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Doom 3: BFG-Edition – Here we go (to hell) again…

von am 1. November 2012
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Lesezeit: 6 MinutenDoom 3 galt seinerzeit eine der langersehntesten Fortsetzungen überhaupt. Als das Spiel schließlich im Jahre 2004 erschien, spaltete es die Fangemeinde. Die einen fanden das Endprodukt dann doch zu konservativ, die anderen liebten eben genau den Aspekt des guten alten Doom-Gefühls. Jetzt erscheint eine Neuauflage, die Big Fucking Gun-Edition. Im Grunde ist diese Version praktisch das gleiche Spiel wie damals, mit ein paar kleinen Neuerungen, doch reicht das im Jahre 2012 noch, Shooterfans für die Serie zu begeistern? Ich bin noch einmal in die Hölle hinabgestiegen und will euch verraten, ob sich die Neuanschaffung lohnt.

Ein Marine auf dem Mars

Die Story ist schnell erzählt: Durch Experimente mit Teleportern wurde auf dem Mars eine Art Link zu einer Zwischendimension voller Dämonen geschaffen, die jetzt über die Kolonisten auf dem roten Planeten herfallen. Ihr seid wie schon in Teil 1 und 2 ein namenloser Marine und müsst euch gezwungenermaßen gegen die Bedrohung aus dem “Höllenportal” zur Wehr setzen, um nicht selber als Zombie-Marine zu enden. Auch wenn die Geschichte in Teil drei durch Cutscenes und Audiologs wesentlich liebevoller erzählt wird, bildet sie im Grunde nur die Bühne für das Spielkonzept “Doom”: Dunkle Gänge, jede Menge Monsteraction, Schlüsselkarten und die dazugehörigen, blutverschmierten Türen.

Doom Doom Doom Doom, I want you in my Room

Man merkt schon nach wenigen Spielminuten, dass Doom 3 schon acht Jahre auf dem Buckel hat. Die aus heutiger Sicht sehr unspektakulären Skripts und Zwischensequenzen wirken jetzt einfach nur noch betagt und erinnern teilweise sogar an Half Life 1-Zeiten. Checkpunkte werden in dieser Edition zwar auch automatisch gelegt, liegen aber viel zu weit auseinander, um die “Quicksave/Quickload”-Natur der Urversion zu verbergen. Auf der Konsole wirkt die Padbelegung zudem sehr antiquiert und im Vergleich zu modernen Shootern lieblos aufgesetzt. Waffen kann man nur über die kleinen Schulterbuttons wechseln. Ein Waffenrad für schnelles Wechseln zur gewünschten Waffe sucht ihr vergebens. Das Steuerkreuz wird nur dazu benutzt, um zu den blanken Fäusten zu wechseln. Hier wurden Möglichkeiten ohne Ende verschenkt! Taktisches Ducken kann man eigentlich auch getrost vergessen, da man hierzu den rechten Stick nicht nur eindrücken, sondern auch gedrückt halten muss. Zielen wird dadurch unnötig schwer, also lässt man es lieber gleich bleiben. “Mensch Johannes, du Nase. Geh doch einfach in die Settings und passe deine Tastenbelegung an.” Ja, gute Idee! Dummerweise gibt es nur zwei Setups, die sich lediglich durch zwei vertauschte Aktionsbuttons unterscheiden. Ach ja, Ducken ist nicht dabei.

