anderen Seite bieten sie mit dem rundenbasierten Spielanteil, sowie dem durchaus interessanten Technologiebaum – und nicht zu vergessen den insgesamt drei spielbaren Rassen – auch langjährigen Echtzeit-Strategie Fans Anreize sich das Spiel näher anzusehen. Allerdings nicht ganz ohne Schwierigkeiten. Die Medium Schwierigkeit war am Anfang etwas zu schwer – trotz Tutorial und Hinweisen vom Spiel selbst, wurde ich da erst einmal knallhart überrannt bis ich mich eingefunden hatte, denn eines ist die KI definitiv (unabhängig vom Schwierigkeitsgrad): aggressiv. Das Problem mit dem leichten Schwierigkeitsgrad widerum ist: sobald man einmal kapiert hat wie man gewinnt, ist es dann kaum noch eine Challenge, jedenfalls keine große mehr. Gerade wenn man selbst die angreifende Fraktion ist und dann sogar auf dem Planeten jeweils eine von drei verschiedenen Maps auswählen und sich dadurch auch so ein Bisschen einen Terrainvorteil verschafft, verliert man in den Echtzeit-Schlachten so gut wie nie gegen die einfache KI. Aber auch die mittlere KI ist nur begrenzt ein Problem solange man es schafft zuerst die auf jeder Karte verfügbare dritte/vierte Fraktion auf seine Seite zu ziehen (dies geschieht indem man ihnen Zugang zu bestimmten Stützpunkterweiterungen gewährt). Vor allen Dingen sobald man die “Guardians” auf seine Seite gezogen hat ist das Spiel für den Gegner in der Regel vorbei – übrigens auch für einen selbst sollte die KI das zuerst schaffen – da die eigenen Einheiten und die Abwehrgeschütze denen so gut wie Nichts entgegenzusetzen haben. Hier muss also dringend noch am Balancing gearbeitet werden. Inwiefern das im Multiplayer – der leider auf maximal vier Spieler beschränkt ist, was ich sehr bedauerlich finde, da ich mit Freunden im Team gern gegen die schwereren KI Gegner spiele, was bei einer Begrenzung auf nur vier Spieler eher schwer möglich sein wird – ebenso ist, oder man da dann tatsächlich die eigenen Einheiten nutzbringender einsetzen muss.
Ein großer Nachteil ist außerdem der relativ langsame Ausbau des Technologiebaumes – da man in den ersten fünf Runden nur jeweils drei Technologiepunkte bekommt dauert es lange bis wir unseren Gegnern mehr als nur die immer gleichen Grundeinheiten entgegenstellen können, was die Schlachten leider nicht abwechslungsreicher und schon gar nicht spannender macht; denn da gewinnt dann tatsächlich nur der, der zuerst die zusätzlichen Fraktionen auf seine Seite zieht.
Story? Komm raus, wo hast du dich versteckt?
Einer der Dinge die Etherium definitiv fehlt ist eine Story in der Kampagne. Denn die ist zwar vorhanden – alle X Jahre gibt’s Aliens die kommen und Eier auf bestimmten Planeten ablegen, und diese Eier sind dann quasi das Etherium und verschiedene Fraktionen kämpfen um die Abbaurechte – aber nicht sehr umfangreich; von meinem groben Abriss mal abgesehen ist da nicht viel mehr zu holen, was ich sehr schade finde, da die Story ja zum Beispiel eines der Highlights von Spielen wie StarCraft II ist (also von eSports mal abgesehen).
Fazit: durchaus interessante Schlachten, leider nicht mit Langzeitbegeisterungspotential
Etherium spielt sich gut und Neulinge dürften sich relativ schnell zurechtfinden. Die Echtzeit-Schlachten sind relativ kurz und das rundenbasierte “Schachspielen” bietet eine interessante strategische Herausforderung.
Leider sind die Schlachten, so gut sie sich spielen, extrem repetetiv und auf Dauer eher… naja, langweilig und man wartet nur darauf, dass sie vorbei sind – da hätte ich mir doch so eine Alternative wie in Divinity: Dragon Commander gewünscht, wo man eben auch auf der Karte so einen Kampf direkt austragen kann – besonders wenn man eh eigentlich schon die Oberhand hat und nicht jedesmal auf ähnlichen Karten die immer gleichen Schlachten schlagen muss. Das wird auch dadurch verschlimmert, dass es eben nicht einmal eine hinreichend mitreißende Story gibt die nebenher erzählt wird; so ist leider aus dem Spiel relativ schnell die Luft raus, wenn man mal ein zwei Feldzüge durchgespielt hat.
Anmerkung: zum Spielen wird Steam benötigt.