Lesezeit: 2 MinutenJetzt bin ich also dran. Geschichten aus… Moment… Oh Gott… grob 27 Jahren Gamer-Geschichte. Ja. So lange zocke ich schon. Eine beängstigende Zahl irgendwie. Aber eine verdammt tolle Zeit. Mit jeder Menge Geschichten, die es wert sind erzählt zu werden. Hoffe und denke ich. Heute geht es bei mir um die dünne Grenze zwischen Spiel und Realität und darum, wenn die Immersion ins Spiel so hoch ist, dass das Spiel in die Realität eindringt.
Lara stirbt. Jede Nacht!
Als männlicher Teenager mit einem Geek-Gen hatte man es nicht leicht. Meine erste große Pixel-Liebe – und damit meine ich nicht die Liebe zu einem Spiel – war natürlich Lara Croft. Mein Gott. Was war Tomb Raider für ein fantastisches Spiel. Action. Spannung. Mystische Orte. Rätsel. Gefahren wohin man auch blickte. Und viel, viel zu entdecken. Für damalige Verhältnisse ein wunderbares Abenteuer. Und on top gab es noch Lara. Meine taffe Lara. Brünett natürlich. Zarte Augenbrauen. Und eine Figur, die zwar jedem Orthopäden Tränen und jedem Schönheitschirurgen ein Lächeln ins Gesicht zauberte, aber eben auch Fantasien anregte. So ehrlich will ich heute mal sein.
Und was hat Lara nicht alles überstanden: Sprünge, Wölfe, ja sogar Dinosaurier. Mit Klettergeschick und Waffengewalt führte ich Lady Croft durch die Untiefen dieses Spiels. Stunden lang. Tage lang. Und dann passierte es.
Lara stürzte in ein Mörderloch. Ein Loch mit Speeren drin! Lara fiel nicht nur in eine Untiefe und brach sie dabei den Hals, nein, sie wurde auch noch aufgespießt! Durchbohrt! Wie eine Weintraube, die sich auf einem Partypieker zu einem Stückchen Käse gesellen soll. Meine Lara!
Und das tat sie nicht nur ein Mal. Auf diesen ersten dramatischen Mörderloch-Tod folgten viele Weitere. Und irgendwie wurde es immer schmerzhafter. Denn irgendwann wich der Gedanke “Was tun die uns Beiden da an?”, der Erkenntnis “Du bist es. Du tust ihr das an. Du bringst sie um. Du hast nicht die Speere aufgestellt, aber Dein Unvermögen tötet sie!”
Das war furchtbar. Und ich erinnere mich, dass ich an einem besonders schlimmen Abend den Computer frustriert ausmachte, nachdem Lara ein weiteres Mal den virtuellen Jordan überquert hatte. Ich legte mich hin und dachte darüber nach, dass ich am nächsten Tag nicht weiterspielen konnte. Ich musste mich erst sammeln. Irgendwann schlief ich endlich unruhig ein.
Und wie bei vielen Menschen, kam in der ersten Einschlafphase der obligatorische “Fall-Traum”, bei dem sich der Muskeltonus des Körpers in einer kurzen Zuckbewegung entlädt und auf Standby schaltet. Oft wacht man ja kurz von diesem Zucken auf, nur um dann direkt wieder einzuschlafen. Soweit, so normal. Aber ich fiel nicht wie sonst über eine Klippe und wachte kurz auf. Das wäre toll gewesen. Nein.
Nicht ich stürzte.
Es war Lara.
Und natürlich stürzte sie in ein Mörderloch und wurde von unzähligen Speeren durchbohrt, bevor sie blutend und vor Schmerz schreiend ihr Leben aushauchte. Ich saß senkrecht im Bett. Und ich traute mich lange nicht wieder einzuschlafen.
Mein “Fall-Traum” war sehr lange mit Lara besetzt.
Sogar heute kommt es dann und wann noch vor. Heute allerdings sehe ich nicht mehr das Gesicht der Ur-Lara, sondern der aktuellen Lady Croft. Das macht es aber nicht unbedingt besser. Denn die Speere und das Loch sind geblieben.
Vielen Dank Eidos!
Ich weiß ich weiß, früher war ja immer alles besser…
Aber wir dürfen uns nichts vormachen. Klar die Grafik ist um Welten besser. Aber seien wir ehrlich, nach X Jahren kann nix neues mehr kommen. Der aha Effekt fehlt einfach. Das das es keinen Spaß machen würde, aber das Besondere fehl halt.