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Defiance – Schau die Serie! Spiel das Spiel! – Teil 2

von am 27. April 2013
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Lesezeit: 16 Minuten

Defiance, als Kooperation zwischen TRION Worlds und dem SyFy-Channel, ist das erste Transmedia-Projekt seiner Art und vereint TV-Serie und MMORPG in einem kompakten Paket; Spiel und Serie nehmen gegenseitig aufeinander Einfluss. Mit zwei Wochen Vorlaufzeit startete das Spiel Defiance am 02. April, bevor am 16. April die Serie nachfolgte. Lest hier mehr ĂĽber das Spiel.

Die Main Storyline oder: Huch, da ist ja ein Single Player RPG in meinem MMO

Defiance spielt sich wie ein Single Player Rollenspiel (RPG), komplett mit cinematischen Cutscenen und geskripteten Events. Wenn es keine Arkfall Events oder zufällige Begegnungen mit anderen Spielern gäbe, würde man oft kaum bemerken, dass man sich in einem MMORPG befindet. Ich persönlich finde das super, aber Geschmäcker sind hier sicherlich verschieden. Es ist aber ganz angenehm, dass man nicht auf die Hilfe anderer angewiesen ist, um Missionen abzuschließen.

Die Reise des Spielers beginnt auf dem Stratocarrier New Freedom der Earth Republic (kurz E-Rep, wird von den Überbleibseln der UNO geleitet) auf einer Expedition von “Von Bach Industries” (VBI). VBI ist die größte Tech-Firma der Menschen, die schon die EMC während der Pale Wars mit Waffen ausgestattet hat. Neben uns und anderen Arkhuntern befindet sich Karl von Bach, von den Votanern auch als “Death’s Merchant” bezeichnet, an Bord. Das Ziel dieser Expedition ist es “Zubehör”, also eine Ark-Matrix und eine Ark-Zelle, für den Ark-Core zu finden, den Karl Von Bach irgendwie in die Hände bekommen hat. Damit will er schließlich einen Terra-Spire anwerfen, die Erde wieder “zurückverwandeln” und damit natürlich ihr Held sein. Da man Ark-Teile nur in Arkfalls findet, hat Karl Von Bach uns, einen Arkhunter (Archenjäger) engagiert; Nolan, der zu den Defiant Few gehört, und Irisa, seine Adoptivtochter, aus der TV-Serie, befinden sich übrigens auch auf der New Freedom.
Soweit so gut, klingt ja auch ganz einfach … wĂĽrde der Stratocarrier nicht von irgendetwas mitten in der Pampa im Gebiet von Mount Tam in der Bay Area abgeschossen. Wir ĂĽberleben nur knapp; am Einschlagsort unserer Rettungskapsel treffen wir auf die Irathient Cass Ducar, ebenfalls Archenjägerin, die uns noch fĂĽr den gesamten Rest der Geschichte immer wieder ĂĽber den Weg laufen wird. Cass ist eigentlich nur deshalb in der Gegend, weil sie sich fĂĽr das Tranquility Projekt interessiert, was sich eben in jener Gegend befunden hatte und damit warb, dass in der Tranquility Siedlung Menschen und Votaner – noch vor Beginn der Pale Wars – in perfekter Harmonie zusammenleben könnten. Was ein Haufen Shtako, um es mit Cass’ Worten zu sagen. Wer mehr darĂĽber wissen will, muss schon die Nebenmissionen in der Mount Tam Region (inklusive Bloodbath Gorge) absolvieren.

Die Jagd nach dem Ark-Core Zubehör begleitet uns lange durch die Story – und ist wesentlich schwieriger als gedacht, denn wir sind nicht die einzigen die hinter dieser Technologie her sind – solange bis wir uns nach San Francisco aufmachen, um den sich dort noch immer befindlichen Terra-Spire zu benutzen. Dann wandelt sich unsere Mission nämlich von: Wir retten die Welt indem wir sie wieder “neu” machen, zu: wir retten die Welt indem wir verhindern, dass ein Irrer, aka Nim Shondu, das ursprĂĽnglich von den Votanern geplante Terra-Forming durchzieht und alle Menschen auslöscht (oder so ähnlich, ich schätze ja, die Votaner wären bei diesem Szenario ebenso draufgegangen).

