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Chuck My Life – Das gamescom-Tagebuch – Donnerstag

von am 30. August 2017
 

Lesezeit: 5 MinutenDer Donnerstag ist ein ganz besonderer Tag. Es ist der letzte Tag, an dem die Business Area geöffnet hat und an dem wir Interviews führen. Die Kräfte schwinden langsam und selbst Veteranen wie Chef Daniel gelangen an ihre Grenzen. Die Füße schmerzen, der Kreislauf beginnt Faxen zu machen, aufgrund des Schlafmangels und des damit verbundenen Koffeinkonsums. So viele Energydrinks können einfach nicht gesund sein. Aber dank Phi, die mir den wohl wertvollsten Tipp aller Zeiten gegeben hatte, war wenigstens die Zugfahrt angenehm. Einfach mit der S-Bahn fahren. Ja, man braucht knapp eine Stunde länger, aber dafür kann man sitzen und noch ein wenig vor sich hindösen. S-Bahn. Genial. Das war wohl mein eigentliches gamescom-Highlight. Danke, Phi.

Wie dem auch sei. Diesmal war die Ruhrpott-Connection als Team unterwegs. André, Miene und ich. Und tatsächlich begann der Tag sehr ruhig. Wir setzten uns an den SEGA Stand und während André Total War: Warhammer 2 anspielte, schlürften Miene und ich gemütlich einen Latte Macchiato nach dem anderen und unterhielten uns über allen möglichen Quatsch. Miene hatte sogar ihr Final Fantasy VII Kleid an, was passte, denn SEGA teilte sich einen Stand mit Square Enix. André kam zurück von seinem Interview und ich ging zu Sonic Forces, das sich zwar fantastisch spielt, aber ein wenig so aussieht, als wäre es der Feder eines 12-jährigen Fanfiction-Schreiberlings entsprungen. Trotzdem: Gutes Spiel! Freue mich drauf.

Nachdem ich mit einem weiteren Kaffee zurück zum Tisch kam, bemerkte ich jedoch, dass Miene aussah, als hätte sie eine göttliche Erscheinung gesehen. Aufgeregt erzählten mir die beiden, sie hätten Shinji Hashimoto gesehen. In meinem Kopf ratterte es. Hashimoto. Ein japanischer Name. Square Enix. Final Fantasy. Nach und nach setzten sich die Puzzlestücke in meinem Gedächtnis zusammen und dann begriff ich, dass Miene den Executive Producer unzähliger Final Fantasy Titel gesehen hatte. Sie hatte sogar den PR-Menschen von Square Enix gefragt, ob sie ein Foto mit ihrem „Idol“ machen durfte und dieser hatte ihr wohl gesagt, dass das kein Problem sei, sobald Herr Hashimoto zurückkommt. Die Panik in Mienes Augen war unverkennbar. Wir mussten zu weiteren Terminen, was wiederum bedeutete, dass Miene den Stand verlassen musste. Ergo: Kein Foto. André und ich beschlossen also, dass wir Miene zurücklassen mussten, ehe sie noch anfing zu weinen.

Also ging es nur für André und mich zu Daybreak Studios, wo wir uns das neueste Update zu H1Z1: King of the Kill ansahen. Aufgrund des Zeitdrucks kam ich leider nicht dazu, wirklich zu spielen, aber als Fan von “Battle Royal”-Games gefiel mir ganz gut, was ich sah. Nach dem relativ unspektakulären Interview verließen wir die kleine Booth von Daybreak Studios, denn schließlich wurde es Zeit, den wohl coolsten Stand der Messe zu besuchen.

CD Projekt RED kündigte eine Singleplayer-Kampagne zum Trading Card Game Gwent an und obwohl ich das Spiel nicht angespielt oder mir eine Prästentation angesehen hatte, sollte ich das Interview führen, da ich ja das Kartenspieler-Genie der Redaktion bin. Eigentlich spiele ich nur Hearthstone und selbst das mehr schlecht als recht, aber ich will mich gar nicht beschweren, denn vor Ort gab es selbstgebrautes Ale und einen gigantischen, massiven Gwent-Tisch mit eingebautem Spielfeld. Und schon wieder waren es – nach Robot Gentleman – die Polen, die auf der gamescom genau wussten, wie man mich glücklich macht. Während ich also mein Ale schlürfte und auf mein Interview wartete, zeigte André mir ein Foto von Miene. Offenbar wurde ihr Wunsch tatsächlich erhört und obwohl sie nicht die ganze Zeit am Square-Enix-Stand gewartet hatte, war sie doch noch an ihr Foto mit Mister Final Fantasy höchstpersönlich gekommen. Das Interview lief geschmeidig und so viel sei gesagt: Ich habe Gwent mal angespielt. So wirklich mein Kartenspiel ist es nicht, aber seit Hearthstone bin ich auch etwas festgefahren, was so etwas angeht. CD Projekt RED hat ein wunderschönes Spiel entwickelt, das insbesondere Witcher-Fans eine Freude bereiten dürfte. Und die Singleplayer-Kampagne klingt nach einer großartigen Erweiterung. Vielleicht gebe ich dem Game doch noch eine Chance.

