Reviews
1Kommentar

SimCity – Der Problemfall von Electronic Arts

von am 22. März 2013
DETAILS
 
Editor Rating
 
GAMEPLAY
10

 
GRAFIK
10

 
SINGLEPLAYER
10

 
MULTIPLAYER
10

 
SOUND
10

Gesamt-Wertung
10

Hover To Rate
User Rating
 
GAMEPLAY
5.0

 
GRAFIK
8.5

 
SINGLEPLAYER
0.0

 
MULTIPLAYER
0.0

 
SOUND
10

User-Wertung
1 rating
4.7

You have rated this

 

Lesezeit: 9 MinutenGanze zehn Jahre hat es gedauert, bis Spieler auf der ganzen Welt endlich wieder in das SimCity-Univerum eintauchen konnten. Eine eigene Stadt bauen und managen in einer der besten Simulationen in diesem Genre. Und dann das: Download nicht möglich, Serverabstürze, Server überlastet. Spieleunterbrechungen ohne Ende, weil EA und Maxis die Spielerzahl unterschätzt haben, bei gleichzeitigem Onlinezwang. Ob der Titel die Schwierigkeiten Wert ist? Lest es in unserem Test.

Die Schwierigkeit mit dem Onlinezwang

Soviel sei schon mal verraten, wir haben den Test zwei Tage nach Veröffentlichung gestartet und allen Meldungen zum Trotz, das Spiel lief relativ stabil. Download funktionierte ohne Probleme und der Server stürzte in der kompletten Testzeit vier Mal ab, konnte die Verbindung aber relativ schnell wieder herstellen. EA und Maxis haben die Probleme also schon besser im Griff. Was nichts daran ändert, dass die Veröffentlichung des Spiels hätte besser verlaufen müssen. Durch den Onlinezwang und die fehlende Serverkapazität werden alle Bemühungen und ein Spiel definitiv zerstört. Serverausfälle bedeuten, dass man nicht speichern kann, auch wenn der Titel an sich läuft. Unser Spielfortschritt wird nur gespeichert, wenn wir das Spiel beenden und nicht auf unserem PC, sondern auf den Servern von EA. Freies Speichern ist also ausgeschlossen. Das ist suboptimal, zumal Katastrophen wie Erdbeben im Spiel auftauchen oder wir damit einen Fehler, den wir aus Versehen gemacht haben, nicht mehr rückgängig machen können. Es gibt nicht mal einen Undo-Button.

Hoffen wir zumindest, dass beide Unternehmen aus diesen Fehlern zumindest gelernt haben. Wobei bereits Blizzard und das Diablo III-Debakel um Error 37 im Vorfeld zum Nachdenken hätten anregen können. Wenn ein überaus erfahrener MMO-Entwickler schon Probleme hat, warum sollte es EA dann besser lösen können? Spieler, die unter dem schlechten Start gelitten haben, werden ab dem 18. März allerdings mit einem kostenlosen Spiel aus dem Hause EA getröstet, falls das überhaupt möglich ist.

Ich baue meine Stadt…

SimCity ist sowohl ein Einzel- wie auch ein Multiplayertitel. Je nach dem, was wir bevorzugen, können wir innerhalb eines Gebietes eine oder bis zu 16 Städte gleichzeitig erstellen oder wir schließen uns mit Freunden oder anderen Spielern zusammen. Letzteres macht mehr Sinn, wenn wir auch den Handel einbauen möchten und so fehlende Ressourcen einkaufen (was man natürlich als Einzelspieler auch mit sich selbst machen kann, schließlich hat jedes Gebiet ein eigenes Konto, zusammenlegen der Finanzen funktioniert leider nicht). Der Mehrspieler-Modus vereinfacht auch Großprojekte, wie einen Flughafen, indem jeder Spieler seinen Beitrag dazu leistet. Für einen Spieler alleine kann es schon problematischer sein, alleine die ausreichenden Finanzen zur Verfügung zu stellen. Allerdings darf man wahrscheinlich auch hier nicht das Risiko unterschätzen, wenn man sich mit unbekannten Spielern ein Gebiet teilt. Denkt sich einer dabei nur Blödsinn aus, leiden alle darunter.