Diese Storyline ist sehr “character driven”, soll heiĂźen, wir treffen auf viele NPCs die diese Geschichte maĂźgeblich vorantreiben und beeinflussen und ihre eigenen Probleme haben, die wir manchmal erst lösen mĂĽssen bevor es weiter gehen kann. Da ist zum einen Cass, die gern zuviel trinkt und dann Leuten die Köpfe einschlägt wenn sie ihr dumm kommen; dann gibt es Captain Grant von der E-Rep, der die New Freedom gefĂĽhrt hat; Karl von Bach natĂĽrlich – zu dem ich später noch ein paar Dinge zu sagen habe; Jon Cooper, einer der Defiant Few und der Lawkeeper – also quasi der Sheriff – der Bay Area; Torc Mok, ein Sensoth und ebenfalls einer der Defiant Few und Spezialist fĂĽr schwere Waffen; Ara Shondu, eine Castithan, die in der Tranquility Siedlung aufgewachsen ist, frĂĽher eine hochrangige Politikerin fĂĽr das “Votanis Collective” war, bis ein nicht näher bekannter Skandal zu ihrer Strafversetzung zum Botschafter fĂĽr die Bay Area fĂĽhrte, obwohl sie mittlerweile sowohl von den Anwohnern, als auch von AuĂźenstehenden mehr oder weniger als eine Art BĂĽrgermeister dieses Gebiets angesehen wird; Varus Soleptor, von Soleptor Enterprises, ein schlitzohriger und gieriger Liberata, dem die meisten Gulanit-Minen (Gulanit ist ein wichtiger Rohstoff, aus dem man Energie gewinnen kann und neben Petrohol, was aus Hellbug Exkrementen hergestellt wird, Hauptexportprodukt der Bay Area) in Madera gehören; Rosa Rodriguez, eine junge menschliche Mechanikerin die Top Notch Toolworks in Marin fĂĽhrt, sowie die Indogene Eren NiDen die mit Rosa zusammenarbeitet. Und nicht zu vergessen, das dunkle Genie hinter den meisten Felsbrocken, die uns als Spieler in den Weg geworfen werden: Nim Shondu, Ara’s Bruder, der schon als Kind abscheulich und böse war – ihre Worte, nicht meine – und der Menschen wie die Pest hasst, vermutlich aufgrund seiner Vergangenheit in Tranquility.

Rasanter Third-Person Shooter mit unendlich vielen Spielstylen

Defiance ist ein sehr schnelles Spiel – jedenfalls wenn ich spiele. Als Third-Person Shooter hat es mich durchaus an Mass Effect 3 erinnert – zumal das eigentlich mein einziger Vergleichspunkt ist, was Third-Person-Shooter angeht – obwohl die Steuerung in Defiance noch stärker auf Action ausgelegt ist. Alles ist schnell und präzise. Interessanterweise gibt es kein Deckungssystem, wie man es jetzt in so vielen anderen Shootern antrifft. Man kann zwar hinter Debris, Ruinenteilen oder was immer sonst so im Weg steht Schutz suchen, um zum Beispiel zu hoffen, dass die Schilde sich regenerieren, aber wenn man dann weiter schieĂźen möchte, muss man die Deckung schon quasi verlassen. Dies fĂĽhrt dazu, dass das Spiel sehr dynamisch ist – ich bleibe fast nie an einem Ort stehen (generell ein Tipp, vor allen Dingen wenn man gegen Hellbugs kämpft: nie stehen bleiben), sondern bin ständig auf dem Sprung, rolle aus dem Weg, hechte hinter die nächste Deckung zum Nachladen etc. pp..

