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1-2-3-4 – Survival-Games

von am 22. Oktober 2022
 

Lesezeit: 7 MinutenDa sind wir wieder mit einem neuen Thema in unserer Artikelreihe “1-2-3-4”. Packt das Zelt an, kümmert euch um Nahrung und schnappt euch eure Axt und Spitzhacke. Denn heute geht es um das Nackte überleben. Nicht wörtlich gemeint. Obwohl Survival-Games, wie wir sie heute kennen, noch nicht so alt sind wie Ego-Shooter oder Strategie-Spiele, treffen wir doch auf eine schier endlos wirkende Anzahl an Titeln im Survival-Genre. Den richtigen Durchbruch schafften Survival-Games erst Anfang des 21. Jahrhunderts. Seitdem gibt es die Überlebenssimulationen in allen Formen und Farben. Im eher bequemen Minecraft bauen wir uns fröhlich durch eine riesige Block-Welt, in Subnautica entdecken wir den Ozean und in Don’t Starve kämpfen wir gegen Hunger und merkwürdige Kreaturen, wobei jeder Tod mit einem Neustart verbunden ist. Ich muss zugeben, dass ich in diesen Spielen nicht der Beste bin. Wie schlagt Ihr euch in Survival-Games? Und wenn ich schon mal dabei bin. Wie schlagen sich meine Gäste im Kampf ums Überleben?

Was ist 1-2-3-4? Ganz einfach: 1 Redaktionsmitglied wirft im 2-Wochen-Rythmus 3 Fragen zu einem Thema auf und 4 Menschen beantworten diese Fragen dann. Eben “1-2-3-4”. Drei dieser Menschen sind Gaming-Experten mit unterschiedlichsten Professionen: Redaktionsmitglieder anderer Media-Outlets, Influencer, Podcaster, Entwicklerinnen und Entwickler und andere Brancheninterne, sowie Ehemalige. Die Mischung macht’s!

Meine Gäste zu diesem Thema sind:

Nico Grupp, Co-Founder & Project Manager Solar Powered Gamessolarpoweredgames.com
Markus Jakob, Streamer, Gründer & Podcaster bei Backloggerz – backloggerz.de

Maria Manneck, Digital Artist bei Heavy Media GmbH | Dozentin über Videospiele an der Otto von Guericke Universität Magdeburg | auf Twitter @Admiralschnitzl

Mykel Jay beantwortet dieses Mal die Fragen als IKYG-Team-Mitglied.

Los geht’s!!!

Was macht für Dich den besonderen Reiz von Survival-Games aus? Bist Du ein wenig Maso (was Videospiele angeht)?

Nico Grupp: Dazu muss man erstmal definieren, was ein Survival-Game ausmacht. Für mich bedeutet es: Ständige Knappheit an Ressourcen bei immer neuem Bedarf, eine feindliche Umwelt, oft mit komplexem Heal bei Verwundungen, Crafting, bei dem oftmals Waffen und Werkzeuge Abnutzung unterliegen, Fokus auf langfristige Strategie, weniger auf Skill (im Sinne von präzisem Aim). Das Kernelement ist die Ressourcenknappheit: Selbst wenn man gar nichts tut, Hunger und Durst nagen bald am Charakter und man muss sich auf Nahrungssuche begeben. Passivität ist keine Option. Und daraus entsteht eigentlich der gesamte Game Loop:

Um Nahrung zu sammeln und mich vor den Elementen zu schützen, brauche ich Werkzeuge und Waffen. Dafür brauche ich Baumaterial. Das allein genügt schon. Und dieses instinktive Verständnis des Überlebens lässt jeden Spieler sofort kapieren, was er zu tun hat. Noch nicht unbedingt das “Wie”. Das herauszufinden, ist die eigentliche Herausforderung. Ich zähle mich schon noch zu einer “Alten Garde” von Spielern, die Erfolge noch hart erkämpft hat und entsprechend stolz darauf war. Ist ein Sieg zu leicht, so ist er nichts wert. Aber: im Gegensatz zu früher, bin ich kein Fan mehr von Controller-Akrobatik und präzisem Timing für selbstmörderische Sprünge über Abgründe. Kluge, strategische Entscheidungen treffen und den Widrigkeiten einer feindlichen Umwelt durch Köpfchen und kluge Planung zu widerstehen – das gibt mir was. Und ja, eine gewisse Leidensfähigkeit gehört wohl mit dazu.