Der vorerst letzte Stand, ehe uns eine mehrstündige Pause erwartete, war Ubisoft. Wir alle konnten es kaum erwarten, das neue Assassin’s Creed zu sehen, oder vielleicht das neue South Park Game anzuzocken. Leider hatten wir jedoch nur Termine für The Crew 2 und die BlueByte Neuankündigung. Also Anno. Natürlich ein neues Anno. Was sollte BlueByte sonst groß ankündigen? Da wir alle natürlich riesige Fans von Rennspielen sind, haben wir fairnesshalber der Größe nach entschieden, wer sich The Crew 2 ansehen darf. Miene erhielt damit den Vorrang. Ihre Freude war unverkennbar. Und während Miene vermutlich eine Leitplanke nach der anderen kaputtbretterte, setzten André und ich uns hin und schlürften, ihr könnt es euch denken, Kaffee. Wenige Minuten später kam der PR-Mensch für das Interview raus und auf seinem Gesicht sah man deutlich, dass er Mienes Fahrkünste bewunderte und insgeheim betete, sie niemals hinter einem Lenkrad zu sehen. Vermutlich wäre das weder bei André, noch bei mir anders gelaufen. André baute die Kamera auf, Miene führte das Interview und ich stand hinter der Kamera, damit es wenigstens so aussah, als würde ich irgendetwas tun. Das Stativ machte meine Arbeit für mich.

Danach ging es für mich zu BlueByte und mit großem Tamtam revealte der PR-Mensch die enorme Überraschung: Anno 1800! Wer hätte das gedacht! Das einzige, was ich weniger kann als Rennspiele sind Aufbauspiele. Dementsprechend befand sich mein Hype-Level irgendwo zwischen Wurzelbehandlung und Schwiegereltern kennenlernen. Aber tatsächlich war die Präsentation die beste, die ich auf der gesamten Messe gesehen hatte. Das Spiel sah toll aus und der PR-Mensch von BlueByte war mit so viel Leidenschaft bei der Sache, dass ich mir vermutlich nächstes Jahr Anno 1800 kaufen werde. Man kann im Spiel Streiks mit Polizeigewalt niederschlagen! Vermutlich blutet das Gewerkschaftlerherz meiner Mitbewohnerin, aber ich will Blut und Chaos in meiner Stadt sehen!

Und damit hatten wir es fast schon geschafft. Wir hielten unseren Talk ab, den ihr hier bewundern könnt und dann blieb nur noch ein Hands-On zu Sonys neuem Line-Up. Monster Hunter World und Marvel vs. Capcom Infinite. Lu spielte Monster Hunter und André und ich gaben uns gegenseitig auf die Fresse. Der Hulk und Nemesis gegen Ghost Rider und Dr. Strange. André stampfte mich in Grund und Boden. Lu stampfte derweil stattdessen Monster Hunter in Bestzeit in Grund und Boden. Zu Marvel vs. Capcom kann ich sonst nicht viel sagen. Ich bin nicht gut in Fighting-Games und kann nur sagen, dass mir die Charakterauswahl nicht so gut gefällt, was aber auch daran liegt, dass einige Figuren eher Nischen-Charaktere sind. Dormammu? Warum kann man als Dormammu aus Dr. Strange spielen, aber nicht als Black Widow? Oder Mr. Fantastic? Oder Wolverine! Nun, das war natürlich auch nur eine Demo und sicherlich kommen da noch mehr Charaktere dazu, aber auch wenn ich natürlich Spaß hatte, mich mit André zu prügeln, bleibe ich skeptisch.

Und damit endete unsere gamescom. Ja, wir gingen am Freitag noch einmal hin, aber da habe ich verschlafen und dementsprechend nicht viel mitgekriegt, weshalb sich ein ganzer Tagebuchartikel nicht lohnt. Wir haben ein paar Sachen gesehen, aber am Freitag beschränkten meine Highlights sich auf die Biere und Chimichangas, die es danach gab. Das Bier war kalt. Die Chimichangas waren lecker. Mehr gibt es nicht zu sagen und meinetwegen kann jede gamescom so enden.

Danach musste ich nur noch mit dem Zug um 02 Uhr nachts nach Hause. Der Zug war leer. Ich war betrunken. Und ich war glücklich.

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