FĂĽr Defiance wurde mit dem Slogan geworben: Spiel wie du willst. Und das stimmt auch. Es gibt unendlich viele Variationen an Waffen- und Schildkombinationen die man verwenden kann. Da gibt es ganz normale Standards, wie Schnellfeuerwaffen (SMG, LMG, Sturmgewehre) oder ScharfschĂĽtzengewehre (sowohl manuell als auch halbautomatisch) oder diverse Pistolen, es gibt aber auch Granatwerfer, Raketenwerfer und Schrotflinten (jeweils alles in dutzenden Geschmacksrichtungen und Fabrikaten). Und dann gibt es noch die etwas abgefahrereneren Waffen, wie die BMGs (Bio-Magnetische Waffen), die sowohl Schaden gegen Gegner ausrichten können, als auch Spieler Schilde und Gesundheit wiederherstellen, was vor allen Dingen in groĂźen Arkfall Events von Nutzen ist. Und nicht zu vergessen, mein momentanes Lieblingsspielzeug: Infektoren. Infektoren infizieren den Gegner mit Parasiten – kleine Käferartige Monster -, die dann aus ihm herausbrechen und Schaden anrichten, sowie selbstständig weitere Gegner in der Umgebung angreifen. So gut wie jede Waffe kann auĂźerdem gemodded werden und in einer Detailansicht betrachtet. Der Gun!Porn is strong in this one.

EGO – Hilfe! Wer bist du denn?

So oder so ähnlich kann man die erste Begegnung des Arkhunters mit dem EGO bezeichnen, nachdem er oder sie gerade desorientiert und vom Aufprall sicherlich ordentlich durchgeschüttelt, aus der Rettungskapsel entkommen ist. EGO steht für Environmental Guardian Online Device und wurde von den Indogene entwickelt und uns als Arkhunter von VBI implantiert und wird unser Überleben sichern. EGOs haben eine eigene Persönlichkeit, die von Erinnerungen und genetischer Struktur des Trägers abgeleitet wird (Theorie). EGO ist unser Hauptmissionsgeber und über sie bekommen wir all unsere Informationen über die Welt und sie stattet uns mit Fähigkeiten und Perks aus. Es gibt vier Hauptfähigkeiten: Decoy (Köder) mit dem man kurzzeitig die Aufmerksamkeit der Feinde auf eine holografische Projektion leiten kann, Cloak (Tarnung) mit dem man sich unsichtbar macht, Blur (bionischer Sprint), um schnell ganz nah an den Feind heranzukommen und erhöhten Nahkampfschaden auszurichten oder Overload (Überladen), um kurzzeitig den Schadensoutput drastisch zu erhöhen. Diese vier EGO Fähigkeiten kann man frei wählen. Es ist möglich alle vier Fähigkeiten freizuschalten, allerdings kann immer nur eine in den unterschiedlichen Ausrüstungsloadouts angewählt werden. Je nach Spielstil oder manchmal auch Situation ist es so möglich eine andere Fähigkeit zu benutzen, was besonders bezüglich der unterstütztenden Perks einen massiven Unterschied machen kann.

Angeordnet sind diese Fähigkeiten im sogenannten EGO-Grid und dazwischen all die verschiedenen Perks die man freischalten kann. Im Spiel selbst gibt es keine Level wie in anderen MMOs sondern nur das EGO Level, in 10er Schritten, mit viel Raum nach oben. Immer wenn ein voller Zehner überschritten wird, kriegt man eine weiteren EGO-Unit, die man im Grid verteilen kann. EGO Punkte selbst gibt es für das Erringen von Achievements (u.a. für das Finden von Datenschreibern, das Abschließen bestimmer Missionen oder das Absolvieren bestimmter Challenges die es über die gesamte Karte verteilt immer wieder gibt), oder indem man ganz normal durch das Töten von Gegnern Levelt (ein XP-Level bringt 10 EGO Punkte). Es gibt, soweit ich weiß, keine Obergrenze für EGO-Punkte, sodass es wohl theoretisch möglich ist, sämtliche Fähigkeiten und Perks freizuschalten und upzugraden, würde man nur lang genug spielen.

Nicht nur man selbst levelt, sondern auch die unterschiedlichen Waffen- und Fahrzeug-Fähigkeiten. Je mehr Gegner ich mit einer Waffe töte, desto höher das Level der Waffe und auch das allgemeine Skilllevel mit ihr. Sobald eine Waffe ausgelevelt ist, muss man eine neue nehmen, um weiter das allgemeine Skilllevel zu erhöhen – das sollte aber kein Problem sein, denn man kann sie a) kaufen und b) zuhauf als Loot von Gegnern finden. Gleiches gilt fĂĽr Fahrzeuge, obwohl man dort das Fahrzeug selbst nicht levelt, sondern nur den generellen Skill mit dem Fahrzeug. Es gibt mehrere Fahrzeugklassen in Defiance unter anderem Runner (Quads). Was auch bitter nötig ist, denn es gilt öfter mal relativ weite Wege zurĂĽckzulegen, was durch ein Gefährt sehr schnell geht.

