Vermutlich 100+ Stunden
Roguelites, Strategie, Turnbased Combat, SciFi
amzn.to/3uvCSLT WERBUNG
+ schönes Worldbuilding
+ Dialoge
+ Pixelgrafik
+ Kampfsystem
- sehr Zeitintensiv
- Repetition
- teilweise ein klein wenig unübersichtlich
Als deterministisches Turnbased strategy roguelite RPG, beschreitet "Star Renegades" einen relativ selten begangenen Weg und nimmt sich viel vor. In vielen Bereichen punktet der Titel, nur das Replay-Value lässt leider ein wenig zu wünschen übrig.
Lesezeit: 4 MinutenEine meiner ersten Erfahrungen bei IKYG war die gamescom 2019, bei der ich auch, wie es der Zufall will, zum ersten Mal von Star Renegades erfahren habe. Seither ist einige Zeit vergangen und die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Das Spiel, dass ich nun, zum einjährigen Jubiläum der Veröffentlichung gespielt habe, ist bei Weitem nicht dasselbe wie damals.
Was geht hier denn ab?
Eine Galaxie, ein autoritäres Regime (Aka. MOTHER) mit dem Ziel, die Gesamtherrschaft an sich zu reissen und ein kleiner Serviceroboter, der durch Paralleldimensionen reist, um neuen Welten eine Chance auf Freiheit zu verschaffen. Das sind die groben Konstanten, mit denen man es bei Star Renegades zu tun hat. Als Roguelite dreht sich hier natürlich vieles darum, in verschiedenen Runs unterschiedlich an die Probleme heranzugehen. Repetition und Experimentierfreudigkeit zahlen sich aus, beim Versuch dem Imperium das Wasser zu reichen. Zu bedenken ist jedoch: Pro Galaxie hat man eine einzige Chance, die Welt (oder Welten) zu retten. Segnen alle Helden das Zeitliche, bevor das Ziel erreicht ist, gilt die Galaxie als verloren und J5T-1N wird durch Zeit und Raum geschickt, um den Dimensionsnachbarn beim Widerstand zur Seite zu stehen. Die Gegner, die die Helden zu Fall gebracht haben, bekommen Firmenintern eine Beförderung und kehren in zukünftigen Durchgängen stärker zurück.
Die Story an und für sich ist nun nicht das Außergewöhnlichste, was SciFi je gesehen hat. Und doch vermag sie relativ schlau den roguelite-igen Zeitstrom zu erklären. Größeres Augenmerk gebührt den Dialogen zwischen den Charakteren, die stets von sehr viel Witz und Persönlichkeit durchzogen sind.
Das einzige Problem ist hier leider tatsächlich die Wiederholung. Da jeder Run in einer Paralleldimension derselben Galaxie stattfindet, merken zwar die Protagonisten nicht, dass sie immer wieder dasselbe erzählen, als Spieler realisiert man das allerdings vergleichsweise schnell. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, eine Story in diesem Genre anzusiedeln. In Anbetracht dessen, wie viel Zeit man auf diesen Welten verbringen muss, hätte ich mir trotzdem etwas mehr Abwechslung gewünscht.
Kloppen, Boxen, Schiessen
Wodurch Star Renegades wohl am meisten scheint ist das einzigartige Kampfsystem. Wie so oft gilt: die verschiedenen Fähigkeiten der Helden korrekt auszuspielen, um den Gegner angemessen in den Boden zu rammen. Der springende Punkt hier ist, dass sämtliche Aktionen der Charaktere pro Runde auf einer Zeitleiste aufgelistet sind. Als Spieler weiss man also stets Bescheid darüber, wann Handlanger XY welchen Helden wie angreifen wird. Der Fokus verschiebt sich dadurch mehr darauf, Gegner auf der Zeitleiste weiter nach hinten zu boxen, und das im besten Falle auch so stark, dass sie in der aktuellen Runde gar nicht zum Zuge kommen. Ein Kampf kommt somit eher einem Puzzle gleich, als einem blinden Draufschlagen. Denn den Spielenden wird unendlich viel Zeit gelassen, die Züge zu planen und den bestmöglichen Ausgang zu basteln. Für manche mag das nun ein klein wenig merkwürdig klingen, Fakt ist jedoch, dass dadurch das Gameplay ausgesprochen einsteigerfreundlich wird, ohne wirklich einfacher zu werden.
