+ grandioses Setting
+ starke Protagonistin
+ gute HD-Optik
+ interessantes "Rollenwechsel"-System
- technisch eher schwach
- Missionen repetitiv und monoton
- Story eher schwach inszeniert
- ... das allerdings zu wenig genutzt wird
Lesezeit: 5 MinutenVor bald zwei Jahren erschien gleichzeitig mit Assassin’s Creed III noch ein weiterer Ableger der beliebten Meuchelmörder-Serie. Die Rede ist natürlich vom PS Vita-Exklusivtitel Assassin’s Creed III: Liberation. Ich als bekannter Fan der Serie musste seinerzeit diesen Titel auslassen, da ich genannten Handheld nicht besitze. Mit Assassin’s Creed Liberation HD liefert Ubisoft nicht nur die erhoffte Portierung, sondern auch gleich eine HD-Version.
Ich hatte vor dem Test nur eine bedingte Ahnung, was mich erwarten würde, da ich den Titel in der PS-Vita Version nicht spielen konnte. Doch ich habe mich der Herausforderung gestellt in eine der dunkelsten Zeiten der amerikanischen Geschichte abzutauchen, in der Hoffnung etwas zu lernen und unserer Protagonistin Aveline de Grandpré dabei zu helfen ihre Mutter zu finden. Diese verschwand, als Aveline noch ein kleines Mädchen war und seither ist keine Spur von ihr aufgetaucht. Doch das ist nicht das einzige Storyelement in Assassin’s Creed Liberation HD. Auch spielen Sklaven eine Rolle, die auf mysteriöse Art und Weise zu verschwinden scheinen. Unsere Aufgabe ist es, den genannten Rätseln auf den Grund zu gehen und die Wahrheit aufzudecken.
Aus groß mach’ klein, so ist fein
Durch die Tatsache, dass der Titel einst für die PS Vita erschien, handelt es sich bei dem Spiel natürlich, von der Größe her, nicht um ein “volles” Assassin’s Creed. Damit will ich aber auch nicht sagen, dass es klein ist, denn das ist es auf keinen Fall. Angesiedelt ist der Titel im New Orleans des Jahres 1768. Damals war die bekannte Stadt allerdings noch eine französische Kolonie und kein Teil der Vereinigten Staaten, die es seinerzeit auch noch gar nicht gab. Mit Aveline durchleben wir einige wichtige Ereignisse der damaligen Zeit, inklusive der Invasion der Spanier und dem Unabhängigkeitskrieg von Amerika. Dabei werden wir allerdings wenig Städte zu Gesicht bekommen, dafür aber viel Natur, denn Assassin’s Creed Liberation HD spielt hauptsächlich in den Rand- und Sumpfgebieten, wo Plantagen und andere Orte zu finden sind. Diese Gebiete sind allesamt weiträumig und es gibt viel zu entdecken. Trotzdem fällt sofort auf, dass der Titel für ein Handheld kreiert wurde, da die Gebiete bei Weitem nicht so groß ausfallen, wie in Assassin’s Creed III.
Auch was die Haupt- und Nebenmissionen betrifft, hab ich als Fan der Serie sofort die Unterschiede bemerkt. Die Missionen von Assassin’s Creed Liberation HD sind nicht nur sehr simpel, sondern auch in gewisser Weise oft repetitiv. Oft handelt es sich um Missionen, bei denen zunächst auf eine höhere Position geklettert werden muss, anschließend wird jemand umgebracht und dann natürlich geflüchtet. Spannende und abwechslungsreiche Missionen, wie in den nummerierten Ablegern der Serie, gibt es nicht.
Aveline – Eine Frau mit drei Gesichtern
Sehr positiv überrascht hat mich die Protagonistin Aveline und ihre Geschichte im Hinblick auf das Setting. Aufgewachsen als Tochter eines Weißen und seiner gekauften Sklavin, konnte Aveline als freie Person in einer Welt aufwachsen, die von Schwarzen keine gute Meinung hatte. Bereits in jungen Jahren musste sie die grauenhafte Wahrheit erkennen, dass Personen ihrer ethnischen Abstammung als Sklaven verkauft und wie “Dreck” behandelt wurden. Als Assassine kämpft sie für die Werte der Bruderschaft. Der wichtigste Wert der Assassinen ist dabei die Freiheit, die sich Aveline für die Sklaven wünscht. Um das zu erreichen, ist es ihr auch möglich in drei verschiedene Rollen zu schlüpfen, ein Feature, das mich sehr positiv überrascht hat.
Zum einen wäre da Aveline in ihrer normalen Assassinen-Kluft, in der sie nicht nur die meisten Waffen tragen, sondern auch ziemlich frei über die Dächer der Stadt laufen kann. Dann wäre da die Edelfrauen-Tracht, bei der es sich um ein edles Kleid und den nötigen Look handelt. Und zuletzt die Kleidung der Sklaven. Während die erstgenannte Kleidung relativ uninteressant ist, wissen vor allem die anderen beiden Kluften durch ihre speziellen Attribute zu überzeugen.
Sobald sie die Edelfrauen-Tracht anzieht, sieht Aveline aus wie eine Dame des 18. Jahrhunderts. Hochgesteckte Haare, Accessoires und die passende Gangart lassen sie aussehen, als wäre sie nur das, was sie vorgibt zu sein. Nur in diesem Outfit ist es möglich, feindliche Soldaten zu betören und sie so zu “willenlosen Sklaven” zu machen, die unserer Protagonistin blind hinterherlaufen und alles für sie tun würden. Und auch nur die reiche Dame hat die Möglichkeit bestimmte Personen zu bestechen, um das Fahndungslevel wieder zu senken. Der Nachteil dieser Kluft ist es, dass sie nicht mehr die Möglichkeit besitzt zu klettern oder mit Waffen zu kämpfen.