Karl von Bach – warum ich im echten Leben nicht fĂĽr ihn arbeiten wĂĽrde

Okay… wer den 97sten Podcast gehört hat, hat vielleicht schon mitbekommen, dass ich meinte, seit ich soviel Zeit auf tumblr verbringe hat der Feminismus dem ich dort ausgesetzt bin, so langsam angefangen auf mich abzufärben. Aber vielleicht auch ohne diesen Umstand hätten mich einige Dinge in Defiance unter Umständen zu einem “angry rant” animiert, obwohl manche eher zum Schmunzeln anregen und das Spiel einen meiner neuen weiblichen Lieblings-NPCs beeinhaltet (Ara Shondu, denn wenn Blicke töten könnten, wäre Karl Von Bach auf der Stelle tot umgefallen). Zum Beispiel gibt es unter all den E-Rep Soldaten keine Frauen, was irgendwie … um es mal vorsichtig auszudrĂĽcken, eigenartig ist, besonders wenn man die Anzahl an weiblichen Arkhuntern betrachtet, oder allein die Anzahl an wichtigen weiblichen NPCs während der Storyline-Missionen, oder generell den Umstand, dass es prozentual mehr Frauen als Männer auf der Welt gibt. Oder ich muss immer Kichern (ja, ich bin albern) wenn ich Cass während einer Mission wiederbeleben muss und sie “Thanks Babe!” zu meinem Charakter sagt – was sich die Entwickler so unter Umständen nicht vorgestellt hatten. Aber egal, wie gesagt, einige Dinge lassen einen eher schmunzeln.

Was mich nicht schmunzeln lieĂź, sondern eher zu Zähneknirschen fĂĽhrte, ist der ganz unverhohlene Sexismus der einem von Karl Von Bach entgegenschlägt. Jetzt nicht dem Spieler allgemein, nein, denn der Spieler ist fĂĽr alle NPCs ganz offensichtlich ein Mann – was der eigentliche Punkt ist, der mich stört – der auch von einem Mann gespielt wird, egal ob er jetzt im Spiel männlich oder weiblich ist, sondern zum Beispiel Cass. Zur Situation, die mich besonders geärgert hat, sei folgendes gesagt: Cass und der Spieler haben grade ihren Hintern riskiert um Karl Von Bach vor EMC Mutanten zu retten und zu Jon Coopers Ranch in Sicherheit zu bringen. Und Karl Von Bach fällt schon dabei und dann auch danach nichts besseres ein als Cass a) mit anzĂĽglichen SprĂĽchen blöd anzumachen und in den Ausschnitt zu starren, wobei er geradezu glasige Augen bekommt und b) sie unter anderem dem Spieler gegenĂĽber als “saucy vixen” zu bezeichnen (“where did you find this saucy vixen?). Und ganz ehrlich, es ist mir egal ob er der reichste, oder mächtigste Mann der Welt ist, soviel Geld könnte der mir gar nicht bezahlen, dass ich meine Integrität derart verkaufe. Den Arkhunter im Spiel (man ist ĂĽbrigens stumm) stört das Ganze ĂĽberhaupt nicht, denn, auch wenn er aussieht wie eine Frau, ist es doch ein Mann – denkt das Spiel jedenfalls; nicht mal ordentlich mit den Augen rollen wir als Antwort auf dieses juvenile Verhalten. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, kommt dann auch noch Jon Cooper dazu und sagt folgendes zu Cass: “Oh I see you’re sober and wearing all your clothes this time”. Was in meinen Augen eine absolut unnötige Degradierung ihres Charakters ist; so wie man Cass bisher vorgestellt bekommen hatte, wĂĽrde man eher davon ausgehen, dass sie wenn sie schon betrunken ist, Leuten den Schädel eingeschlagen hat, anstatt sich auszuziehen. Aber nun ja, es war offenbar nötig sie an dieser Stelle zu einem Sexobjekt zu degradieren.
In einer Cutscene werden wir – also der Spieler und Von Bach – von Varus auch gleich als Gentlemen bezeichnet. Davon, dass weibliche Spielercharaktere mitunter ganz extrem auffällig “unweiblich” stehen – sieht echt komisch aus, vor allen Dingen wenn zum Beispiel Irisa oder auch Ara daneben stehen – wollen wir gar nicht erst sprechen (wobei das auch in einigen wenigen Mass Effect Cutszenen zu beobachten war).
Ich verstehe, dass es aufwendig ist, alles zweimal zu produzieren damit jedes Geschlecht entsprechend adressiert wird, aber dann wĂĽrde ich mir doch wĂĽnschen, dass man wenigstens den Spieler generell gebĂĽhrend auf den den Sexismus, der offenbar zu Karl Von Bach’s Charakter gehört, reagieren lässt. Schön wäre es auch gewesen, wenn es nicht von vornherein vielen Aspekten des Spieles so aussehen zu lassen, als wĂĽrde man sowieso nicht davon ausgehen, dass Frauen es spielen wĂĽrden. Besonders skurril ist die oben beschriebene Cutszene ĂĽbrigens, wenn man als Irathient das Veteranen-Outfit anhat, dann ist nämlich der eigene Ausschnitt beinahe größer als der von Cass, wird von Von Bach aber natĂĽrlich komplett ignoriert – schlieĂźlich sind wir fĂĽr ihn ja ein Mann.

