Lesezeit: 2 MinutenDen “Big Brother”, also den großen Bruder, düften wir alle kennen oder zumindest davon gehört haben. Und nein, ich spreche nicht von der RTL 2 Show, sondern von George Orwells 1984. Gerade in der heutigen Zeit, wo Kameras unsere Schritte überwachen und die NSA so ziemlich alle Gespräche der Welt abhört, bekommt das Thema wieder Aktualität. Cory Doctorow veröffentlichte 2008 mit Little Brother seine Version eines Überwachungsstaats und unser heutiges Lesezeichen stellt euch dieses Buch einmal näher vor.
Die Geschichte von Little Brother erzählt von einem Teenager, der eigentlich mit drei seiner besten Freunde nur einmal einen Tag Schule schwänzen wollte. Wie das Schicksal es aber manchmal so will, endet es nicht mit einem freien Tag, sondern mit mehreren Tagen Aufenthalt bei der Homeland Security. Gerade an diesem Tag findet in San Fransisco eine Terror-Attacke statt und die Freunde geraten in das Visir der Ermittler, da sie in ihren Rucksäcken verdächtiges elektronisches Material mit haben. Marcus Yallow, der Protagonist, muss nun erfahren, dass es nicht mehr in den Händen der Homeland Security liegt, seine Schuld zu beweisen, sondern er muss seine Unschuld darlegen. Das ist nicht ganz so einfach. Er muss sich entscheiden, wie viel seiner Privatssphäre er aufgibt, um Sicherheit zu erhalten. Nach diesem Erlebnis beschließt er, gegen das immer mehr zum Überwachungsstaat mutierenden Land USA vorzugehen und mit Hilfe einer Xbox und dem Xnet, ein Netz von Jugendlichen aufzuwecken und gegen die Übermacht anzutreten.
Cory Doctorow setzt sich in seinem Buch sehr mit den Fragen auseinander, die nach dem 11. September und den Terroranschlägen in New York gestellt wurden: Wie viel Privatsspäre möchten wir für Sicherheit aufgeben, wie viel Macht möchten wir dem Staat übergeben, der uns schützen möchte, aber gleichzeitig mit unseren Daten große Macht und viele Informationen erhält, die er vielleicht für andere Zwecke nutzen kann. Doctorow ist dabei nicht durch und durch Anti-Amerikanisch, sondern verwendet Marcus und seine Geschichte als Diskussionsgrundlage. Das Buch verbindet moderne und futuristische Elemente, bespricht Teenagerprobleme genauso, wie er aber auch Verbindungen zu vergangenen Zeiten, zum Beispiel den 1960 und den Bürgerrechtsbewegungen herstellt.
Das Besondere an Little Brother ist nicht nur seine aktuelle Handlung, sondern auch, dass Doctorow das Buch unter “Creative Commons Attribution-Noncommercial-ShareAlike”-Lizenz gestellt hat. Heißt, jeder der die Geschichte haben möchte, kann sie umsonst von seiner Homepage herunterladen. Er erlaubt anderen, das Buch zu bearbeiten und zu nutzen, wie sie möchten, sofern es nicht für kommerzielle Zwecke geschieht. Christian Wohrl hat Little Brother als Fanprojekt ins Deutsche übersetzt und auch diese Version ist kostenlos im Internet zum Download verfügbar. Damit wird das Prinzip von Little Brother, das Verbreiten von Informationen, wenn man so will, auch wirklich umgesetzt.
Die Fortsetzung von Little Brother erschien im Februar 2013 und wurde unter dem Originaltitel Homeland veröffentlicht. Die deutsche Version erschien hingegen am 30. September 2013 unter dem Titel Little Brother – Homeland. Wer das Buch lieber in gewohnter Form in den Händen halten und durch die Seiten blättern möchte, der kann es bei Amazon kaufen.
Die kostenlose englische Version von Little Brother findet ihr auf der Homepage von Cory Doctorow
Die kostenlose deutsche Version gibt es unter diesem Link.