Lesezeit: 5 MinutenStartschuss für unsere neue Artikelreihe “1-2-3-4”. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr gleich. Jetzt erstmal soll es um das Thema an sich gehen. Wie Filme haben Videospiele als audio-visuelles Unterhaltungsmedium natürlich auch Soundtracks. Und nicht selten so ikonisch, dass beinahe jeder Mensch den einen oder anderen Titelsong kennt, selbst wenn die Person gar keine Videospiele spielt. Dass Soundtracks nicht einfach ein “Hintergrund-Gedudel” ist – oder eher: sein sollte – ist den Unbanausigen längst klar. Aber wir hatten da trotzdem ein wenig Gesprächsbedarf und haben uns mal ein paar Meinungen eingeholt.
Meine Gäste zu diesem Thema sind:
Phillip Ogunfojuri, Games Culture Influencer – playr.one
Aurelia Hirsch, Indie-Developer – reliAttic Games
Paul Kautz, Langjähriger Branchen-Insider und “Oberster Meister” von Game Not Over – gamenotover.de
Sebbelsby beantwortet dieses Mal die Fragen als IKYG-Team-Mitglied.
Los geht’s!!!
Gehört Videospielmusik auf deine Spotify-Liste oder nur in das Videospiel selbst?
Phil Ogunfojuri: Was macht ein gutes Spiel aus? Gutes Gameplay, tolle Grafik, eine präzise Steuerung? Alles no-Brainer. Ein Aspekt der zumindest für mich, ein make-it or break-it darstellt und oft stiefmütterlich behandelt wird, ist die musikalische Untermalung des Spiels. Videospiel-Musik, nimmt für mich einen wahnsinnig hohen Stellenwert ein! Nicht, weil ich Musiker bin oder ansatzweise eine Begabung in diese Richtung aufweise. Mit Musik erzählt man Geschichten, löst Emotionen aus und kreiert Erinnerungen. Videospiele erzählen Geschichten, lösen Emotionen aus und kreieren neue Erinnerungen. Beides vereint, machen Videospiele zu einem unschlagbaren Medium.
Aurelia Hirsch: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Spotify ist immer so eine Sache, was die “Originalität” von Soundtracks angeht. Vieles gibt es dort nicht, wenn es nicht von den Musikern und Produzenten selbst hochgeladen wurde. Aber auf YouTube höre ich eine ganze Menge Videospiel-Soundtracks während der Arbeit. Also: Definitiv gehört Videospielmusik nicht nur ins Game. Der Skyrim-Soundtrack läuft auch noch im Auto btw 😀
Paul Kautz: Nun, im Spiel an sich ist sie natürlich grundsätzlich erstmal am besten aufgehoben, da sie dort nicht nur den wichtigen kontextuellen Rahmen liefert, sondern in aller Regel auch ursprünglich erfahren wird und sich ins Gedächtnis einbrennt. Davon abgesehen bin ich aber ein Riesenfan von Spielesoundtracks – mehr als die Hälfte meiner CDs und der Alben in meiner iTunes-Mediathek sind Spielesoundtracks, die ich vor allem während der Arbeit mehr oder weniger kontinuierlich höre. Ein guter Soundtrack ist für mich einer der wichtigsten Teile eines Spiels, den ich auch außerhalb dessen sehr gerne und wieder und wieder und immer wieder genieße.
Sebbelsby: Im Game selbst sind Soundtracks natürlich genau an der richtigen Stelle. Manchmal reicht es einem aber nicht, seinen Lieblings-OST nur im Hintergrund einer Cutscene zu hören. Möchte ich die volle Lautstärke haben oder den Song in Schleife hören, müssen dann Spotify oder YouTube aushelfen. Habe ich Lust auf andere Versionen meines Lieblings-OST wie zum Beispiel “Tetris – Die Orchestra-Version” findet man diese auch eher auf YouTube. Daher ist die Frage leicht zu beantworten. Videospiel-Soundtracks gehören definitiv auch auf meine Spotify- und YouTube-Playlists.
Lieber Retro-8-bit oder epische Orchestren?
Phil Ogunfojuri: Wie kann Musik, gepaart mit Gameplay Emotionen auslösen? Der optimistische und treibende Song der “Green Hill Zone” von Sonic The Hedgehog. Das fröhliche, voller Tatendrang triefende Arrangement in Super Mario 64, sobald man Prinzessin Peaches Schloss betritt oder gegen einen Pinguin eine versteckte Rodelbahn herunter heizt. Die “Jetzt gibt es eine auf die Fresse”-Energie, die jeder Song in Tekken 3 ausstrahlt. Aber nicht nur originale Soundtracks können diese Emotionen triggern. Lizenz-Soundtracks können die gleichen Emotionen auslösen. Song 2 von Blur in FIFA 98, Get Low von Lil Jon & The Eastside Boyz in Need for Speed: Underground und nur zwei zu nennen.
Aurelia Hirsch: Ganz klar beides! Ich liebe den Sound von 8-Bit-Chiptune-Musik. Vor allem bei NES-Games hat man mich doch recht schnell überzeugt. Der Mega Man-Soundtrack bleibt einfach im Ohr. Allerdings liebe ich auch moderne orchestralische Soundtracks, vor allem düstere und stimmungsvolle Klänge, wie sie bei Dark Souls zu finden sind. Und aufgrund meiner starken Liebe zu den The Elder Scrolls Games muss ich hier auch noch die Soundtracks von Morrowind, Oblivion und Skyrim nennen. Die sind einfach atemberaubend schön.