3D? Oh Weh…

Wenn wir schon bei unnötig schweren Zielübungen sind: Falls ihr vorhabt, das Spiel auf höheren Schwierigkeitsgraden zu zocken, lasst die Finger vom neuen 3D-Modus. Hier wurde nämlich das zielsichere Fadenkreuz aus der Bildschirmmitte entfernt und gegen einen ziemlich billig wirkenden Laserpointer an eurer ausgerüsteten Waffe ausgetauscht. Womöglich wollte man damit mehr räumliche Tiefe erzeugen. In der Praxis erweist sich diese Neuerung jedoch als größter bullshit, der mir seit Langem untergekommen ist. Schon in Resident Evil 4 konnte man duch einen roten Punkt auf dem Gegner erkennen, ob euer abzufeuernder Schuss auch sitzt. In Doom 3 gibt es überhaupt kein Feedback, wo ihr überhaupt hinzielt. Schlimmer noch, der Pointer wackelt zusammen mit der Waffe in eurer Hand und suggeriert eine sich ständig wechselnde Trefferzone. Aber auch sonst ist der 3D-Modus eigentlich kaum zu gebrauchen. Da euer HUD ständig im Vordergrund sitzt, kommen die durchaus häufigen Pop-Outs einfach nicht gut rüber. Ebenso lässt der 3D-Modus eine wirklich großräumige Tiefe vermissen, was wohl auch den eher engen Räumlichkeiten auf der Mars-Station verschuldet ist. Zu guter letzt hatte ich in der Standard-Einstellung mit heftigen Ghosting-Artefakten zu kämpfen, die sich nur über die 3D-Einstellung am Ausgabegerät auf ein erträgliches Maß reduzieren ließen. Schade eigentlich, denn Doom 3 wäre vielleicht ein richtig tolles 3D-Erlebnis geworden, wenn die dritte Dimension nicht so lieblos hineingeklatscht worden wäre. Zumindest läuft das Spiel in Frame-Packed 3D auch in 720p und nicht wie so oft nur im Side-By-Side-Verfahren in halber Auflösung. Trotzdem ist das Spiel durch das Fehlen eines Fadenkreuzes im 3D-Modus nicht vernünftig spielbar und damit ein sofortiges K.O.-Kriterium für Hardcore-Zocker. Videobeweis gefällig?

Ich bin ein Marine – Holt mich hier raus!

Schon damals wurde an Doom 3 die mangelnde Abwechslung kritisiert. Die Gefechte laufen eigentlich immer gleich ab und meistens auf die Taktik “Wer zuerst schießt, malt zuerst” hinaus. Da ihr in fast 85% der Spielzeit nur in Gängen mit Röhren umherspaziert, verliert ihr auch nicht selten die Orientierung. Wie wäre es mit einer Minimap oder einer einblendbaren Wegmarkierung zum nächsten Ziel wie in Dead Space? Auch hier wurde die Chance verpasst, eine zeitgemäße Anpassung vorzunehmen. Doom 3 spielt sich oft zäh wie Kaugummi und lässt euch nicht selten verzweifelt in Gängen herumirren, weil ihr auf irgend einem Tisch etwas Wichtiges übersehen habt. Hier müssen Erfolge noch ehrlich erspielt werden und laufen nicht durch Call of Duty-esque Skripts praktisch von alleine ab. Man merkt schnell, warum Videospiele heutzutage so darauf aus sind, Längen durch vorgeskriptete Events und schlauchige Level zu unterbinden: Freiheit kann auch verdammt langweilig sein. Und Doom 3 ist streckenweise einfach nur todlangweilig, schlimmer als ich es noch in Erinnerung hatte.

Dunkel, dunkler, Doom 3

Obwohl ihr diesmal die Taschenlampe zusammen mit der Waffe benutzen könnt, tappt ihr immer noch oft im Dunkeln. Nach gewisser Zeit schaltet sich eure Lampe nämlich aus, ohne das ihr es merkt. Das ist ziemlich nervig und wieder ein gutes Beispiel dafür, dass hier eine gute Verbesserungsidee nicht zu Ende gedacht wurde. Im Urspiel konntet ihr nämlich nur entweder zur Taschenlampe oder zur Waffe greifen. Das war übrigens auch verdammt nervig. Zugegeben erzeugte das Ballern im Dunkeln eine ganz eigene Gruselatmosphäre, war rein spielerisch gesehen aber sehr unpraktisch. Vielleicht liegt es auch mitunter daran, warum überhaupt keine Horror-Atmosphäre mehr aufkommt. Die Schockeffekte setzen sich aus heutiger Sicht plump wirkenden Skripts oder plötzlich auftauchenden Gegnern zusammen, wenn ihr ein Item aufsammelt. Nach heutigen Sehgewohnheiten wirkt Doom 3 im Vergleich zu neuen Horrormesslatten wie Dead Space eher wie ein zahmes Kätzchen.