SimCity ist eine Simulation, wie sie im Buche der „Gelungene Umsetzungen von Simulationen“ stehen könnte. Solange die Server laufen und die Verbindung stabil ist, machen die ersten Spielstunden unheimlich viel Spaß. Wie aus der Serie bekannt, bauen wir zuerst wichtige Verbindungsstraßen, legen dann fest, in welchem Gebiet Wohnhäuser, Industrie und Gewerbe sich ansiedeln dürfen und sorgen für Strom und Wasser. Neueinsteiger können mit dem Tutorial beginnen, auch wenn dieses nur an den Grundlagen kratzt, besser ist ein normaler Einstieg, denn das Spielprinzip erklärt sich von selbst… denkt man. Tut es aber nicht wirklich, denn meine erste Stadt war nach ungefähr zehn Minuten schon in der Insolvenz, weil ich mir dachte, dass hohe Steuern, die Sims von einem Einzug in meine Stadt abhalten würden. Das tun sie nicht, wie ich im zweiten Versuch gelernt habe. Da die Steuern unser bestes Finanzierungsmittel sind, sollte man sich davon nicht beeinflussen lassen und schauen, dass die Einnahmen pro Stunde stimmen und im grünen Bereich sind.

Zu Beginn bauen wir lustig drauf los, wo immer wir ein Gebäude haben wollen, wird es hingestellt, Straßen werden in alle Richtungen gebaut, denn quadratische Flächen sind ja langweilig. Die Einwohner strömen nur in unsere Stadt, die Häuser werden immer größer und die Bedürfnisse unserer Schützlinge auch. Dann plötzlich tauchen Probleme auf, mit denen wir nicht gerechnet haben: Straßen können nicht verlängert werden, wenn sie zwischen zwei Häusern durchgehen sollen, die bereits gebaut sind. Meine Bewohner wollen einen Flughafen, doch der kann nur gebaut werden, wenn zehn kleine Häuser verschwinden. Während sich das Spiel also zu Beginn fast alleine spielt (nach meinem ersten Steuerdilemma hatte ich überhaupt nie Geldprobleme, sondern recht volle Kassen), tauchen aus dem Nichts die wirklichen Probleme auf. Die Straßen werden mehr und mehr überlastet, doch lässt sich das kaum lösen, wenn die KI der Fahrzeuge unerklärliche Fahrtwege aufsich nimmt oder acht Müllwagen minutenlang im Kreis fahren, anstelle ihren Job zu machen. Die Sims selbst nehmen wahllos jeden Tag eine andere Arbeit auf, was erklärt, warum sie demonstrieren, dass es keine Jobs gibt, während die Industrie meine Stadt verlässt, weil keine Arbeitnehmer erreichbar sind (für die einfachen Arbeiten, ich spreche hier nicht von Hochschulabsolventen). Nicht selbsterklärend ist auch, warum die Sims sich über Dinge beklagen, die gar kein Problem darstellen oder keinen bis wenig Einfluss auf das Spiel selbst haben. Während es eine Familie freut, dass das Shoppingangebot so gut ist, regt sich der Nachbar auf, dass es keine Läden gibt. Ist der eine Nachbar froh, eine Feuerwehr in der Umgebung zu haben, zündet sein direktes Gegenüber gleich mal das eigene Haus an. Es wird dabei nicht wirklich ersichtlich, warum. Egal, wie hoch am Ende die Zufriedenheit der Bürger mit uns als Bürgermeister ist, einer meckert immer. Es fehlt an Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Spiel, wenn wir auf ein Problem treffen. Niemand erklärt einem Neueinsteiger zum Beispiel, dass die Windrichtung im Gebiet eine Rolle spielt und so Luftverschmutzung aus der Stadt gelenkt werden kann oder warum die beratenden Assistenten nur die halbe Wahrheit des Problems mitteilen oder erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Klar, Industrie macht mehr Dreck und belastet das Abwasser, warum eine Kläranlage plötzlich die gleiche Umweltverschmutzung im Boden verursacht oder warum mein Berater meckert, dass das Lager meines Recyclingbetriebs voll ist, obwohl der Betrieb davon gar nichts weiß…das alles macht das Spiel mühsam. Zumal SimCity teilweise langsam reagiert und wir ein Problem schon lange gelöst haben, während unser Berater aber weiterhin die gleiche Warnung wiederholt und wiederholt.