In Sachen Gameplay spielt auch die soziale Komponente eine ziemlich große Rolle. Diese spielt sich vor allem bei einem Lagerfeuer in Form eines Kartenspiels ab. Wer mehr oder bessere Karten austauscht, freundet sich schneller an, schaltet bessere Boni frei. Je nachdem wie weit man die Freundschaft treibt, tauchen auch neue Charaktere im nächsten Run auf, die verblüffende Ähnlichkeit zu den alten Charakteren haben. Merkwürdig.
Superkantig
Wie schon im gamescom-Artikel beschrieben, ist die Grafik einzigartig. Die 2D-Pixelsprites in einer 3D-Umgebung sehen beim Kämpfen erstaunlich gut aus, das Design und die Farben der verschiedenen Welten sind bei jedem Run auf’s Neue wieder toll. Gerade weil ich die Art-Direction so mag, bin ich ein klein wenig enttäuscht, dass auf der Karte alles so immens heruntergeschrumpft ist. Der Fairness halber muss man sagen, dass es wichtig ist, einen guten Überblick über die gesamte Map zu bekommen, da man auf jedem Level die Route planen muss, die die Helden einschlagen. An einigen Stellen hätte ich mir allerdings doch eher eine Art Minimap gewünscht, oder zumindest die Funktion, an das Geschehen heranzuzoomen.
Eine Frage der Zeit
Star Renegades hat mich ehrlich gesagt überrascht. Nachdem ich von der Präsentation bei der gamescom eine Art Permadeath Roguelite à la Darkest Dungeon in Space erwartet habe, hat sich mir ein solides Strategiespiel gezeigt. Dazu sei auch gesagt, dass Roguelites bei mir oft auch durch die “instant gratification” punkten, coole Synergien entdeckt zu haben. Ein Aspekt, der hier beinah komplett wegfällt. Und doch konnte mich das Spiel nun sicher 15 Stunden lang packen.
15 Stunden, in denen ich vielleicht fünf Runs angefangen und es nur im letzten Run einigermaßen weit geschafft habe. Man sieht, man braucht Zeit für dieses Spiel. Viel, viel Zeit. Mehrere Runs durchzuspielen, wie man es sich von anderen Roguelites gewohnt ist, ist hier ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht nur, weil man mehrere Stunden in einen Versuch stecken muss, sondern auch weil ein “Game Over” hier viel härter trifft, als bei Spielen wie Hades. Nachdem man über Stunden hinweg Beziehungen geknüpft und sich mühselig Ausrüstung zusammengesucht hat, ist der erste Gedanke nicht “Jetzt noch einmal”, sondern eher “Jetzt erstmal eine Pause”.
The Last Frontier
Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mir Star Renegades nicht gefallen hat. Was hier passiert, ist Nörgeln auf hohem Niveau. Viel Schönes wurde hier miteinander verbunden und am Ende funktioniert das Spiel in jeder Hinsicht so, wie es soll. Man muss Massive Damage auch zugute halten, dass sie planen, stets neue Contentupdates und DLCs herauszubringen. Vielleicht vermögen diese ja ein wenig mehr Dynamik zur Gesamtsituation beizusteuern. Letzten Endes habe ich fast das Gefühl, nicht zu 100 Prozent in die Zielgruppe des Titels zu passen. Star Renegades ist, denke ich, weniger als Strategiespiel für Roguelite-Spieler zu verstehen, sondern mehr als Roguelite-Spiel für Strategie-Buffs. Mein “Pech” war in diesem Fall einfach, dass ich zur ersteren Gruppe gehöre.