Lesezeit: 6 MinutenMeine Güte, wie die Zeit vergeht. Vor mehr als vier Jahren haben wir einen Artikel über einen deutschen Rapper veröffentlicht, der damals noch gar nicht mal so bekannt war: Rockstah. Damals hatte er gerade sein Album Nerdrevolution veröffentlicht, das der Auftakt für eine rasante Karriere sein sollte. Pünktlich zum baldigen Release seines neuen Albums, haben wir darum ein Interview mit dem Gangpapa der Nerdy Terdy Gang geführt.
Wir haben mit Rockstah allerdings nicht nur über sein kommendes Album gesprochen. Als Gaming-Redaktion interessierte und natürlich auch seine Meinung zu den neuen Konsolen, was er aktuell spielt, worauf er sich Gamingtechnisch freut und vieles mehr. Und der bekannte Nerd-Rapper nimmt bei keiner Frage ein Blatt vor den Mund.
IKYG: Hallo Max, erst einmal danke, dass du dich dazu bereit erklärt hast dieses Interview mit uns zu führen und alles Gute nachträglich. Bereits in der Vergangenheit haben wir über dich berichtet, als dein erstes Album erschien. Nun wollen wir die Chance, zum baldigen Release des neuen Albums, nutzen und ein bisschen mit dir über deine Musik und Gaming allgemein quatschen. Doch zunächst einmal für diejenigen, dich nichts mit dir anfangen können, wer bist du?
Rockstah: Huhu! Danke für die Glückwünsche. Man hat mir gestern gesagt “Ab 30 gehen ‘Happy’ und ‘Birthday’ ja getrennte Wege”, aber bis dato fühlt sich noch alles recht gleich an. Mein Name ist Max Nachtsheim, wenn ich mein Cape trage kennt man mich aber eher als der Rapper Rockstah. Ich rette und reguliere die Welt von Heusenstamm und Rodgau aus, zwei Städte, von der ich wirklich nicht sagen kann, welche die langweiligere ist.
IKYG: Deine Musik ist auf dem ersten Blick ja “normaler Rap”, doch im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern rappst du über komplett andere Dinge, die dich von der breiten Masse abheben, wenn man das so sagen kann. Wie kamst du dazu?
Rockstah: Ich kann halt nur über die Dinge reden, ich die selber erlebt habe und erlebe. Und wenn das halt keine von Sex und Drogen gezeichnete Jugend war, sondern eine eher unschuldige, fast schon traurige Aussenseiterrolle, als dicker Junge einer verkappten Vorstadt, wo Videospiele, schlechte Schulnoten, Körbe von Frauen und ein unförmiges Spiegelbild den Alltag ausgezeichnet haben – dann muss ich halt darüber reden. Ohne dabei zu jammern.
IKYG: Nerdrevolution war dein erstes Album und bescherte uns viele coole Songs, wie “Zocken > Ficken”, “Sturmfrei” oder auch in der Black-Edition “A-Taste”. Ich persönlich konnte mich mit vielen dieser Lieder identifizieren und höre sie immer noch hoch und runter. Wird dein neues Album Pubertät auch in die gleiche Richtung gehen oder gibt es ein paar Änderungen hinsichtlich Musik und Stil?
Rockstah: Pubertät ist die logische Fortsetzung von Nerdrevolution sowie den Songs, die ich danach auf der Black Edition veröffentlicht habe. Der Nerdfaktor ist weiterhin da wo er hingehört, aber durchaus subtiler verpackt. Die Leute verstehen auch ohne 1000x das Wort “Nerd” zu benutzen, dass es sich hier um keinen gesellschaftlich “coolen Typen” handelt, sondern um einen, der bei den Bundesjugendspielen eher keine Urkunde bekommen hat. Die Platte ist persönlicher, dadurch witziger, in der Gestaltung generell breiter. Pubertät eben. Da geht es um Zorn und Liebe, um Menschenhass und Aussenseitertum, um Videospiele und Superhelden. Musikalisch ist es weniger elektronisch als Nerdrevolution und dafür organischer geworden. Mehr Gitarren, mehr Schlagzeuge, irgendwo zwischen Rick Rubin Beats der 80er und modernen Produktionen wie der ersten Sleigh Bells Platte Treats.