Wir brauchen sauberes Wasser, Schulen, Polizei und Krankenstationen, Müllabfuhr, einfach alles, was im realen Leben auch verlangt und benötigt wird. Die Ansprüche steigen im Verlauf der Zeit etwas, sind aber immer managebar. Zudem können wir unsere Stadt spezialisieren. Wollen wir ein Glückspielmoloch werden, uns Ölmagnat nennen, Elekronikprodukte herstellen oder doch lieber ganz auf Touristen setzen? Die Wahl bleibt uns überlassen. Haben wir eine Universität in der Stadt können wir diese auch mit Studienfächer wie Wirtschaft, Medizin oder Ingenieurswesen spezialisieren und im Anschluss Forschungsprojekte des jeweiligen Faches starten, die am Ende der gesamten Stadt nutzen.

…bis an die eng gesetzten Grenzen

Das Spiel verursacht selbst das größte Problem. Wer SimCity spielt, will Metropolen managen und nicht Kleinstädte. Metropolen sind allerdings so gut wie unmöglich, denn wir dürfen nur innerhalb eines vorgegebenen Quadrats bauen. Das macht schnell keinen Spaß und frustriert. Auf der anderen Seite haben wir irgendwann auch keine neuen Gebäude mehr, die wir bauen möchten, weil unsere Stadt mit allem versorgt ist und das abwechlungsreiche Angebot an Möglichkeiten fehlt. Sind unsere Sims glücklich, wird automatisch das betreffende Haus aufgewertet. So wird aus einem kleinen Trailerpark bald ein Hochhaus. Da mehr Einwohner pro Haus auch mehr Platz benötigen ist vor allem wichtig, dass wir die freien Stellen in unserer Stadt gut managen, weil wir ansonsten Häuser wieder abreisen müssen. Egal wo wir bauen, welche Welt wir uns aussuchen, jedesmal steht uns nur ein vorgegebenes Quadrat zur Verfügung und das reicht nicht für super langen Spielspaß, denn irgendwann ist – im wahrsten Sinne des Wortes – einfach Ende Gelände. Und wer will schon jedesmal eine neue Stadt errichten, wenn er Stunden in die Entwicklung der bereits Bestehenden investiert hat? Ich zumindest nicht. Zwar kann so der Wiederspielwert etwas erhöht werden, aber wirklich überzeugt hat mich diese Eingrenzung überhaupt nicht. Zumal SimCity uns auch nicht erlaubt, Gebäude zu drehen, was wiederum den Straßenbau ins Langweilige führt, weil wir am besten ein ödes Gitternetz bauen, anstelle von Kreisverkehren, obwohl das auch möglich ist. Es ist Blödsinn, dass man die Berge nicht plattmachen kann. Wer spielt denn ein Gebiet mit Bergen und Flüssen, wenn das nur noch mehr Platz wegnimmt?

Man lernt das auch erst alles beim Spielen selbst und das vorallem aus gemachten Fehlern, die niemand vorausahnen kann. So habe ich einige Häuser aus der höheren Einkommensschicht verloren, weil ich nicht wusste, dass ich mein Rathaus ausbauen muss, um Bildung, Verkehr oder Tourismusmöglichkeiten zu verbessern bzw. mehr unter meine Kontrolle zu bekommen. So nimmt also alleine dieses Gebäude mehr Platz weg, als notwendig. Ich kann hier bei einer Fehlentscheidung auch nicht wieder einen Anbau des Gebäudes abreißen, es ist schlichtweg unmöglich. Das habe ich gelernt, als ich einen Teil meiner Müllhalde wieder planieren wollte und dabei die komplette Anlage verloren habe.