Markus Jakob: Die Frage, ob ich ein wenig maso bin, stellt sich wohl angesichts meiner absoluten Souls-Manie nicht, haha. Ich weiß gar nicht, ob Survival Games wirklich einen besonderen Reiz auf mich ausüben, ehrlich gesagt. Eigentlich kommt es bei mir in fast allen Fällen immer auf das Spiel an sich an. Wie gut das Gameplay und das -design ist, wie dicht die Atmosphäre ist, etc. Wenn es um Survival Games geht, bin ich aber definitiv im Horror-Bereich. Survival-Sandbox bspw. ist per se erstmal nichts für mich. Ich finde einfach, dass Survival und Horror sehr gut Hand in Hand gehen und sich thematisch einfach perfekt ergänzen. Die drohende, meist übermenschliche und dadurch noch viel größere Gefahr im Nacken und dann um das Überleben zu kämpfen und mit knappen Ressourcen haushalten zu müssen, ist einfach ein geniales, sich gegenseitig befruchtendes Konzept, das den Test der Zeit bestanden hat.

Maria Manneck: Survival-Games haben für mich tatsächlich nur zusammen mit Freunden einen Reiz. Alleine würde ich eher Games spielen, bei denen die Story im Vordergrund steht. Mit Freunden ist es aber sehr spannend zusammen zu überleben. Hier spielen wir gerne Green Hell, GTFO oder The Forest.

Mykel Jay: Maso wäre jetzt doch ein wenig übertrieben. Aber natürlich sollte man eine gewisse Leidensfähigkeit haben. Oder eher Zähigkeit. Maso sind für mich dann doch eher Leute, denen ein Jump’n’Run gar nicht schwer genug sein kann. Der besondere Reiz bei Survival-Games kommt für mich von der Ressourcen-Knappheit. Es ist die Reduktion auf das Notwendige. Schaffung und Steigerung von Effektivität und Effizienz. Beschaffung und Erstellung von neuen Ressourcen, die dann wiederum neue Gegenstände mit einem höheren Nutzen zur Folge haben. Und das Ganze gerne gepaart mit einer bis ins Mark feindlichen Umwelt. Die Hintergrund-Geschichte bereitet den Nährboden der Atmosphäre und die verdichtet sich durch das “werde bloß nicht krank”, “werde bloß nicht hungrig”, “sieh zu, dass Du immer mindestens eine Axt hast!” zu einem dicken Brei. Wie lange Du das aushältst entscheidet, ob Du dich danach gut fühlst, weil Du etwas bisher Unerreichtest geschafft hast. Super!

Kannst Du Dich noch an Dein erstes Survival-Game erinnern?

Nico Grupp: Tatsächlich: Nein. In meinen Anfangstagen hab ich eher Games wie Sonic the Hedgehog, Megaman, Final Fantasy und Super Mario gespielt. Das erste Game, an das ich mich aktiv erinnere, dass ein paar Survial-Elemente beinhaltete, war Metal Gear Solid 3: Snake Eater. Aber das war eher aufgesetzt. Burntime ist wahrscheinlich mein ältestes Survival-Game, aber ich habe es erst Jahre nach seinem Release gespielt.

Markus Jakob: Klar! Das war, wie bei sicherlich vielen, Resident Evil auf der Playstation um 1996/1997 herum. Neben all’ den Schulfhof-Mythen, die sich damals um das Spiel rankten, war es, als wir es endlich (dank Einwilligung eines Elternteils eines guten Freundes) in den Händen hielten, etwas, was wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht mal zu träumen wagten. Einfach alles daran war neu, anders und natürlich bedrohlich ohne Gleichen. Ich fühle mich bis heute noch unwohl, wenn ich zu den Wärterhäusern komme und deren Notizen lese. Aber abgesehen vom Horror-Faktor, war das natürlich auch wirklich etwas, was uns die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat: wenig Munition, wenig Heil-Items, die Möglichkeit (und damit innere Zerrissenheit), diese zu kombinieren und vor allem, die eingeschränkte Möglichkeit zu speichern, hat das Ganze zu einer wirklich nachhaltigen und beeindruckenden Erfahrung gemacht.

Maria Manneck: An mein allererstes Survival-Game kann ich mich tatsächlich nicht mehr erinnern. Ich glaube aber es war Silent Hill. Damals war das noch Couch-Coop, wobei mein Freund mehr gespielt hat als ich. Ich fand es immer spannend zuzusehen, aber weniger selbst du spielen.

Mykel Jay: Mein erstes Survival-Game… Puh. Das hängt ein wenig von der Definition ab. Wenn ich an ein Survival-Game im eigentlichen Sinne denke, dann muss ich State of Decay nennen. Wie 28 Days Later aber eben als Spiel. Um uns herum die Zombiekalypse. Scheiss egal was passiert ist, aber hier und jetzt musst Du überleben. Raffe zusammen, was Du kannst, denn wenn Dir die wichtigsten Ressourcen ausgehen, ist es ganz schnell egal, wie viele Infektionsherde oder Screamer da draussen herumlaufen. Du brauchst Waffen. Und Munition. Und Autos. Und Nahrung. Und wenn alles verbraucht ist, zieht die Gruppe Überlebender weiter und startet in einem neuen Gebiet mit Basebuilding und der Sicherung der Gegend. Und nebenbei gibt es noch andere Gruppen – irgendwo in der Nähe – die ebenfalls ums Überleben kämpfen. Mit. Allen. Mitteln! MEGA!