Das alles ist besonders absurd, wenn man bedenkt, dass so viele der NPCs der Storyline Missionen (und auch in der TV Serie) weibliche badass Charaktere sind (jede auf ihre eigene Weise), angefangen bei Cass, über Ara bis hin zu Rosa und Eren. Und wie gesagt, ich finde es verblüffend, dass das angebliche Genie Von Bach es für schlau hält sich mit der bewaffneten und leicht aggressiven Dame anzulegen, die gerade mehrere hundert EMC Mutanten ohne mit der Wimper zu zucken abgeknallt hat. Naja. Egal. Nein, eigentlich nicht. Gott, das hat mich so aufgeregt!

Schwierigkeitsgrad und Interface

An dieser Stelle sollte ich vielleicht folgendes anmerken: Ich spielte Defiance bereits im Januar als Alpha-Tester und habe mich deshalb an einige Dinge gewöhnt, die ich am Anfang etwas befremdlich fand (zum Beispiel die Fahrzeugsteuerung). AuĂźerdem hat das dazu gefĂĽhrt, dass ich im Laufe der Zeit mit einigen Dingen zu kämpfen hatte, die das heutige Spiel im Vergleich extrem einfach erscheinen lassen, weshalb meine Einschätzung zum Schwierigkeitsgrad, den ich fĂĽr moderat (eher in Richtung einfach) halte, nicht allzu viel heiĂźen muss. Es gibt aber leider auch Ausnahmen, einige Missionen der Storyline fallen durch einen wesentlich höheren Schwierigkeitsgrad als andere auf, was sich mitunter sehr unausgewogen anfĂĽhlt. AuĂźerdem: Nim Shondu ist einer der fiesesten Endgegner, die mir bisher unter gekommen sind – ich habe Raid-Gegner besiegt, die einfacher waren – trotzdem habe ich es im ersten Anlauf hinbekommen. Allerdings, wie gesagt, ich bin quasi ein Veteran was das Spiel angeht, ich weiĂź nicht ob andere nicht wesentlich mehr Probleme hatten und womöglich hatte ich auch einfach nur GlĂĽck. Auch Joe Teach aka Jackleg Joe zum Beispiel erfordert als Gegner ein gewisses MaĂź an Taktik und Können, sonst wird es sehr schnell, sehr frustrierend. Die meisten Missionen sind allerdings ohne allzu groĂźe Probleme zu bewältigen, vor allen Dingen wenn man eher defensivere Perks ausgewählt hat.

