Lesezeit: 4 MinutenErst brodelte die Gerüchteküche. Dann wurde es still. Dann kam die Ankündigung. Und danach ging das muntere Nintendo-Gebashe los, das seit dem Ende der Wii unter Hipstern so populär ist. Dabei wissen wir streng genommen eigentlich kaum etwas über die neue Nintendo-Daddelkiste, die “Big N” offiziell als “Heimkonsole” bezeichnet. Wir fassen für euch die tatsächlichen Fakten zusammen.
Allerdings kommen wir nicht umhin, auch einige Vermutungen anzustellen. Denn leider ist die Faktenlage ist derzeit sehr dünn.
Die Hardware
Bekannt ist bisher eigentlich nur, dass die Nintendo Switch aus einer Basis-Station, dem Switch-Tablett und andockbaren Controllern, den sogenannten Joy-Cons, besteht. Die Station dient dem Tablet als Ladestation und verbindet den daran angeschlossenen Fernseher mit der eigentlichen Konsole, dem Tablet. Die Vermutung, dass die Basis über einen eigenen Lüfter verfügt, die die im Tablet verbaute CPU und GPU kühlt, während Nintendo Switch unter Volllast läuft. Das legt die Vermutung nahe, dass die Konsole im “mobilen Modus” nicht die ganze Rechenleistung des Tablets abruft. Bestätigt ist dies freilich nicht.
Die Kollegen von dualshockers.com haben das Ankündigungs-Video genauestens analysiert und mit Hilfe von darin auftauchenden amiibo-Figuren die Größe der Konsole berechnet. Klingt abenteuerlich, ist aber eine ziemlich clevere Idee. Wir haben aus den errechneten Größen mal zwei Größenvergleiche mit dem New 3DS XL und dem Tablet-Controller der Wii U erstellt:
Die Daten in der Übersicht:
New 3DS XL : 16 x 18,7 cm
Wii U-Tablet: 25,9 x 13,5 cm
Switch: 23,09 x 10,23 cm
Dieser Berechnung zufolge kommt der reine Bildschirm auf eine Diagonale von 6,113 Zoll, bei einem Seitenverhältnis von grob 13,3 x 7,35 cm. Jetzt könnte man natürlich sagen: Warum ist das Ding kleiner, als das Wii U-Tablet? Ganz einfach: Die Switch muss trotz allem Heimkonsolen-Anspruch ja auch ein mobiles Gerät. Ich persönlich würde jetzt nicht so weit gehen und sagen, dass es “auch ein Handheld ist”, da mir die neue Strategie von Nintendo noch nicht ganz klar ist.
Leider war aus dem Trailer heraus nicht ersichtlich, ob der Bildschirm der Switch ein Touchscreen ist. Nintendo hüllt sich diesbezüglich in Schweigen.
Die Controller
Nach den Wii-Remotes von Wii und Wii U wird es bei der Switch geradezu winzig. Die Wii-Remotes haben eine Länge von 14,7 cm. Die seitlich angebrachten Joy-Cons der Switch kommen auf 10,3 cm Länge. Also nur knapp 2/3 der Länge. Verbunden mit dem Joy-Con-Grip wirken die Joy-Cons aber gar nicht mehr so winzig. Denn ein Pro-Controller der Wii U kommt auch nur auf 11 cm Länge bei 16 cm Breite. Beim Pro-Controller der Switch dürfte man davon ausgehen, dass er in etwa die Dimensionen eines herkömmlichen Controllers haben dürfte.
Die Rechenpower
NVIDIA liefert das Herzstück der Switch, einen “custom Tegra processor”. Das deutet darauf hin, dass wir es entweder mit einem weiterentwickelten Tegra X1- oder vielleicht sogar einen Tegra X2-Prozessor zu haben. Vielleicht mit einer Art Tegra X1,5. Wem das jetzt nichts sagt, der Tegra X1 tut im NVIDIA Shield seinen Dienst und gilt als einer der leistungsstärksten mobilen Prozessoren. Der Tegra X2 wäre der nächste logische Schritt und auf jeden Fall meine Wahl der Stunde. Auch wenn der 2015 vorgestellte Tegra X1 schon eine wirklich gute Wahl für eine Hybrid-Konsole wäre. Zusammen mit einer NVIDIA GPU, die auf der Architektur der GeForce Grafik-Karten basiert und einem angepassten Betriebssystem wollen Nintendo und NVIDIA das Maximum aus der Switch herauskitzeln. Mit acht Kernen ist die CPU auf jeden Fall eine Hausnummer im mobilen Bereich, im Vergleich mit PS4, PS4 Pro, Xbox One und Xbox One Scorpio allerdings ein wenig schwach auf der Brust.