Unsere Bevölkerung stellt uns regelmäßig Nebenaufgaben, die sich teilweise nur wiederholen oder sich ohne mein Zutun von alleine lösen. So habe ich eine Müllverbrennungsanlage aufgestellt, was sofort zu Protesten führte, da ich nun die Luftverschmutzung erhöht habe. Keine Minute später und wahrscheinlich dem Wind geschuldet, hatte ich ohne irgendwas zu verändern, das Problem gelöst und die Nebenaufgabe auch. Andere bestehen aus Aufgaben, die ich schon gar nicht annehmen will, weil sie mich Bauplatz kosten, den ich für wichtigere Gebäude wie Schulen, Krankenhäuser oder Wohnungen nutzen möchte. Unfreiwillig Baugrund schaffen hin und wieder auftauchende Katastrophen, die im späteren Spielverlauf hinzukommen. Ein kleiner Tornado fegte so ein paar Häuser weg, während ein Erdbeben mein gerade erst teuer erstandenes Krankenhaus, eine ausgebaute Polizeistation und meine eigene Bürgermeistervilla dem Boden gleichmachte. Ein Verlust von über 200.000 Simoleons.

Um das Platzproblem zu lösen, ist mein neuer Ansatz, mehrere Gebiete zu nutzen, da meine Einwohner auch in andere Regionen reisen, wenn es dort Arbeitsplätze oder Unterhaltungsangebote gibt. Allerdings kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass diese Lösung mir persönlich mehr Spaß macht. Zumal es kein gemeinsames Konto für alle Regionen gibt, Nebenaufgaben sich wiederholen und das Großprojekt auch kein wirklicher Anreiz ist. Auch der Wechsel zwischen den Städten ist mühsam und die Ladezeiten machen es auch nicht besser.

Städteleben und Verkehrslärm

Die Grafik ist gut, aber nicht herausragend. Egal, ob man in die Stadt hineinzoomt oder heraus, teilweise fehlen Texturen (Straßen bekommen plötzlich braune Flecken) oder wirken leicht verschwommen. Das ist allerdings kein großes Hindernis in SimCity, schließlich ist viel Leben und Treiben in der Stadt mit vielen kleinen Details. Das Leben wird nur manchmal etwas skuril, wenn die KI-Fehler in Absurdität übergehen: Wenn plötzlich aus dem Nichts 20 LKWs auftauchen und in einer Reihe durch die Straßen düsen oder wenn sich vor einem kleinen Haus eine lange Schlange bildet, weil in dem geschätzten Zwei-Bett-Gebäude mindestens 30 Sims zu Leben scheinen.

Es gibt Sonne und Regen und wir haben einen natürlichen Tagesablauf, bei dem Nachts die Sims schlafen und auch die Müllabfuhr und die Geschäfte im verdienten Feierabend sind. Die Regionen sind leider etwas detailarm und nur die eigene Stadt haucht Leben in das sonst so triste Gebiet ein.

Die Musik ist angenehm im Hintergrund. Leider bleibt es nur bei den gleichen, sich wiederholenden Klängen, Abwechslung für die Ohren wird nicht geboten. Die Sims reden natürlich in ihrem Phantasie-Gebrabbel was netterweise durch Textblasen übersetzt wird und je näher man in die eigene Stadt hineinzoomt, desto lauter wird der Verkehrslärm. So können wir Staus also auch jederzeit durch aufgeregtes Hupen ausfindig machen und müssen nicht lange nach Verkehrsproblemen suchen. Leider ist der Verkehr so ziemlich das Einzige, was wir in unserer Stadt hören.

Fazit – Es hätte so schön werden können

SimCity hätte ein so gutes Spiel werden können. Ist es aber leider nicht. Von den anfänglichen Serverausfällen mal abgesehen, es macht nur ein paar Stunden Spaß. Größtes Manko der Simulation ist die kleine Gebietskarte. Warum gibt der Entwickler mir vor, wie groß meine Stadt werden darf? Onlinezwang ist nervig, weil ich nicht selbst speichern kann, es gibt kein Drehen der Gebäude, kein Verschieben, keinen Undo-Button. Vermeintliche Kleinigkeiten, die aber eigentlich in eine solche Simulation gehören. Wenn damit das Spiel herausfordernder werden soll, dann ist es nicht gelungen, denn SimCity spielt sich fast alleine, die Rückmeldungen aus der Bevölkerung und meiner Berater sind widersprüchlich. Es fehlt vollkommen an Transparenz, während es an KI-Fehlern dagegen wenig mangelt.

Wer sich von der Kritik nicht abschrecken lässt, kann SimCity bei Amazon direkt käuflich erwerben.

Kommentare
 
Kommentiere »

 

Du musst eingeloggt sein zum kommentieren