Als Sklavin können wir zwar wieder ein paar leichte Waffen tragen, sind aber auch gleichzeitig viel auffälliger. Grund dafür ist die eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Viele der sonst zugänglichen Bereiche sind nicht freigegeben, wohingegen andere nur als Leibeigener betreten werden können. Dafür ist lediglich eine Kiste notwendig, die wir tragen und schon machen die Wachen den Weg frei, da sie denken, dass wir wirklich arbeiten. Der Vorteil dieser Infiltrationen, wie es auch bezeichnet werden kann, ist, dass ihr so an die nötigen Informationen der Sklaven kommt, die euch später weiterbringen können.
Alle diese Verkleidungen können fast zu jeder Zeit, in einer der Umkleidekabinen, angelegt werden. Auch hat jede Aveline ihr eigenes Fahndungslevel, sodass ihr am oberen Bildschirmrand direkt drei Anzeigen habt, anstatt nur einer. Grundsätzlich ist dieses Feature aber eine sehr interessante Neuerung im Hinblick auf die vorherrschenden Gegebenheiten.
Ein dunkles Zeitalter der Geschichte
Im New Orleans des 18. Jahrhunderts wurden Schwarze noch als “wertlos” angesehen und als Sklaven gehalten. Auch die Frauen der damaligen Zeit waren den Männern untergestellt und die Emanzipation nicht in Sicht. Und trotzdem schlüpfen wir hier in die Rolle einer Frau, einer schwarzen Frau. Ubisoft hat mit Aveline de Grandpré nicht nur eine unglaublich starke Protagonistin geschaffen, sondern sie auch in einen solchen historischen Kontext eingebracht, dass ich wirklich nur staunen konnte. Der Wechsel zwischen den “Gesichtern” von Aveline haben zwar keine gigantischen Gameplay-Auswirkungen, aber die Unterschiede, wie die Gesellschaft auf sie reagiert, sind sofort sichtbar. Ein etwas längerer Teil des Spiels wird sogar vollständig in der Sklaven-Rolle verbracht, während die anderen beiden Rollen nicht zugänglich sind. Besonders in diesem Teil des Spiels fiel mir erst richtig auf, wie eingeschränkt ich in meinen Bewegungen war. Kleinigkeiten wurden sofort als Gesetzesübertretung gewertet und ein simples Fahndungsposter abreißen brachte in diesem Spielabschnitt keine Vorteile mehr. In diesem Moment fühlte ich mich wirklich schwach. Ich hatte keine starken Waffen, war in meinen Handlungen eingeschränkt und sollte trotzdem meine Mission erfüllen. Ein unfassbar starker Moment im Spiel.
Assassin’s Creed Liberation HD fängt perfekt die damaligen Gegebenheiten ein. Der Rassismus war stark und die Frauen waren komplett unterdrückt und hatten sich den Männern unterzuordnen. Aveline ist das absolute Gegenteil von dem, was damals gewünscht war.
Da wir uns aber weiterhin im Setting von Assassin’s Creed befinden, sind natürlich auch dahin gehend noch einige interessante Dinge zu finden. Beispielsweise wird das Spiel von der Game Development Devision von Abstergo Industries, der fiktiven Templer-Firma, entwickelt und produziert. Dementsprechend ist bereits nach kürzester Zeit eine gewisse “Propaganda” zu spüren. Die Bruderschaft der Assassinen wird dabei natürlich als schlecht und der Orden der Templer als gut dargestellt. Das, was am Ende jedoch rauskommt, ist ziemlich cool und auf jeden Fall lohnenswert. Wer Assassin’s Creed IV Black Flag gespielt hat, wird Elemente aus Liberation in genau dem Hauptquartier von Abstergo überall verstreut finden können.
Das war wohl nichts
So grandios das Setting und die Protagonistin auch sind, so tragisch ist es, das Assassin’s Creed Liberation HD mit einigen technischen Problemen zu kämpfen hat. Stellenweise konnte ich Figuren und Texturen aufploppen sehen, dann waren die Bewegungen ab und zu asynchron und es gab gelegentlich etwas längere Wartezeiten, als ich es gewöhnt bin.
Wie andere Reviews der Vita-Version berichteten, soll es wohl zum Release der ursprünglichen Fassung weitaus mehr Probleme gegeben haben, von denen mir allerdings eher wenige begegnet sind. Das heißt natürlich nicht, dass sie in der HD-Version behoben sind, denn vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück.
Das Fazit – Powered by Abstergo Industries
Assassin’s Creed Liberation HD ist ein sehr gutes HD-Remake, allerdings von einem, technisch gesehen, eher mittelmäßig gutem Spiel. Damit will ich nicht sagen, dass das Spiel an sich schlecht ist, denn das ist es keineswegs. Vor allem die Protagonistin und das Setting, ein Spiel im Zeitalter der amerikanischen Sklaverei, sind unfassbar spannend und gab es in dieser Form noch nicht. Man hat einfach Lust auf mehr Aveline. Leider ist die Umsetzung allerdings nicht so gut gelungen, da die Missionen repetitiv und monoton und die Technik zickig sind. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält allerdings ein sehr gutes Spiel, das Vita-Besitzern sicherlich einige spaßige Stunden bereiten konnte. Fans der Serie können hier blind zugreifen.