IKYG: Pünktlich zum neuen Album gehst du auch wieder auf Tour. Wirst du auf Tour auch alte Songs spielen oder erwarten uns hauptsächlich Titel vom neuen Album?
Rockstah: Natürlich liegt der Fokus auf dem neuen Album, aber wie traurig wäre es denn, wenn es plötzlich keine alten Songs mehr gäbe. Da wäre ich ja als eigener Fan von mir enttäuscht. Die “Klassiker” haben wir deshalb natürlich auch im Gepäck. Ein Rockstah-Gig ohne “Zocken > Ficken” ist kein Rockstah-Gig.
IKYG: Auf vergangenen Konzerten war schon immer einiges los und auch so kann man sehen, wie deine Social-Media-Accounts langsam richtig “explodieren”, was Fans, aber auch Hater angeht. Du selbst bist natürlich auch bekannt dafür, nicht auf den Mund gefallen zu sein. Amüsieren dich solche Leute (Hater und dergleichen) also im Prinzip nur oder gehen sie dir wirklich auf den Geist?
Rockstah: Plumpe Beschimpfungen sind egal. “Der ist fett”, “Das ist total scheiße”, “Der soll sterben”, “Der ist hässlich”, “Der hat keinen Erfolg”, etc. – Fuck em. Darauf gehe ich nicht mal mehr ein. Das lernt man irgendwann zu überlesen. Was einen aber nach wie vor ankotzt, sind zum einen Fans, die eigentlich Fans sind, sich aber mit der Rolle als Fan nicht anfreunden wollen. Die schreiben dir zum Beispiel “Hey du Opfer, warum kann ich bei Amazon keine digitale Albumversion vorbestellen?” – Also sie wollen was, sind aber gleichzeitig frech. Einfach weil sie sich gegen diese ganz normale Hierarchie zwischen Künstler und Hörer beugen wollen. Sowas kann ich nicht leiden. Nicht, weil ich mich dadurch angegriffen fühle, sondern weil ich als Fan auch nie so war und bin. Das gehört sich nicht. Du gehst ja als Kunde auch nicht zum Bankschalter und sagst “Ey du Missgeburt, mach mir mal ein Konto!” Da zick ich dann auch zurück. Entweder wenden die Leute sich dann ab oder begreifen, dass das uncool war. Gerade weil die Grenzen so verwischt sind, muss man den Leuten manchmal auf die Finger hauen. So Schlaubergersprüche wie “Sei froh, dass ich deine Musik kaufe” braucht niemand.
Und natürlich ist alles, was ins Privatleben geht, uncool. Familie, Freunde, Ex-Freundin etc. – das interessiert immer mal wieder Leute, die dann auch noch anfangen Scheiße zu erzählen. Ein weiterer Nachteil des Netzes. Das geht niemanden was an. Ich gebe stets mit meiner Musik und meinem Auftreten vor, wie weit wir über gewisse Dinge reden können und wie weit nicht. Wer da meint, etwas besser zu wissen, wird gnadenlos von mir eingestampft. Seinen Selbstschutz muss man sich halt immer wahren.
IKYG: Okay, nach diesem etwas ernsterem Thema, zu etwas ganz anderem. Die neue Konsolengeneration ist mittlerweile seit einigen Monaten auf dem Markt. Und so langsam hat sich der ganze Trubel schon wieder etwas gelichtet und die Leute haben ihren Favoriten gefunden. Wie sieht es mit dir aus? Besitzt du schon eine Next-Gen-Konsole und wenn nicht, welche wird es werden und warum?