Es gibt im Spiel sechs verschiedene gegnerische Fraktionen: EMC Mutanten, Raider, 99er (verrĂĽckte Cyborgs…), die Scrapper, Hellbugs und Dark Matter. Bis auf Hellbugs sind alles humanoide Gegner, die dementsprechend zurĂĽckschieĂźen, Granatan oder Molotov-Cocktails werfen und auch mal harte GeschĂĽtze auffahren. Hellbugs sind dabei nach meiner Ansicht die einfachsten Gegner, gefolgt von den EMC Mutanten. Am meisten Ă„rger machen Dark Matter, die unter anderem ĂĽber getarnte Sniper-Einheiten verfĂĽgen – aber auf die trifft man ja auch erst in San Francisco – und das ist vermutlich Ansichtssache und vom Spielstyle abhängig.

Kommen wir zum Interface und der UI. Auch das Interface ist eines der Dinge, an die ich mich mittlerweile gewöhnt habe. Das heiĂźt aber nicht, dass es mich nicht trotzdem ärgern wĂĽrde, das gerade dabei offensichtlich wird, dass es sich hier um eine Konsolenportierung handelt (nicht ganz so schrecklich wie in Kindomgs of Amalur aber nahe drahn); das bemerkt man beim Spielen selbst nicht, aber sobald man ein MenĂĽ aufruft springt es einen geradezu an. Die UI ist ziemlich umständlich – vor allen Dingen was Chat, Gruppenerstellen und ähnliches angeht – und dementsprechend im Vergleich zu anderen MMORPGs (vor allen Dingen im Vergleich zum Beispiel zu TRION World’s eigenem RIFT) definitiv substandart. NatĂĽrlich ist das Spiel auch fĂĽr Konsolen erschienen, aber da Crossplattform-Spielen sowieso nicht möglich ist, wäre es doch wĂĽnschenswert gewesen, wenn man es fĂĽr den PC besser angepasst hätte.
Besonders nervig: allways-on voice chat (es gibt push-to-talk bisher nicht, oder falls doch habe ich es nicht finden können) als Standarteinstellung in Gruppen, der noch dazu echt schlechte Qualität hat. GlĂĽck wer sein Mikrofon ohne Probleme Muten kann, Pech wenn man in einer Instanz Leute hat die das nicht begriffen haben und man die ganze Zeit irgendwelche seltsamen Hintergrundgräusche hören muss (einen Spieler zu muten geht auch, aber wie gesagt, das MenĂĽ ist einfach umständlich). Einen text basierten Chat gibt es faktisch nicht – jedenfalls keinen Chat, der diese Bezeichnung in einem MMO verdient hätte. Positiv fällt hier auf: es gibt keinen Trash-Talk im Area Chat (den man in vielen MMORPGs ja sowieso abschalten muss, weil man sonst den eigenen Hirnzellen beim Platzen zuhören kann von soviel Dummheit) weil es halt keinen Area Chat gibt. Es wurde versprochen, dass da Patches kommen und ich bin gespannt. Am meisten hat mich das Interface – und vor allen Dingen das Chat-Problem, an DCUO erinnert… und da war der Chat zumindest von Anfang an besser.
Dazu sei anzumerken: da man Gruppen eigentlich nicht zwingend braucht ist Chat irgendwie nur zweitranging. Bisher war keine der Instanzen so kompliziert, dass ich mit meinen drei Mitspielern (Ko-Op Instanzen sind immer für vier Spieler) hätte kommunizieren müssen und für das bisschen was man Leuten vielleicht mitteilen muss, reicht das was an Chat vorhanden ist allemal.

Arkfalls – so ein bisschen wie Armageddon

Schon in RIFT gab es dynamische Events als große Neuerung in MMORPGs. Defiance treibt das Ganze gleich noch ein wenig weiter. Fast überall in der Spielwelt kommt es permanent zu zufälligen Events. Manchmal gilt es E-Rep Soldaten zu befreien, Straßenblockaden der Raider oder 99er aufzulösen, EMC Mutanten davon abhalten unschuldige Pows (Hybridkreuzung aus Kuh und Schwein, die immun gegen eine Rinderseuche ist, die viele Rinder dahingerafft hat) zu jagen oder Hellbugnester auszulöschen. Das sind kleine Events und meistens eher unspektakulär. Und dann gibt es noch Arkfalls.

