Lesezeit: 5 MinutenCapcom hat die Retro-Pantoffeln angezogen und ließ Entwickler WayForward Technologies auf einen kleinen Klassiker der Videospielgeschichte los: DuckTales für das NES bzw. den Game Boy. Ob der Neuanstrich geglückt ist oder Onkel Dagobert doch lieber in Rente hätte gehen sollen, erfahrt ihr jetzt dank meines schlauen Fähnlein Fieselschweif-Tagebuch-Eintrags auf dieser Seite!
Kindheitserinnerungen eines alten Veteranen
Wenn ich Disney und Serie im Einklang höre, werde ich unlängst ins Jahr 1989 geworfen, als DuckTales seine Deutschlandpremiere im TV feierte. Das lustige Taschenbuch in animierter Form wirkte damals wie ein wahr gewordener Traum junger Leser und wurde zu Recht eine der populärsten Kindersendungen seiner Zeit. Die doofe Micky Maus durfe zum Glück draußen bleiben. Hier ging es, wie der Name schon sagt, um die Disney-Enten. Genauer gesagt: Dagobert Duck, seine Neffen und so manch anderer Gaststar aus Entenhausen. Und wer damals schon gezockt hat, konnte bei Disney-Versoftungen eigentlich immer sein Geld gut anlegen. Capcom ging behutsam mit der Lizenz um und hatte eine beachtliche Anzahl an hochwertigen Disney-Videospielen rausgehauen. DuckTales war einer der beliebtesten Titel und bekam sogar später noch eine Fortsetzung spendiert, die leider etwas unterging und heute nur noch schwer zu bekommen ist. Teil eins war tatsächlich auch eines meiner ersten Game Boy- und somit Videospiel-Erlebnisse, daher war ich besonders gespannt auf die Neuauflage. Also beenden wir die kleine Geschichtsstunde mit diesem Absatz und betreten erneut den Geldspeicher!
Jäger der verlorenen fünf Schätze
Als die Panzerknackerbande mal wieder beim Versuch scheitert, Onkel Dagoberts Geldspeicher um ein paar Taler zu erleichtern, taucht eine Schatzkarte auf. Auf dieser sind die fünf legendären Schätze der Welt verzeichnet – Grund genug für ein waghalsiges Abenteuer! Natürlich bekommt der alte Enterich auch Unterstützung von Tick, Trick und Track, Quack dem Bruchpiloten und vielen anderen Vertrauten. Bis auf den zusätzlichen Panzerknacker-Prolog hat sich im Vergleich zum Original hier nicht viel geändert, wobei die Geschichte jetzt insgesamt durch längere Dialoge und ein abgeändertes Final-Level deutlich runder wirkt.
Seine Waffe war ein Gehstock
Sobald ihr euch nach dem Tutorial-Abschnitt einen Level à la Megaman-Auswahlscreen ausgesucht habt, kann es auch schon losgehen! Ohne seinen Spazierstock käme Dagobert wohl nicht weit, denn dieser lässt sich im Spiel prima als Pogo- und Schlagstock zweckentfremden. DuckTales ist ein reinrassiges Jump’n’Run alter Schule, wobei das Gameplay durch die Pogostock-Mechanik einen ganz eigenen Charakter hat. Gegner könnt ihr in der Regel nur durch einen beherzten Pogostock-Sprung auf den Kopf erledigen. Hüpft der Geizkragen ohne Gehhilfe auf Spinnen, Schlangen und Konsorten, tut er sich keinen Gefallen damit. Aber auch umherliegende Blöcke und Steine können auf Gegner geschleudert werden, was vor allem bei manchen Endgegnern wichtig wird. Auf eurem Weg liegen zudem massig Diamanten und Schatztruhen umher, die sich die reichste Ente der Welt natürlich nicht entgehen lassen sollte. Die fünf Welten aus dem Original-Spiel sind dabei weitestgehend 1:1 übernommen und lediglich um Kleinigkeiten sinnvoll erweitert worden. Metroidvania wäre eigentlich schon zuviel gesagt, denn obwohl ihr die Welten in alle Richtung erkunden könnt, halten sich die Bereiche eher in Grenzen und sind meistens sehr überschaubar. So gilt es meistens, erst eine bestimmte Anzahl von speziellen Items in den Ecken der Map aufzusammeln, bevor es dann in klassisch schlauchiger Levelarchitektur weitergeht.
Ein Fest für Nostalgiker
Wer noch eine Version des Originalspiels kennt, wird DuckTales: Remastered mit anderen Augen sehen. Es gibt etliche “Ach ja, stimmt”- und “Den Gegner kenn ich auch noch”-Momente und irgendwo tief im Gamer-Hirn schlummern sogar noch Erinnerungen an manche Geheimgänge. Fast so, als ob man nach 20 Jahren wieder in seine Heimatstadt zurückkehrt. Vieles ist vertraut, aber in einem sanften Graufilter gehüllt. WayForward Technologies hat den Spagat zwischen alt und neu aber so gut gemeistert, dass die Neuerungen und Zusatzlevel fast schon wirken, als wären sie schon im Original vorhanden gewesen.