Rockstah: Ich besitze tatsächlich alle drei Next-Gen-Konsolen. Ich finde alle drei irgendwie gut und alle drei auch irgendwie naja. Die PS4 hat einen guten neuen Controller und ein tolles PS+ Angebot sowie eine schöne Twitch-Funktion. Das Spieleangebot ist aber bis dato ein Witz, die Konsolenknappheit kotzt mich an und das Menü finde ich zu unübersichtlich. Bei Xbox fand ich die Exclusives deutlich besser, gerade Ryse und DR3 waren zwei nette Starttitel. Ich mag das GamerScore-System und den Controller. Aber im Vergleich zur 360 ist die Benutzeroberfläche ein einziges Chaos und alles andere als “einfach”. Die Wii U hat viele gute Ideen und scheitert wie immer an der Umsetzung. Die paar exklusiven Titel die es gibt finde ich aber sehr großartig. Mario, Wind Waker, Pikmin, Donkey Kong, etc. – ich könnte mich auf keine der drei Dinger festlegen, weil alle ganz nett sind, aber auch irgendwie ein bisschen unnötig. Mal sehen, wo das hingeht. Ich glaube, die Tendenz lässt sich erst 2015/2016 festmachen, wenn sich die Geräte eingependelt haben.
IKYG: Mit dem baldigen Release und der Tour im Hinterkopf ist der “Gangpapa” der Nerdy Terdy Gang sicherlich ziemlich beschäftigt. Kommst du aktuell, in deinen freien Minuten, überhaupt noch zum zocken und wenn ja, was spielst du momentan?
Rockstah: Ich komme irgendwie immer dazu. Ich bin ja oft auch nur Kopf, der von Zuhause aus die Beinchen koordiniert, die Pläne schmiedet und dann erst zur Umsetzung eintrifft. Klingt faul, muss man aber so machen. Ich brauch das auch, sonst werde ich verrückt. Aktuell spiele ich Tomb Raider auf der X1, Tearaway auf der PS Vita, Zelda auf dem 3DS – dazwischen landet immer mal Battlefield, Killzone oder Mario in der Konsole. Zum Geburtstag hab ich mir jetzt Thief, Garden Warfare (beides X1) und Donkey Kong (Wii U) gegönnt.
IKYG: Nachdem wir nun wissen, was du aktuell so spielst, wollen wir auch noch einen Blick in die Zukunft wagen. Auf welche Titel freust du dich denn dieses Jahr noch besonders?
Rockstah: Ich freu mich ein bisschen auf Watch_Dogs und The Evil Within. Aber so richtig SCHARF bin ich derzeit wirklich auf nichts so recht. Ich hab Lust auf gute neue Games und wenig Lizenzmüll, auf ein paar schöne Ideen. Ich bin derzeit sehr Genre-offen und hoffe einfach mal, dass da 2014 viel gehen wird und uns noch ein paar Überraschungen in die Stube fliegen.
IKYG: Eine letzte Frage noch, wenn sie erlaubt ist, wie sieht das perfekte Wochenende für dich aus? Eher unterwegs sein und Party/Musik machen oder doch mehr Couch und Blu-Ray schauen/zocken?
Rockstah: Ich liebe Konzerte spielen und mit meinen Leuten feiern (sofern es einen Anlass gibt), aber das perfekte Wochenende ist tatsächlich immer das Couchding mit Pizza, Simpsons-DVDs, Filmen, Spielen und im besten Fall noch ab und zu Beischlaf dazwischen. Der Pubertät wegen.
IKYG: Hast du noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?
Rockstah: Ihr braucht euch keine Sorgen mehr machen: Ich hab jetzt ein Cape.
IKYG: Danke, dass du dir die Zeit für uns genommen hast und wir wünschen dir viel Erfolg mit deinem neuen Album und der kommenden Tour.
Das Album Pubertät, von Rockstah, erscheint am 11. April 2014. Ihr könnt das Album bei iTunes und Amazon in der Standard-Version vorbestellen. Außerdem gibt gibt es auch eine Deluxe-Version, die exklusiv auf Amazon erhältlich ist.
Es gibt ein neues Lied mit einem ziemlich genialen Video, mit zig nerdigen Anspielungen.
Das Video findet ihr aktuell hier: https://www.youtube.com/watch?v=axsFf1prxP0
Definitiv einen Blick wert!