Paul Kautz: Ich bin ganz klar ein großer Fan der Pieps- und Bloips-Sounds – zwar tendenziell eher 16-bit als 8-bit, aber gerade auf dem C64 gab es sensationelle Kompositionen, die ich mir noch bis heute ohne jegliche Reue zu Gemüte führe. Orchestrale Musik kann natürlich sehr gut sein, ich bin in dieser Hinsicht zum Beispiel ein großer Fan der Arbeiten von Thomas Böcker (“Symphonic Shades”, “Symphonic Fantasies” et al.) oder den “Final Fantasy Piano Collections” – aber auf jedes gute orchestrale Spielemusikalbum kommen 20 belanglose bis schlechte. Die Spiele haben sich also auch in dieser Hinsicht den Filmen sehr angenähert.
Sebbelsby: Da bin ich offen für alles. Am Ende des Tages muss mir der Song nur im Ohr hängen bleiben. Hat der Soundtrack das geschafft, landet er früher oder später auf meiner Playlist. Sei es ein episches Orchestra wie bei Sogno di Volare aus dem Civilization VI-Ost oder Retro-Klassiker wie The Moon aus Ducktales und die Snakeman-Theme aus Megaman 3. Geht es um etwas Gaming-OST mit Vocals kann ich den Yakuza 0 oder Persona 5 Soundtrack nur wärmstens empfehlen.
Was ist dein Lieblings-Videospiel-Soundtrack?
Phil Ogunfojuri: Es vergeht kein Tag, an dem ich keinen Song aus einem beliebten Soundtrack summe oder ich bei der Arbeit meine Fokus-Videogame-Playlist anschmeiße, um in eine Welt zu entfliehen, die mir so am Herzen liegt. Songs die mir Freude bereiten, mir die Nackenhaare aufstellen, mich aggressiv oder traurig machen. Videospiel-Soundtracks sind für mich nicht nur irgendwelche Songs. Es sind Musikstücke die mich seit Kindertagen begleiten und mir auch im Erwachsenenleben noch immer halt geben oder mein Kopfkino durchgehend befeuern! Aber “den einen Lieblings-Videospiel-Soundtrack” benennen… Puh!
Aurelia Hirsch: Uff, da gibt es einfach zu viele schöne Soundtracks. Ich nerve vermutlich damit, aber die Night-Themes von Skyrim stehen schon ziemlich weit oben auf meiner Liste. Ansonsten erwische ich mich oft dabei, dass ich eigentlich immer einen Ohrwurm vom Breath of the Wild Soundtrack habe. Zelda ist also definitiv auch etwas, was ziemlich oft meine Playlist flutet.
Paul Kautz: Da muss ich noch nicht mal lange nachdenken: “Little Big Adventure” von Philippe Vachey aus dem Jahr 1994. Der gesamte Soundtrack besteht aus gerade mal neun Stücken, die aber sensationell abwechslungs- und ideenreich komponiert wurden und schlicht perfekt zum Spiel passen. Ich habe das seinerzeit kurz nach seinem Erscheinen zuerst durch- und im Laufe der darauffolgenden Jahre wieder und wieder gespielt, und es weigert sich beharrlich, auch nur ein bisschen was von seiner Magie zu verlieren. Eines meiner absoluten Lieblingsspiele aller Zeiten – und sein Soundtrack ist das mit Abstand meistgespielte Album in meiner iTunes-Mediathek. Ich höre ihn auch jetzt gerade wieder. 🙂
Sebbelsby: Schwere Frage. Ich bin ein großer Fan japanischer Soundtracks von Nintendo, Capcom und Square. Spiele wie Final Fantasy 7, Chrono Trigger und Secret of Mana besitzen wunderschöne Musikstücke. Ganz weit oben stehen bei mir jedoch Nintendo-OSTs. Super Mario, Donkey Kong, Zelda und Co fahren das ganze Arsenal an Musik auf. Trotzdem sind es meistens eher einzelne Musikstücke, die mir gefallen. Also schummle ich einfach ein wenig und sage: Mein Lieblings-OST ist der von Super Smash Bros. Ultimate. Mit über 1000 Musikstücken ist da von allem was dabei.
In 14 Tagen haben wir dann ein anderes Thema und andere Gäste für Euch zusammengetrommelt.
Lasst uns in den Kommentaren gerne wissen, was ihr von der Reihe haltet.
Oder ihr verratet uns, wie ihr die Fragen beantwortet hättet.
Wir freuen uns über jedes Feedback!
Schöne neue Kategorie. Ich hoffe, ich werde öfter etwas davon lesen.
Ich schreibe mal etwas allgemeiner dazu und versuche die Fragen darin zu beantworten. Ich gehöre, Asche auf mein Haupt, zu denjenigen, die öfters mal den Ton bei einem Spiel aushaben oder etwas anderes laufen haben. Zumindest imVerlauf des Spiels, wenn es nur um Nebenquests geht oder ich einfach nur so in der Welt bin.
Deswegen habe ich zu manchen Soundtracks auch nicht so die Verbindung. Ich finde viele Soundtracks gut, aber, mMn, haben viele heutige Spielesoundtracks das Problem, dass sie mehr ein Klangteppich sind, als hervorstechende einzelne Tracks. Das ist dann während des Spiels passend, aber nicht mehr so ganz, wenn man ihn abseits davon hört. Für mich muss die Musik den Effekt haben, dass ich in Gedanken wieder im Spiel bin. Bei einem bestimmten Moment, den ich dort erlebt habe.
Soundtracks die das bei mir schaffen, sind zum Beispiel der ME-Soundtrack. Der Galaxy-Map-Track oder Leaving Earth aus ME 3. Ein anderer Soundtrack wäre der aus GRIS. Was ich außerdem gerne höre, sind alternative Versionen von Musikstücken. Zum Beispiel Piano-Versionen.