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Yo-Kai Watch – Wie viel Yōkai steckt in ihnen? – Teil 1

von am 29. April 2016
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Lesezeit: 4 MinutenIma nanji? Geisterstunde! Wobei dies schon der erste Fehler ist. Die Yōkai, wie wir sie zum Beispiel aus Yo-Kai Watch kennen, sind streng genommen gar keine Geister (diese werden nämlich Yūrei genannt), denn eigentlich handelt es sich bei Yōkai am ehesten um Monster. Mit dieser Betitelung einhergehend, sind sie einem Menschen gegenüber eher bösartig gesinnt. Yōkai an sich sind Figuren des japanischen Volksglaubens, einige von ihnen sind inspiriert durch die japanische Mythologie, andere wurden während der Edo-Zeit (1603-1868) von vielen verschiedenen Künstlern aus ihren eigenen Ideen hervorgebracht. (Übrigens: ein rein erfundener Yōkai der Neuzeit, den vielleicht auch ihr kennt, ist Hayao Miyazakis Totoro.) Dabei treten Yōkai in vielerlei Gestalten auf, mal ähneln sie Tieren, mal Menschen und manchmal sogar Gegenständen. Mit Yo-Kai Watch trifft uns nun der nächste große Hit aus Japan und alle sind verrückt nach den kleinen Monstern. Wie man vom Namen schon ableiten kann, handelt es sich bei diesen knuffigen Dingern auch um Yōkai. Aber wie viel von dem ursprünglichem Volksglauben steckt noch in diesen aufgepeppten Versionen des Anime-Hits?

Jibanyan Yokai WatchJibanyan sollte allen am bekanntesten sein. Vor seinem Tod lebte er als normale Katze, bis er von einem Auto angefahren wurde. Während er im sterben liegt, hört er noch seine Besitzerin sagen, was für ein Versager er sei… Nach seinem Tod, als Geist, lässt er nun aus Rache Menschen, von denen er Besitz ergreift, gegen Autos kämpfen. Inspiriert ist Jibanyan ganz klar von Nekomata (猫又, lit. “Gegabelte Katze”), einem Katzen-Yōkai mit einem gegabelten oder aber auch zwei Schwänzen. Es heißt, dass gewöhnliche Hauskatzen, wenn sie sehr alt geworden sind, nach ihrem Tod zu Nekomata werden. Wenn diese sich unbeobachtet fühlen, laufen sie auch auf zwei Beinen. Es gibt zwei Arten von Nekomata, die wilden (die in den Bergen wohnen) und die, die unter den Menschen leben. Warum Nekomata als böswillig angesehen werden? Ihnen wird nachgesagt, Leichen kontrollieren zu können. Kurz nach dem Tod laufen sie über das Gesicht des Verstorbenen und Hauchen ihm neues “Leben” ein. Mit diesen seelenlosen Körpern nehmen sie Rache an denen, die sie einst hielten und misshandelten. Man kann sich die bösen Nekomata also ganz leicht vom Hals halten, indem man einfach keine Katzen (und andere Tiere) quält, so ist dies auch die Moral, die dieser Katzen-Yōkai mit sich bringt.

Tublappa Yokai WatchTublappa ist angelehnt an Akaname (垢嘗, lit. “Schmutz-Lecker”). Tublappa wird mit einer kleinen, schmutzigen Holzwanne dargestellt. Einer traditionellen Badewanne. Wer sich ein wenig mit der japanischen Kultur auskennt, der weiß, dass das Bad selbst eher der Entspannung als der Reinigung gilt. So steigt man nur bereits gewaschen in das warme Becken. Früher waren Badezimmer (Zimmer, die wirklich nur das Bad beinhalteten) häufig außerhalb des eigentlichen Wohnhauses. Das nass-feuchte Klima in den kleinen Häuschen lockte dabei viele ungebetene Gäste herbei. Kröten, Spinnen, Schlangen und Akaname. Diese lecken mit Vorliebe alle schleimigen Überreste aus den benutzten Wannen. Die schaurige Begegenung mit einem Akaname könnt ihr ganz leicht verhindern, indem ihr eure Badewannen immer schön sauber haltet! Übrigens wird Akaname häufig mit roter Haut dargestellt, da “aka” im Japanischen nicht nur für “Schmutz”, sondern auch für die Farbe “rot” steht.

Bakezouri Yokai WatchBakezori gehört zu den Tsukumogami (付喪神, lit. “Artefakt-Geister). Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie beseelte Alltagsgegenstände, die zum Leben erwacht sind. Eigentlich sind diese Yōkai ebenfalls relativ harmlos, die mit einem kindlichen Charakter beschrieben werden. Sie ärgern und erschrecken ihre Besitzer, die sie zu lange vernachlässigt haben und spielen Scherze mit ihnen. Es wird gesagt, dass sie, sollte man sie auch weiterhin ignorieren, gefrustet das Haus verlassen und somit wieder Ruhe in das Haus einkehrt. Aber was will uns die Existenz dieser Yōkai überhaupt sagen? Dass wir unsere Bude nicht mit zu viel sinnlosem Zeug zustellen sollten, mit dem wir uns dann eh nicht beschäftigen?

Kappa Yokai WatchKappa orientiert sich, ganz einfach, am Kappa (河童, lit. “Fluss-Kind”). Die Schildkröten-artigen Yōkai leben in Gewässern wie Flüsse, Seen oder auch Sümpfen. Bewegen sich die Kappa zu Land, dann hauptsächlich um Gurken von Feldern zu klauen, für die sie eine Vorliebe haben. Oder um Menschen zu einer Art des Zweikampfs aufzufordern. An Land sind sie also eigentlich harmlos und außerdem leicht zu überlisten. Ihr Kopf ziert eine nach innen gewölbte Art Beule, die mit Wasser gefüllt ist. Sollten sie dieses Wasser verschütten, sterben sie an Land. Denkbar ist die Wahrscheinlichkeit des Verschüttens beim Rangeln ziemlich groß. Aber Kappa sind auch äußerst höflich. Verbeugt ihr euch vor einem Kappa, ist er dazu gezwungen, sich ebenfalls zu verbeugen und sein “Sara” entleert sich. Aber hütet euch davor sie in ihren Gewässern zu stören. Solltet ihr zu weit hinaus schwimmen oder euch gar vom Ufer aus in das Wasser erleichtern, dann wird der Kappa mit seinem Arm eure Leber rausreißen – und zwar durch den Anus. Und das will doch wirklich keiner! So ist die Geschichte der Kappa besonders bei japanischen Eltern eine beliebte, um Kinder davon abzuhalten, zu tief ins Wasser zu gehen oder gar hinein zu machen.

Aber natürlich hat die Welt der Yōkai noch weitere, schaurigere Geschichten zu bieten. Aber um diese zu erfahren müsst ihr euch schon Teil 2 unseres Yōkai-Specials anschauen!

Kommentare
 
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  • 30. April 2016 at 10:32

    Ein sehr hübscher Artikel mit gut recherchierten Fakten! Ich liebe die japanische Mythologie. Bei mir dauert es wahrscheinlich noch, bis ich Yokai Watch spielen werde, aber die Vorfreude ist definitiv geweckt! Gleich zu Teil 2 schauen…


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