Der Himmel verdunkelt sich, Wind kommt auf und wie Meteoriten mit Rauchschweif schlagen die Teile in den Boden ein während die Minimap sich rot verfärbt. Besonders die großen Arkfall Events sind visuell beeindruckend. In jedem großen Arkfall Event gilt es zunächst die vielen kleinen Arkfälle zu absolvieren, bevor es einen richtig großen Einschlag mit einem massiven Endgegner gibt. Diese Massenevents vermitteln häufig den Eindruck von Armageddon. Wenn fünfzig Spieler sich gleichzeitig in Bewegung setzen, kann einem nicht nur bei einem schwächeren PC die Framerate in die Knie gehen, vor allen Dingen wenn alles aus vollen Rohren feuert, sondern man kann auch ganz schnell den Überblick verlieren, vor allen Dingen wenn die schweren Raketenwerfer aufgefahren werden und alles in bunten Farben explodiert. Beeindruckend und für Anfänger sicherlich ganz schön ehrfurchtgebietend.

Es gibt aktuell drei verschiedene große Hellbug Arkfall Events im Spiel, sowie einen großen Scrapper Arkfall. Manchmal muss man dabei in den kleinen Arkfalls den Ark-Krystall zerstören, manchmal muss man nur die Wellen von Gegnern überstehen. Es gibt aber auch kleine Arkfalls, die unabhängig von den großen auftreten. Gesehen habe ich bisher Arkfälle mit Mutanten, 99ern und Raidern.

Sound und Grafik

Der Gamesoundtrack (und auch der Soundtrack der Serie) stammt von Bear McCreary, der Soundtracks zu Serien wie Eureka, Terminator: Sarah Connor Chronicles, The Walking Dead und vermutlich am bekanntesten Battlestar Galactica, sowie dem zugehörigen Prequel Caprica gemacht hat. Was ich damit vor allen Dingen sagen will ist: der Soundtrack ist echt gut. Jede Region, und manchmal auch verschiedene Gegner haben ihre eigenen, wiederkehrenen Motive.

Zur Qualität der deutschen Synchro kann ich nichts sagen, da ich das Spiel auf englisch gespielt habe, aber bis auf einige Sätze – in denen die Sprecher seltsam gelangweilt klingen – ist die englische Sprachausgabe sehr, sehr gut. Mitunter nerven einige von EGOs Kommentaren zur Situation (sowas wie “Look out!”), die halt immer und immer wieder durch bestimmte Aktionen getriggert werden – aber das Problem hat man ja in vielen Spielen. Gelegentlich muss man auch ein bisschen Grinsen ĂĽber das was EGO sagt und vor allen Dingen wie sie es sagt, zum Beispiel gibt es eine Mission wo sie völlig enthusiastisch Ausruft: “Okay, lets apply some ultra violence here!” Und in der Instanz Explosions 101 ist sie auch völlig begeistert von der Idee ein paar Sachen in die Luft zu jagen; so ein bisschen blutrĂĽnstig scheint EGO dann doch zu sein.

Grafisch ist Defiance ziemlich beeindruckend, was die Gestaltung der Umgebung angeht (zur Grafikgüte an sich kann ich nicht viel sagen, da mein Computer nicht mehr stark genug ist um Spiele auf höchster Grafikstufe problemlos spielen zu können, aber ich war mit den Texturen ziemlich zufrieden), die halb vertraut aber eben auch ziemlich alien ist. Am Anfang denkt man sich noch: alle reden immer davon, dass sich die Erde durch das Terraforming nach dem Arkfall so sehr verändert hat, aber bis auf den Umstand, dass hier hauptsächlich Ruinen rumstehen und ein paar eigenartige Pflanzen hier und dort wachsen sieht alles doch ganz normal aus. Dann betritt man San Francisco. Wow. Einfach nur wow.

Fazit: Defiance ist ein gutes Spiel, aber ein schlechtes MMORPG

Obwohl Defiance theoretisch ein Third-Person Shooter MMORPG ist, sollte man sich darauf nicht versteifen. Derjenige, der das Spiel als Single Player mit potentiellem Multiplayer ansieht, wird daran sicherlich SpaĂź haben, trotz kleinerer Mängel und obwohl die Grafik fĂĽr MMORPGs am PC, im Vergleich zum Beispiel mit Guild Wars 2, vielleicht nicht ganz mithalten kann. Wer auf ein waschechtes MMORPG hofft, wird zumindest aktuell enttäuscht sein; es kann aber gut sein, dass sich das durch Patches schnell ändern wird. Das ZusammenfĂĽhren mit der TV Serie, deren Pilotepisode mir sehr gefallen hat, hat auĂźerdem absolut seinen Reiz und darf nicht vergessen werden – zu jeder Episode gibt es spezifische Events im Spiel, die jeweils bis zur Ausstrahlung der nächsten Episode anhalten. Und wer in Hintergrundgeschichte so richtig schwelgen möchte, der ist bei Defiance auch ganz klar richtig, besonders wenn er ebenfalls der auf sämtlichen Social Media Kanälen verbreiteten Kampagne folgt.

