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Kommentar: Was macht den Horror eigentlich aus?

von am 31. Oktober 2016
 

Lesezeit: 4 MinutenSurvival, Zombieshooter, Point and Click… Horror und das blanke Gruseln findet man mittlerweile in vielen Genres wieder. Dabei sitzt der Gruselfaktor immer an unterschiedlichen Stellen. Ich hab mir mal einige Gedanken dazu gemacht, was so die Angst in solchen Spielen ausmacht, wie es bei mir anfing und warum das gute Gruseln meiner Meinung nach heutzutage eher rar geworden ist.
Happy Halloween!

Among the Sleep

Gruselspiele bedienen sich eines großen Faktors im Menschen: Der Angst. Dabei zielen verschiedene Spiele auf verschiedene Ängste ab. Allerdings rede ich hier nicht von Phobien wie einer Angst vor Spinnen oder sonstigem, sondern vielmehr allgemeinen Ängsten: Wehrlosigkeit, Schreckhaftigkeit, Ungewissheit… Über die verschieden Spielelemente triggert man die einzelnen Zustände. Meistens haben alle Spiele aber eine große Gemeinsamkeit: Sie sind alle eher dunkel gehalten.
Einige Beispiele:

Amnesia: The Dark Descent

Wer sich an diesem Titel aus dem Indiehaus Frictional Games schon versucht hat, der weiß genau, wie sich absolute Beklommenheit anfühlt. Was Amnesia so interessant macht, ist die Tatsache, dass man zwar monsterartige Gegenspieler hat, diese aber nie bekämpft. In all’ der Dunkelheit, die euch in der Spielwelt umgibt, habt ihr keinerlei Verteidigung. So steht bei Kontakt vorallem die Flucht im Vordergrund. Ganz vereinzelt gibt es mal Jumpscares, also kurze Schockmomente, die den Puls rauftreiben. Aber jene sind nicht Hauptbestandteil des Spiels. Somit wird nicht auf eine Schockreaktion des Spieler gesetzt, sondern eine fortwährende Unbehaglichkeit erzeugt, die sich bis zum Ende des Spiels hinzieht.
Amnesia

Resident Evil

Capcom hat so viel richtig gemacht, was die Serie angeht. Bis man sich dazu entschied, Resdient Evil 5, den siebten Teil der Serie, am hellichten Tag in einem fiktiven Teil Afrikas spielen zu lassen. Aber was hat die Reihe bis dahin so erfolgreich gemacht? Resident Evil paart brachiale Waffengewalt gegen Zombies und Mutanten mit einer kleinen, aber feinen Story, die das Spiel nicht wie ein bloßes Abschlachten wirken lässt. Dabei entsteht die Angst in Resident Evil durch Zombies und andere Gegner, die plötzlich aus irgendwelchen Eingängen oder Kanalschächten auf euch stürzen. Hierfür bedient man sich jedoch nur in der Jumpscare-Schublade, was kein wirkliches Gruseln auslöst, sondern eben nur momentane Panik, die aber kurz darauf wieder abschwillt.

Resident Evil 4

Clocktower

Wie lange hab ich gewartet, um diesen Titel mal erwähnen zu dürfen. Clocktower für das SNES bringt Horror in seiner absolut rohesten Form zu euch nach Hause.
Der Klassiker aus dem Hause Human Entertainment steckt euch in die Haut von Jennifer, einem Waisenmädchen, das mit ihren Freunden adoptiert worden ist. Doch schnell spürt sie, dass etwas mit der Besitzerin der Villa, in der die Mädchen von nun an hausen sollen, nicht stimmt. Was Clocktower auch noch nach 20 Jahren so großartig macht?
Das Spiel kommt nahezu ohne Musik aus. Einzig wenn der Antagonist, den ihr nicht bekämpfen könnt, euch entgegentritt, läuft seine Jagdmusik. Ansonsten hört ihr die Wanduhren in den Zimmern, das Klacken von Jennifers Schuhen auf dem Dielenboden oder das Schreien ihrer Freundinnen. Durch die Stille weckt das Spiel eine gruselige Ebene zur Realtität. Da läuft ja auch keine Musik, wenn ihr alleine in einem dunklen Raum seid.
Clocktower für das Super Nintendo… Es sei euch wärmstens empfohlen.

Clocktower

Warum guter Horror heute selten ist

Grusel entsteht vorallem durch Identifikation mit dem Protagonisten und seiner Situation. Diese wird vorallem dadurch gefördert, dass sich der Spieler mittels Vorstellungskraft die einzelnen Szenarien ausmalt. Heutzutage ist es jedoch schwer, etwas für die Imagination übrig zu lassen. Durch die Bildgewalt der TV-Geräte, Konsolen und PCs, wird dem Spieler meistens schon alles ausmodelliert vorgesetzt. Das ist zwar für den Spaß nichts Schlimmes, aber es hindert den Spieler daran, die Gefahr als ungewisses, abstraktes Etwas zu behandeln. Dazu kommt, dass bei großen Herstellern die Originalität langsam flöten geht. Vereinzelt stechen aber einige Games dann doch hervor.

Until Dawn besitzt zwar eine absolut amerikanische Teeny-Horror-Geschichte, zieht den Spieler durch seine Mechanik aber immer wieder zurück ins Geschehen. Die Entwickler von heute sollten öfter auf derartige Erfrischungen setzen. Natürlich ist das Horrorszenarienbuch irgendwann wieder auf Seite Eins, aber dann muss eben an anderen Stellen gebastelt werden. Spiele wie Amnesia bestechen durch ihre Simplizität. Gerade im Horrorbereich ist weniger so oft mehr, denn reale Angst hat keine Musik, keine Sounds, keine Effekte, sie ist pur.
Fatal Frame mit der Kamera als Waffe gegen das Unsichtbare… ein simples Mittel, dass sich durch eine packende Story und gut gesetzte Erschreckmomente hervorragend erzählt.

Spiele wie Dead Space, Alien: Isolation, Doom und Co. sind keinesfalls schlechte Spiele. Ganz im Gegenteil, die Angst schwingt bei jeden Schritt mit. Aber ich vermisse solche Spiele, die dem Spieler von nichts anderem erzählen lassen und Nächte zu Tagen machen. Wo das, wovor man Angst hat, nicht greifbar ist.

Wie schaut es aus? Was sind eure Horror-Favoriten, was empfehlt ihr uns und euren Freunden mal zu spielen? Und gibt es ein Spiel, dass ihr auch nach Jahren nicht anpackt, weil sich euch die Nackenhaare aufstellen.

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