Gibt es Features oder Trends bei Survival-Games der letzten Zeit, die Du überhaupt nicht mochtest?

Nico Grupp: Ich bin da bei zwei Punkten hin- und hergerissen. Zum einen In-App-Purchases. Sowieso bei vielen Spielern verhasst und verpönt. Ich bezahle lieber für ein Vollzeit-Produkt und hab dann meine Ruhe, als dass mir ständig Angebote unter die Nase gehalten werden, mit Kisten voller Ausrüstung, die ich mir sonst langwierig erspielen müsste. Aber: Ich habe auch schon festgestellt, dass ich Freude daran habe, wenn ich mir eine Deluxe-Version kaufe, wo man zum Beispiel von Anfang an einen speziellen Ausrüstungsgegenstand hat. Macht es irgendwie ja auch meistens leichter, aber fühlt sich nicht wie Cheating an.

Der zweite “neue” Trend, bei dem ich unentschlossen bin, ist eigentlich ein uralter: Permadeath. (Bedeutet: Wenn man stirbt, ist alles Erreichte weg und man muss komplett von vorne beginnen. Kein Save Point, kein Reload…). Obwohl ich ja, wie gesagt, einen hohen Schwierigkeitsgrad schätze, und mich gern auch mal durchbeiße: ich finde es inzwischen doch sehr demotivierend, bei einem einzigen Fehler alles zu verlieren. Bei Don’t Starve nimmt mir das regelmäßig die Lust am Game, wenn ich nach Stunden des fleißigen Bauens und Tüftelns plötzlich einen Leichtsinnsfehler mache, oder auf einen Gegner oder eine Gefahr stoße, die ich bis dahin noch nicht kannte… und dann ist alles dahin. Die Arbeit von vielen Stunden. Das macht das Spiel nicht schlechter – im Gegenteil, mein Untergang geht mir dann sogar näher, und ich grüble lang darüber nach und ersinne Strategien, wie ich das beim nächsten Mal vermeiden kann. Aber ich merke dann auch, dass ich dann für längere Zeit erstmal nicht mehr den Nerv für einen neuen Versuch habe – das Spiel bleibt dann für ein paar Wochen unangetastet. Früher war das noch anders – voller Feuer und Tatendrang hat man sich dann sofort wieder drauf gestürzt: Jetzt erst recht! Da bin ich über die Jahre weniger verbissen geworden – man könnte auch sagen: verweichlicht 😀

Markus Jakob: Generell bin ich kein Freund von Crafting. Das ist, ähnlich wie Open-World, eine Zeitgeist-Sache, die dann überall und immer eingewoben werden muss, egal, ob es am Ende gut umgesetzt wurde, oder nicht, Hauptsache man hat das, weil das eben gerade “in” ist. Crafting kann ein Spiel unnötig verkomplizieren und tut es meiner Meinung nach auch in vielen Fällen. Es gibt nur wenige Spiele, die das gut und simpel umgesetzt haben, wie bspw. The Last of Us.

Maria Manneck: Hmmm das ist eine gute Frage. Ich spiele ja nicht alles, was auf den Markt kommt und bin sehr selektiv. Ich muss sagen, ich habe über die Jahre viel Verschiedenes an Survival gespielt und fand es überwiegend gut. Nicht gut fand ich hingegen, dass beispielsweise nach Phasmophobia so viele ähnliche Spiele auf den Markt kamen, die aber mega schlecht und wenig gepolished waren.

Mykel Jay: Survival-Games in einem Open-World-Setting. Damit habe ich kein Problem, wenn die Welt noch erlebbar bleibt. Sie darf nicht zu groß werden. Oder zu viele Ebenen haben. Das ist ein Problem, dass ich aber nicht nur bei Survival-Games habe. Groß ist toll, aber es muss doch kein ganzes Bundesland sein. Man hat in Survival-Games ja mit der Ressourcen-Beschaffung, dem Base-Building und dem Crafting auch noch andere Sachen zu tun, als stundenlang von einem Punkt zum anderen zu reisen. Ach ja: Crafting. Crafting ist ‘ne tolle Sache. Aber bitte nicht: Erz abbauen, Ton gewinnen, eine Tonform bauen, Holz schlagen, Holzkohle produzieren, Erz schmelzen… und das alles um eine Schraube herzustellen. Das macht mich wahnsinnig. Gelungenes Crafting finde ich toll. Wie bei Green Hell oder Highrisers, gell Nico? 😉

In 14 Tagen haben wir dann ein anderes Thema und andere Gäste für Euch zusammengetrommelt.
Lasst uns in den Kommentaren gerne wissen, wie ihr die Fragen beantwortet hättet.
Wir freuen uns über jedes Feedback!

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