Früher sah alles besser aus

Denn nicht nur die schlichte Inszenierung, auch der Sound kann mit heutigen Genregrößen kaum noch mithalten: flache Waffensounds, häufig wiederkehrende Gegner-Samples, uninspirierte Musik und stereotypische Hintergrundgeräusche. Auch wenn die Akustik neu abgemischt wurde und prinzipiell nichts anders macht wie früher, ist sie einfach nicht gut gealtert. Bei der Grafik sieht es etwas besser aus: Die Polygonmodelle und Texturen können zwar niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken, aber immerhin sind die Lichteffekte immer noch gelungen und lassen erahnen, dass Doom 3 damals einige Rechner zum Schwitzen bringen konnte. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ruckelig meine erste Erfahrung mit Doom 3 ausfiel. Praktisch jeder Effekt ließ das Spiel kurz in sich zusammenzucken. Jetzt läuft das Spiel auf der Konsole zumindest im 2D-Modus mit konstanten 60 Frames pro Sekunde, egal wieviele Feuerbälle euch um die Ohren gepfeffert werden. Apropos Ohren: die deutsche Version wurde komplett lokalisiert und bietet eurem Trommelfell eine gar nicht mal so schlechte deutsche Sprachausgabe.

Mehrspieler, mehr Spaß?

Es gibt auch einen obligatorischen Multiplayer-Modus, doch der beschränkt sich nur auf einfache Deathmatch-Varianten und ist wie das Hauptspiel einfach nicht mehr zeitgemäß. Völlig unverständlich ist die Streichung des Koop-Modus aus der Xbox 1-Version, der zumindest etwas mehr Laune in die Kampagne gebracht hätte. Wenigstens die alten Doom-Spiele könnt ihr gemeinsam durchzocken, aber das ist eigentlich auch keine wirkliche Neuerung.

Fazit: Als Konsolen-Port ok, als Neuauflage enttäuschend

Tja, Freunde, was soll ich sagen? Eigentlich bin ich gar kein Doom-Hater und hatte mich echt auf die Neuauflage gefreut. Ich meine: Doom 1-3 auf einer Scheibe mit neuen Features wie konstanter Taschenlampe, in 3D und superflüssig – was kann das schon schiefgehen? Leider sind die Neuerungen allesamt bestenfalls “nett” und können das in die Tage gekommene Spiel einfach nicht mehr retten. Zahlreiche Chancen wurden verpasst, neue Ideen schlecht oder lieblos umgesetzt. Warum gibt es einen 3D-Modus ohne Fadenkreuz? Warum kann ich die Tastenbelegung so gut wie gar nicht ändern? Warum wurde die Taschenlampe nicht auf Endlosbetrieb geschaltet, wenn man sie schon gleichzeitig mit der Waffe benutzen kann? Warum gibt es in der Kampagne keinen Koop-Modus mehr, den sogar die Xbox 1 schon gepackt hat? Warum wurde Doom1 und 2 einfach nur als XBLA-Variante dazugelegt und nicht auch mal etwas überarbeitet (3D, 16:9-Modus, etc…)? Für eine DEFINITIVE Edition wirkt diese Fassung von Doom 3 extrem unbeholfen und mit wenig Liebe hingeklatscht. Leider merkt man auch schon nach kurzer Spielzeit, dass Doom 3 damals wirklich nichts anderes als ein Grafikblender war. Die monotenen Level und immer gleichen Gefechte lassen sich beliebig austauschen, kein Schwein würde es merken. Obwohl ihr prinzipiell massig Spielzeit fürs Geld bekommt (Doom, Doom 2, Doom 3, das Add-on Resurrection of Evil und die Lost Missions Zusatzmissionen), hat man sich einfach viel zu schnell satt gesehen. Für Konsoleros ist die Doom 3 BFG Edition jetzt zumindest eine gute Gelegenheit, etwas Videospielgeschichte nachzuholen. Wer die PC-Version damals gespielt hat, ist mit dieser jedoch immer noch am Besten bedient. Zahlreiche Fan-Mods haben hier schon mehr zustande gebracht, als das, was die Entwickler uns hier als ultimative Fassung verkaufen. Auch wenn das Spiel Doom 3 an sich kein absoluter Schrott ist und die simple Action gegen die Höllenbiester durchaus seinen Reiz hat – diese Umsetzung ist nichts weiter als eine Big Fucking Geldmacherei.

Doom 3: BFG-Edition gibt es auch bei uns im Shop zu kaufen!

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