Defiance spielt sich meiner Meinung nach ausgeprochen gut am PC. Es ist schnell und dynamisch (was ich bei Spielen in denen ich schieĂźen muss definitiv bevorzuge), bietet gewisse Herausforderungen und es hat mir sehr viel SpaĂź gemacht und macht es immer noch. Die Storyline ist komplex genug, dass ich davon absolut eingesogen wurde und groĂźe Arkfall Events sind super um seine Zeit totzuschlagen und nach AusrĂĽstung und EGO-Punkten zu farmen – seit dem letzten Patch ist es möglich die Haupt-Missionen zu wiederholen, sobald man alle abgeschlossen hat.
Besonders erfrischend fand ich, dass es möglich ist wirklich mit so ziemlich jeder Waffe die man findet loszuziehen ohne an Effektivität im Kampf einzubĂĽĂźen. Ich kann spielen wie ich will, ohne Einschränkung. Wenn ich heute ein sich tarnender Sniper sein möchte und morgen lieber ein “in your face!” Nahkämpfer mit einer Schrotflinte, dann ist das ohne Probleme mit nur einem Mausklick machbar. Es gibt keine vordefinierten Klassen wie in anderen MMORPGs die mir vorgeben, wie ich meinen Charakter zu spielen habe. In Defiance kann ich rein unterstĂĽtzendend mit einem BMG unterwegs sein und schon beim nächsten groĂźen Arkfall den Highscore beim Schaden anfĂĽhren – es hängt nur von den ausgewählten Waffen, den Spezifikationen des Schildes (Auflade-Delay vs. Menge absorbierter Schaden) und den EGO-Fähigkeiten ab und all das kann man praktisch on-the-fly wechseln wenn es nötig sein sollte.

Zum Spielen von Defiance wird kein monatliches Abo benötigt; lediglich das Spiel muss gekauft werden – was sich lohnt, selbst wenn man nur wie im Single Player die Kampagne durchspielt und gelegentlich an Arkfall Events teilnimmt. Es gibt einen DLC-Season-Pass, der fĂĽnf bereits in Arbeit befindliche DLCs beeinhaltet, u.a. eine weitere spielbare Rasse (aktuell gibt es nur Menschen und Irathient), und da das Ende einen Cliffhanger hat… ist hier ohnehin noch viel Platz nach oben. AuĂźerdem gibt es einen ingame Cash Shop, bei dem Outfits und zum Beispiel mehr Inventarraum gekauft werden können.

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Kommentare
 
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  • 29. April 2013 at 18:38

    PvP habe ich mittlerweile auch etwas genauer ausgetestet. Naja… PvP ist generell ja nicht so meins, aber ich habe schon Schlimmeres erlebt; auch wenn im Grund die Mehrheit der Spieler einfach nur mit einer Schrotflinte unterwegs ist und Taktik irgendwie auf der Strecke bleibt – wobei das vermutlich bei pre-made Gruppen anders ist als wenn man einfach nur der Warteschlange beitritt und dann zufällig zugeordnet wird..
    Die 6vs6 oder 8vs8 Team Death Matches sind dafür aber auch schnell vorbei (und was anderes war bisher für mich nicht erhältlich an PvP Karten).
    Was durchaus eine Art Neuerung ist, sind Shadow Wars. Denn die finden in der ganz normalen Welt statt – sozusagen open world PvP – mit 64 vs 64 Spielern, als capture and hold Mechanik. Ist ganz interessant, besonders wenn man als nicht teilnehmender Spieler gerade im gleichen Gebiet unterwegs ist und sich ringsumher die Leute gegenseitig abknallen :D.


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