Die Akkuleistung
Reine Phantasterei und Glaskugel-Leserei. Ohne technische Daten stehen wir hier auf dem Schlauch. Man darf aber wohl annehmen, dass Nintendo Switch in etwa eine vergleichbare Akkulaufzeit haben wird, wie zum Beispiel das NVIDIA Shield Tablet K1. Soll bedeuten: zwischen fünf und sechs Stunden Saft. Zum Vergleich: das Wii U-Tablet hält rund vier-einhalb Stunden unter Volllast. Aber wie gesagt: alles reine Spekulation.
Die Spiele und Apps
Nichts bekannt… Nun ja, fast nichts.
Natürlich wird The Legend of Zelda: Breath of the Wild für Nintendo Switch erscheinen.
Und Yves Guillemot, Mitgründer und CEO von Ubisoft sagte zur Ankündigung:
“Ubisoft und Nintendo unterhalten eine langjährige Partnerschaft und wir entwickeln zurzeit einige Spiele für die Plattform, unter anderem Just Dance 2017. Wir freuen uns darauf, zu einem späteren Zeitpunkt weitere Informationen zu teilen.”
Und alle so: Hurra!
Just Dance! Kein Watch_Dogs 2, kein The Crew, kein Trackmania oder sonst irgendwas. Nur Just Dance bisher!
Das ist ein wenig dünn, wenn ich das mal so sagen darf. Und sonst?
Im Trailer waren ein 3D-Mario, Splatoon und Mario Kart zu sehen. Alle schienen mehr oder weniger eigene Versionen für Nintendo Switch zu sein. Und dann wäre da noch NBA und Skyrim. Doch 2K Games und Bethesda haben es bisher brav unterlassen, eine Bestätigung zu liefern.
Der Katalog an unterstützenden Firmen macht Mut, immerhin zählen neben Activision, Sega und Ubisoft auch endlich wieder Electronic Arts und Take Two Interactive (also 2K Games und Rockstar Games) wieder mit an Bord. Dazu noch DeNA, das macht Hoffnung darauf, dass die Apps für Smartphones auch auf der Switch funktioniern könnten. Aber auch hier fehlt jede Bestätigung.
Klar ist hingegen, dass es keine Hardware-seitige Abwärtskompatibilität zur Wii U und Wii geben wird. Das ist ein “Adieu” an ein wichtiges Feature der letzten Nintendo-Konsolen. Die Wii spielte GameCube-Spiele, die Wii U spielte Wii-Games. Die Switch wird dies nicht tun. Leider.
Zurück ins Land der Feen, Kobolde und Vermutungen: Aktuell wird gerade gemunkelt, dass Hearthstone: Heroes of WarCraft seinen Weg auf die Switch findet. Und ebenfalls neu in der Gerüchteküche: Lässt Nintendo regionale Beschränkungen wie Region-Codes fallen? Das wäre eine historische Entscheidung für “Big N” und würde exotischen Spieleimports Tür und Tor öffnen.
Der Preis
Erneut: Nichts bekannt.
Nur eine Aussage deutet auf ein mögliches Preisfenster hin. Firmenchef Tatsumi Kimishima sagte dass “Switch im Frühjahr – wenn überhaupt – nicht viel mehr kosten wird als andere Nintendo-Konsolen”. Die teuerste Konsole bisher war die Wii U in ihrem Premium-Pack. Bei ihrer Einführung kostete sie 350 Euro. Nimmt man jetzt noch das NVIDIA Shield Tablet K1 als Preisindikator landet die Nintendo Switch irgendwo zwischen 200 und 350 Euro. Realistisch wäre also ein Preisfenster zwischen 300 und 350 Euro.
Mehr Fragen als Antworten
Welche CPU tut ihren Dienst in der Switch?
Wie lange hält der Akku?
Wie halten die Controller und das Tablet das ständige An- und Abdocken durch?
Welche Spiele werden zum Start bereit stehen?
Was wird die Konsole kosten?
Was wird im Bundle erhältlich sein?
Wird man Joy-Cons einzeln oder im Zweier-Pack dazu kaufen können?
Wird es Bewegungssteuerung geben, wie wir es von Wii und Wii U her kennen?
Was ist mit einem Touchscreen?
Man darf gespannt sein, wann Nintendo mit weiteren Informationen herausrückt.
Immerhin ist es inzwischen weniger als ein halbes Jahr, bis Nintendo Switch das Licht der Welt erblickt.