Das Wort zum Schwierigkeitsgrad
Als Zocker des deutlich schwierigeren Originalspiels ging ich das Wagnis ein und habe DuckTales: Remastered gleich auf “Schwer” gespielt. Auch wenn ich das Wii U-Gamepad stellenweise nur allzu gerne gegen die Wand geschmettert hätte, hat es das Spielerlebnis nochmal aufgewertet. Ich kann auch aufgrund der überschaubaren Spielzeit von zwei bis drei Stunden nur dazu raten, dieser Herausforderung entgegenzutreten. Ja, es ist verdammt frustig, einen Level nach 10-15 Minuten Spielzeit wieder komplett von vorne zu starten. Aber ihr lernt jedes Mal dazu und seid irgendwann an einem Punkt, wo ihr die Abschnitte perfekt durchspaziert. Ebenso verhält es sich bei Bosskämpfen, die nach dem Auswendiglernen der Angriffsmuster kein allzu großes Problem sind. Ja, DuckTales war schon damals kein unbedingt leichtes Spiel. Aber richtig Bockschwer ist es auch nicht, so dass nach einigen Anläufen ein erfahrenerer Spieler relativ gut durchkommt. Die Checkpoints sind fair gesetzt und werfen euch erst nach dem Aufbrauchen sämtlicher Leben in den Auswahlscreen zurück. Unschön sind da eher manch unfaire Passagen mit fies platzierten Gegnern, die aber schon im Original für Frust gesorgt hatten. Ich will an dieser Stelle auch nicht mehr verraten, aber macht euch auf ein richtig fieses, letztes Level gefasst, dessen unbarmherziges Finale mich beinahe an den Rand der Verzweiflung gebracht hätte. Aber keine Panik: Wer keinen Bock auf Stress hat, darf sich auch den einfachen Schwierigkeitsgrad auswählen und mit unendlich Leben durchmarschieren. Dort bekommt man sogar eine kleine Übersichtskarte spendiert mit den Aufenthaltsorten der Schätze. Pah, das hatten wir früher alles nicht.
2D-Ente meets 3D-Entenhausen
Alle Charaktere und Gegner des Spiels erstrahlen in einem schicken, sauber animierten 2D-Gewand. Da fällt es fast schon schwer, den Polygon-ausmodellierten Hintergründen und Leveln etwas abzugewinnen. Nach einer Weile gefiel mir der Gesamtlook des Spiels aber tatsächlich ausgesprochen gut, da sich in der Zeichentrickserie die Figuren ja ebenfalls stark von den Hintergründen abhoben. Es passt einfach zum Disney-Cartoonstil der 80er und 90er Jahre. Toll gelungen sind auch die fetzigen Remix-Varianten der Originaltracks, wobei der großartige Sing-along Titelsong natürlich auch nicht fehlen darf. Den ursprünglichen NES-Soundtrack kann man übrigens neben Artwork, Skizzen und anderen Kleinigkeiten im Auswahlscreen nach und nach durch erspieltes Geld erkaufen und anhören. Auf eine deutschsprachige Vertonung der Zwischensequenzen wurde leider verzichtet, so dass ihr mit den englischen Originalsprechern auskommen müsst. Erstaunlich hierbei ist, wie ähnlich die deutschen Sprecher der damaligen TV-Serie dem Original entsprochen haben, besonders Dagobert hört sich fast an wie die deutsche Stimme – nur auf englisch. Durch diverse, mittlerweile verstorbene Sprecher ist dieser Umstand verständlich. Aber wenn die alten Synchronsprecher die Story vertont hätten, wäre es noch das Nostalg-i-Tüpfelchen gewesen. Da die englischen Bezeichnungen und Charakternamen stark abweichen, wirkt dies in der Kombination englische Sprachausgabe und deutsche Untertitel zudem recht verwirrend. Bei den Dialog-Szenen hätte ich mir außerdem Schnabelbewegungen gewünscht, denn so wirkt das Spiel in den Zwischensequenzen eher wie eine Folge Garfield.
Fazit: Ein schöner Trip in die Vergangenheit
WayForward Technologies beweist mit DuckTales: Remastered erneut, dass sie ein Händchen für Neuauflagen alter Spielkonzepte haben – siehe Contra 4. Mit viel Liebe zum Detail hauchen sie Entenhausen neues Leben ein und haben mich ehrlich gesagt richtig heiß gemacht, mal wieder eine Folge DuckTales zu gucken. Das Wiedersehen mit alten Charakteren, Gegnern und Leveln macht durchweg Spaß. Neuerungen, wie ein komplett neuer Prolog- und Final-Level sind zudem sinnvoll implementiert worden und fügen sich perfekt in den Rest des Spiels ein. Verpasste Chance: zumindest in der Wii U-Fassung wäre eine freispielbare NES-Version als Extra schön gewesen. Aber auch so macht das Remake alles richtig, wenngleich das angestaubte Leveldesign des Originals im Vergleich zu neueren Titeln natürlich nicht mehr mithalten kann. Wer jedoch damals mit der Serie und dem Spiel großgeworden ist, wird wunschlos glücklich sein!